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Das Andere Davos 2018

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Das Andere Davos 2018 – feministisch, solidarisch, kämpferisch!

Auch diesen Januar findet in Davos das World Economic Forum (WEF) statt. Dieses Treffen vereint die mächtigsten „Wirtschaftsführer“, einflussreiche Politiker*innen sowie die Verantwortlichen von internationalen Institutionen wie IWF, WTO oder EZB. Die Organisator*innen und Teilnehmer*innen des WEF versuchen der Öffentlichkeit zu zeigen, dass sie ernsthaft an der Lösung gesellschaftlicher Probleme interessiert seien. Dabei sind es gerade sie, die als Repräsentant*innen der kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung täglich Armut und Unterdrückung verursachen.

Um eine Gegenöffentlichkeit zum WEF zu schaffen, organisiert die Bewegung für den Sozialismus BFS in Zürich am Freitag, 12. Januar und Samstag, 13. Januar 2018 ein alternatives Forum – das Andere Davos.

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Das diesjährige Andere Davos stellt die Rolle von Frauen in weltweiten sozialen Kämpfen in den Mittelpunkt der Diskussionen. Ni Una Menos in Argentinien ist eine feministische Bewegung unter deren Motto – Nicht eine weniger – seit 2015 Zehntausende gegen jegliche Form von Gewalt an Frauen* demonstrieren. Diese Protestbewegung inspirierte seither Frauen* in verschiedenen Teilen der Welt. Ihre Forderungen wurden in Massenbewegungen wie Non Una di Meno in Italien weitergetragen, wirkten auf den Black Protest in Polen, welcher den Widerstand gegen ein totales Abtreibungsverbot umfasst, und beeinflussten den Women’s March in den USA, welcher den Start zu den vielfältigen Protesten gegen die Wahl Trumps markierte. Diese Massenbewegungen zeigen aktuell die Vorreiter*innenrolle von Frauen* und feministischen Forderungen in sozialen Kämpfen.

Auch in der Alltagskultur – beispielsweise in Songtexten von Popstars – scheint Feminismus zum Hype geworden zu sein. Es wird sogar von einem „feministischen Frühling“ gesprochen. Gleichzeitig sind aber im Zuge des weltweiten Rechtsrutsches antifeministische Tendenzen und Vorstösse an der Tagesordnung. Widersprüchlicherweise versuchen sich eben diese reaktionären Kräfte in einer Vereinnahmung feministischer Ansätze, um ihre rassistische und antimuslimische Hetze zu legitimieren.

Am Anderen Davos 2018 wollen wir gemeinsam beleuchten, warum feministische Perspektiven so grosses Potenzial in sozialen Kämpfen darstellen. Sind sie mehr als Reaktion auf den Rechtsrutsch oder als Aufbegehren gegen die andauernden patriarchalen Strukturen zu verstehen? Weiter fragen wir kritisch, ob es überhaupt angemessen ist, von einem weltweiten feministischen Aufschwung zu sprechen. Zentral ist für uns die Diskussion mit den Referent*innen, um dank dem Einblick in ihre Erfahrungen als Aktivist*innen zu verstehen, wieso feministische Forderungen nur mit antirassistischer, antikapitalistischer und internationalistischer Perspektive eine solidarische und kämpferische Alternative zu Patriarchat und Kapitalismus bieten.

Das Ziel des Anderen Davos ist es der Vernetzung der Herrschenden unsere solidarischen Ideen und die kollektive Organisierung von unten entgegenzusetzen. Wir wollen Aktivist*innen aus verschiedenen sozialen Bewegungen und unterschiedlichen politischen Zusammenhängen aus verschiedenen Teilen der Welt zusammenbringen, uns mit ihnen austauschen, um schliesslich gemeinsam Perspektiven und Anstösse für eine solidarische Welt gewinnen zu können. Unsere Gäste kommen dieses Jahr aus Argentinien, den USA, Italien, Frankreich, Deutschland, Algerien und der Schweiz.

Die Konferenz wird auf Deutsch, Englisch und Französisch übersetzt. Zudem wird am Samstag während dem ganzen Programm in der Spielbaracke auf dem Kanzleiareal eine Kinderbetreuung organisiert. Anschliessend an das offizielle Programm gibt es am Samstagabend eine Soliparty mit Essen im Provitreff in Zürich.

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Freitag Abendplenum: Feminismus und antimuslimischer Rassismus
19:00-21:30

Alle kennen die Stereotypen von gewalttätigen jungen arabischen Männern, welche angeblich nur nach Europa kommen, um zu stehlen, Frauen sexuell zu misshandeln und Terroranschläge zu verüben. Die Medien befeuern die Hetzkampagnen der rechten Parteien, was ein islamophobes Bild in der Gesellschaft verfestigt. Vielfach argumentieren rechte Exponent*innen im Namen von Frauenrechten, um weitere Angriffe gegen Geflüchtete, insbesondere gegen Muslim*innen, zu legitimieren. Als Kontrast portraitieren sie die „abendländische“ Kultur als fortgeschrittene, emanzipierte Realität.
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Die einzelnen Länder Europas stehen in verschiedenen Traditionen von antimuslimischen Propaganda- und Hetzkampagnen. Frankreich ist ein Land mit einer kolonialen Vergangenheit. Ein grosser Anteil der muslimischen Bevölkerung wohnt seit Generationen in Frankreich und ist täglich strukturellem Rassismus ausgesetzt. In der Schweiz oder Deutschland erleben vor allem viele neuankommende muslimische Migrant*innen eine brutale Eingliederung in die unteren Schichten der Gesellschaft. Trotz diesen Unterschieden ist europaweit eine vergleichbare Zunahme an rechter Hetze und konservativem Backlash festzustellen.

Die öffentliche Debatte wird davon dominiert, ob Kopftuch-Burkini-Burka-oder Minarettverbote zielführend seien. Die SVP dient in dieser Hinsicht anderen rechten und rechtsextremen Parteien in Europa als Vorbild, da sie das Minarettverbot, die Masseneinwanderungs- und die Ausschaffungsinitiative mittels Sündenbockrhetorik und Angstpropaganda durchsetzen konnten. Diese Hetzkampagnen dienen hierzulande als Ablenkung von relevanten gesellschaftlichen Fragen und erschweren den Kampf für eine Gesellschaft, die die Ungleichheiten zwischen Geschlechtern, der Klasse und der Herkunft überwindet.

Als linke Aktivist*innen werden wir immer wieder mit der Frage der Religion konfrontiert, weil wir eben die Angstmacherei der Rechtspopulist*innen kontern und ihre Argumente auseinandernehmen müssen. Deswegen wollen wir an diesem Abendplenum eine Diskussion zu feministischen Perspektiven gegen antimuslimischen Rassismus und islamophobe Kampagnen führen. Die Erfahrungen aus den europäischen Ländern sollen dabei durch den Austausch mit einer Aktivistin aus Algerien bereichert werden.

Mit Zohra Moussaoui, feministische Aktivistin aus Algerien,

Violaine L’île, Mitglied der Nouveau Parti Anticapitaliste (NPA) aus Frankreich,

Katharina Pühl, Mitarbeiterin der Rosa Luxemburg Stiftung in Berlin,

und einer Aktivistin der Bewegung für den Sozialismus (BFS) aus Zürich. [/show_more]

Samstagmorgen, Workshops 1
10:30-13:00

Ni Una Menos: Der Kampf gegen Gewalt an Frauen* in Argentinien (Weisser Saal)

Im Juni 2015 gingen in Argentinien 500‘000 Menschen unter dem Motto Ni Una Menos (Nicht eine Weniger) auf die Strassen. Sie protestierten gegen jegliche Form von Gewalt an Frauen*. Seither hat sich diese Mobilisierung zu einer andauernden und breit abgestützten Bewegung entwickelt, welche die Unterdrückung von Frauen* grundsätzlich bekämpfen will.

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Machismus und Gewalt an Frauen* prägen den Alltag in Lateinamerika in unterschiedlicher Weise, auch unter „progressiven“ Regierungen: Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse, Lohnungleichheit, die Gewalt durch die Medien, Übergriffe auf der Strasse, Menschenhandel, unfreiwillige Prostitution, Vergewaltigungen, Morde aus Eifersucht oder aufgrund patriarchaler Familienstrukturen, und all die Toten wegen illegalisierter Abtreibungen. Die Anzahl der Feminicidos (Morde an Frauen* aus sexualisierten und sexistischen Gründen) ist enorm hoch. In Argentinien wird durchschnittlich jeden Tag eine Frau* ermordet.

Seit 2015 finden – nach einem weiteren schockierenden Mord an einer jungen Frau – in Argentinien regelmässig Demonstrationen, Streiks und Frauenkongresse statt. Einer der wichtigsten ist der nationale Frauenkongress, der schon seit den 1990er-Jahren besteht. 2016 haben in Rosario unglaubliche 70’000 Frauen* daran teilgenommen. Die Bewegung Ni Una Menos wurde zur Inspiration für weltweite feministische Proteste: In ganz Lateinamerika gab es Solidaritätsaktionen, in Polen gipfelte 2016 eine Socialmedia-Kampagne für das Recht auf Abtreibung in einem Frauen*-Streik und in Italien haben sich unter dem dem gleichen Motto – Non Una di Meno – tausende Frauen* mobilisiert.

Gleichzeitig wurde in Argentinien mit dem konservativen Mauricio Macri ein Präsident gewählt, der durch die Kürzungen von Geldern für Frauenhäuser und für die Unterstützung von Betroffenen die machistische Situation zusätzlich verschärft. Ausserdem kam es zu einer extremen konservativ-patriarchalen Reaktion auf die Bewegung: Vielen Frauen* wurde von ihren Männern gewalttätig verboten, an den Mobilisierungen teilzunehmen.

Im Workshop wird eine junge argentinische Aktivistin die Ni Una Menos-Bewegung vorstellen. Sie wird vom Entstehungskontext der Mobilisierungen berichten sowie Widersprüche, Stärken und Schwächen dieser Bewegung darlegen. Gemeinsam wollen wir diskutieren, welche Perspektiven es für internationalistische, feministische Kämpfe gibt und wie wir unseren alltäglichen Kampf gegen Gewalt an Frauen* und reaktionäre Gegenschläge organisieren können.

Mit Lucía Sbriller, Aktivistin von Ni Una Menos aus Buenos Aires und Mitglied der sozialistischen Organisation La Caldera.

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Who cares? Pfleger*innen und Betreuer*innen mucken auf! (Zimmer 20)

Das Gesundheits- und das Betreuungswesen sind ein zentrales Konfliktfeld jeder kapitalistischen Gesellschaft, weil die Bedürfnisse der Patient*innen und der Angestellten denjenigen der privaten, kapitalistischen Akteure – allen voran der Krankenversicherungen, der Spital- und Krippenverbände und der Pharmaindustrie – diametral gegenüberstehen.

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Die profitorientierten Unternehmen und ihre politischen Verbündeten sehen im Gesundheits- und Betreuungssektor ein enormes Wachstums- und Investitionsfeld. Mittels Ökonomisierung, Privatisierungen und Sozialabbau versuchen sie dieses Feld stetig zu vergrössern. Diese Massnahmen führen zu erheblichen Risiken und Nebenwirkungen. Sie stärken nicht nur die Entwicklung einer Zwei-Klassen-Medizin, sondern sind unweigerlich mit Angriffen auf die Löhne und die Arbeitsbedingungen der überwiegend weiblichen Angestellten verbunden. Diese Angriffe haben also auch einen spezifisch sexistischen Charakter.

Aufgrund des ökonomischen Drucks ist den Pfleger*innen und Betreuer*innen immer weniger möglich, ihre persönlichen Ansprüche an den Beruf mit den profitgeleiteten Anforderungen der Institutionen und Betriebe zu vereinen. Der damit verbundene moralische Stress wirkt sich nicht nur auf die Gesundheit der Pfleger*innen und Betreuer*innen, sondern auch auf diejenige der Patient*innen aus.

Ausgehend von den persönlichen Erfahrungen im Berufsalltag von Pfleger*innen und Betreuer*innen, versuchen wir Gemeinsamkeiten zwischen den beiden feminisierten Berufsgruppen herauszuarbeiten, um anschliessend auf die politischen und wirtschaftlichen Ursachen der Probleme im Gesundheits- und Betreuungsbereich zu sprechen zu kommen. In der Diskussion sollen auch die Erfahrungen von Widerstand gegen die Privatisierungs- und Sozialabbaumassnahmen sowie Ansätze gewerkschaftlicher Organisierung thematisiert werden.

Mit Aktivist*innen der Pfleger*innengruppe „Stammtisch Santé“, der Betreuer*innengruppe „trotzphase“ und der Bewegung für den Sozialismus (BFS).

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Femonationalismus: Die Rechte und ihr angeblicher Kampf für Frauenrechte (Grüner Saal)

Vordergründig überrascht es, dass Frauen wie Marine Le Pen in Frankreich oder Alice Weidel in Deutschland an der Spitze rechtsextremer Parteien stehen. Denn sexistische Vorstellungen und antifeministische Forderungen sind tief verankert in rechten Bewegungen und ihrer Propaganda. Doch plötzlich erhoben Le Pen, Weidel und Konsorten pseudofeministische Debatten zum ideologischen Schlachtfeld, auf dem die radikale Rechte ihren „Kampf der Kulturen” ausficht.

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Frauenrechte als Symbol der Überlegenheit westlicher Werte werden für islamophobe Hetze instrumentalisiert, indem der Islam gegenteilig als ultra-patriarchal dargestellt wird. Ein Blick in die rechtsnationalen Parteiprogramme offenbart aber deren reaktionären und frauenfeindlichen Werte. Der Front National unter Le Pen beispielsweise will die finanzielle Unterstützung für Abtreibungen einschränken.

Die Bezugnahme der extremen Rechten auf Frauenrechte wird in feministischen Debatten unter dem Begriff „Femonationalismus” diskutiert. Die Instrumentalisierung feministischer Diskurse hat rassistische und islamophobe Ideen bis in die Mitte der Gesellschaft getragen und salonfähig gemacht. Beispiele sind die rassistischen Reaktionen auf die Vorfälle in Köln an Silvester 2015 oder die Burka-Kopftuch-Burkini-Debatten in verschiedenen Regionen Europas. Dabei werden muslimische Frauen als Opfer ihrer eigenen Kultur dargestellt, die nur durch Assimilation „gerettet“ werden können. Muslimische Männer dagegen werden durchwegs als barbarische Vergewaltiger inszeniert, die eine unmittelbare Gefahr für alle Frauen bedeuten, und deshalb ausgeschafft gehören.

Im Workshop analysieren wir „Femonationalismus“ kulturell und ideologisch, legen den Fokus aber auf seine materiell-ökonomischen Grundlagen. Damit ist gemeint, dass femonationalistische Argumentationsmuster die europäische Asyl- und Integrationspolitik im Zusammenhang mit der Nachfrage nach (weiblichen) migrantischen Arbeitskräften prägen. Daher wollen wir auch feministische, antirassistische und antikapitalistische Widerstandsstrategien sowie ihre notwendige Verbindung diskutieren.

Mit Katharina Pühl, Mitarbeiterin der Rosa Luxemburg Stiftung in Berlin,

und Violaine L’île, Aktivistin der Nouveau Parti Anticapitaliste (NPA) in Frankreich.

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Frauenkampf in der Gewerkschaft und die feministische Bewegung Non Una di Meno in Italien (Zimmer 22)

Italien befindet sich nach wie vor in einer tiefen ökonomischen Krise. Insbesondere die italienischen Finanzinstitute müssen regelmässig mit Steuergeldern vor dem Bankrott gerettet werden. Letztes Beispiel ist die Rettung der Traditionsbank Monte die Paschi 2017. Die Bankenrettungen führen zu Milliardenlöchern in der Staatskasse und ziehen auch 10 Jahre nach Ausbruch der kapitalistischen Wirtschaftskrise weiterhin Austeritätsprogramme nach sich.

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Im Herbst 2017 lancierte die Regierung unter Ministerpräsident Gentiloni (Partito Democratico) weitere politische und soziale Angriffe auf die lohnabhängige Bevölkerung. Diese betreffen unter anderem das Streikrecht, den Kündigungsschutz der Angestellten im öffentlichen Dienst und das Rentenalter.

Eine breite Reaktion von Seiten der Gewerkschaften und der sozialen Bewegungen auf diese Angriffe blieb bisher aus. Mobilisiert haben sich in den letzten Jahren hingegen andere gesellschaftliche Sektoren. Inspiriert durch die Frauenbewegung in Argentinien Ni Una Menos haben am 26. November 2016 300‘000 Frauen in Rom unter dem gleichen Motto Non Una di Meno gegen Gewalt an Frauen demonstriert. Seitdem hat sich diese Bewegung weiterentwickelt. Am 8. März 2017 haben feministische Kollektive in ganz Italien zu einem Generalstreik aufgerufen. Damit wurden Ansätze geschaffen, die Bewegung gegen Gewalt an Frauen mit weiteren sozialen, politischen und gewerkschaftlichen Forderungen zu verknüpfen.

Im folgenden Workshop soll diskutiert werden, was nötig wäre, damit die Gewerkschaften in der Lage sind eine kämpferische Antwort auf die langjährige Austeritätspolitik zu geben. Die Gewerkschafterin Eliana Como wird von ihrer Arbeit in der FIOM (Federazione Impiegati Operai Metallurgici; grösste Metallarbeiter*innengewerkschaft in Italien) und von den Herausforderungen in dieser stark männlich dominierten Branche berichten. In der Metallindustrie sind lediglich 20% Frauen angestellt. Die Mehrheit davon arbeitet in den Niedriglohnsektoren der Branche; am Laufband oder in der Montage. Im Workshop fragen wir uns, inwiefern eine frauenspezifische, gewerkschaftliche Organisation gegen diese prekäre Arbeitslage existiert.

Ebenfalls Thema des Workshops ist die Frage, inwiefern eine intersektionale Verbindung zwischen der gewerkschaftlichen Arbeit und der feministischen Bewegung gegen die Gewalt an Frauen möglich ist, und welche Anstrengungen nötig wären, um diese Verknüpfung zu stärken.

Mit Eliana Como, Gewerkschafterin der FIOM und Aktivistin der Sinistra Anticapitalista in Italien.

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Samstagmittag, Workshops 2
14:30-17:00

Frauenrechte und Frauenbewegungen in den USA unter Trump (Weisser Saal)

Bereits vor seinem Einzug ins Weisse Haus machte Donald Trump seine Verachtung für Frauen und ihre Rechte klar. So sprach er sich bereits im Wahlkampf für Strafen für Frauen aus, die abtreiben wollen. Neben solchen konkreten, frauenfeindlichen Angriffen fiel Trump auch durch unzählige sexistische Äusserungen auf.

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Kaum Präsident, erfüllte Trump dann auch die übelsten Erwartungen. So ernannte er den Abtreibungsgegner Tom Price zum Gesundheitsminister. Er annullierte ein Dekret, welches gleiche Bezahlung von Bundesangestellten aller Geschlechter garantieren sollte. Im April 2017 blockierte Trumps Regierung die US-Beiträge für den UN-Bevölkerungsfond, der weltweit reproduktive Gesundheitsvorsorge bereitstellt. Und auch die Bundesgelder, welche innerhalb der USA Abtreibungen und den Zugang zu Verhütungsmitteln mitfinanzieren, stehen auf Trumps Abschussliste.

Deshalb war der heftige und breite Widerstand am Tag nach seiner Amtseinführung am 21. Januar 2017 sehr beeindruckend und motivierend. In den USA und auf der ganzen Welt beteiligten sich Frauen* in den folgenden Monaten an den Women’s Marches. In Städten quer durch die Vereinigten Staaten gingen insgesamt vier Millionen Menschen auf die Strasse. Doch nicht nur Frauen demonstrierten gegen die ultrarechte Regierung. Immigrant*innen, die BlackLivesMatter-Bewegung und viele mehr vereinten sich im Widerstand gegen die Administration Trump.

In diesem Workshop wollen wir mit einer Aktivistin aus Brooklyn diskutieren, inwiefern es in den USA einem Aufschwung der feministischen Bewegung gibt. Was können wir dem Generalangriff der Administration Trump auf die sozialen Errungenschaften entgegensetzen? Wie können wir die einzelnen Kämpfe verbinden und dadurch solidarische Perspektiven für eine Welt frei von Sexismus, Rassismus und Klassengegensätzen erkämpfen?

Mit Sherry Wolf, Aktivistin der International Socialist Organization (ISO) in den USA, Autorin des Buches Sexuality and Socialism und Teil des Redaktionskomitees der Theoriezeitschrift International Socialist Review.

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Care-Arbeit und Migration (Zimmer 20)

Sie kommen für ein paar Monate im Jahr in die Schweiz und wohnen gleich am Arbeitsort. So stehen sie 24 Stunden am Tag auf Abruf; leisten im Haushalt einer pflegebedürftigen Person Betreuungs- und Hausarbeit. Heute auch unter dem Begriff Care-Migrantinnen bekannt, sind sie die modernen Saisonniers, die bei uns die Sorgelücken füllen, wo vormalige Sorge- und Arbeitsarrangements in der Familie, zwischen den Generationen und zwischen den Geschlechtern nicht mehr greifen.

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Mit der Osterweiterung der Personenfreizügigkeit im Jahr 2011 hat sich ein stetig wachsender Markt für 24h-Seniorenbetreuung herausgebildet. Sogenannte Home Care-Agenturen rekrutieren meist weibliche Betreuungskräfte aus osteuropäischen Ländern und vermitteln sie in Schweizer Privathaushalte. Derweil hält der Bundesrat gemäss einem Entscheid im Juni 2017 weiterhin daran fest, die im Privathaushalt geleistete Care-Arbeit vom Arbeitsgesetz auszunehmen. Dies ist der übliche Umgang mit sozialen Fragen, welche sich im Zusammenhang mit den EU-Personenfreizügigkeitsabkommen stellen. Wenn keine verbindlichen Schutzmassnahmen existieren, folgen Lohndumping und Prekarisierung für die Beschäftigten.

Betreuungs- und Sorgearbeit ist eine typisch feminisierte Tätigkeit, ein Teil der historisch unbezahlten Reproduktionsarbeit. Heutzutage wird diese Arbeit im neu entstandenen Dienstleistungsmarkt teils vergütet. Doch die Diskriminierung hat nicht abgenommen, sondern hat aufgrund der Auslagerung dieser Arbeit an Migrantinnen nebst der Geschlechtskomponente auch eine auf der Herkunft der Betroffenen basierenden Komponente.

In diesem Workshop wollen wir die Rahmenbedingungen der meist im Unsichtbaren geleisteten Care Arbeit genauer beleuchten. Weiter möchten wir über die Perspektiven von selbstorganisiertem Widerstand am Beispiel des Care-Arbeiterinnenkollektivs Respekt diskutieren.

Mit Sarah Schilliger, Soziologin und Forscherin mit Schwerpunkt Care und Migration, Mitinitiantin des Netzwerks Respekt,

und Bozena Domanska, ehemalige 24h-Betreuerin, Mitgründerin des Netzwerks Respekt.

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Gegen Neoliberalismus und religiöse Reaktion: soziale und feministische Kämpfe in Algerien (Grüner Saal)

Das greise und autoritäre Regime in Algerien – repräsentiert durch den 80-jährigen Präsidenten Abd al-Aziz Bouteflika – steckt in einer tiefen politischen Krise, die ihren Ausdruck in den Kämpfen zwischen den verschiedenen Lagern der korrupten herrschenden Klasse findet und von einer sich verschlechternden wirtschaftlichen Situation begleitet wird.

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Seit dem weltweiten Fall der Rohstoffpreise ab 2014 versiegten die Einnahmen des stark vom Öl- und Gasexport abhängigen Landes, was das Regime als Anlass weiterer einschneidender Austeritätsprogramme nahm. Die jahrelangen neoliberalen Strukturanpassungsprogramme haben ihre Spuren hinterlassen. Die Kaufkraft der Bevölkerung schwindet, die Arbeitslosigkeit ist enorm, das minimale staatliche Gesundheitssystem leidet an chronischer Unterfinanzierung, die Wohnungssituation und der Zustand der städtischen Infrastruktur ist prekär und Armut insbesondere in ländlichen Gegenden weit verbreitet. Gerade junge Menschen und Frauen sind überproportional stark von diesen sozialen Diskriminierungen betroffen.

In diesem Klima von wirtschaftlicher Krise und sozialer Misere versuchen reaktionäre, islamistische Strömungen den entstehenden Unmut in der Bevölkerung für ihre Zwecke zu instrumentalisieren und greifen insbesondere die bestehenden kulturellen Freiheiten und sozialen Rechte der Frauen an.

Auch wenn es in Algerien anlässlich der Revolten in den arabischen Ländern nach 2011 verhältnismässig ruhig blieb, kam es in den letzten Jahren immer wieder zu bemerkenswerten sozialen Kämpfen von Gewerkschaften, Arbeitslosenvereinigungen, Quartierkomitees und Studierenden. Insbesondere Frauen stehen immer wieder an der Spitze dieser Bewegungen und kämpfen auf verschiedene Arten für das Ende der weitverbreiteten sexualisierten Gewalt, für das Recht auf Selbstbestimmung im Alltag – unter anderem was die Auswahl ihrer Kleider betrifft – und denunzieren die Feminisierung der Armut und der Prekarität.

Im Workshop wollen wir ausgehend von den existierenden sozialen und feministischen Kämpfen in Algerien über deren emanzipatives Potenzial diskutieren und der Frage nachgehen, wie sowohl der unsozialen neoliberalen Politik, als auch der religiösen Reaktion entgegengetreten werden kann.

Mit Zohra Moussaoui, feministische Aktivistin aus Algerien,

und Nadir Djermoune, Stadtplaner und Aktivist der Parti Socialiste des Travailleurs (PST).

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Feministische Kämpfe in der Schweiz (Zimmer 22)

Die Geschlechterdiskriminierung ist nach wie vor ein zentrales Merkmal des schweizerischen Kapitalismus. Die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen äussert sich nicht nur in den fortdauernden Lohnunterschieden bei gleicher Arbeit, sondern zeigt sich auch in den häufig prekären Arbeitsbedingungen, die in „typisch weiblichen“ Berufen vorherrschen.

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Diverse Studien belegen, dass Frauen nicht nur als „gewöhnliche Lohnabhängige“ am Arbeitsplatz ausgebeutet werden, sondern zugleich mit einer Reihe weiterer diskriminierender Faktoren zu kämpfen haben. Die sind unter anderem die Doppel- oder Dreifachbelastung, die sich aus der Hausarbeit, der Kindererziehung oder Betreuung älterer/kranker Menschen sowie der Erwerbsarbeit ergibt; sexuelle Diskriminierung und Gewalt am Arbeitsplatz, zuhause und/oder in der Freizeit; tiefere Löhne, prekärere Arbeitsbedingungen und schlechtere Aufstiegschancen.

Angelica Lepori ist Aktivistin der Bewegung für den Sozialismus und arbeitet an der Hochschule für Soziale Arbeit im Tessin. Sie setzt sich seit Jahren mit den Arbeitsbedingungen von Frauen in der Schweiz auseinander. Im Workshop wollen wir unter anderem folgende Themen ansprechen: Wie hängen Geschlechterdiskriminierung, Patriarchat und Kapitalismus zusammen? Welche Folgen hat die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen in der Arbeitswelt? Welche Art von Politik brauchen wir, um eine klassenkämpferische und feministische Perspektive zu entwickeln, die zugleich auf die Solidarität unter den Lohnabhängigen setzt, ohne aber sexuelle (und andere) Formen der Diskriminierung und Spaltung zu übersehen oder gar zu reproduzieren? Welche feministischen Kämpfe waren in den vergangenen Jahren in der Schweiz erfolgreich? Gibt es in der Schweiz auch intersektionale Kämpfe, die sowohl klassenkämpferisch, feministisch wie auch antirassistisch sind?

Mit Angelica Lepori und weiteren Aktivist*innen der Bewegung für den Sozialismus (BFS).

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Samstag Abendplenum: Ein internationaler feministischer Aufschwung gegen die politische Misere?
18:00-20:00

Es sieht nicht unbedingt gut aus. Als Mensch, dem Solidarität und Gerechtigkeit wichtig ist, kann es einem durchaus bange werden. Seit dem Jahresanfang 2017 ist in den USA Donald Trump Präsident. Nebst dem Produzieren von politischen Skandalen und dem Legitimieren von sexuellen Übergriffen hat diese Personifizierung der Spitze des rechten Eisbergs nun auch noch damit begonnen, offen über einen Atomkrieg nachzudenken. In Europa wiederum sehen wir uns in praktisch allen Ländern mit einem Aufschwung von rechtspopulistischen bis offen rechtsextremen Gruppierungen konfrontiert, die mittlerweile in den Parlamenten Einzug gehalten haben und mit den Technokraten neoliberalen Verschnitts den Abbau unserer Löhne und sozialen Absicherungen vorantreiben.
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Doch noch etwas anderes verkörpert die aufsteigende „Neue Rechte“, die so neu nicht ist: Die Ablehnung aller erkämpften Fortschritte, insbesondere der Frauenrechte. Die Angriffe auf das Recht zu lieben, wen man möchte, auf das Recht abzutreiben etc. Propagiert dagegen wird die Familie, die Unterschiedlichkeit von Mann und Frau und die damit einhergehende Rolle der Frau als „Gebärerin“ und „Hausfrau“.
Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass Frauen an der Spitze des Widerstands gegen diese Angriffe stehen. Von Argentinien ausgehend startete 2015 die Bewegung Ni Una Menos und verbreitete sich schnell in andere Länder wie beispielsweise Italien. Sie richtete sich in erster Linie gegen die allgegenwärtige sexuelle Gewalt an Frauen und fand damit nicht nur Resonanz, sondern Millionen von Unterstützerinnen. In den USA haben nach der Wahl von Trump die Women’s Marches für grosses Aufsehen gesorgt. Auch in der Schweiz fand im März 2017 ein Women’s March statt, der in seiner Grösse doch überraschend war und der feministische Kritik wieder unüberhörbar machte. Allen diesen Bewegungen ist gemein – und sie sind nur eine kleine Auswahl, es gäbe viele weitere Beispiele aus Irland, Indien, Algerien, Ägypten, Russland und so weiter –, dass sie sich nicht nur gegen sexuelle Gewalt oder einen Präsidenten richteten. Wesentliche Teile der Bewegungen stellten jeweils die gesellschaftlichen Verhältnisse grundsätzlicher in Frage. Sie fingen an Unterdrückung und Ausbeutung, soziale Ungleichheit und Patriarchat in eine Beziehung zu setzen. Sehen wir darin nicht nur einen weltweiten Aufschwung der Frauen*bewegung, sondern womöglich von sozialen Kämpfen insgesamt?
Diese Frage möchten wir mit Aktivistinnen aus Argentinien, den USA, Italien und der Schweiz diskutieren. Wir wollen herausfinden, in welcher Beziehung die feministischen Kämpfe zu den gesellschaftlichen Entwicklungen stehen, als was sie sich selbst verstehen und wie sie sich weiterentwickeln können. Gleichzeitig werden wir versuchen auch nach den internationalen Bezügen zu fragen und ein Verständnis davon zu entwickeln, wo der Kampf für eine freie und solidarische Gesellschaft steht.
Mit Lucía Sbriller, Aktivistin von Ni Una Menos aus Buenos Aires und Mitglied der sozialistischen Organisation La Caldera,
Sherry Wolf, Aktivistin der International Socialist Organization (ISO) in den USA,
Eliana Como, Gewerkschafterin und Aktivistin der Sinistra Anticapitalista in Italien,
und einer Aktivistin der Bewegung für den Sozialismus (BFS) aus Zürich.
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