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Frauen*streik: Warum wir am 14. Juni 2019 streiken

Nach 1991 wird dieses Jahr am 14. Juni ein weiterer Frauen*streik organisiert. Die Gleichstellung der Geschlechter, sei es auf institutioneller Ebene, im Arbeitsleben oder im Alltag, ist noch lange nicht erreicht. Darum sind auch viele Forderungen noch die gleichen – eine ernüchternde Bilanz nach 28 Jahren feministischen Kampfes. Ein besonderes Augenmerk der feministischen Bewegung gilt auch heute der bezahlten und unbezahlten Reproduktionsarbeit (Care-Arbeit) im Betreuungs- und Gesundheitsbereich. Hier ist die massive Ungleichheit stark zu spüren und die Situation verschlechtert sich tendenziell sogar noch weiter. Deshalb rufen wir Frauen* in der ganzen Schweiz: Heraus zum feministischen Frauen*streik am 14. Juni!

von BFS Jugend Zürich

Care-Arbeit wird von der Gesellschaft immer noch abgewertet. Das zeigt sich darin, dass diese Arbeit oft un- oder unterbezahlt ist, obwohl sie das Rückgrat unserer Gesellschaft darstellt. Damit die Arbeiter*innen arbeitsfähig sind, muss viel getan werden, sei es im Haushalt oder bei der Versorgung der Familie. In der patriarchalen, kapitalistischen Gesellschaft wird diese Arbeit mehrheitlich von Frauen* erledigt. Diese von uns geleistete, meist unbezahlte Reproduktionsarbeit schafft also eine zentrale Voraussetzung dafür, dass die Unternehmen die Arbeitskräfte ausbeuten und damit Profite realisieren können. Die Berufe im Care-Bereich (Pflege, Betreuung) und anderen haushaltsnahen Berufen (Reinigung) sind stark feminisiert und werden oft an Migrantinnen* delegiert, um die Löhne tief zu halten. Dabei liegen die Löhne in diesem Bereich ohnehin bereits unter dem schweizerischen Medianlohn (2016: 6‘500 Franken bei einer 100%-Stelle). Hinzu kommt, dass die Arbeitsbedingungen in diesen Sektoren oft schlecht bis katastrophal sind.

Gesundheit und Betreuung sind keine Waren!

In einer kapitalistischen Gesellschaft stehen die Bedürfnisse der Care-Arbeiter*innen, sowie der Patient*innen und Nutzer*innen von Betreuungseinrichtungen denjenigen von privaten Investor*innen und Unternehmer*innen gegenüber. Die profitorientierten Unternehmen und ihre bürgerlichen Verbündeten in der Politik sehen im Pflege- und Betreuungssektor ein enormes Wachstums- und Investitionsfeld. Mittels Ökonomisierung, Privatisierungen und Sozialabbau versuchen sie dieses Feld stetig zu vergrössern. Diese Massnahmen führen zu erheblichen Risiken und Nebenwirkungen: Sie verstärken die Entwicklung einer Zwei-Klassen-Medizin. Behandlungen, Krankenkassenprämien und Kitaplätze werden immer teurer. So bleibt weniger Lohn übrig und die Arbeitsbedingungen der überwiegend weiblichen Care-Arbeiter*innen. In der Pflege wird die Patientenzahl pro Pfleger*in erhöht, in Kitas sind Überbelegungen Standard. In beiden Bereichen herrscht Personalmangel. Die Arbeitsbelastung ist immens. Nur durch den Einsatz von unausgebildetem, günstigem Personal wie Praktikant*innen, Aushilfskräften und Lernenden kann diese Last getragen werden. Bei Krankheit, Ausfall oder mangelnder Pflege/Betreuung plagt eine das schlechte Gewissen gegenüber den Mitarbeitenden und Patient*innen bzw. den zu betreuenden Kindern. Den berufsspezifischen und ethischen Grundsätzen kann so immer weniger nachgekommen werden. Folge davon ist eine so hohe Burnoutquote wie kaum sonst wo!

Kollektiven Widerstand aufbauen!

Aufgrund der robusten Tradition des Arbeitsfriedens gibt es in der Schweiz nur selten Beispiele, wo sich Arbeiter*innen kollektiv und kämpferisch für bessere Arbeitsbedingungen einsetzen. In Pflege- und Betreuungsberufen werden Arbeitskämpfe wegen der Verantwortung gegenüber den Patient*innen oder Kindern zusätzlich erschwert. Interessanterweise ist es aber gerade im Care-Bereich in den letzten Jahren verschiedentlich zu Streiks gekommen: 2011 im Kantonsspital Genf, 2012/13 im Spital La Providence in Neuenburg oder 2018 in den Kitas in Lausanne.

Auch 1991 kam es während dem Frauen*streik am Unispital Zürich zu grossen Aktionen und Arbeitsniederlegungen. Diese Beispiele zeigen, dass es trotz allen Schwierigkeiten möglich ist, dass der Frauen*streik am 14. Juni 2019 nicht nur auf der Strasse, sondern auch am Arbeitsplatz stattfinden kann. Denn erst damit können wir aufzeigen, dass der Kampf für die Gleichstellung der Geschlechter eine Auseinandersetzung zwischen den sozialen Klassen ist.

Heraus zum Frauen*streik am 14. Juni 2019!

Dieser Text wurde als Flyer an den 1. Mai-Demonstrationen 2019 in Zürich und Basel verteilt.

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