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Klimabewegung: Ökologie vs. Kapitalismus

Die Klimabewegung bringt die politischen Verhältnisse auf der ganzen Welt ins Wanken. Dass immer grössere Teile der Bewegung auch die ökonomischen Grundlagen der kapitalistischen Länder radikal in Frage stellt, ist nicht nur wichtig, sondern auch nötig. Denn einen „grünen Kapitalismus“ wird es nicht geben. Was wir brauchen, ist ein Systemwandel.

von BFS Basel

Wir leben in Zeiten des Umbruchs. Die durchschnittliche globale Temperatur steigt stetig an, zwischen 2030 und 2052 voraussichtlich um 1.5 C°. Die Folgen: Hitzewellen, Kältewellen, Dürren, schmelzende Gletscher und Eiskappen, aussterbende Tierpopulationen, heftigere Zyklone und riesige Waldbrände. Diese Veränderungen werden Millionen von Menschen ihrer Lebensgrundlage berauben, ganze Landstriche werden unbewohnbar oder durch den steigenden Meeresspiegel gleich ganz verschwinden. Ärmere Weltregionen sind besonders stark betroffen. Durch das Tauen des Permafrostes, also der ganzjährlich gefrorenen Böden in gewissen Regionen, werden zusätzlich gewaltige Mengen klimaschädlicher Gase in die Atmosphäre gelangen. Dadurch und durch zahlreiche weitere Kippmomente verstärkt sich die Katastrophe exponentiell. Das tatsächliche Ausmass der Katastrophe ist nur schwer vorauszusehen.

Dass CO2 und andere Gase schlecht fürs Klima sind, bestreiten nur noch Spinner. Man könnte also meinen, dass alle ein Interesse daran haben, die Treibhausgasemissionen zu stoppen und damit die Katastrophe abzuwenden. Doch dem ist nicht so. Denn mit klimaschädlichem Wirtschaften lässt sich mächtig Gewinn erzielen. Allein über die Finanzierung der 47 grössten Klimakiller-Unternehmen haben zum Beispiel die Credit Suisse und die UBS im Jahr 2017 einen CO2-Ausstoss von 93.9 Millionen Tonnen zu verantworten. Zum Vergleich: In der Schweiz werden jährlich ungefähr 48 Millionen Tonnen CO2 ausgestossen. Die zwei Grossbanken verursachen mit ihren Investitionen also einen doppelt so grossen Ausstoss wie die ganze Schweiz.

Es braucht Bewegung!

Vor diesem Hintergrund sind die seit Dezember 2018 weltweit stattfindenden Streiks und Demonstrationen der Schüler*innen mehr als legitim. Sie sind sogar eine absolute Notwendigkeit. Schüler*innen haben sich schon immer bewegt, sei es für Jugendzentren, gegen Kriege oder gegen Sozialabbau. Dass es nun um die ökologische Katastrophe geht, ist kein Zufall, ist es doch die Jugend, welche ihr Leben auf dem sich erhitzenden Planeten noch vor sich hat. Auch dass der Ort dieser Auseinandersetzung die Strasse ist, zeugt von einem politischen Bewusstsein: Wir können selbst aktiv sein! Wir warten nicht darauf, von irgendjemandem vertreten zu werden, sondern stellen eigene Forderungen. So möchten die Schüler*innen, dass die Treibhausgasemissionen in der Schweiz bis 2030 auf netto Null reduziert werden. Eine mehr als berechtigte Forderung.

Die Krise hat System

Das Problem liegt nicht (nur) am mangelnden politischen Willen zur Umsetzung klimafreundlicher Gesetze. Viele Plakate an den Demos zeugen von der Überzeugung vieler, dass die wirtschaftliche Produktionsweise der Hauptgrund für die ökologische Krise ist. Die Art und Weise, wie eine Gesellschaft die Produktion der Güter organisiert, entscheidet über ihre Nachhaltigkeit. Nicht die individuellen Konsumentscheide.

Das kapitalistische System folgt einem Wachstumszwang. Wer unter Konkurrenz und für den Profit produziert, darf sich Stillstand nicht erlauben, sonst droht das ökonomische Aus. Schaut man in die Geschichte, so zeigt sich, dass der Kapitalismus im Wesentlichen ein fossiles Wirtschaftssystem ist. Ohne die Förderung von Öl, Gas und Kohle hätte sich die kapitalistische Wirtschaft nicht durchsetzen können und ein derart explosives Wachstum wäre nicht möglich gewesen. Fossile Brennstoffe sind effizient und günstig – und zerstörerisch. Im Rahmen des kapitalistischen Systems wird eine Abkehr von fossilen Brennstoffen deshalb nicht passieren. Denn wirklicher Umweltschutz wirft keinen Profit ab.

Wir brauchen deshalb eine grundlegend andere Art und Weise der wirtschaftlichen Produktion: eine Gesellschaft, welche die Bedürfnisse der Menschen an erste Stelle setzt, nicht die Profite von wenigen Unternehmen. Es braucht ein Bekenntnis zu einer lebenswerten Zukunft für alle – eine Zukunft ohne die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen sowie der arbeitenden Menschen. Die Klimabewegung weist in diese Richtung.

Für Alternativen kämpfen!

Was wir heute ganz sicher nicht brauchen, ist weiteres sinnloses Wachstum zur Befriedigung von mit Werbung erzeugten Fake-Bedürfnissen. Nötig wäre hingegen eine starke Umverteilung des Reichtums als ersten Schritt hin zur Befriedigung echter Bedürfnisse von Mensch, Tier und Natur. Dafür sind kollektive Antworten notwendig: Für einen kostenlosen öffentlichen Verkehr, für das Ende fossiler Brennstoffe und für demokratische Kontrolle des Energiesektors und der Produktion im Allgemeinen.

Wir leben in Zeiten des Umbruchs. Gestalten wir ihn! Gegen den Raubbau an der Natur und die Ausbeutung der Arbeitenden!

Dieser Text wurde als Flyer an den 1. Mai-Demonstrationen 2019 in Zürich und Basel verteilt.

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