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Am Rande vermerkt: Bei den Superreichen explodieren die Vermögen

Die Bilanz hat am 23.11.2017 ihr alljährliches Superreichen-Ranking veröffentlicht. Das Wirtschafts-Blatt kommt dabei zum Resultat, dass die 300 Reichsten der Schweiz ihr Vermögen im letzten Jahr um 60 Milliarden Franken auf 674 Milliarden erhöhen konnten. Ein sattes Plus von 9.8 Prozent!
Die Medien berichten über diese Zahlen mit einer seltsamen Mischung aus Faszination und Empörung. Ähnliches liest man in den Kommentarspalten (“Geld alleine macht ja auch nicht glücklich…” etc.) Das mag wohl an 2 Gründen liegen: Erstens ist den Menschen nicht mehr bewusst, woher dieser Reichtum kommt und wer ihn erarbeitet und zweitens ist die Zahl wohl zu gross, zu abstrakt. Wir haben das nachfolgend deshalb etwas heruntergebrochen.
60´000´000´000.- Franken. So sieht die Zahl ausgeschrieben aus. Zum Vergleich: Ein Jahr hat ungefähr 31´536´000 Sekunden. Das wiederum bedeutet, dass die 300 Reichsten der Schweiz im letzten Jahr pro Sekunde um über 1´900.- Franken reicher wurden! Wenn wir das gleichmässig auf diese 300 Reichsten verrechnen, gibt das 6.30 Franken pro Person und Sekunde. Der Rapper Sido würde vor Neid erblassen („Ich verdiene heute pro Sekunde 4 Cent!“).
Doch wir können die Rechnung noch weiterführen. Wir wissen ja, dass die 60 Milliarden eigentlich gesellschaftlicher Reichtum sind, der uns gestohlen wird. Nehmen wir also mal an, es leben 8 Millionen Menschen in der Schweiz. Jeder und Jedem dieser 8 Millionen Menschen würden demnach pro Stunde 85 Rappen entgehen. Pro Tag sind das 20.50 Franken. Pro Jahr macht das 7500 Franken! 7500 Franken für jedes Babie, jede Hochbetagte, für jede und jeden von uns! Und damit haben wir erst die neu dazugekommenen 60 Milliarden verteilt.
Wir können an diesem Beispiel sehen, dass die soziale Ungleichheit in der Schweiz gigantisch ist und weiter wächst. Während diese 300 Reichsten fast 10 Prozent reicher wurden, verhandeln wir über Lohnerhöhungen unter 0.5 Prozent – wenn überhaupt. Gleichzeitig ist das nur die absolute Spitze des Eisbergs. 300 Personen machen nur einen Bruchteil des reichsten 1 Prozent der Gesellschaft aus.
Es wird wirklich Zeit, dass wir uns zurückholen, was uns gehört. Das Geld ist da, das haben wir gesehen. Jetzt müssen wir es uns nur noch holen. Denn während ich diesen Text in einer halben Stunde geschrieben habe, sind die 300 Reichsten bereits wieder um 3´420´000 Franken reicher geworden.
von Matthias Kern
[Am Rande vermerkt] ist eine Serie von Kurzartikeln. Wir wollen damit tagesaktuelles Geschehen kommentieren, einordnen, auf Veränderungen aufmerksam machen. Eine konsequente linke, antikapitalistische Politik zeichnet sich unseres Erachtens nicht nur dadurch aus, die grossen Analysen abzuliefern. Vielmehr gehört es für uns dazu, auch kleinere, unscheinbare Entwicklungen, skandalöse Aussagen und Auffälliges einordnen zu können.
Die kurze Form, der eher flüchtige Charakter und die zeitliche Nähe, die allesamt diese Artikelserie ausmachen, führen dazu, dass die hier geäusserten Einschätzungen vorübergehend sein können und nicht zwangsläufig mit den Ansichten unserer Organisation übereinstimmen müssen. Die Autor*innen und die verwendeten Quellen sind deshalb jeweils gekennzeichnet. Textvorschläge sind jederzeit herzlich willkommen.

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