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Am Rande vermerkt: Den Klimawandel gemeinsam bekämpfen!

«So grow some carrots and jump on a bike: it will make you happier and healthier. But it is time to stop obsessing with how personally green we live – and start collectively taking on corporate power.» Martin Lukacs (1)

Viele von uns sind im Kapitalismus neoliberaler Prägung gross geworden. Eine wichtige Grundüberzeugung des Neoliberalismus lautet, dass jede und jeder für sein eigenes Tun und Handeln verantwortlich ist und somit auch nach individuellen Lösungen suchen muss, wenn es darum geht, gesellschaftliche Probleme anzugehen. Da die Grundpfeiler der kapitalistischen Gesellschaft – Privateigentum, Kapitalakkumulation, Klassengesellschaft, Nationalstaat – in diesem System nicht in Frage gestellt werden sollen, haben wir als Individuen vor allem Handlungsspielraum, wenn es darum geht, fleissig und erfolgreich zu sein, den “richtigen” Beruf zu wählen, “bewusst” zu konsumieren oder die „richtige“ Partei zu wählen.

Die neoliberale Denk- und Handlungsweise prägt uns auch, wenn es um eine der grössten Herausforderung und Gefahren für die Menschheit geht: den Klimawandel und die Umweltzerstörung. Laut Bundesamt für Statistik haben Herr und Frau Schweizer mittlerweile zwar fast so viel Angst vor negativen Umwelteinflüssen wie vor den steigenden Gesundheitskosten und der Zuwanderung (2). Doch anstatt in Sachen Klimawandel systematische Ursachenbekämpfung zu betreiben und nach gesellschaftlichen Alternativen zu suchen, dominieren neoliberale Antworten bis weit in linke Kreise hinein: “Jeder kann einen Teil zum Klimaschutz beitragen und endlich weniger Autofahren, weniger Handies kaufen und weniger Fleisch essen”, heisst es dann. Oder eben: “Jeder muss bei sich selbst anfangen”, und “wenn alle nur schon auf dieses oder jenes verzichten würden, dann wäre schon vieles erreicht”.

Sicherlich macht es Sinn, auf umweltschädliche Technologien und Produkte wo möglich zu verzichten, alleine schon der Glaubwürdigkeit wegen. Aber weitaus wichtiger noch wäre es, die gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen anzugreifen, die den Klimawandel verursachen. Denn während wir damit beschäftigt sind, unseren ökologischen Fussabdruck aufzuwerten und uns als aufgeklärte Konsument*innen in Szene zu setzen, sind alleine hundert Firmen weltweit für 71% der Treibhausgase verantwortlich und denken gar nicht daran, nachhaltig und grün zu werden (3). Dass wir in der Schweiz fleissig den Müll trennen und Bio einkaufen, hilft wenig, solange Grosskonzerne wie Glencore oder Syngenta weltweit umweltschädliche Technologien anwenden, vermarkten und dabei Mensch und Umwelt im grossen Stil schädigen. Zwar stehen wir als Lohnabhängige und Konsument*innen mit diesen Firmen in Verbindung. Doch zu glauben, individueller Verzicht würde diese Firmen zum Umdenken zwingen, ist illusorisch. So lange sich die Eigentumsverhältnisse nicht grundlegend ändern, bleibt es dabei, dass ebendiese Firmen – also das Kapital selbst – die grössten Umweltverschmutzer, Ressourcenverschwender und Treibhausgasverursacher sind und sich der Klimawandel fortsetzen wird!

Ökologisch nachhaltig zu konsumieren, mag zwar unsere Gewissen beruhigen. Doch wenn wir den Lauf der Dinge wirklich beeinflussen wollen, müssen wir aus der neoliberalen Doktrin ausbrechen und anfangen, gemeinsam statt individuell zu handeln. Erst wenn wir verstehen, dass wir der systematischen und von oben betriebenen Zerstörung unserer Lebensgrundlagen unseren kollektiven Widerstand von unten entgegensetzen können, werden wir in der Lage sein, den Klimawandel aufzuhalten und für eine solidarische, gleichberechtigte und umweltverträgliche Gesellschaft einzustehen!

Eine Möglichkeit, sich gemeinsam gegen den Klimawandel und für Klimagerechtigkeit einzusetzen, sind die Climate Games Basel, die kommenden August zum zweiten Mal stattfinden werden. Wir sehen uns!

1 https://twitter.com/Martin_Lukacs
2 https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/raum-umwelt/wahrnehmung-bevoelkerung.assetdetail.330658.html
3 https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/raum-umwelt/wahrnehmung-bevoelkerung.assetdetail.330658.html

von David Ales

[Am Rande vermerkt] ist eine Serie von Kurzartikeln. Wir wollen damit tagesaktuelles Geschehen kommentieren, einordnen, auf Veränderungen aufmerksam machen. Eine konsequente linke, antikapitalistische Politik zeichnet sich unseres Erachtens nicht nur dadurch aus, die grossen Analysen abzuliefern. Vielmehr gehört es für uns dazu, auch kleinere, unscheinbare Entwicklungen, skandalöse Aussagen und Auffälliges einordnen zu können.

Die kurze Form, der eher flüchtige Charakter und die zeitliche Nähe, die allesamt diese Artikelserie ausmachen, führen dazu, dass die hier geäusserten Einschätzungen vorübergehend sein können und nicht zwangsläufig mit den Ansichten unserer Organisation übereinstimmen müssen. Die Autor*innen und die verwendeten Quellen sind deshalb jeweils gekennzeichnet. Textvorschläge sind jederzeit herzlich willkommen.

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1 Kommentar

  1. Name

    Was mir gerade auffällt spannender weise wird diese Art Argumentation nie bei anderen Themen verwendet. Es wir nie einem SVPler der über Ausländer hetzt gesagt “ja dann kauf doch kein Gemüse bei Bauern mit Migranten”.
    Oder wenn jemand über die “Kostenesplosion” im Gesundheitswesen spricht wird auch nicht argumentiert man solle doch seine eigene Krankenkasse aufmachen. Man/Frau weiss eigentlich schon ganz genau, dass wenn man ein Problem lösen will der Weg über persöhnlichen Konsum nicht ausreicht.

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