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Frauen streiken: Nadja, 24

Was studierst du?

HF Ethnologie
NF1 Biologie
NF2 Politikwissenschaften 

Wie wirkt sich dein Geschlecht auf deinen Bildungsweg aus?

 Ich habe schlussendlich, eher durch Zufall, ein Fach als HF gewählt, dass ziemlich „weiblich“ ist – Sozialwissenschaften halt. Die ganzen sozialen Berufe kamen für mich eigentlich nie in Frage wie auch alle anderen Berufe mit Lehrstellen, weshalb es für mich eigentlich klar war, dass ich irgendwie in der Forschung bleibe, jetzt mit einem Fach in Sozialwissenschaften sowieso.

Siehst du eine Zukunftsperspektive in der Forschung und was hat das vielleicht mit deinem Geschlecht zu tun?        

Wie oben beschrieben, kam mir, noch bevor ich mich mit Genderquoten und Gläserner Decke beschäftigte, gar nie in den Sinn, mir einen Job ausserhalb der Uni zu suchen.Natürlich nicht, weil ich mich als sonderlich kompetent erachten würde, eher aus einem Mangel an alternativen Perspektiven. Aber je länger ich an der Uni bin, umso stärker überlege ich, was ich ausserhalb der Akademie machen könnte, nicht unbedingt aus Studiumskoller sondern mehr weil ich nicht weiss ob ich den Ehrgeiz habe, mich gegen andere Männer zu behaupten.       

Wie erlebst du die Geschlechterverhältnisse an deiner Bildungsinstitution?

 Der Frauen*anteil in der Ethnologie ist sehr hoch, und von 4 Lehrstühlen sind 2 in Frauen*händen. Abgesehen, von den „wichtigen vier Männern*“ deren Namen im Assessmentjahr eingehämmert werden, gibt es sehr viele Ethnologinnen*, Anthropologinnen*, oder wie auch immer sie sich nennen, die als Vorbilder wahrgenommen werden können. Ich hatte glaube ich schon öfters Seminare bei Weiblichkeiten als Männlichkeiten. Und Gendern und ausgeglichene Lektürezusammenstellungen sind nicht mal für alle Fremdbegriffe. Von dem her bin ich relativ behütet in meinem Studium ,wenn wir die Nebenfächer nicht dazuzählen.      

Auch Nebenjobs gehören meistens zu einem Studium dazu. Welchen Nebenjob machst du und wie erlebst du Sexismus/die Geschlechterverhältnisse auch dort?

Ich arbeite als studentische Hilfskraft im Bildarchiv der ETH. In dieser Abteilung sind wir hauptsächlich Frauen*. Die Chefin meinte immer, sie suche eher Frauen*, wegen der schönen Handschrift (die ich im Übrigen nicht habe) und eine andere Vorgesetzte würde sich eigentlich über Männer erfreuen, die ihr beim Kisten-Schleppen helfen könnten. Könnte ich auch, wenn ich dafür angestellt würde. Je höher es in der Hierarchiestufe geht, desto männlicher wird sie, aber auch nicht ganz ausschliesslich. 
Da ich in dieser Arbeit praktisch keinen Kontakt mit Kund*innen habe (was ich extra so ausgesucht hatte) halten sich sexistische Vorfälle in Grenzen. Aber der Alltag ist sexistisch, also ist es auch mein Arbeitsalltag. Auch Mitarbeiter*innen machen zweifelhafte Aussagen. 

Machst du inner- und außerhalb deiner Bildungsinstitutionen Diskriminierungserfahrungen als Frau?

Klar, welche Frau* nicht. Wissen, das ich habe wird mir nicht abgenommen.Wissen, das ich nicht habe, wird von mir erwartet.Ich werde exotisiert und in die Ecke gedrängt.Ich werde angestellt, weil ich hübsch bin und gerügt, weil ich nicht lächle. Mir wurde beigebracht die Gefühle von Männern wichtiger zu nehmen als die meinen und selbst schuld zu sein, wenn mir was passiert. Aber hey, wer nicht?        

Wieso wirst du am 14. Juni streiken?

Weil ich vieles Leid bin. Aber auch weil ich ein wenig Hoffnung hege. Ich bin es z.B. leid, als die Aggressorin wahrgenommen zu werden, wenn ich auf Grenzüberschreitungen von Männern* aufmerksam mache. Ich bin es auch Leid, dass Frauen* als eine andere Art Mensch (wenn überhaupt) verstanden werden. Und ganz sicher bin ich es leid, nicht das tun zu können was ich will, weil ich gegen so vieles im Alltag ankämpfen muss.Aber ich habe auch die Hoffnung, dass vielen anderen vieles Leid ist und wir Momente der Gemeinsamkeit erschaffen können, die Perspektiven kollektiver Veränderung ermöglichen, in welchen Solidarität nicht nur als Ziel sondern als Mittel zur Umwälzung der Gesellschaft genutzt wird. Momente schaffen, die zeigen wofür wir kämpfen.       

Was muss der Frauenstreik fordern? Was sind deine feministischen Ziele?

Alles Bessere. Ich will nicht dasselbe wie die Männer*, ich will das gute Leben.Das ist auch mein feministisches Ziel.         

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