Wann/Wo
Fr., 15. Januar 21
19:00-21:30 Uhr
Sa., 16. Januar 21
10:30-20:00 Uhr
online auf zoom und live auf Facebook
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Das Andere Davos kostet relativ viel Geld. Umso mehr sind wir auf finanzielle Unterstützung angewiesen!
Zoom-Links
Die Zoom-Links sind im jeweiligen Titel verlinkt.
Freitagabend, 15. Januar 2021
19.00-21.30 Uhr: Eröffnungsplenum «Kapitalismus und COVID-19: Ursachen der Katastrophe» mit John Bellamy Foster, Intan Suwandi, Eliana Como, João Gabriel.
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Meeting ID: 890 8830 7634
Passcode: 864738
Samstag, 16. Januar 2021
10.30-13.00 Uhr: Vom Klimawandel zur Pandemie mit Verena Kreilinger (AUT)
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Meeting-ID: 854 0519 0272
Kenncode: 265997
10.30-13.00 Uhr: Corona, Care und die Krise mit Pauline Salingue (FRA), Eliana Como (ITA), Sarah P. (CH)
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Meeting ID: 867 5892 3299
Passcode: 518111
10.30-13.00 Uhr: Selbstermächtigung von People of Color (PoC only)
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Meeting-ID: 851 1067 0167
Kenncode: 315169
14.30-17.00 Uhr: Imperialismus und Pandemie im Globalen Süden mit Intan Suwandi (IDN), Christian Haasen (DE)
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Meeting-ID: 831 5502 0327
Kenncode: 238938
14.30-17.00 Uhr: Black Lives Matter und die neue antirassistische Bewegung mit Haley Pessin (USA), Khury Petersen-Smith (USA)
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Meeting ID: 865 9564 7835
Passcode: 810919
14.30-17.00 Uhr: Die Klimabewegung dekolonisieren mit João Gabriel (GP, FRA)
–> Zoom-Link<–
Meeting-ID: 814 6264 0124
Kenncode: 167287
18.00-20.00 Uhr: Abschlussplenum «Die Welt in Krise – solidarische Alternativen entwickeln!» mit Pauline Salingue, Khury Petersen-Smith, Verena Kreilinger, einer Aktivistin der BFS.
–> Zoom-Link<–
Meeting ID: 850 6298 8679
Passcode: 790598
Jeweils im Januar organisiert die Bewegung für den Sozialismus (BFS/MPS) eine Gegenveranstaltung zum Weltwirtschaftsforum (WEF) – Das Andere Davos. Auch wenn das WEF 2021 nicht wie gewohnt in Davos durchgeführt wird, drängen uns die neuen globalen Verhältnisse dazu, am Anderen Davos festzuhalten.
Die Corona-Pandemie stürzt den Kapitalismus in eine enorme Krise, welche die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Lohnabhängigen weltweit in rasantem Tempo verschlechtert. Die wirtschaftlichen und gesundheitlichen Kosten der Krise werden in gewohnter Manier auf die Bevölkerungen und die Umwelt abgewälzt. Gerade in ökologischer Hinsicht zeigt uns das Motto des WEF 2021 – «The Great Reset in the Post-Covid-19-Era» –, dass die Politik der Mächtigen uns direkt in die Katastrophe führen wird: Denn den Kapitalismus nochmals neu zu starten kann sich die Menschheit schlicht nicht mehr leisten.
Das Andere Davos, welches am 15./16. Januar 2021 stattfinden wird, stellt den Zusammenhang zwischen Kapitalismus, Pandemien und gesellschaftlichen Krisen ins Zentrum der Debatten. Wir richten unseren Blick auf die Auswirkungen der Krise auf die Lohnabhängigen und den Gesundheitssektor, die Lebensbedingungen im Globalen Süden, die Umwelt und das Klima sowie auf den feminisierten Care-Bereich.
Ausgehend von den massiven Verwerfungen, welche in sozialer, geschlechtsspezifischer und ökologischer Hinsicht auf uns zukommen, wollen wir über solidarische Antworten auf die Krise diskutieren. Denn als Gegenstück zu den Angriffen von oben erleben wir zurzeit eine Fülle von starken und global vernetzten sozialen Bewegungen. Seit einigen Jahren zeigen die feministische, die ökologische und die antirassistische Bewegung Alternativen zur neoliberalen Ordnung auf. Gleichzeitig fordern sie die Linke heraus, traditionelle Denkmuster und Organisierungsformen zu überdenken, sich mit neuen Fragen und Herausforderungen zu beschäftigen und sich neu zu vernetzen. Das Andere Davos möchte seit seiner Entstehung 1999 einen Beitrag zu dieser Vernetzung leisten.
Als Gäste mit dabei sind dieses Jahr der bekannte Ökosozialist John Bellamy Foster, die indonesische Marxistin Intan Suwandi, Aktivist*innen von Black Lives Matter aus den USA sowie aus der antirassistischen Bewegung der Schweiz, gewerkschaftliche und feministische Aktivist*innen aus dem Gesundheitsbereich in Frankreich, Deutschland, Italien, Schweiz und viele mehr. Die Veranstaltung findet online per Zoom statt (Teilnahme-Links auf sozialismus.ch) und wird auf Facebook live gestreamt. Die Konferenz wird auf Deutsch, Englisch und Französisch übersetzt. Alle Infos zum Programm und zur Durchführung gibt es unter sozialismus.ch.
Programmübersicht
Freitag, 15. Januar 2021, 19-21:30 Uhr
Plenum: Kapitalismus und COVID-19 – Ursachen der Katastrophe
Die Corona-Pandemie ist eine der grössten Katastrophen der jüngeren Geschichte. Am Eröffnungsplenum des Anderen Davos wollen wir die systemischen Ursachen der Pandemie und der Anfälligkeit der kapitalistischen Gesellschaft unter die Lupe nehmen.

Ausbrüche neuer Erkrankungen haben in der letzten Zeit immer wieder Schlagzeilen gemacht (Sars, Vogelgrippe, Schweinegrippe, Ebola etc.). Dahinter stecken unter anderem die zerstörerischen ökologischen Effekte der kapitalistischen Akkumulation: Die Landwirtschaft dringt stetig in bisher unberührte Lebensräume ein und erhöht damit das Risiko von Zoonosen, also von Tieren auf Menschen übertragenen Infektionskrankheiten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis eine neue Infektionskrankheit ausbricht. Gleichzeitig hat sich in den letzten Jahrzehnten eine globalisierte und vernetzte Weltwirtschaft entwickelt, die auf einer nie dagewesenen Mobilität von Menschen und Waren basiert, was die idealen Bedingungen für die Verbreitung von Viren darstellt.
Die Pandemie traf auf eine Wirtschaft, die bereits seit einiger Zeit Anzeigen der Schwäche und eines zyklischen Abschwungs zeigte. Trotz dem Versuch des Bürgertums und der Politik, die Antwort auf die Pandemie so zu gestalten, dass die Profite möglichst unangetastet bleiben, auch wenn das zusätzliche Menschenleben fordert, sind die wirtschaftlichen Folgen unübersehbar. Die wirtschaftspolitischen Antworten haben vor allem die Börsenkurse und damit die Vermögen der Reichsten gestützt, während die Arbeitslosigkeit massiv anstieg.
In der kapitalistischen Gesellschaft werden alle Aspekte des Lebens der Profitmaximierung untergeordnet. Dies äussert sich zum Beispiel in fragilen Lieferketten und der neoliberalen Sparpolitik im Gesundheitsbereich, welche zu Lieferengpässen bei persönlicher Schutzausrüstung und einer mangelnden Anzahl Betten auf den Intensivstationen führte. Strukturelle Ungleichheiten in einer sexistischen und rassistischen Gesellschaft sorgten dafür, dass die Auswirkungen der Krise ungleich verteilt sind, so ist zum Beispiel in den USA die COVID-19-Mortalitätsrate der afroamerikanischen Bevölkerung wesentlich höher als die der weissen.
Mit John Bellamy Foster, bedeutender ökosozialistischer Theoretiker (u.a. Marx’s Ecology: Materialism and Nature) und Herausgeber des marxistischen US-Magazins Monthly Review,
Intan Suwandi, Soziologin aus Indonesien und Autorin von Value Chains: The New Economic Imperialism,
Eliana Como, Gewerkschafterin des linken Flügels der Confederazione Generale Italiana del Lavoro (CGIL) in Bergamo und Aktivistin von Sinistra Anticapitalista,
und Joao Gabriel, panafrikanischer Aktivist aus Guadeloupe/Frankreich, Mitglied der Panafrican-Umoja League und Betreiber des „Le blog de Joao“.
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Meeting ID: 890 8830 7634
Kenncode: 864738
Samstag, 16. Januar 2021, 10:30-13:00 Uhr
Kapitalismus und Ökologie: Vom Klimawandel zur Pandemie
Die Corona-Pandemie ist kein Akt eines strafenden Gottes. Die Gefahr eines unkontrollierbaren Virus wurde massiv begünstigt durch einen Kapitalismus, für den ein spezifisches Verhältnis zur Natur erforderlich ist: rücksichtslos aneignend, rasant voranschreitend und angetrieben durch die Hoffnung auf Profite.
Diese Entwicklungen haben das Risiko von Zoonosen, also von Tieren auf Menschen übertragene Infektionskrankheiten, massiv erhöht. Die kapitalistische Landwirtschaft dringt stetig in bisher unberührte Lebensräume ein und kommt dabei in Kontakt mit neuen Tierarten. Zusätzlich ist mit der Massentierhaltung der ideale Nährboden für Viren geschaffen. Die globalisierten Wertschöpfungsketten und die Reisedistanzen vereinfachen die weltweite Verbreitung von Viren, sodass sich eine neue Infektionskrankheit rasant zu einer globalen Pandemie entwickeln kann.
Der wirtschaftliche Produktionsprozess ist immer auch ein Stoffwechsel des Menschen mit der Natur. Der kapitalistische Wachstumszwang und die damit verbundene Nutzung fossiler Energieträger hat zum Riss im Kohlestoffkreislauf und damit zum Klimawandel geführt. Für unsere Lebensgrundlagen hat das massive Konsequenzen, die in naher Zukunft unumkehrbar werden könnten.
Der Klimawandel und der Ausbruch der Corona-Pandemie zeigen beide die dringende Notwendigkeit eines nachhaltigen und sozial verträglichen Umgangs mit der Natur. Es braucht eine Diskussion um politische Alternativen, die auf einer ganzheitlichen Analyse von Ökonomie, Gesellschaft und Ökologie basieren.
Mit Verena Kreilinger, Aktivistin von Aufbruch für eine ökosozialistische Alternative in Österreich und Co-Autorin von Corona, Krise, Kapital: Eine solidarische Alternative in den Zeiten der Pandemie.
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Meeting-ID: 854 0519 0272
Kenncode: 265997
Samstag, 16. Januar 2021, 10:30-13:00 Uhr
Corona, Care und die Krise
Klatschende Menschen auf Balkonen, Merci-Schokolade für die «Held*innen» des Care-Sektors (aus dem englischen von to care, sich kümmern), lobende Worte von Regierungsvertreter*innen aller Parteien bei Pressekonferenzen. Diese Bilder sind uns in der Schweiz nur allzu gut bekannt. Es handelt sich dabei um ein symbolisches «Dankeschön» für die unendliche Arbeit, die Lohnabhängige im Bildungs-, Betreuungs-, Pflege-, und Gesundheitssektor in den letzten Monaten geleistet haben.
Diese symbolträchtigen Bilder haben dazu beigetragen, die Care-Arbeit ins Bewusstsein der Allgemeinheit zu rücken. Sie haben die Arbeitsbedingungen für die arbeitenden Menschen in diesen Bereichen aber kein bisschen verbessert – natürlich nicht, denn dafür bräuchte es anstelle von leeren Worten politischen Willen und Geld, das im Zuge der neoliberalen Umgestaltung in den letzten Jahrzehnten regelmässig aus diesen Sektoren abgezogen wurde.
Die neoliberale Agenda verschlechterte systematisch die Bedingungen im bezahlten sowie im unbezahlten Care-Sektor. Denn die ganzen Tätigkeiten, die rund um die Pflege, Betreuung und Sorge – und somit um die Reproduktion unserer Gesellschaft – angelegt ist, wird vorwiegend von Frauen* geleistet: sowohl zuhause im privaten Familienumfeld als auch in den feminisierten Berufen wie der Pflege oder Betreuung. Dies führt zu einer Doppelbelastung von Frauen*, die sich neben dem Berufsalltag sehr oft auch noch alleine um Angehörige kümmern müssen. Es herrschte also schon vor Corona Notstand im Care-Sektor.
Zusammen mit Pflegerinnen und feministischen Gewerkschafterinnen wollen wir die Care-Krise ins Zentrum des Workshops stellen. Ausgehend von konkreten Erfahrungen, welche die Referent*innen an ihrem Arbeitsplatz und ihrem Alltag erlebt haben, gehen wir der Frage nach, wie sich Corona auf den schon bestehenden Notstand im Care-Bereich ausgewirkt hat, welche Widerstandsformen es dagegen gibt und wie wir uns auch unter Care-Arbeiter*innen international vernetzen können.
Mit Pauline Salingue, Pflegerin am Unispital von Toulouse und Aktivistin der Nouveau Parti Anticapitaliste (NPA),
Sarah Palin, Intensivpflegefachperson in einem Zürcher Spital und Aktivistin von Care Work Unite! innerhalb des feministischen Streikkollektivs Zürich,
und Eliana Como, Gewerkschafterin des linken Flügels der Confederazione Generale Italiana del Lavoro (CGIL) in Bergamo und Aktivistin von Sinistra Anticapitalista.
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Meeting ID: 867 5892 3299
Kenncode: 518111
Samstag, 16. Januar 2021, 10:30-13:00 Uhr
Austausch für People of Color (PoC) zum Thema Selbstermächtigung
Diversum ist ein Verein für PoC (Selbstbezeichnung für Menschen, die Rassismus ausgesetzt sind) aller Geschlechter und sexueller Orientierungen. Wir bieten Austauschtreffen an und antirassistische Workshops für Organisationen im Bildungsbereich.
Am Anderen Davos möchten wir einen Safer Space anbieten für Menschen, die Rassismuserfahrungen machen. Der Austausch soll grundsätzlich möglichst offen sein und sich den Bedürfnissen der Teilnehmenden anpassen können. Fragen, zu denen wir uns gerne austauschen möchten, sind folgende:
– Welche Erfahrungen machen wir im Alltag?
– Welche Erfahrungen machen diejenigen von uns, die in politischen Bewegungen aktiv sind?
– Wo können wir Grenzen setzen? Wie machen wir das?
– Was heisst Selbstermächtigung? Wie können wir diese erreichen?
Mit dem Verein Diversum.
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Kenncode: 315169
Mittagspause
Samstag, 16. Januar 2021, 14:30-17:00 Uhr
Imperialismus und Pandemie im Globalen Süden
Nach seinem ersten Auftauchen Ende 2019 verbreitete sich das Corona-Virus rasend schnell um die Welt. Globalisierter Handel und (Geschäfts-)Reisen führten dazu, dass das Virus in wenigen Wochen alle Teile der Welt erreichen konnte.
Hinter Globalisierung und internationaler Arbeitsteilung verstecken sich die alten imperialistischen Abhängigkeitsverhältnisse. Das Kapital, zumeist aus dem Globalen Norden, bewegt sich heute beinahe grenzenlos über den Planeten, während den Arbeitskräften restriktive Grenzregime im Wege stehen. Auf der Suche nach maximalem Profit sucht das Kapital weltweit die günstigste Arbeitskraft, während Arbeiter*innen nicht in besser bezahlte Regionen ausweichen können. Damit wird die Produktion in den Globalen Süden verlagert (Outsourcing), sowie der Norden «deindustrialisiert». Internationale Konzerne nutzen ihre Marktmacht (Zugang zu Absatzmärkten, Kontrolle von Technologien, Zulieferfirmen und Produktionsketten), um die wirtschaftliche Struktur des Globalen Südens nach den Interessen der Kapitalakkumulation zu formen.
Die Pandemie hat nun die weltweite kapitalistische Produktion unterbrochen, Lockdowns und Social Distancing haben zum Kollaps von Angebot und Nachfrage geführt. Die Folge ist eine beispielslose Wirtschaftskrise, die im Globalen Süden langjährige verheerende Auswirkungen haben wird. Zudem trifft das Virus im Globalen Süden, nicht zuletzt aufgrund der imperialistischen Einmischung, auf eine Gesundheitsversorgung in besorgniserregendem Zustand, extreme Armut und schlechte hygienische Bedingungen, unter denen die Bevölkerungen leben müssen. Die wirtschaftliche und gesundheitliche Krise wird Jahrzehnte des Fortschritts in der Armutsbekämpfung zunichtemachen.
Im Workshop wollen wir die Pandemie, deren Verbreitung und Folgen im Kontext des globalisierten Kapitalismus des 21. Jahrhunderts untersuchen. Die indonesische Marxistin Intan Suwandi forscht über globalen Wertschöpfungsketten und die ökonomische Entwicklung des Globalen Südens. Der Hamburger Arzt Christian Haasen kennt die gesundheitliche Situation im Globalen Süden aus seiner Solidaritätsarbeit.
Mit Intan Suwandi, Soziologin aus Indonesien und Autorin von Value Chains: The New Economic Imperialism,
und Christian Haasen, Aktivist und im Vorstand des Vereins Demokratischer Ärztinnen und Ärzte.
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Meeting-ID: 831 5502 0327
Kenncode: 238938
Samstag, 16. Januar 2021, 14:30-17:00 Uhr
Black Lives Matter und die neue antirassistische Bewegung
Die Corona-Krise spielt sich im Kontext eines rassistischen Wirtschafts- und Herrschaftssystems ab. Wie so viele gesellschaftliche Missstände, wurde auch die strukturelle rassistische Diskriminierung und Ausbeutung durch die Krise sichtbarer gemacht und intensiviert. Gleichzeitig war in den USA, unter anderem als unmittelbare Reaktion auf die Morde an Ahmaud Arberry, Breonna Taylor und George Floyd ein explosionsartiges, erneutes Erstarken der Black Lives Matter Bewegung zu beobachten.
Diese Entwicklungen sind eng miteinander verbunden. So waren sowohl die Infektions-, als auch die Hospitalisierungs- und Mortalitätsrate der afroamerikanischen, indigenen und latino Bevölkerungen im Vergleich zu jenen der weissen Bevölkerung massiv höher.
Gerade auch die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie – Arbeitslosigkeit, Lohneinbussen und Verschärfung der Prekarisierung – werden in den USA und anderswo in überproportionaler Weise von people of colour getragen. Dass die Black Lives Matter Bewegung während Pandemie und Lockdown und trotz massiver Repression landesweit eine so starke Mobilisierungskraft entfalten konnte, hat also viel mit der gesellschaftlichen Krise im Kontext der Pandemie zu tun. Bezeichnend dafür ist, dass die Bewegung eine Intensität und gesellschaftliche Tiefe entwickelt hat, die weit über jene der letzten Protestwelle von 2014/2015 hinausgeht.
Die Bewegung hat die gesellschaftliche Debatte über race und Rassismus in den USA bereits jetzt transformiert. Forderungen, die lange nur von den radikalen Teilen der Bewegung formuliert wurden, werden inzwischen im politischen Mainstream debattiert. Diese Erfolge bergen aber auch Risiken, wie einerseits die Vereinnahmungsversuche seitens der Demokratischen Partei, und andererseits die Eskalation der Gewalt gegen die Protestierenden seitens rechtsextremer Paramilitärs und zwielichtiger «Sicherheitsbehörden».
In diesem Workshop diskutieren wir über die Entwicklung der Black Lives Matter Bewegung in den USA, die trotz des schwindenden Interesses der bürgerlichen Medien nichts an Aktualität verloren hat. Darüber hinaus diskutieren wir über das Verhältnis der partikularen Kämpfe der Schwarzen Bevölkerung zu den allgemeinen Klassenkonflikten in den USA.
Mit Khury Petersen-Smith, Black Lives Matter Aktivist in Boston,
und Haley Pessin, Black Lives Matter Aktivistin in New York.
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Meeting ID: 865 9564 7835
Kenncode: 810919
Samstag, 16. Januar 2021, 14:30-17:00 Uhr
Die Klimabewegung dekolonialisieren!
Die drohende Klimakatastrophe und die globale Schere, welche die Welt in einen reichen Norden und einen armen Globalen Süden teilt, haben dieselbe koloniale Vergangenheit. Der Kolonialismus und der Neokolonialismus, das heisst die Vertreibung und Ausbeutung der Bevölkerungen im Globalen Süden sowie die Aneignung der dortigen Bodenschätze, machte den Aufstieg des Globalen Nordens erst möglich.
Gerade die Schweiz war als frühindustrialisiertes Land mannigfaltig in das kolonialistische System involviert und hat deshalb einen viel grösseren kumulierten ökologischen Fussabdruck als andere Länder. Der Globale Norden verursacht heute 70% der weltweiten CO2-Emissionen, obwohl nur 15% der Weltbevölkerung dort wohnen.
Während aber die Aneignung fremder Bodenschätze dem Globalen Norden wirtschaftlichen Zuwachs ermöglichte, wurde die indigene Bevölkerung ihrer Sprache, Kultur, Infrastruktur und natürlichen Ressourcen beraubt. Mehr noch, ihre ökologischen Lebensgrundlagen wurden nachhaltig zerstört und der Globale Süden wurde in wirtschaftlich-politische Abhängigkeit zum Globalen Norden versetzt. Diese Entrechtung hatte zur Folge, dass grosse Teile der Weltbevölkerung viel abhängiger von der klimaanfälligen industriellen Landwirtschaft leben und viel hilfloser gegenüber der drohenden Klimakatastrophe dastehen. Die sich drastisch verschlimmernde klimatische Belastung bedroht schon heute viele Existenzen und setzt Migrationsbewegungen ungeahnten Ausmasses in Gang.
«Klimagerechtigkeit» ist somit eine der wichtigsten Forderungen der Klimabewegung. Regierungen, bürgerliche Parteien und gemässigte Teile der Klimabewegung wollen jedoch Frage des Klimawandels nicht mit anderen Themen vermischen. Genau dies ist jedoch zentral: Zahlreiche Proteste in ehemaligen Kolonien scheinen auf den ersten Blick keine ökologischen Schwerpunkte zu haben. Wenn aber Klimagerechtigkeit angestrebt wird, dann müssen Kämpfe für Selbstbestimmung, Gesundheitsanliegen und demokratische Rechte weltweit solidarisch unterstützt werden. Das Blickfeld von uns Klimaaktivist*innen muss um einen kritischen Blick in die Geschichte von Kolonialisierung und Imperialismus erweitert werden. Diese Geschichte ist nämlich noch lange nicht vorbei.
Mit Joao Gabriel, panafrikanischer Aktivist aus Guadeloupe/Frankreich, Mitglied der Panafrican-Umoja League und Betreiber des „Le blog de Joao“.
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Meeting-ID: 814 6264 0124
Kenncode: 167287
Samstag, 16. Januar 2021, 18-20 Uhr
Plenum: Die Welt in Krise – solidarische Alternativen entwickeln!
Die erste Welle der Corona-Pandemie und ihre Folgen erschütterten die Stabilität des weltweiten Kapitalismus in einem in den letzten Jahrzehnten unbekannten Ausmass und führten die Welt in eine wirtschaftliche Krise, wie wir sie seit den 1930er Jahren nicht mehr erlebt haben. Die Kosten der Krise werden in gewohnter Manier auf die Lohnabhängigen abgewälzt. Nachdem die Unternehmen in den letzten Jahren massive Profite eingestrichen haben, zögern sie nun keinen Moment, um mit Entlassungen, Lohnkürzungen, höheren Arbeitsrhythmen und schlechteren Arbeitsbedingungen die Arbeiter*innen für die Krise bezahlen zu lassen.

Gleichzeitig erleben wir seit einigen Jahren nicht nur ein zunehmendes Interesse an antikapitalistischen Positionen, sondern auch starke, weltweit vernetzte Aufstände und soziale Bewegungen. Die antirassistischen, ökologischen und feministischen Bewegungen waren in der Lage, dem jahrzehntelangen neoliberalen Rechtsrutsch zumindest auf ideeller Ebene Paroli zu bieten. Diese Bewegungen schufen aber auch neue konkrete Zusammenhänge und Kollektive, die längerfristige politische Perspektiven in sich tragen. Am Abschlussplenum berichten Aktivist*innen aus verschiedenen sozialen Bewegungen von Beispielen, wo der Vereinzelung und der Abwälzung der Krise auf die Lohnabhängigen kollektiver Widerstand entgegengesetzt werden konnte. Denn diese solidarischen Momente enthalten in ihrem Kern die Konturen, wie eine andere Welt aussehen könnte. Zoom-Link
Die gesellschaftliche Krise zeigt die ungeheuerliche Zerstörungskraft des Kapitalismus und bringt so einige althergebrachte Überzeugungen ins Wanken. Leider gibt es keinen Automatismus, dass kapitalistische Krisen zu einem Erstarken des solidarischen und linken Lagers führen. Schon die erste Welle der Pandemie setzte alle verrückten und weniger verrückten politischen Vorstellungen frei. Die aktuelle zweite Welle wird dies wohl noch verstärken.
Mit Pauline Salingue, Pflegerin am Unispital von Toulouse und Aktivistin der Nouveau Parti Anticapitaliste (NPA),
Khury Petersen-Smith, Black Lives Matter Aktivist in Boston,
Verena Kreilinger, Aktivistin von Aufbruch für eine ökosozialistische Alternative in Österreich und Co-Autorin von Corona, Krise, Kapital: Eine solidarische Alternative in den Zeiten der Pandemie,und einer Aktivistin der Bewegung für den Sozialismus (BFS) aus Zürich.
Meeting ID: 850 6298 8679
Kenncode: 790598