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Nicaragua: Die Corona-Katastrophe droht

Hilfe! Nicaragua befindet sich mitten in einer Situation bei der Übertragungswege von Covid-19 nicht mehr nachvollziehbar sind.

von Gabriela Selser

Ich allein kenne mehr als 20 Menschen, die sich infiziert haben, mit unterschiedlichem Schweregrad. Heute erfuhr ich von vier kranken Kolleg*innen von mir, die Angst haben, in öffentliche Krankenhäuser zu gehen, weil das öffentliche Gesundheitssystem zusammengebrochen ist und diese Leute nicht die Mittel haben, um private Pflege zu bezahlen, weil die Aufnahmegebühren nicht unter 4.000 Dollar für das „billigste“ private Krankenhaus liegen und eine stationäre Behandlung bis zu 25.000 Dollar kosten kann.[1] Diejenigen, die zu Hause bleiben und dem Virus trotzen wollen, können keine Sauerstoffflaschen mehr finden, und wenn Sie eine finden, gibt es keine Ventile! Es gibt auch nicht genügend Medikamente in den Apotheken, und die wenigen, die es dort gibt, kosten das Sechsfache ihres normalen Preises. Die Regierung monopolisiert nicht nur die Kontrolle der Coronavirus-Tests, sondern auch die unentbehrlichen Medikamente gegen COVID, die nicht mehr in den Apotheken erhältlich sind. Bitte, private Krankenhäuser, Ärzte, Botschaften, die Organisazión Panamericana de la Salud [Kontinentaler WHO-Ableger], die Organisazión de los Estados Americanos [Organisation Amerikanischer Staaten], müssen unserer Bevölkerung helfen und dafür sorgen, dass die Hilfe direkt ankommt. Sonst werden Zehntausende in Nicaragua sterben!


Gabriela Selser ist nicaraguanische Journalistin und war in den 1980er Jahren Mitglied der Sandinistischen Befreiungsfront FSLN. Heute gehört sie zu den Kritiker*innen der korrumpierten FSLN-Regierung unter Ortega und Murillo. Ihr Aufruf wurde am 26. Mai 2020 veröffentlicht.

Bild oben: Noch in der Karwoche (Semana Santa), dem wichtigsten Festakt des Jahres ermutigte die Regierung von Daniel Ortega und Rosario Murillo die Bevölkerung wie gewohnt zu feiern. Während alle, die es sich leisten können am Strand oder bei Verwandten gewesen sein dürften, gingen diese Katholik*innen hier ihrem Brauchtum nach. Nicaragua hat zwar bis heute den Höhepunkt der Pandemie nicht erreicht. Dass sie kommen wird, war aber bereits an Ostern allgemein bekannt.


Originaltext auf Spanisch:

Auxilio!!! Nicaragua está en plena fase de transmisión comunitaria del coronavirus y está manos arriba.

Solo yo conozco a más de 20 personas contagiadas, con distintos niveles de gravedad. Hoy supe de cuatro colegas míos enfermos, que temen ir a los hospitales públicos porque están colapsados y ellos no tienen recursos para pagar atención privada, porque las tarifas de admisión no bajan de 4.000 dólares el hospítal privado más „barato“ y un tratamiento con hospitalización puede costar los 25.000 dólares. Los que están en sus casas resistiendo el virus, ya no encuentran tanques de oxígeno y si hallás uno, no hay válvulas!! Tampoco hay suficientes medicinas en las farmacias porque las tienen embodegadas, y las pocas que hay cuestan seis veces su valor. El gobierno acapara no sólo el control de las pruebas de coronavirus, sino también los medicamentos esenciales para el COVID que no se encuentran ya en las farmacias. Por favor, los hospitales privados, los médicos, las embajadas, la OPS, la OEA, deben ayudar a esta población y asegurar que la ayuda llegue de forma directa. De lo contrario, decenas de miles vamos a morir en Nicaragua!!


[1] Sofern man in Nicaragua zur glücklichen Minderheit gehört, welche eine Festanstellung hat bedeutet das meist, dass man zwischen 100 und 300 Dollar pro Monat verdient. (Anm. der Red.)

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