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Griechenland: Faschisten ermorden linken Musiker

Am frühen Mittwochmorgen, 18. September 2013, haben rechtsextreme Schläger in Athen den 34-jährigen antifaschistischen Hiphop-Musiker Pavlos Fyssas verfolgt und erstochen.
Von Christoph Dreier
Fyssas, der unter dem Künstlernamen „Killah P“ auftrat, befand sich in einem Café in der Athener Vorstadt Keratsini. Als er das Café verließ, wurde er von etwa 15 Neonazis angegriffen. Augenzeugen berichten, dass es sich bei den Angreifern um Unterstützer und Mitglieder der faschistischen Partei Chrysi Avgi handelte.
Nachdem Fyssas und seine drei Begleitkillah per hatten fliehen können, versperrte ihnen ein Auto den Weg und etwa zehn weitere Männer kamen auf sie zu. Einer der Angreifer zog ein Messer und stach zwei Mal auf Fyssas ein. Berichten zufolge konnte das Opfer den Täter noch identifizieren, bevor es kurze Zeit später im Krankenhaus verstarb. Fyssas‘ Vater gab an, der behandelnde Arzt habe von „professionellen Stichen“ gesprochen und damit einen vorsätzlichen Mord nahelegt.
Die Polizei nahm ein 45-jähriges Mitglied der Chrysi Avgi fest, das die Tat bereits gestanden haben soll. Der mutmaßliche Täter soll seine Frau angewiesen haben, seinen Mitgliedsausweis in den Müll zu werfen, wo ihn Polizisten gefunden haben sollen. Der Tathergang legt nahe, dass es sich um eine konzertierte und geplante Aktion handelte, die von Anfang an auf die Ermordung Fyssas‘ abzielte. Fyssas ist ein bekannter Hiphop-Musiker, der in seinen Liedern gegen die Sozialkürzungen und den faschistischen Terror singt. Die Gruppe Antikapitalistische Linke – Zusammenarbeit für den Umsturz (Antarsya) gab an, dass er Mitglied ihrer Organisation gewesen sei.
Laut Augenzeugenberichten waren während des Angriffs Motorradpolizisten zugegen. Diese seien aber erst eingeschritten, als Fyssas bereits am Boden lag und die meisten Angreifer geflüchtet waren. Unmittelbar nach der Tat versuchte die Polizei zudem den Anschein zu erwecken, dass es sich nicht um einen geplanten politischen Mord, sondern um eine Auseinandersetzung zwischen Fußballfans handelte.

Krise, Repression und Faschismus

In Thessaloniki verhinderten Polizeikräfte am Mittwoch eine Demonstration vor dem Büro der Chrysi Avgi. Wütende Demonstranten beschuldigten die Polizei, die „Mörder schützen“ zu wollen.
Die enge Zusammenarbeit der griechischen Polizei mit faschistischen Banden ist weit verbreitet und umfassend dokumentiert. Bei den letzten Wahlen sollen mehr als die Hälfte aller Polizisten für Chrysi Avgi gestimmt haben. Mit Deckung des Staates greifen Schläger von Chrysi Avgi regelmäßig Migranten, Homosexuelle und politische Gegner an. So attackierten 50 Anhänger der Chrysi Avgi vor gut einer Woche 30 Mitglieder der Kommunistischen Partei (KKE), die dabei waren, politische Plakate aufzuhängen. Bis heute ist keiner der Angreifer juristisch zur Verantwortung gezogen worden.
Eigentliches Ziel von Chrysi Avgi ist die gesamte Arbeiterklasse. Es gibt starke Hinweise, dass die Organisation von mindestens einem griechischen Reeder finanziert wird. Ihre Schlägertrupps werden bewusst eingesetzt, um Arbeiter zu terrorisieren und die Opposition gegen die sozialen Angriffe zu unterdrücken. Mit dem Mord an einem linken Musiker erreicht dieser Terror eine neue Qualität. Es handelt sich um einen gezielten Versuch, jeden sozialen und politischen Widerstand einzuschüchtern.
Der Terror der Faschisten geht dabei mit zunehmend autoritären Herrschaftsmethoden einher. In diesem Jahr hat die Regierung bereits drei Mal streikende Arbeiter unter Kriegsrecht gestellt und teilweise mit Polizeigewalt zurück an die Arbeit gezwungen. Als der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble im Juli nach Griechenland kam, verhängte die Regierung ein umfassendes Demonstrationsverbot.
Die Profitinteressen der europäischen Banken und Konzerne und ihr brutales Spardiktat sind mit den Bedürfnissen der Menschen unvereinbar. Deshalb setzen sie in wachsendem Maße auf Diktatur und Terror. In der nächsten Woche wird die Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) wieder nach Athen reisen. Sie wird mit der griechischen Regierung weitere Lohnkürzungen und Massenentlassungen aushandeln.
Schon jetzt finden fast täglich Demonstrationen und Streiks gegen die bisherigen Entlassungspläne statt. Am Mittwoch versammelten sich in etlichen Städten Zehntausende öffentlich Beschäftigte, um gegen die Stellenstreichungen zu protestieren. Gegen diesen anhaltenden sozialen Widerstand richten sich die Attacken der Chrysi Avgi. Der Mord an Fyssas ist deshalb eine scharfe Warnung an alle europäischen Arbeiter. Der Aufbau eines Polizeistaats und die staatliche Förderung und Unterstützung faschistischer Organisationen sind ebenso wie der soziale Kahlschlag ein europaweites Phänomen.
Der Artikel stammt von wsws.org (gekürzte Version).

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