In neueren theoretischen Entwicklungen der «Care-Arbeit» fällt ein Grossteil unserer sozialen Existenz darunter: Sowohl professionelle Pflege im Altersheim wie auch das Aufrechterhalten von Freundschaften werden beide als reproduktive Sorge-Arbeit gewertet. Während eine solch breiter Care-Begriff auf gesamtgesellschaftlicher Ebene vielleicht noch teilweise Sinn ergibt, folgen daraus immer öfter auch Handlungsanleitungen für das individuelle Dasein. Dabei sind die Theorien der sozialen Reproduktion nicht dazu geeignet, individuelles Handeln zu erklären. Vielmehr entstehen durch ihre Anwendung auf dieser Ebene problematische Konnotationen. Denn damit werden marktwirtschaftliche Denkmuster auf unser Innerstes und auf unser Sozialleben übertragen.
von Matthias Kern (BFS Zürich)
Ist alles Soziale nun Care-Arbeit?
Der Begriff der «Care-Arbeit» taucht in der feministischen Bewegung seit ein paar Jahren (erneut) an allen Ecken auf. Dabei bewegt sich der Begriff vermehrt weg von einer Definition, die auf die klassischen Care-Bereiche fokussiert wie Kinderpflege, Altenpflege, Hausarbeit und allgemein Bereiche, in denen reproduktive Arbeit unterbezahlt oder gar als selbstverständliche familiäre Pflicht lohnfrei erwartet wird. Stattdessen wird heutzutage der Begriff «Care-Arbeit» praktisch für alle Formen des sozialen Umgangs von Menschen verwendet. Auch Freundschaften, das Lenken von Gruppendynamiken, tiefe Gespräche, Besuche bei Eltern oder Selbstsorge sind in dieser Sichtweise Care-Arbeit.
Und anstatt als Mittel zur gesellschaftlichen Analyse werden solche ausgeweiteten Care-Arbeits-Konzeptionen immer öfter dazu verwendet, individuelles Handeln und konkrete zwischenmenschliche Beziehungen zu analysieren und Veränderung zu fordern. Das geht so weit, dass eine Auflistung im online-Magazin «das Lamm» folgende Punkte als Beispiele für (weibliche) Care-Arbeit aufführt: «Wenn du dir merkst, was eine dir nahestehende Person sehr gerne isst oder macht.» Und: «Wenn du deiner Partner:in am Morgen Kaffee ans Bett bringst.»
Diese Beispiele verdeutlichen meines Erachtens ein zentrales Problem, das mit einem auf das «Du» oder das «Ich» angewendeten Care-Arbeits-Begriff mitschwingt. Denn was in diesen obigen Beispielen beschrieben wird, sind eigentlich absolut zentrale Eigenschaften von sozialen Beziehungen. Gegenseitige Aufmerksamkeit und Kommunikation sind aus keinem menschlichen Kontakt wegzudenken. Und genau diese grundlegenden menschlichen Regungen werden in dieser Perspektive nun zu: Arbeit, die (implizit ungerechterweise) unbezahlt verrichtet wird. Wenn wir unsere sozialen Kontakte aber als Arbeit bezeichnen, dann hat das weitreichende Auswirkungen darauf, wie wir uns als Menschen und unsere Beziehungen zueinander denken.
Reproduktion und soziale Interaktion
Es war und ist selbstverständlich extrem wichtig, dass die tagtägliche reproduktive Tätigkeit, die mehrheitlich von Frauen geleistet wird, in einem gesamtgesellschaftlichen Kontext neu definiert wurde: Neben der Produktion wurde die (gesellschaftliche) Reproduktion auch in marxistischen Kreisen zu lange nicht in den Blick genommen. Viele der geschlechtsspezifisch ungleich verteilten reproduktiven Tätigkeiten sind mit dem Begriff der unbezahlten Arbeit fassbar und müssen zwangsläufig in unsere Analyse des Funktionierens von Gesellschaften einfliessen. Kochen, Putzen, Erziehen und so weiter sind wesentliche Tätigkeiten, die ebenso wichtig sind für die Erhaltung der Gesellschaft und des Lebens überhaupt wie die Herstellung von Autos, Strassen oder Wasseraufbereitungsanlagen. Es wird in einer marxistischen Perspektive sozusagen die Arbeitskraft für die Herstellung besagter Produkte hergestellt. Es hat dabei System, die Herstellung von Arbeitskraft möglichst billig zu organisieren. Es ist ein integraler Wesenszug des Kapitalismus, dass nur ein möglichst geringer Anteil des geschaffenen Wertes in die Arbeiter:innen zurückinvestiert wird. Denn die Arbeiter:innen sollen ja in erster Linie weiter herstellen, die besitzende Unternehmer:innenklasse aber soll Profit machen.
Das bedeutet im Umkehrschluss aber meines Erachtens nicht, dass jegliche unserer menschlichen und sozialen Regungen nun in einem solchen Sinne als Arbeit verstanden werden sollten. Ich bin sogar der Meinung, dass es unbedingt notwendig ist, dass wir das, was wir konkret jeden Tag mit anderen Menschen erleben – Liebe, Zuneigung, Zärtlichkeit, Streit, Austausch, Solidarität oder Unterstützung – nicht mit denselben Werkzeugen analysieren, die wir für die gesamtgesellschaftliche Summe der Produktions- und Reproduktionsarbeit verwenden.
Es gibt meines Erachtens nämlich relevante Unterschiede zwischen emotionaler Arbeit und Emotionen, zwischen Freundschaft und psychischer Beratung, oder beispielsweise zwischen Sex-Arbeit und Sex.
Gerade bei der Unterscheidung zwischen Sex und Sex-Arbeit wird das besonders deutlich. Klar können und müssen wir strukturell feststellen, dass auch Sexualität in Beziehungs- und Machtgefügen eingebettet ist und dass es aus verschiedensten Gründen zu Sex kommt, die nicht immer mit Lust zu tun haben, sondern beispielsweise mit vermeintlich ehelichen Pflichten oder mit dem Gefühl etwas schuldig zu sein und so weiter. Verheerend wäre es trotzdem, wenn wir jetzt statt von Sex (der im besten Falle freiwillig, gut und ohne konkreten Anlass passiert) ausschliesslich von Sex-Arbeit sprechen würden, die wir aneinander vollbringen.
Ähnlich verhält es sich mit der Unterscheidung zwischen dem Pflegen einer sozialen Beziehung und Care-Arbeit. Dieser Unterschied ist für eine gesellschaftliche Analyse mit einem stark ausgeweiteten Care-Arbeit-Verständnis nicht unbedingt relevant, weil beim «Blick von oben» nicht im einzelnen Fall entschieden werden muss, ob es sich um eine normal funktionierende Beziehung handelt, oder ob es darin eine krasse Einseitigkeit gibt, die von der einen Person als Arbeit empfunden wird. Es reicht festzustellen, dass es auch in sozialen Beziehungen Ungleichheiten und Dienstleistungen gibt, die am Gegenüber erbracht werden. Die Unterscheidung zwischen Freundschaft und Arbeit bekommt aber eine riesige Bedeutung, wenn wir auf der Ebene einer konkreten, individuellen Beziehung argumentieren oder sogar «Tipps» für die Ausgestaltung derselben geben wollen.
Dem Homo oeconomicus entgegentreten
Gerade wenn wir über unsere konkreten sozialen Beziehungen nachdenken, müssen wir deutlich machen, dass die Aufrechterhaltung von Beziehungen nicht einfach Reproduktion und unser soziales Leben nicht ausschliesslich Arbeit ist. Gerade als politische Linke sollten wir nicht müde werden zu betonen, dass es eine Dimension des menschlichen Zusammenlebens gibt, die eben nicht Arbeit (im Sinne aller produktiven und reproduktiven Tätigkeiten des Menschen) ist – und uns so auch deutlich von einer neoliberalen Perspektive auf die menschliche Existenz distanzieren. Es sind Zuneigung, Liebe, gegenseitige Hilfe und Solidarität, die sich immer wieder von Neuem im Alltag als kleine Stacheln in der kapitalistischen Vorstellung eines Homo oeconomicus erweisen. Diese Gefühle und zwischenmenschlichen Regungen sind unsere Basis, um eine neue, eine solidarische Welt zu erschaffen. Und diese Basis besteht nicht nur aus (re-)produktiver Arbeit (egal ob bezahlt oder unbezahlt), sondern vor allem auch aus dem Gegenteil davon: Aus dem Unproduktiven, Ziellosen, nicht Verwertbaren, teilweise aus dem Selbstlosen, was aber gleichzeitig den Kern des Menschseins ausmacht.
Es sollte deutlich gemacht werden, dass gegenseitige Fürsorge mehr ist als gegenseitige Arbeit zwischen Menschen. Durch die aktuelle Negation dieses «Mehrs», indem nämlich sogar das Pflegen von Freundschaften als emotionale Arbeit oder Care-Arbeit bezeichnet wird, übertragen wir unnötigerweise und freiwillig marktwirtschaftliche Denkmuster und deren Beschränktheit auf unser Innerstes.
Für mich ist es enorm irritierend, wenn wir anfangen beispielsweise unsere Freundschaften und das Pflegen derselben generell als Arbeit zu bezeichnen – nichts anderes machen die Beispiele im oben aufgeführten Lamm-Artikel nämlich. Noch irritierender wird es, wenn diese Fürsorge dann sogar im Sinne von Lohnarbeit als eine Ware gedeutet wird. In den USA ist dazu vor einiger Zeit eine Diskussion rund um den Begriff der «emotionalen Arbeit» entbrannt. Die Debatte kam so richtig in Fahrt, als einige Beispiele auf Social Media bekannt wurden, in denen Leute ihren «Freund:innen» Rechnungen stellten, wenn sie sich Trennungsschmerz oder sonstige persönliche Probleme anhören mussten.
Eine soziale Beziehung wird in diesen Beispielen eindeutig unter den sowieso allgegenwärtigen Prinzipien von Angebot und Nachfrage gedacht. Der Unterschied zwischen psychologischer Beratung und Freundschaft verschwindet dabei offensichtlich, oder wird zumindest unkenntlich gemacht.
Aus dem eigentlichen Bedürfnis, mehr von seinem Gegenüber zu wissen, aus der Erkenntnis der Abhängigkeit des eigenen Wohlergehens vom Wohlergehen des Gegenübers und in Anbetracht der immer spärlicheren Zeit, die wir für soziale Beziehungen finden, wird eine simple Dienstleistung gemacht, deren einzige Güte darin besteht, dass wir sie im Gegensatz zur Psychologin gratis vollziehen (und uns dann darüber ärgern, dass wir jetzt gratis «gearbeitet» hätten). Solche Denkmuster können fatal und psychisch verheerend sein.
Wer eine konkrete Freundschaft in erster Linie danach misst, wer wieviel Zeit gibt und wieviel bekommt, hat vermutlich bald keine Freundschaft mehr, sondern ein geschäftliches Verhältnis. Wenn ich einem Freund zuhöre, mit ihm Ereignisse aus seinem Leben bespreche, mit ihm durch gewisse Emotionen lebe, dann ist das Allerletzte, was ich will, dass er mir das Gefühl gibt, ich hätte jetzt ein paar Stunden für ihn gearbeitet.
Ungleiche Belastungen
Nicht verneint werden dürfen hierbei die vielfältig zu beobachtenden unterschiedlichen Belastungen, die sich in sozialen Konstrukten und Freundschaften ergeben. Es gibt eine geschlechtliche Komponente, wer wie stark beispielsweise mit Problemen belastet wird und wer wie oft und wie viel «da» ist für andere.
Diese Probleme und unterschiedlichen Belastungen lassen sich auf einer strukturellen Ebene empirisch nachweisen und gehören natürlich auch im konkreten, individuellen Fall besprochen und wenn möglich in Freundschaften auch verändert. Doch genau hierbei steht uns der ausgeweitete Care-Arbeits-Begriff, der das Pflegen jeglicher sozialen Beziehungen mit meint, im Weg. Denn dieser Begriff umfasst «nachfragen», «unterstützen», «Geburtstagsparty planen», «sich bei Personen melden», oder «am Esstisch gute Stimmung verbreiten». Diese Definition ist so allgemein, dass sie das Erkennen von geschlechtsspezifischen Unterschieden gar nicht mehr zulässt. Ansonsten müsste man behaupten, dass Männer schlicht keine Beziehungen und Freundschaften zu führen und diese (vielleicht auf ihre eigene Weise) zu pflegen imstande sind. Ein Blick in die Welt zeigt, dass diese Annahme vermutlich nicht stimmt.
Darüber hinaus ist auch das – bereits kritisierte – sprechen von «Arbeit», die beim Beziehung pflegen verrichtet wird, meistens nur hinderlich, weil es den Blick auf die tatsächlichen Probleme verstellt.
Zum einen, weil der Arbeitsbegriff impliziert, dass die erbrachten «Leistungen» in einer Freundschaft oder in einer sonstigen Beziehung umrissen, aufgelistet und schlussendlich auch von jemand anderem erbracht werden könnten. In dieser Perspektive besteht eine Beziehung aus einer definierten Menge Arbeit, die wenn möglich gleichmässig auf die daran beteiligten Menschen verteilt werden sollte. Dies aberkennt, dass es viele verschiedene Arten gibt, sich an einer Beziehung zu beteiligen und füreinander da zu sein und dann auch noch eine Zeitebene hinzukommt: Vielleicht war das Jahr 2018 ein Scheissjahr für mich, und jetzt hat mein Freund gerade ziemliche Probleme. Ich würde behaupten, dass es nicht möglich ist, den Wert und die Bedeutung verschiedener Beziehungshandlungen pauschal oder «objektiv» gegeneinander abzuwägen. Ein offensiv angegangenes Gespräch kann je nach Situation weniger wichtig sein, wie einen Abend lang schweigend nebeneinander zu sitzen. Es gibt im Aufrechterhalten und im Pflegen sozialer Beziehungen kein objektives «Richtig» und «Falsch». Es gibt kein universelles Protokoll, das zwischenmenschliche Nähe bewerten könnte. Genau das impliziert aber die Vorstellung, dass eine soziale Handlung einfach von jemand anderem übernommen werden könnte.
Zum anderen führt der Arbeitsbegriff dazu, dass die politisch hervorgebrachte Forderung, die gegenseitige Fürsorge unter den Geschlechtern besser zu verteilen, wie eine an sich einfache Forderung wirkt, die aber in der Praxis immer unerfüllt bleibt. Der Eindruck entsteht, als wollten in gewissen Gruppen oder politischen Organisationen bspw. die Männer einfach zu wenig. Wenn nämlich die emotionale Belastung analog zum WC-Putzen verstanden wird, erscheint es eigentlich als ein Leichtes, mithilfe einer Handlungsanleitung beides vermehrt zu übernehmen.
Genau das wurde kürzlich in einem Artikel auf dieser Homepage ausgeführt, indem die Männer aufgefordert wurden, mehr beziehungstechnische Care-Arbeit zu leisten, um so in privaten und aktivistischen Kontexten Ungleichgewichte auszugleichen. Der Artikel beschreibt auch, wie das funktionieren könne: Männer, macht mehr Deep Talk (Personen Nähe zeigen, weinen lassen, sie spiegeln, nachhaken, mitdenken), macht mehr Small Talk (kommunikative Kanäle offenhalten, um Veränderungen wahrzunehmen) oder macht mehr Gesten der Nettigkeit (kleine Geschenke, Komplimente aussprechen).
Dass dieses Vorgehen nicht zur dringend ersehnten Normalverteilung von gefühlter Beziehungsintensität führt, könnte daran liegen, dass die dabei als Arbeit definierten Vorgänge komplexer und stattdessen vielfältige soziale Beziehungen und Beziehungshandlungen an sich sind. Und weiblich sozialisierte Personen sind offensichtlich tendenziell in der Lage vielfältigere und in ihrer Form unterschiedlichere soziale Beziehungen zu führen – das ist natürlich kein Naturgesetz, sondern Folge der aktuellen gesellschaftlichen Ausgestaltung. Sie sind je nach Art des emotionalen oder sozialen Austauschs besser gerüstet und werden auch als dafür besser geeignet wahrgenommen. Das zeigt sich dann beispielsweise konkret in der von vielen meiner männlichen Freunde gemachten Erfahrung, dass das Problem an mangelnder emotionaler Kommunikation in Männer-Freundschaften höchst selten daran liegt, dass das Angebot über emotionale Themen zu sprechen nicht da wäre, sondern dass es schlicht nicht oder nur marginal genutzt wird.
Was stattdessen tun?
Damit auch Männer in einer Welt, die sie nicht darauf vorbereitet, fähiger werden soziale Beziehungen möglichst erfüllend für beide und vielfältig führen zu können, braucht es Zeit, es braucht Gespräche und es braucht erlebte vielfältige Freundschaften. Es braucht positive Erfahrungen, es braucht vermutlich auch Frauen, die immer wieder unterstützend dabei sind, die einen spüren lassen, dass Nähe, Emotionen und Verletzlichkeit positive Seiten sein können. Dass eine erhöhte Emotionalität auch für Männer eine anzustrebende Entwicklung ist, da gehe ich mit vielen «Handlungsanleitungen» einig.
Aber meines Erachtens geht es nicht darum, dass wir Männer auswendig lernen, wie man «Wie geht es dir?» fragt. Es geht stattdessen darum vermehrt zu erkennen, wie es den Menschen und einem selbst geht. Das kann auch ganz ohne Worte funktionieren. In diesem Prozess ist es meines Erachtens entscheidend, dass all das, was das Menschsein über die Arbeit hinaus (egal ob produktiv oder reproduktiv) ausmacht, besonders betont wird. Genau das ist es meines Erachtens nämlich, was Männern heute oftmals fehlt. Von Arbeits-, Messbarkeits-, Rationalitätsvorstellungen und Konkurrenzdenken haben wir beileibe genug. Zwischenmenschliche Beziehungen neuerdings auch als Arbeit zu definieren, hilft bei diesem Prozess deshalb ganz und gar nicht.
Gleichzeitig können Männer, um die existierenden Ungleichgewichte gerade in aktivistischen Kreisen anzugehen, umso mehr von dem übernehmen, was im klassischen Sinne als Care-Arbeit bezeichnet wird. Putzen, Waschen, Ordnung machen, Kochen, Einkaufen und so weiter sind Bereiche, die wir problemlos mithilfe von Handlungsanleitungen besetzen können und das auch tun sollten. Für krasse Belastungsspitzen, bei denen sich aktivistische Probleme und persönliche Schwierigkeiten vermischen (Übergriffe, Mobbing, Auseinandersetzungen etc.), sind entsprechende Organisationsgefässe zu schaffen, die als Ansprechsorte dienen. Auch hier können und müssen sich Männer, so gut es geht, beteiligen und Verantwortung übernehmen. Auch das öffnet wieder Raum und kann bei weiblich sozialisierten Personen Belastungen reduzieren, so dass mehr Zeit bleibt für den Kern des menschlichen Daseins: dem Pflegen von Beziehungen zu anderen Menschen.
Somit ist die Unterscheidung zwischen dem, was Emotionen und Beziehungen sind und was als Care-Arbeit im engeren Sinne verstanden wird, für mich eigentlich besonders wichtig, wenn es darum geht, eine politisch männliche Perspektive des Feminismus und beispielsweise gegen toxische Männlichkeit zu formulieren. Hier zeigt sich meines Erachtens, dass klassische Care-Arbeit weiter im Fokus eines feministischen Einsatzes von Männern liegen sollte, während unsere Beschäftigung mit Gefühlen und Emotionen vermutlich niemanden direkt entlasten wird, aber in der längeren Perspektive hoffentlich das Leben von uns allen etwas angenehmer macht.