Der «grüne» Umbau des Kapitalismus befördert die weitere Inwertsetzung der Natur. An der Börse wird die Natur zum Spekulationsobjekt, damit sich auch mit der Klima- und Biodiversitätskrise gute Geschäfte machen lassen.
von Eva L. Blum (BFS Zürich); aus antikap
Die Erschliessung der Natur und natürlicher Ressourcen durch das Kapital ist nicht nur ein zentrales Element der Entstehung des Kapitalismus («Ursprüngliche Akkumulation»); Prozesse dieser Art dauern an, wobei sie immer wieder neue Formen annehmen. Seit den 1980er Jahren wird die Inwertsetzung – das zur-Ware-machen – der «Natur» weiter forciert, wobei vor allem drei Entwicklungen eine wichtige treibende Rolle spielen: In Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise Mitte der 1970er Jahre wird ab den 1980er Jahren weltweit in grossem Umfang dereguliert, flexibilisiert und privatisiert. Damit werden auch die institutionellen Grundlagen für eine verstärkte Konzentration des Finanzkapitals geschaffen.1 Als Folge dieser Entwicklungen ist der Umfang des Finanzvermögens in den letzten Jahrzehnten weit stärker gewachsen als das Sozialprodukt.2 Und für dieses enorm gewachsene Finanzvermögen wird nun permanent nach möglichst profitablen Anlagemöglichkeiten gesucht: Güter, Ressourcen, Technologien, Dienstleistungen, Wissen und «Natur»; alles, was profitabel erscheint, wird zur Ware gemacht und in Wert gesetzt. Seit der Finanzkrise 2007 – 2008 expandiert das Kapital auch aufgrund von Verwertungsschwierigkeiten («Überakkumulation») in neue Felder. Diese Expansion drückt sich auch in der verschärften finanzdominierten Erschliessung natürlicher Ressourcen und der Schaffung neuer Felder der Kapitalverwertung aus.3 Schliesslich wird auch im Rahmen des «grünen» Umbaus des Kapitalismus die Inwertsetzung der Natur vorangetrieben.
Früher gingen Vertreter des Umweltschutzes meist davon aus, dass die Grundlage für eine «Gesundung» der Natur ein Verzicht auf oder zumindest eine Reduzierung des Wachstums sei. Die Gegenseite konterte die Forderung nach Umweltschutz daher auch stets mit dem Verweis auf untragbare Kosten für die Unternehmen und auf Wachstumsverluste. Umweltschutz sei daher nur zu betreiben, wenn er unbedingt notwendig ist.
Umso erstaunlicher ist es daher, dass seit einiger Zeit überall behauptet wird, dass sich eine Harmonie zwischen Umwelt- bzw. Klimaschutz und kapitalistischem Wachstum herstellen lasse. Egal ob die Partei sozial-, wirtschafts- oder grünliberal ist;4 bei allen finden sich Aussagen wie diese: «Ökologie und Ökonomie sind kein Widerspruch» (SPD). »Die Ökologie … ist die Grundlage für wirtschaftlichen Erfolg in der Zukunft« (CDU). »Gute Ökologie ist zugleich langfristige Ökonomie. Für uns gibt es keinen Gegensatz zwischen Wirtschaft und Umwelt« (FDP). «Wir wollen erreichen, dass die Wirtschaft wachsen kann, ohne gleichzeitig mehr Ressourcen zu verschlingen und Umweltschäden zu verursachen» (Bündnis 90/Die Grünen).
Um die «Harmonie» zwischen Ökologie und Ökonomie herzustellen, wenden die Staaten, die es sich leisten können, also vor allem die Wirtschaftsmächte im Globalen Norden, enorme finanzielle Mittel auf. Dabei geht es ihnen jedoch weniger um Klima- oder Umweltschutz als unbedingtes Ziel. Vielmehr sollen diese Mittel sein, um weiteres Wachstumzu sichern und zu fördern. Um die Klima- und Umweltkrise als Wachstumsquelle zu erschliessen, wird die Natur unter ökonomische Kategorien subsumiert und der Klima- und Umweltschutz ökonomisiert.5
Wie die Natur «monetarisiert» und in die herrschenden ökonomischen Modelle integriert wird, soll im Folgenden erläutert werden.6 In diesem Zusammenhang spielt der «Ökosystemdienstleistungsansatz» eine zentrale, ideologische Rolle. Dieser Ansatz, in dem Natur ausschliesslich unter utilitaristischen und anthropozentrischen Gesichtspunkten betrachtet wird – die Natur ist «Dienstleisterin», der Mensch ihr Besitzer und Manager – hat sich innerhalb weniger Jahre global durchgesetzt. Inzwischen werden weltweit grosse Teile der Forschungsförderung im Bereich des Natur- und Umweltschutzes auf die Analyse, Bewertung und Erhaltung bzw. Schaffung von «Ökosystemdienstleistungen» ausgerichtet; neben Politiker:innen, Ökonom:innen und Planer:innen haben auch Umweltaktive und Naturschützer:innen die entsprechenden Begrifflichkeiten und Konzepte übernommen. Welche Folgen diese verschärfte ökonomische Zurichtung der Natur hat und warum vor allem Menschen und Natur im Globalen Süden davon betroffen sind, wird abschliessend gezeigt.
«Naturkapital»
In jedem kapitalistischen Produktionsprozess – egal ob es um die Produktion von Maschinen oder die Bereitstellung von Dienstleistungen geht – werden für die Inwertsetzung Naturstoffe extrahiert, bearbeitet, umgewandelt und als Müll, Giftstoffe und Emissionen ausgeschieden. Jeder Produktions- und Wertschöpfungsprozess des Menschen ist also, so formuliert es Marx (1867, 192), immer auch ein Stoffwechselprozess mit der Natur. Dies scheint auf den ersten Blick eine triviale Feststellung zu sein, vor allem wenn man an Produktionsformen wie die Landwirtschaft denkt, in der Natur sehr offensichtlich bearbeitet, verändert und in Wert gesetzt, aber auch verschmutzt und zerstört wird. Diese Perspektive ist im herrschenden System jedoch alles andere als selbstverständlich. In der neoklassischen Theorie, die nach wie vor den wirtschaftswissenschaftlichen Mainstream dominiert, konzentriert man sich auf die Produktionsfaktoren Kapital und Arbeit. Die Natur kommt, wenn überhaupt nur als theoretischer Platzhalter in Form externer Effekte7 vor. Zwar wird durchaus anerkannt, dass die kapitalistische («marktwirtschaftliche») Produktion negative Wirkungen auf die Natur haben kann; doch wird daraus nicht abgeleitet, dass die Produktion deshalb grundlegend anders organisiert werden sollte. Die Über- und Vernutzung von Natur8 wird vielmehr in ein Kostenproblem verwandelt und damit in die «Kapitallogik» integriert: die herrschende Wirtschaftslehre geht folglich davon aus, dass die Ausbeutung der Natur deshalb stattfindet, weil sie keinen bzw. keinen korrekten Preis hat.
Über eine Internalisierung externer Effekte9 wird in der Umweltökonomie schon seit den 1970er Jahren diskutiert. Seit Ende der 1980er Jahre arbeiten umweltökonomische Ansätze zunehmend mit dem Begriff «Naturkapital». Natürliche Ressourcen, so heisst es nun, seien der wichtigste Inputfaktor für die Weltwirtschaft. Ob Rohstoffe, Wasser, Hochwasserschutz, Biodiversität oder Bestäubung – um diese «Vermögenswerte» der Natur zu erhalten, müssten sie endlich als «Naturkapital» berücksichtigt, also «eingepreist» werden.10 Seit der UNO-Konferenz über Nachhaltige Entwicklung im Juni 2012 in Rio de Janeiro (Rio+20-Konferenz) wird auch auf internationaler Ebene über Natural Capital und Green Economy diskutiert (vgl. Kill 2015).11
Der Ökosystemdienstleistungsansatz
Seit dem Millenium Ecosystem Assessment12 der Vereinten Nationen werden Ökosystemdienstleistungen wie folgt definiert: „Das Wohlergehen der Menschen hängt von gut funktionierenden Ökosystemen ab. Sie liefern Sauerstoff zum Atmen, sauberes Wasser, Nahrungsmittel, Grundstoffe für Medikamente, Industrierohstoffe und sind Speicher für Klimagase, Vorbilder für technische Lösungen und vieles mehr.“13
Welche Grundannahmen prägen das Konzept?14
Natur als Ökosystem
Die Natur setzt sich in diesem Konzept aus Systemen zusammen, die sich selbst organisieren und regulieren können.15 Es besteht der Anspruch, diese Systeme nicht nur in ihrer Funktionsweise zu verstehen, sondern technisch über sie verfügen zu können. Ökosysteme können demnach also auch praktisch-materiell hergestellt werden, sie können auf eine oder mehrere bestimmte Funktionen hin konstruiert, optimiert und reguliert werden. Das Interesse bei der theoretischen und «materiellen Konstruktion» eines Ökosystems ist meist auf einen Nutzen bezogen: Die Funktion der Ökosysteme besteht darin, dass sie z. B. Kohlenstoff binden, Abwasser reinigen oder seltenen Arten einen Lebensraum bieten. Diese Funktionen gilt es zu erhalten bzw. wiederherzustellen.
Das Leistungsprinzip
Ökosysteme werden wie technische Systeme bewertet: nach ihren Leistungen, die sie erbringen. Die Systeme erfüllen einen äusseren – vom Menschen, nicht von der Natur definierten – Zweck. In dieser Perspektive liefert die Natur bestimmte Serviceleistungen, der Mensch ist ihr Besitzer und Manager, sein Ziel ist die Nutzung und Optimierung der Leistungen der Natur.
Die monetäre Bewertung der Leistungen
Damit die Leistungen der Natur für den Menschen dauerhaft erhalten bleiben, müssen sie – gemäss der herrschenden Ökonomietheorie – monetär bewertet werden. Verschiedene marktbasierte Instrumente wie Payments for Ecosystems Services, Emissionszertifikate oder Kompensationsgutschriften sollen Anreize für einen «verantwortungsvollen» Umgang mit der Natur liefern. «Ökosystemdienstleistungen» sollen also einen Marktpreis erhalten, damit sie als Waren gehandelt werden können. Damit dies möglich ist, müssen vier Voraussetzungen erfüllt sein:
1. Die Leistungen müssen erfasst und gemessen werden können, d. h. man braucht «Einheiten», die es ermöglichen, die Leistungen zu quantifizieren (z. B. x Tonnen CO2, die durch einen Wald pro Jahr gebunden werden). 2. Diese Quantifizierung ist eine Voraussetzung ihrer Bewertung und bereits auf ihre Monetarisierung ausgerichtet (z. B. der Verbrauch einer Tonne CO2 verursacht 70 CHF Schäden, die «eingepreist» werden müssen). 3. Den Leistungen müssen Eigentums- und Nutzungsrechte zugewiesen werden (Privatisierung). 4. Es muss ein Markt geschaffen werden, auf dem die Eigentümer:innen die «Ökosystemdienstleistungen» anbieten und handeln können.
Schutz nur für «Leistungsträger»16
In der Perspektive der Ökosystemdienstleistungen werden die Systeme nach dem (ökonomischen) Nutzen bewertet, den sie für Menschen erbringen (sollen). Der Schutz eines Systems kann in diesem Ansatz nur aufgrund seiner Leistungen begründet werden und der Schutz einer oder mehrerer Arten, der Vielfalt an Arten oder auch bestimmter Individuen nur durch ihren jeweiligen Beitrag zu diesen Leistungen. Das aber heisst, dass nur das an Natur geschützt werden sollte, von dem wir wissen, dass es einen messbaren und damit monetarisierbaren Nutzen für uns hat. Zum Beispiel eine Grünfläche in der Stadt, wegen ihrer nachweisbar positiven Wirkungen auf das Mikroklima oder eine Insektenart, weil sie Schädlinge kontrolliert. Was keine Funktion hat bzw. nicht zu einer erwünschten Leistung beiträgt, muss demnach nicht geschützt werden. Da viele Leistungen mit einem Minimum an Artenvielfalt erbracht werden können, wäre es ökonomisch vernünftig, die Artenvielfalt eines Systems auf die «notwendige» Vielfalt zu reduzieren oder zumindest nicht in die «überflüssigen», irrelevanten oder für die Leistungserbringung schädlichen Arten zu investieren.
Werden Ökosysteme nur im Hinblick auf die monetäre Leistungsoptimierung betrachtet, kann es ökonomisch rational, weil schlicht billiger sein, wenn einzelne Komponenten technisch ersetzt werden, z. B. gentechnisch veränderte (und entsprechend «optimierte») Organismen anstatt natürlich vorkommender Arten. Auch die Bestäubungsleistung durch Minidrohnen könnte – dereinst – billiger (weil effizienter, schneller) werden, als natürliche Bestäuber wie Bienen oder Hummeln einzusetzen. Vor allem, wenn sich letztere als anfällig gegenüber bestimmten Umweltstoffen (wie Herbiziden) oder Klimaänderungen erweisen.
Welche Folgen hat die Bepreisung der Naturdienstleistungen?
Privatisierung der Natur
Mit der Privatisierung von Wasserquellen, Agrarland, Wäldern und anderen natürlichen Ressourcen (inkl. deren «Leistungen») setzt das Kapital eine Enteignung und Inwertsetzung der Gemeinsphäre durch. Auf diese Enteignungsvorgänge folgt anschliessend ein Aneignungsvorgang: die Erzielung von Rentenerträgen durch die Eigentümer:innen der Eigentumstitel (Grundeigentumstitel, Emissionsrechte, Patente etc.). Diese Erträge sind durch nichts anderes als die Eigentumsrechte/-monopole legitimiert (Zeller 2010). Die Finanzindustrie wandelt diese Eigentumsrechte anschliessend in handelbare Eigentumstitel um. Die Schaffung von Anlagefonds und derivaten Anlageprodukten sowie die Entstehung von Sekundärmärkten, auf denen diese Titel gehandelt werden können, steigert den mit diesen Geschäften verbundenen Druck zusätzlich.17
Abstraktion von Naturqualitäten zugunsten der Quantifizier- und Messbarkeit
Welchen geldmässigen Wert hat saubere Luft, ein Laubfrosch oder die Leistung eines Mischwalds als Kohlenstoffsenke? Die ökonomische Bewertung der Natur setzt ihre Quantifizier- und Messbarkeit voraus. Nur die Abstraktion von den spezifischen Naturqualitäten und der Einzigartigkeit bestimmter Lebensräume macht z. B. den Handel mit Kompensationsgutschriften möglich. Beim Handel mit Emissionsgutschriften ist die zentrale Masseinheit eine Tonne Kohlendioxid (CO2).
Umrechnungsfaktoren gibt es auch für die Kompensation durch Biodiversitätsgutschriften: Äquivalenzen werden hier zum Beispiel zwischen einem Hektar Land mit hoher Eignung als Lebensraum für Elefanten und einer grösseren Fläche von Land mit mittlerer oder niedriger Lebensraumqualität für Elefanten hergestellt. Oder es wird festgelegt, welche Pflanzen- oder Tierarten ein «intaktes» Feuchtgebiet signalisieren, wodurch ein Gebiet als Kompensation für das Trockenlegen eines anderen Feuchtgebiets qualifiziert wird. Wird der Umrechnungsfaktor von den verantwortlichen Behörden anerkannt, können Lebensräume seltener Arten oder Feuchtgebiete zerstört werden, solange ein entsprechend grösseres Gebiet mittlerer oder niedriger Lebensraumqualität anderswo geschützt wird. Verglichen werden bei solchen Äquivalenzrechnungen immer nur einige wenige ökologische Kenndaten von Lebensräumen, meist Artenlisten. Viele ökologische Funktionen sowie lokale ökonomische, soziale, kulturelle oder spirituelle Bindungen an den Lebensraum bleiben beim Prinzip der Kompensationsgutschriften immer unberücksichtigt – und gehen bei der Zerstörung eines Lebensraums möglicherweise unwiederbringlich verloren. Zusammengefasst: Geschätzt und geschützt werden nur jene Teile der Natur, die als verwertbar betrachtet und in die «Messungen» einbezogen werden (können). Das Ziel des Umwelt- und Klimaschutzes unter Kostengesichtspunkten ist also lediglich, die Existenz von Mensch und Umwelt als Ressource des Wachstums zu sichern. Mehr ist nicht drin.
Naturzerstörung wird nicht verhindert, sondern gesteuert
Weder «marktradikale» Instrumente, noch Öko-Steuern oder andere staatliche Eingriffe lösen das Problem, dass mit dem Preis die Unbrauchbarmachung der Natur und die Produktion von Dreck nicht verhindert, sondern nur gesteuert wird. Wer über ausreichende Geldmittel verfügt, kann und darf – ökonomisch gesehen – weiterhin Schadstoffe emittieren (lassen), Ressourcen verbrauchen und Lebensraum zerstören. Kapitalistisch betrachtet ist der Schutz der Umwelt ohnehin nur dann rational, wenn seine Kosten unter denen der Umweltzerstörung liegen. Wo Klima- und Artenschutz zu teuer sind, unterbleiben sie.
Seit einigen Jahren ist es vor allem der Handel mit Kompensationsgutschriften, der die Zerstörung der Natur weiter vorantreibt. Aufgrund von Kompensationsgutschriften für Biodiversität können Käufer:innen behaupten, dass ein von ihnen verursachter Schaden ausgeglichen wurde. Der Schaden – die Zerstörung von biologischer Vielfalt – geht, wie im Fall von CO2,18 über einen geltenden Grenzwert hinaus. Im Fall von Kompensationsgutschriften für Biodiversitätsverlust besteht ein solcher Grenzwert zum Beispiel im Verbot von Bergbau in Schutzgebieten oder besonders artenreichen Wäldern; oder er ergibt sich aus gesellschaftlichen Normen, wie zum Beispiel dem Versprechen von Nahrungsmittelkonzernen, ihre Produkte ohne Waldzerstörung herzustellen. Kompensationsgutschriften für Biodiversitätsverlust erleichtern die Expansion von Bergbau in Schutzgebieten oder die Rodung von artenreichen Wäldern für Ölpalmen- und Sojaplantagen oder für die industrielle Rinderzucht. Die Produkte aus diesem Raubbau vermarkten Konzerne dann als «urwaldfrei», «kohlenstoffneutral» oder als «Bergbau mit netto-positiver Auswirkung für Biodiversität». Für die Unternehmen bietet dieser Handel also auch vielfältige Möglichkeiten für ein Greenwashing ihrer schmutzigen Geschäfte (GRAIN 2021a).
Die wachsende Konkurrenz um Land befördert Hunger und Vertreibung
Die Versorgung etwa eines Drittels der Weltbevölkerung hängt vom direkten Zugang zu Land ab. Sie leben von der Bewirtschaftung von Savannen, Wäldern, Flüssen, Seen, Feldern oder Küstenzonen. Gebiete, auf die staatliche Stellen und private Unternehmen in einem wachsenden Masse zugreifen. Der Privatisierungsdruck auf den Boden nimmt aus verschiedenen Richtungen zu: Kompensationsgeschäfte – z. B. das Anpflanzen schnell wachsender Eukalyptus-Bäume in Afrika zur CO2-Kompensation von Flugreisen in Europa – Projekte des Geo-Engineering,19 die Ausweisung grossflächiger Naturschutzgebiete,20 die Produktion «grüner» Energie (z. B. Wasserstoff), die steigende Nachfrage nach Wasser, aber auch nach seltenen Erden und anderen Rohstoffen für den «Energieumbau» sowie neue Möglichkeiten des Green Investment ins Agrobusiness (GRAIN 2021b): all diese Prozesse erfordern Land, viel Land. Inzwischen gibt es unzählige Beispiele, die zeigen, dass für die lokale Bevölkerung (auch) das land grabbing unter «grünen» Vorzeichen mit Enteignungen, Vertreibung und Hunger verbunden ist.21 Der «grüne» Umbau des Kapitalismus löst die ökologischen Krisen also in keinster Weise, stattdessen wird in neokolonialer und imperialistischer Manier versucht, die Natur im Globalen Süden als «natürliche» Ausgleichs-, Puffer- und Entwicklungszone in den Dienst zu nehmen, damit das ökonomische Wachstum im Globalen Norden (zumindest noch eine Weile) weiter gehen kann.
Fazit: Der grosse Ausverkauf – Natur als Spekulationsobjekt
Das im Rahmen der Green Economy populär gewordene Konzept der Ökosystemdienstleitungen suggeriert, dass sich die «Leistungen» der Natur kontrollieren und bei Bedarf auch (technisch) wiederherstellen lassen. Die gegenwärtige Entwicklung der Klimakrise zeigt aber vermutlich nur eines sehr klar: dass wir weit davon entfernt sind, im Detail zu verstehen, wie «die Natur» funktioniert.22 Von einer Beherrschbarkeit oder gar Steuer- und Konstruierbarkeit ganz zu schweigen. Doch ist der Anspruch, genau dies zu tun, in der Welt und das im Übermass vorhandene Finanzkapital fliesst in entsprechende Projekte. Der «grüne» Kapitalismus, so ist zu befürchten, wird die natürlichen Grundlagen also noch gründlicher und bis in die letzten «unberührten» Ecken hinein vernichten, als es seiner «alten», fossilen Variante gelungen ist. Denn es kommt noch ein Sachverhalt hinzu: die weitere ökonomische Steuerung, Nutzung und Zuteilung der Ökosystemdienstleistungsnatur wird in der Green Economy den Spekulant:innen an den Finanzmärkten überantwortet. Einer Sphäre also, die nicht erst seit den letzten Finanzkrisen für ihre Volatilität und «Irrationalität»23 bekannt ist.
Die Folgen der ökologischen Krisen sind schon jetzt Not und Knappheiten und diese werden in Zukunft noch zunehmen. Mit der Green Economy sind die Weichen gestellt, damit sich im «grünen» Kapitalismus auch mit globalen Umweltkrisen, Vertreibung und Hunger profitabel spekulieren und wirtschaften lässt.24
Literatur:
Dinerstein, E. et al. 2019: A Global Deal For Nature: Guiding principles, milestones, and targets. In: Science Advances 4/2019, unter: https://advances.sciencemag.org/content/5/4/eaaw2869
GRAIN 2021a: Corporate greenwashing: „net zero“ and „nature-based solutions“ are a deadly fraud, Report March 2021, https://grain.org/en/article/6634-corporate-greenwashing-net-zero-and-nature-based-solutions-are-a-deadly-fraud
GRAIN 2021b: Agribusiness and big finance’s dirty alliance is anything but „green“, Report September 2021, https://grain.org/system/articles/pdfs/000/006/720/original/Green%20Bonds%20EN.pdf?1631648412
Harvey, D. 2003: The New Imperialism. Oxford.
Kaufmann, S., Müller, T. 2009: Grüner Kapitalismus. Krise, Klimawandel und kein Ende des Wachstums. Reihe: einundzwanzig. Rosa Luxemburg Stiftung, Bd. 2, Berlin.
Kaufmann, S., Muzzupappa, A. 2020: Crash Kurs Krise. Wie die Finanzmärkte funktionieren. Eine kritische Einführung. Berlin.
Kill, J. 2015: Ökonomische Bewertung von Natur. Der Preis für Naturschutz? Eine kritische Auseinandersetzung. Rosa-Luxemburg-Stiftung, Büro Brüssel, No financialization of Nature Netzwerk.
Marx, K. 1867: Das Kapital, Erster Band. Karl Marx-Friedrich Engels-Werke (MEW), Band 23. 1988, Berlin.
Patalano, R., Roulet, C. 2020: Structural developments in global financial intermediation: The rise of debt and non-bank credit intermediation. OECD Working Papers on Finance, Insurance and Private Pensions, no. 44, p. 39 – XX doi.org/10.1787/19936397
Steinfeld, T. 2017: Herr der Gespenster. Die Gedanken des Karl Marx. München.
Trepl, L. 1994: Geschichte der Ökologie. Vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Weinheim (2. Auflage).
Voigt, A. 2013: Naturschutz nur für Leistungsträger? Überlegungen zu der Frage, inwiefern das Konzept der Ecosystem Services zum Schutz der Biodiversität beitragen kann. In: Friedrich, J., Halsband, A., Minkmar, L. (Hrsg.): Biodiversität und Gesellschaft – Gesellschaftliche Dimensionen von Schutz und Nutzung biologischer Vielfalt. Göttingen, S. 141 – 157.
Voigt, A. 2015: Die Macht des Ökonomischen im Blick auf Natur und Landschaft: Eine Diskussion des Ecosystem Service Ansatzes. In: Kost, S., Schönwald, A. (Hrsg.): Landschaftswandel – Wandel von Machtstrukturen. Springer VS, Wiesbaden, S. 201 – 220.
Zeller, C. (Hrsg.) 2004: Die globale Enteignungsökonomie. Münster.
Zeller, C. 2010: Die Natur als Anlagefeld des konzentrierten Finanzkapitals. In: Schmieder, F. (Hrsg.): Die Krise der Nachhaltigkeit. Zur Kritik der politischen Ökologie. Frankfurt a. Main, S. 103 – 136.
Zeller, C. 2011: Verschiebungen der Krise im globalen Rentierregime. Ungleichgewichte und Suche nach neuen Feldern. In: Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie, Jg. 55 (2011), Heft 1-2, S. 65 – 83.
Fussnoten
[1]Die Einführung privater, kapitalgedeckter Alterssysteme hat entscheidend zur Machtsteigerung des Finanzkapitals beigetragen. Zum Beispiel Schweiz siehe: https://sozialismus.ch/oekologie/2021/pensionskassen-und-das-klima-wie-unsere-altersvorsorge-zu-den-sozialen-und-oekologischen-problemen-beitraegt-teil-1/
[2]«Während sich die finanziellen Vermögensbestände einschließlich Eigenkapital, privaten und öffentlichen Schulden sowie Bankguthaben in den ersten acht Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in etwa im Einklang mit dem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts entwickelten (mit Ausnahme der Kriegszeiten als die Staatsschulden anstiegen), haben sich deren Ausmaße von 1980 bis 2007 auf 393 % am weltweiten BIP vervierfacht (194 Bio.US$). In den USA erreichten diese finanziellen Vermögensklassen 2007 den Rekordstand von 442 % des BIP. Die 2007 einsetzende Krise stoppte diese Entwicklung vorerst» (Zeller 2011, 69 mit Zahlen von McKinsey Global Institute 2009). Für die Zeit nach der Finanzkrise gibt die OECD weiter steigende Zahlen an: In der Zeit nach der Krise stieg der Anteil des Finanzvermögens am BIP von 500% im Jahr 2006 auf über 570% im Jahr 2018 in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften und von 120% im Jahr 2006 auf 270% im Jahr 2017 in den aufstrebenden Volkswirtschaften (Patalano, Roulet 2020, 38).
[3]Diese Prozesse gelten als Kennzeichen eines «neuen Imperialismus» bzw. einer «globalen Enteignungsökonomie» (Harvey 2003, Zeller 2004, 2010).
[4]Die folgenden Zitate sind Wahlprogrammen der Parteien in Deutschland entnommen. Ähnliche Aussagen findet man auch bei Schweizer Parteien.
[5]Das seit einiger Zeit zunehmende politische Bemühen darum, z. B. der Atmosphäre über Emissionszertifikate einen ökonomischen Wert zu geben, verweist auf die Tatsache, dass eine intakte Natur nicht per se im betriebswirtschaftlichen und damit nicht im volkswirtschaftlichen Interesse liegt, das auf Wachstum zielt. Bereits an den Schwierigkeiten bei der «Inwertsetzung» der Atmosphäre durch den Emissionshandel lässt sich erkennen, dass die allseits propagierte Harmonie von Ökologie und Ökonomie erst aufwändig hergestellt werden muss. Aus diesen Gründen sind Umweltschutzfragen auch nie rein technische, sondern primär ökonomische Fragen. Bedingung der Anwendung von «grünen Technologien» – seien es Elektroautos, Solarwärme, Windkraft, CO2-Abscheidung oder Wärmedämmung – ist nie ihre technische Umsetzbarkeit, diese ist lediglich Voraussetzung. Bedingung ist ihre Vereinbarkeit mit den Notwendigkeiten des Kapitalwachstums – ihre «Marktreife». An den umfangreichen politischen und finanziellen Anstrengungen der Staaten, diese beiden Seiten – Klima, Umwelt und Wachstum – zu harmonisieren, ist daher zunächst der Gegensatz zwischen beiden Seiten zu erkennen (Kaufmann, Müller 2009, 33 – 34).
[6]Zur Entwicklung und den Instrumente einer «marktförmigen» Umwelt- und Klimapolitik vgl. Kaufmann, Müller 2009.
[7]Externe Effekte bzw. externe Kosten entstehen z. B., wenn von Unternehmen nur die betriebswirtschaftlichen Kosten ihrer Produktion zu kalkulieren sind, die sozialen und ökologischen Folgekosten der Produktion aber auf die Gesellschaft abgewälzt (externalisiert) werden. Die Möglichkeit der Externalisierung macht Produktionsbereiche wie z. B. die industrialisierte Fleischproduktion, bei der enorme externe Kosten anfallen, erst zu einem profitablen Geschäft.
[8]Natur wird im Kapitalismus als ein Mittel des privaten Eigentums behandelt. Der Eigentümer interessiert sich zwar für die Wirkungen der natürlichen Substanzen und Prozesse, er nutzt sie sehr gezielt, wendet die Naturgesetze und -kräfte auch gezielt an, aber eben als Mittel der Geldvermehrung. Die Wirkungen dieser Anwendungsweise auf die Natur interessieren ihn nicht, sofern es seineProduktionsgrundlagen nicht betrifft, und sie dürfen ihn nicht interessieren, soweit es seinen Erfolg in der Konkurrenz betrifft.
[9]Wenn man davon ausgeht, dass die Natur vor allem deshalb verschwenderisch genutzt wird, weil sie nichts oder (zu) wenig kostet, müssen Ressourcen verteuert und die «soziale Kosten» (externe Effekte) sichtbar gemacht und internalisiert, d. h. dem Unternehmen bzw. dem Produkt zugerechnet werden (Verursacherprinzip).
[10]Es geht nun also weniger um eine Privatisierung von «Produkten», z. B. die Patentierung von pflanzlichen Gensequenzen, sondern zunehmend um eine Privatisierung von Funktionen, z. B. die CO2-Speicherkapazität von Wäldern oder die Abwasserreinigungdurch Böden und Gesteinsschichten. In beiden Fällen werden Pflanzen, Waldflächen, Böden etc. in Eigentum verwandelt und damit der Nutzung durch die Allgemeinheit entzogen.
[11]Siehe hierzu auch die Arte-Dokumentation: «Natur – Spekulationsobjekt mit Zukunft», https://www.youtube.com/watch?v=bFXv4EdCfXI
[12]Das 2001 von den Vereinten Nationen initiierte Millennium Ecosystem Assessment (MA) hatte das Ziel, einen systematischen Überblick über den globalen Zustand von 24 «Schlüssel-Ökosystemdienstleistungen» zu erstellen, https://www.millenniumassessment.org/en/index.html.
[13]https://www.ufz.de/teebde/
[14]Zum Folgenden vgl. Kill 2015, Voigt 2015.
[15]In der Wissenschaft Ökologie sind Ökosysteme keine vorgefundenen, räumlich klar abgrenzbaren Beziehungsnetze von biotischen und abiotischen Objekten, sondern interessengeleitete Konstruktionen des/der Wissenschaftler:in (Modelle). Je nach Fragestellung wird festlegt, welche Objekte und Wechselbeziehungen genauer untersucht werden. Als Modelle sind Ökosysteme also gedankliche Isolate, als «Organismen höherer Art» ist ihr wesentliches Charakteristikum die Fähigkeit zur Selbstorganisation oder Selbstregulation. Auf der Anwendung der allgemeinen Systemwissenschaften auf Systeme dieser Art beruht ihre Faszination und politisch-ideologische Durchschlagskraft. Um Ökosysteme in dieser Weise bestimmen zu können, müssen allerdings zwei methodische Bedingungen erfüllt sein: 1. das System muss eindeutig gegen die Umwelt abgegrenzt werden können, 2. die Zielwerte, die den Sollzustand des Systems bestimmen, müssen empirisch ermittelt werden können. Im Fall von grossräumigen biologischen Systemen ist dies mindestens problematisch, wenn nicht unmöglich (vgl. Trepl 1994, 194f).
[16]Siehe auch Voigt 2013.
[17]Mit dem anhaltenden Kreditbedarf der Staaten und Unternehmen, die dazu inzwischen auch «grüne» Anleihen emittieren (GRAIN 2021b), und mit weiteren «innovativen» Finanzprodukten wächst der Geschäftsumfang des Finanzkapitals und mit ihm der Umfang der Ertragsansprüche. Damit wächst der Druck auf produzierende Unternehmen, immer mehr Profite zu erwirtschaften, durch Rationalisierungen und technischen Fortschritt, durch Lohnsenkungen und/oder durch die Steigerung von Renteneinkommen – durch weitere Enteignungs- und Aneignungsprozesse.
[18]Ideengeber für den Handel mit Kompensationsgutschriften ist das Kyoto-Protokoll, das 2005 in Kraft getretene Abkommen der Vereinten Nationen zur Reduzierung von Treibhausgasen. Es legt Ziele für die Minderung von Treibhausgasemissionen in industrialisierten Ländern fest, erlaubt Industrieländern aber gleichzeitig, sich von der Reduktionspflicht im eigenen Land freizukaufen. Das Instrument hierfür ist der Emissionshandel, insbesondere der Handel mit so genannten Emissionsgutschriften. Der Kauf solcher Emissionsgutschriften erlaubt es Unternehmen, den Grenzwert für den Ausstoss von Treibhausgasen, der sich aus dem Kyoto-Protokoll für Fabriken, Raffinerien und andere Industrieanlagen in Industrieländern ergibt, legal zu überschreiten, solange der Nachweis erbracht wird, dass an anderer Stelle der Ausstoss von Treibhausgasen zusätzlich reduziert wurde. Letztlich ist allerdings nicht nachprüfbar, ob die angeblich eingesparte Emission auch wirklich freigesetzt worden wäre oder die angeblich verhinderte Zerstörung ohne Kompensationsprojekt auch wirklich stattgefunden hätte. Da die Kompensationsgutschrift aber eine zusätzliche Emission oder Zerstörung erlaubt, ist das Resultat beim Handel mit Kompensationsgutschriften sogar häufig mehr, nie aber weniger Zerstörung oder Verschmutzung als ohne Gutschriftenhandel.
[19]Mit dem Begriff «Geoengineering» werden vorsätzliche, grossräumige Eingriffe mit technischen Mitteln in verschiedene geochemische und biogeochemische Kreisläufe der Erde bezeichnet. Es gibt eine Fülle unterschiedlichster Technologien. Einer der am häufigsten diskutierten Ansätze ist die als «Bioenergie mit CCS» oder BECCS bezeichnete Methode. Diese zielt darauf ab, die CO2-Aufnahmefähigkeit schnell wachsender Pflanzen und deren Verbrennung zur Energiegewinnung mit Methoden zur unterirdischen Speicherung von CO2 zu kombinieren. Es wird also aufgeforstet, damit die Bäume CO2 aus der Luft absorbieren, dann wird diese Biomasse verbrannt, um das dabei freiwerdende CO2 chemisch aus der Luft zu filtern und langfristig unterirdisch zu speichern. Damit BECCS in signifikantem Massstab zu den Pariser Klimazielen beiträgt, wären jedoch – je nach Klimaszenario – zwischen 430 und 580 Millionen, teilweise auch mehr Hektar Land nötig, um den erforderlichen Bewuchs zu ermöglichen. Das ist ein Drittel des weltweiten Ackerlandes – oder 16-mal Deutschland. Eine astronomisch grosse Fläche (https://royalsociety.org/-/media/Royal_Society_Content/policy/publications/2009/8693.pdf).
[20]Wissenschaftler:innen publizierten im April 2019 den Bericht «Global Deal for Nature» (GDN), welcher fordert, bis 2030 die Hälfte des Planeten unter die eine oder andere Form des Schutzes zu stellen, um der Klimakatastrophe und Erderwärmung Einhalt zu gebieten (Dinerstein et al. 2019).
[21]Das Oakland Institute beschreibt dies in verschiedenen Fallstudien: https://www.oaklandinstitute.org/climate-change
[22]https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/downloads/report/IPCC_AR6_WGI_Full_Report.pdf
[23]«Das Ziel aller Anleger ist schlicht, aus Geld mehr Geld zu machen. Ihr Ideal ist es, die Aktie als erste zum niedrigen Kurs zu kaufen und als letzte zum höchsten Kurs zu verkaufen, denn das bringt den Maximalprofit. Sie müssen also ständig entscheiden, ob eine Aktie fallen oder steigen wird. Bei dieser Entscheidung ist die Frage, ob ihnen der Aktienkurs aktuell «vernünftig» scheint, nur eine Information unter vielen. Wesentlich für sie ist, wie der Markt sich entwickeln wird. Und der Markt entwickelt sich so, wie die Mehrheit der Marktteilnehmer erwartet, dass er sich entwickeln wird. Erwartet ein Börsenhändler Kursanstieg, ist Kauf vernünftig und Verkauf unvernünftig. Erwartet er Kursrückgang, ist Verkauf vernünftig und Kauf unvernünftig. Herdenverhalten ist an der Börse daher nicht irrational, sondern entspricht ihrem Prinzip.» (Kaufmann, Muzzupappa 2020, 127) «Die Spekulation geht gut, solange sie gutgeht. Der Wert steigt, solange er steigt. Das ist keine Schwäche dieses Prinzips, sondern die Tautologie, auf der es beruht. Es gibt unter den Bedingungen einer entfesselten Finanzwirtschaft keine andere Sicherheit als diese.» (Steinfeld 2017, 100)
[24] Zum Beispiel Wasser siehe: https://www.arte.tv/de/videos/082810-000-A/wasser-im-visier-der-finanzhaie/
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