Die britische Gruppe «Anticapitalist Resistance» organisiert diesen Samstag, 2. Dezember eine ökosozialistische Konferenz, um den Aufbau einer internationalen ökosozialistischen Bewegung anzukurbeln. Die Konferenz findet in London statt, aber eine Teilnahme ist auch online möglich. An dieser Stelle veröffentlichen wir eine Übersetzung des Aufrufs zur Konferenz. Wir ermutigen alle, sich an dieser Konferenz und darüber hinaus einzubringen – denn es ist klar, dass sich die Klimakrise nur mit internationaler Vernetzung bekämpfen lässt! (Red.)
von Anticapitalist Resistance; aus anticapitalistresistance.org
Der Kapitalismus zerstört die Erde. Jeden Tag werden die Nachrichten schlimmer. Das verzweifelte Streben nach Profit vernichtet das Ökosystem. Und jetzt sind die planetaren Grenzen u. a. durch die Anhäufung von CO2 und anderen Treibhausgasen niedergerissen worden.
Weltweit sind sich Millionen von Menschen des Ausmasses der Krise bewusst, aber zu oft fühlen sie sich gelähmt oder hilflos, um zu reagieren. Der Kampf gegen den Klimawandel ist nicht dasselbe wie die Beseitigung von FCKW [Chlorfluorkohlenwasserstoffe, die die Ozonschicht angreifen, Anm. d. Red.] oder die Bekämpfung des sauren Regens. Das Problem des fossilen Kapitalismus berührt die fundamentalsten Grundlagen unserer Gesellschaft und die Art und Weise, wie die Wirtschaft betrieben wird.
Die Regierungen haben den Klimanotstand ausgerufen, aber keine ergreift die notwendigen Massnahmen, um diese wachsende Krise zu bewältigen. Die Unternehmen betreiben Greenwashing, während sie aus Profitgründen noch mehr fossile Brennstoffe aus dem Boden holen. Die nationalen Regierungen treffen sich seit 1995 fast jedes Jahr zur Konferenz der Vertragsparteien (COP), doch der Grossteil der Treibhausgasemissionen ist seither entstanden.
Unterdessen kursieren in Kreisen von Verschwörungstheoretiker:innen Lügen und Falschinformationen zugunsten des fossilen Kapitals, während die extreme Rechte versucht, die globale Erwärmung in ein Thema des Kulturkampfes zu verwandeln, das sie dann als «woke» ablehnen kann. Rechtspopulistische Kräfte übernehmen die Macht und beschleunigen die Umweltzerstörung – die Logik eines Todeskults.
Einige Umweltaktivist:innen konzentrieren sich auf direkte Aktionen in kleinem Rahmen, um das Bewusstsein zu schärfen. Diese Menschen sind zwar sehr mutig und riskieren Übergriffe und Gefängnisstrafen, aber solche Aktionen allein können keine Massenbewegung aufbauen, die das eigentliche Problem lösen kann – den Kapitalismus.
Wir lehnen einen Ansatz ab, der sich auf technische Lösungen verlässt. Solange sich die Technologie in den Händen von Konzernen oder Milliardär:innen befindet, wird sie nicht richtig eingesetzt werden, um eine bessere Welt zu schaffen. Wir lehnen es auch ab, in Verzweiflung zu versinken. Wir widersetzen uns auch der Ansicht, dass die Menschheit und der Planet dem Untergang geweiht sind – die Menschen sind zu unglaublich wunderbaren Taten fähig, die die Welt verändern können, aber solange wir unter dem Kapitalismus kämpfen, werden wir unterdrückt und zurückgehalten.
Anticapitalist Resistance ruft mit diesem Aufruf zur Gründung einer ökosozialistischen Bewegung auf. Wir veranstalten am Samstag, den 2. Dezember 2023 eine Konferenz, um einige dieser Themen zu diskutieren, und wir wollen eine ökosozialistische Bewegung in Gang setzen, die in den Gewerkschaften, den Gemeinschaften, den sozialen Bewegungen und an unseren Arbeitsplätzen verwurzelt ist. Eine solche Bewegung muss die grossen Themen angehen: Enteignung der Unternehmen und des privaten Reichtums, Vergesellschaftung von Wohnraum und Grund und Boden, Beendigung der Marktwirtschaft, Abbau des Imperialismus, Kampf für die Abschaffung der Grenzen, des Militarismus und der Polizeiarbeit sowie soziale Umgestaltung der Wirtschaft von Grund auf.
Da es die Wirtschaft ist, die die globale Erwärmung und andere Umweltkrisen antreibt, werden die Arbeiter:innen entscheidend dazu beitragen, nicht nur das fossile Kapital zu stoppen, sondern auch eine neue Wirtschaft aufzubauen, die auf den menschlichen Bedürfnissen innerhalb der planetaren Grenzen basiert. Zur Arbeiter:innenklasse gehören nicht nur die Menschen in den Gewerkschaften, sondern auch die Milliarden von Menschen auf diesem Planeten, die auf ihren Lohn angewiesen sind, um zu überleben, und die von den Kapitalist:innen ausgebeutet und unterdrückt werden. Dazu gehören auch Menschen, die auf Sozialleistungen angewiesen sind, Rentner:innen und Studierende.
Wir wollen uns selbst emanzipieren und den Kapitalismus als System beenden, da dieses unsere Umwelt und unseren Planeten immer weiter zerstört, was zu diesem Punkt der multiplen Krisen geführt hat. Wir erkennen an, dass Grossbritannien aus verschiedenen Nationen besteht und die Umweltkämpfe ihre eigenen Formen annehmen werden.
Am Samstag, 2. Dezember 2023 findet die ökosozialistische Konferenz 2023 statt, auf der diskutiert wird, wie umweltfeindlich der Kapitalismus ist, ob wir Degrowth brauchen und wie eine ökosozialistische Bewegung und Strategie aussehen kann. Wir müssen die Theorie in die Tat umsetzen, wenn wir eine Chance haben wollen, die rasante globale Erwärmung zu bremsen.
Übersetzung durch Florian Steiner.