Der palästinasolidarische Prof. Joseph Daher ist mit Repression an der Universität Lausanne konfrontiert. Laut offizieller Kommunikation soll sein Vertrag nicht mehr verlängert werden; de facto wird Daher aber für die Unterstützung der Universitätsbesetzung im Mai 2024 und sein Engagement für die Palästinenser:innen entlassen. Über seine Aktivitäten hat er auch am Anderen Davos 2025 gesprochen. Zahlreiche Uni-Kolleg:innen haben nun einen Aufruf gestartet, um gegen diese haltlose Entlassung zu protestieren. Wir solidarisieren uns mit Joseph Daher und bitten alle den Aufruf zu unterschreiben. (Red.)
von Collectif pour la liberté académique, la démocratie et la solidarité
Wir unterstützen und solidarisieren uns uneingeschränkt mit Prof. Joseph Daher, der einem willkürlichen Verfahren des Rektorats der Universität Lausanne (UNIL) ausgesetzt ist: die angebliche Nichtverlängerung seines (im Mai 2024 unterzeichneten) Vertrags als Gastprofessor für das Frühjahrssemester 2025. Diese plötzliche, ungerechtfertigte und unbegründete Position beraubt seine Studierenden seiner Lehrtätigkeit an der UNIL, obwohl sein Seminarkurs mit dem Titel „Geschichte der internationalen Beziehungen nach 1945“ seit Monaten im Studienplan aufgeführt ist. Die Studierenden, die ihre Diplomarbeiten unter seiner Leitung schreiben, wurden ebenfalls von heute auf morgen ihrer Betreuung beraubt, was nicht tolerierbar ist.
Dieses willkürliche Verfahren, das ihm auch die mit seiner Anstellung verbundenen finanziellen Mittel vorenthält, folgt auf eine monatelange Hetze gegen Joseph Daher seitens der UNIL-Leitung. Eine solche administrative Schikane ist für alle anderen Beschäftigten der UNIL besorgniserregend, und schafft ein Umfeld, in dem niemand mehr vor ihr sicher ist. Dies ist umso beunruhigender, als die Leitung der UNIL Prof. Daher nicht vor der Verleumdungskampagne geschützt hat, der er seit mehreren Monaten in der französisch- und deutschsprachigen Presse ausgesetzt ist, weil er sich für die Grundrechte einsetzt und die Forderungen der UNIL-Studierenden, die sich für die palästinensische Sache einsetzen, unterstützt.
Prof. Joseph Daher ist ein international anerkannter Wissenschaftler auf dem Gebiet der politischen Geschichte des Nahen Ostens. Er ist Autor mehrerer Bücher über die Gesellschaften des Nahen Ostens und besitzt zwei Doktortitel (einen in Politikwissenschaft von der UNIL und einen in Entwicklungswissenschaften von der rennomierten School of Oriental and African Studies in London). Er hat an mehreren europäischen Universitäten (Gent und Paris-Dauphine) gelehrt und war Jahre lang Gastprofessor am European University Institute in Florenz. Darüber hinaus engagiert er sich in zahlreichen Studien- und Beratungsaufträgen für verschiedene internationale Organisationen, NGOs und Forschungsinstitute. Er wird regelmäßig von internationalen Medien um sein Fachwissen gebeten.

Die Ausgrenzung von Prof. Daher ist allgemeiner in einen politischen Kontext des Drucks und der Repressionen gegen Wissenschaftler:innen, die sich in Solidarität mit der palästinensischen Sache engagieren, einzuordnen. Die Chronologie der Ereignisse zeigt dies deutlich, insbesondere im Zusammenhang mit der Besetzung des Géopolis-Gebäudes der UNIL im vergangenen Mai durch Studierende, die Transparenz über die Partnerschaften mit Universitäten in Israel und die Aussetzung dieser Abkommen im Namen des Vorsorgeprinzips forderten. Die UN-Sonderberichterstatterin für das Recht auf Bildung, Farida Shaheen, warnt in ihrem Bericht „Principles for the Implementation of the Right to Academic Freedom“ (Grundsätze für die Umsetzung des Rechts auf akademische Freiheit) vor einer schwerwiegenden Verletzung der Grundprinzipien der akademischen Freiheit und der Meinungsfreiheit sowie dies auch die UN-Sonderberichterstatterin für Meinungsfreiheit, Gina Romero, in ihren Empfehlungen an die Universitäten im Zusammenhang mit der Mobilisierung zu Palästina tut.
Wir bringen daher unsere tiefe Empörung und Entrüstung zum Ausdruck. Die von der Direktion der UNIL ergriffenen Maßnahmen reihen sich ein in eine lange Reihe nationaler und internationaler Angriffe auf die Freiheit des Denkens, Lehrens, Forschens und Lernens, von denen Lehrkräfte, Forschende und Studierende betroffen waren und weiterhin betroffen sind. Sie bedrohen die grundlegenden demokratischen Rechte aller Menschen.
Deshalb fordern wir mit Nachdruck und Empörung die sofortige Wiedereinstellung unseres Kollegen Joseph Daher in seine Lehrtätigkeit und seine Aufgaben an der Fakultät für Sozial- und Politikwissenschaften der UNIL.
Übersetzung des Aufrufs durch die Redaktion