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Der Kampf von Los Angeles: die erste Woche

Als die massenhaften ICE-Razzien [Immigration and Customs Enforcement, Anm. d. Red.] am Freitag, dem 6. Juni 2025, in Los Angeles begannen, beteiligten sich Mitglieder des Tempest in LA an den unmittelbaren Reaktion und anderen Protestbemühungen mit Massenorganisationen über das Wochenende. Die „Community Self-Defense Coalition“, an der Tempest-Mitglieder beteiligt sind, ist eine wichtige Formation, die die Reaktionsmassnahmen auf die ICE-Angriffe in LA koordiniert. Die Tempest-Mitglieder waren aktiv an den Verteidigungsbemühungen während den Auseinandersetzungen in der Innenstadt von LA, dem Kampf in der Stadt Paramount und den unmittelbaren Reaktionsbemühungen zur Abwehr des ICE in der Stadt Pasadena beteiligt. In diesem Bericht fassen sie ihre Erlebnisse während des Wochenendes zusammen und berichten über die ersten Tage der Mobilisierung. Alle Fotos stammen von Tempest-Mitgliedern und Freund:innen.

von Tempest LA; aus tempestmag.org

Freitag, 6. Juni

Am ersten Tag gab es fast ein Dutzend Razzien in der Nähe der Innenstadt von Los Angeles, in den Stadtteilen Sun Valley und North Hollywood sowie in Vororten von LA County, einschliesslich Pomona. Es wurden Notkundgebungen einberufen, die sich um das Metropolitan Detention Center [Bundesgefängnis, Anm. d. Red.] in der Innenstadt versammelten. Nachdem die Demonstrant:innen dort zerstreut worden waren, gingen verschiedene Vollzugsbeamt:innen in den angrenzenden Stadtteil Chinatown über, und versammelten sich dort gegen 21 Uhr. Im Laufe der Nacht wurden in verschiedenen Protestchats viele widersprüchliche und verwirrende Informationen verbreitet. Zunächst hiess es, sie würden eine nächtliche Razzia vorbereiten; später hiess es, sie würden sich für die Pressekonferenz von Trumps „Grenz-Zar“ Tom Homan am nächsten Morgen um 7 Uhr vorbereiten. Dutzende von FBI-Agenten wurden auf einem Parkplatz in Chinatown an der Hill St. stationiert, später gesellten sich Border Patrol, LAPD [Los Angeles Police Department, Anm. d. Red.] und Homeland Security hinzu. Protestierende versammelten sich schnell, um sie zu beobachten und zu beschimpfen, und waren den Ordnungskräften bald zahlenmässig überlegen, die ihrerseit Verstärkung anforderten. Über Megaphone wurden [den Demonstrierenden, Anm. d. Red.] Informationen über Ihre Rechte auf Englisch, Spanisch und Kantonesisch durchgegeben, während die Demonstrierenden die Anwohner:innen über ihre Rechte aufklärten.

Die Lage spitzte sich zu, als gepanzerte Mannschaftstransporter und zusätzliche Ordnungskräfte eintrafen, obwohl weiterhin unklar war, warum sie sich in Chinatown aufhielten. Einige Protestierende, darunter auch Biker, versuchten, Fahrzeuge an der Einfahrt auf das Gelände zu hindern. Einige identifizierten Undercover-Cops und ihre Fahrzeuge auf der Seite der Protestierenden und forderten sie erfolgreich auf, den Platz zu verlassen. Andere folgten verschiedenen Fahrzeugen, die den Parkplatz verliessen, um herauszufinden, wohin sie fuhren. Bald besetzten die Ordnungskräfte die gesamte Strasse jenseits des Parkplatzes, um die Demonstrierenden zu vertreiben. Es ertönten laute Knallgeräusche, von denen einige behaupteten, es handele sich um Schallkanonen, die von der Polizei abgefeuert wurden. Der Druck der Demonstrierenden hielt bis Mitternacht an, woraufhin sich alle Ordnungskräfte ohne Erklärung zurückzogen. Es gab keine weiteren Berichte über Massenrazzien oder die Pressekonferenz von Homan am nächsten Tag. (Homan trat am nächsten Nachmittag im Fernsehen auf, um den Einsatz der Nationalgarde anzukündigen.)

Samstag, 7. Juni

Am zweiten Tag eilten die Protestierende als „rapid responders“ am Morgen in die Stadt Paramount, die etwa eine halbe Autostunde südlich von LA liegt, nachdem eine ICE-Razzia in einem Baumarkt „Home Depot“ gemeldet worden war. Paramount entwickelte sich im Laufe des Tages zu einem Kriegsgebiet. Paramount ist ein mehrheitlich einkommensschwaches Gebiet mit grosser Latinx-Bevölkerung und eine der wichtigsten Industrieregionen von LA. Die organisierte Linke ist in diesem Gebiet wenig präsent, aber die Militanz, die am 7. Juni zu beobachten war, zeigt die spontane Kraft der lokalen Arbeiter:innenjugend, die ihre Gemeinden verteidigt. So sah man unter anderem brennende ICE-Wagen. Hunderte von Polizeikräften waren in ganz Paramount im Einsatz und setzten Tränengas und Blendgranaten ein, während sich die Demonstrant:innen wehrten und sich die „Home Depot“-Filiale zur Sicherheit verbarrikadierte.

Während sich der Kampf in Paramount hinzog, reagierten „rapid-responders“ auf verschiedene Berichte über ICE-Razzien in ganz LA, während einige weiterhin die Inhaftierten im Bundesgefängnis in der Innenstadt unterstützten. Am frühen Abend versammelten sich wieder mehr Menschen vor der Haftanstalt. Gegen 19 Uhr waren etwa 100-150 Menschen vor Ort. Die LAPD rückte massenhaft an und setzte zwischen 20 und 22 Uhr Tränengas und Schrot gegen die Demonstrierenden in diesem Gebiet ein. Der grösste Teil der Strasse um das Haftzentrum wurde geräumt und von hunderten von LAPD-Beamt:innen besetzt. In der Zwischenzeit bestätigt Homan im nationalen Fernsehen, dass er die kalifornische Nationalgarde gegen den Willen von Gouverneur Gavin Newsom für einen Einsatz in LA mobilisieren wird. Es blieb in dieser Nacht unklar, was dies bedeutete oder wann genau die Garde eintreffen würde. Die anhaltenden Kämpfe in Paramount dehnten sich dann nach Westen in die Stadt Compton aus, die einer der letzten Orte war, an denen die militante Mobilisierung an diesem Tag fortgesetzt wurde.

Es gab Berichte, dass ICE-Beamt:innen an wahrscheinlich sechs weiteren Orten in ganz Südkalifornien gesichtet wurden, aber die meisten Proteste und staatlichen Aktivitäten fanden vor allem in der Nähe des Home Depot in Paramount und Compton statt, die bis in den frühen Sonntagmorgen andauerten, sowie vor dem Bundesgefängnis, wo sich den ganzen Tag über Demonstrant:innen versammelt hatten.

Sonntag, 8. Juni

Los Angeles

Am 8. Juni wachten die Bewohner von LA mit der Nachricht auf, dass über 2000 Soldaten der Nationalgarde bereitgestellt worden waren. Das Centro CSO und andere Gruppen, die sich für die Rechte von Immigrant:innen einsetzen, sowie lokale Gruppen hatten für den Vormittag einen Protest in dem überwiegend von Latinxs bewohnten Arbeiter:innenviertel Boyle Heights geplant. Auch vor dem Gefängnis in der Innenstadt hatten sich bereits Menschenmassen versammelt.

Aktivist:innen versammelten sich auf der Mariachi Plaza, um gegen die ICE-Razzien der vergangenen zwei Tage zu protestieren. Zu den Redner:innen gehörte die Ikone der Arbeiter:innenbewegung Dolores Huerta. Die Redner:innen betonten im Allgemeinen nicht nur die Rechte von Immigrant:innen, sondern lobten auch den Mut und die schnelle Reaktion der versammelten Aktivist:innen sowie die Wichtigkeit, der Trump-Regierung zu zeigen, dass die Menschen sich weiterhin gegen seine drakonischen Methoden wehren werden. Die Versammelten marschierten 1,5 Meilen die 1st Street hinunter zum Gefängnis in der Alameda Street (Federal Metropolitan Detention Center, Anm.d.Red), wo sie auf eine grössere Menge von Aktivist:innen trafen, die sich bereits in den beiden Tagen zuvor versammelt hatten. Wenige Minuten nach ihrer Ankunft feuerten die Behörden vermutlich mit Tränengas auf die Menge und der vordere Teil der Menge begann sich aufzulösen. Es schien keine ernsthaften Verletzungen zu geben, obwohl viele auf das Tränengas nicht vorbereitet zu sein schienen und einige Schäden davontrugen. Die Organisator:innen des Centro CSO, die um die Sicherheit der Menge besorgt waren, forderten diejenigen, die von der Kundgebung auf der Mariachi Plaza übriggeblieben waren, auf, nach Boyle Heights zurückzukehren. Viele von uns jedoch blieben, um die Ereignisse zu dokumentieren, insbesondere die vollständig militarisierte Präsenz der lokalen, staatlichen und bundesstaatlichen Behörden, einschliesslich der Nationalgarde. Ich ging bald darauf, als das Tränengas zu überwältigend wurde.

Die Menge vor dem Gefängnis blieb in den nächsten zwei Stunden bei etwa 100-300 Personen und war noch nicht mit weiterer Gewalt konfrontiert. Die Demonstrant:innen hielten sich von den ca. 20 Soldat:innen der kalifornischen Nationalgarde fern, die auf der Rückseite des Gebäudes stationiert waren. Schliesslich traf eine Schwadron von ca. 15 LAPD-Fahrzeugen weiter unten auf der Strasse ein, um einen Ausgang entlang der ummauerten Strasse zu blockieren. Ein grosser Teil der Menge bewegte sich dann um die bewachte Tür herum und ging um die Ecke, um einem möglichen Kessel zu entgehen. Die Polizei bildete eine Reihe um ihre Fahrzeuge und schien einen Teil der Protestierenden vollständig einzukesseln, nahm aber keine Festnahmen vor.

Ungefähr zu dieser Zeit begann eine von der „Party for Socialism and Liberation“ (PSL) einberufene Kundgebung vor dem nahegelegenen Rathaus, in Richtung des Gefängnisses zu marschieren. Es war unklar, ob dies Teil des ursprünglichen Plans der Kundgebung war oder ob die Menge spontan beschloss zu laufen. Dieses Massenaufgebot kam gerade rechtzeitig, um die eingekesselten Demonstrant:innen in der Nähe des Gefängnisses zu verstärken. Als sie eintrafen, war die Polizei gezwungen, sich umgehend zurückzuziehen. Tausende von Demonstrant:innen überschwemmten im Laufe des Nachmittags weiterhin die Strassen vor dem Gefängnis und besetzten die nahegelegene Kreuzung Alameda und Temple. Einige blieben in der Nähe der Kreuzung, während andere weitermarschierten. Dieser Teil ging durch Little Tokyo zurück zum Bundesgebäude.

Zu diesem Zeitpunkt war die Menge zu gross, um effektiv organisiert zu werden. Einige blieben beim Gefängnis andere marschierten weiter, während eine kleinere Gruppe die Autostrasse besetzte.

Eine Gruppe von LAPD-Beamt:innen stellte sich der Menge von ca. 200 Demonstrierenden entgegen, die einen geringen Abstand zur Linie einhielten. Die Polizei schoss weiterhin Salven von sogenannten „weniger tödlichen Waffen“1 auf die verschiedenen Standorte, obwohl die Protestierenden stundenlang standhaft blieben. Pro-Palästina-Parolen und -Kleidung waren nicht nur allgegenwärtig, sondern viele derjenigen, die am weitesten vorne standen und die Proteste vor der Polizei verteidigten, trugen Kufiyas. Wir sahen, wie mehrere Menschen um uns herum verletzt wurden. Strassensanitäter:innen halfen vielen Aktivist:innen bei der Versorgung ihrer Verletzungen. Die Polizei erklärte die Versammlung bald für rechtswidrig, war aber stundenlang nicht in der Lage, die Kreuzung vollständig zu räumen. Einmal erklärte die Polizei, dass sie in einer Minute mit den Verhaftungen beginnen würde, wurde aber durch das Auto einer solidarischen Person gestoppt, das langsam durch die Kreuzung rollte, wobei ein Kind am Fenster sass und mit erhobener Faust eine mexikanische Flagge hisste. Die Menge schützte sie, und die Räumung wurden um eine weitere halbe Stunde verschoben.

Nach einer weiteren Patt-Situation überquerten die Protestierenden den Mittelstreifen der Autobahn und hielten den Verkehr in der Gegenrichtung auf. Sobald dies geschah, weitete die Polizei ihre Linie aus und begann, Blendgranaten in den Himmel über den Demonstrant:innen auf der Autobahn zu schiessen. Friedliche Demonstrant:innen wurden mit unverhältnismässiger staatlicher Gewalt konfrontiert, die mit der Zeit zunahm, einschliesslich des Beschusses mit „weniger tödlichen Waffen“ von Dächern. Mehrere automatisierte Autos von Waymo wurden angezündet.2 Eine beträchtliche Anzahl von Aktivist:innen blieben bis zum Abend und nach Einbruch der Dunkelheit an verschiedenen Stellen in der Innenstadt von LA auf der Strasse. Sie wurden von der Autobahn gedrängt, marschierten aber weiter zu anderen Orten. Als die Zahl der Demonstrant:innen immer geringer wurde, nahm die Aggressivität der Polizei zu. Bei Sonnenuntergang waren die verbliebenen Demonstrant:innen gezwungen, behelfsmässige Barrikaden aus Bänken und Schildern zu errichten.

Pasadena

In Pasadena verbreitete sich am frühen Morgen über schnelle Chat-Gruppen die Nachricht, dass ICE- und DHS-Beamt:innen [Department of Homeland Security, Anm. d. Red.] in drei lokalen Hotels untergebracht waren: im Westin, im Dena Hotel und im neuen AC Hotel. Es gab Berichte, dass ICE-Beamt:innen Hotelangestellte befragten, die die Zimmer reinigten. Bis zum Mittag versammelten sich mehr als hundert Menschen aus Pasadena und Altadena, die von „Unite Here“ und dem „National Day Laborers Organizing Network“ mobilisiert worden waren, um sich über die Anwesenheit der ICE-Behörde zu informieren und dagegen zu protestieren. Später trafen auch Anführer:innen von religiösen Gemeinschaften, Gemeindeorganisationen und Politiker:innen, darunter Bürgermeister Victor Gordo, ein, und die Menschenmenge schwoll auf mehrere Hundert an. Redner:innen bei der Kundgebung verurteilten die Einschüchterung und die Zusammenarbeit des Hotels mit der ICE-Behörde, da diese von den Familien-Separierungen profitiere.

Den ganzen Tag über marschierten die Demonstrant:innen um den Block und schworen, zu bleiben, bis die ICE das Gelände verlasse. Einige Reifen der ICE-Fahrzeuge wurden beschädigt. Die Protestaktion diente als Sammelpunkt für die Gemeinde. Gemeindeorganisationen wie AUSIIME und die Band „Los Jornaleros del Norte“ sorgten den ganzen Tag über mit Sprechchören, Cumbia und Anti-ICE-Liedern für gute Stimmung. Nach mehreren Stunden Protest kündigten lokale Politiker:innen, die zwischen der Hotelleitung und den Demonstrant:innen vermittelt hatten, an, dass die ICE aufgefordert worden sei, das Hotel zu verlassen, woraufhin die Menge in Jubel ausbrach. Dennoch blieben die Demonstrant:innen, bis die Beamt:innen ausgecheckt hatten, und warteten weiter, um jede Bewegung zu beobachten. Seit dem Morgen hatten Arbeiter:innen die Versammlung über mögliche Bewegungen der ICE informiert, und alle erwarteten die demütigende Abreise aus dem Hotel. Nachdem sie ihre platten Reifen unter der heissen Sonne repariert hatten, begannen die ICE-Beamt:innen, schnell aus dem Parkhaus zu fahren, wo Demonstrant:innen an allen Ausfahrten auf sie warteten. Als die Fahrzeuge durch das Parkhaus schlitterten, wurden sie von triumphierenden Demonstrant:innen verfolgt, die ihren Sieg mit „Si se pudo!“ („Wir haben es geschafft!“) feierten.

Montag, 9. Juni

Am frühen Morgen versammelten sich die Familien mehrerer Arbeiter:innen (hauptsächlich Frauen und Jugendliche), die bei der Massenrazzia am Freitag in der Bekleidungsfabrik Ambiance festgenommen worden waren, zu einer Pressekonferenz, die vom „Garment Workers Center“ und anderen Gemeinschaftsorganisationen unterstützt wurde. Ein Mitglied von Tempest half bei der Sicherheit. Die festgenommenen Arbeiter:innen waren die Hauptverdiener:innen ihrer Familien, und die Familien berichteten, dass sie noch nichts von ihnen gehört hatten. Sie forderten die ICE auf, sie freizulassen und ihre Gemeinden zu verlassen. Eine Gruppe von über 100 Menschen versammelte sich, um sie zu unterstützen, darunter palästinensische und palästina-solidarische Organisationen, indigene Organisationen, progressive Geistliche und andere gemeinnützige Organisationen. Die Familien berichteten auch, dass Ambiance den Arbeiter:innen immer noch die ihnen zustehenden Löhne nicht ausgezahlt habe, und eine Delegation von ihnen begab sich nach der Pressekonferenz zum Firmensitz, um diese Löhne einzufordern. Es gab keine sichtbare Polizeipräsenz oder Gegendemonstrationen, aber viele wurden während der gesamten Veranstaltung darüber informiert, dass die ICE-Aktivitäten in anderen Teilen von LA, darunter in Huntington Park und erneut im Fashion District, nur eine Meile entfernt, wieder aufgenommen wurden. Viele Teilnehmer:innen begaben sich direkt zur Kundgebung im Grand Park.

Dort – im Grand Park in der Innenstadt – fand später am Vormittag um 11 Uhr eine Kundgebung unter der Leitung der Service Employees International Union (SEIU) statt, um den Präsidenten der SEIU California, David Huerta, zu unterstützen, der wegen seiner Teilnahme an den Protesten gegen die Massenrazzien im Internierungslager am Freitag festgenommen worden war. Trotz der Zusammenstösse am Wochenende war die Polizeipräsenz zunächst auffallend gering. Neben der SEIU International und verschiedenen Ortsverbänden waren auch viele andere grosse Gewerkschaften vertreten, darunter AFSCME, UHW, LULAC, Teamsters, UNITE HERE!, ILWU, LIUNA, IBEW und IATSE. Ausserdem waren Vertreter:innen verschiedener Bürger:innen- und Gemeinschaftsorganisationen anwesend, darunter Clergy and Laity United for Economic Justice (CLUE), LAUSD, CARECEN, UCLA Labor Studies und LA County. Die von der DSA (Democratic Socialists of America) unterstützte Stadträtin Ysabel Jurado war ebenfalls anwesend und hielt eine Rede.

Das allgemeine Thema war, dass die Verhaftung von David Huerta auch eine Verletzung für uns alle ist. Es war eine Demonstration von etwa zwei- bis dreitausend Menschen, die angesichts der von Trump entsandten Bundespolizei Mut bewiesen. Eine Band, Las Cafeteras, spielte einige Lieder wie „La Bamba”, „If I Was President” „Stand By Me“ und fragte das Publikum, was es ändern würde, wenn es einen Tag lang Präsident wäre. Prominente Gewerkschaftsführer:innen sprachen und bekräftigten die Rolle der Gewerkschaften im Kampf gegen den Faschismus, darunter SEIU-Präsidentin April Verrett, Dolores Huerta und der Präsident der NAACP (National Association for the Advancement of Colored People) David Johnson, der die Verbindung zwischen Arbeiter- und Bürgerrechten herstellte und dabei auf den antirassistischen Kampf verwies. Johnson erklärte eindringlich, dass der Kampf von People of Color ihn gelehrt habe, dass Schweigen über die Unterdrückung der Schwächsten eine Einladung zu weiteren Übergriffen gegen alle sei. Vertreter:innen von Justice for Janitors USWW, darunter Luis Fuentes, sprachen über David Huerta’s Verdienste für die Arbeiter:innenbewegung.

Allerdings wurde kaum betont, dass es notwendig ist, einen Widerstand ausserhalb der Demokratischen Partei aufzubauen. Dolores Huerta betonte Gewaltlosigkeit und die Notwendigkeit von Wahlstrategien während der Zwischenwahlen, was vom politischen Direktor der SEIU bekräftigt wurde. Ein weiterer politischer Vertreter sprach über die Bedeutung der Bildung von Koalitionen mit Verbündeten in anderen Bewegungen und betonte die Notwendigkeit von Stärke durch Zahlen und Solidarität.

Gegen Ende der Kundgebung nahm die Polizeipräsenz und der Druck zu, als sich eine Gruppe von Schüler:innen, die am Morgen die Schule verlassen hatten, vor dem nahegelegenen Bundesgebäude versammelte. Hunderte von Schüler:innen und andere Gemeindemitglieder schlossen sich ihnen an, und Polizeifahrzeuge aus anderen Städten wie Vernon, Torrance und San Marino trafen ein.

Die Trump-Regierung kündigte zu diesem Zeitpunkt den Einsatz von Marines in LA an, während in vielen Städten im Orange County südlich von LA massive Razzien stattfanden.

Die Lage bleibt äusserst angespannt, und in den kommenden Tagen und Wochen ist mit weiteren Protesten zu rechnen. Es gibt bereits Berichte über verstärkte Aktivitäten der Einwanderungsbehörde ICE für die nächsten 30 Tage. Die Mitglieder der Tempest-LA-Ortsgruppe werden sich weiterhin an den Widerstandsaktivitäten beteiligen und darüber berichten.


  1. Zu den sogenannt less-lethal weapons gehören Waffen und Mittel, die das Gegenüber kampunfähig machen, jedoch nicht tödlich sein sollen. Dennoch gibt es immer wieder auf tödliche Vorfälle mit solchen Waffen. Beispiele sind Elecktroschockgeräte, Gummigeschosse, Pfefferspray, Blendgranaten, Wasserwerfer, etc. [Anm. d. Red.] ↩︎
  2. Immer wieder wurden automatisierte Waymo Autos Ziel von Sachbeschädigung. Dies unter anderem, weil sie mit 360-Grad-Kameras ausgestattet sind, deren Daten Berichten zufolge von Polizeieinheiten benutzt werden. [Anm. d. Red.] ↩︎

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