Wann/Wo
Freitag, 19. Januar 2024
19:00-21:30 Uhr
Samstag, 20. Januar 2024
10:30-19:00 Uhr
Volkshaus Zürich
Stauffacherstrasse 60, 8004 Zürich
Soliparty
Am Samstag, ab 21:00 Uhr: Tanzen und Trinken im Provitreff, Sihlquai 240, 8005 Zürich
Kinderbetreuung
Am Samstag in der Spielbaracke auf dem Kanzleiareal.
English Version of The Other Davos 2024
SPENDEN FÜR DAS ANDERE DAVOS
Krisen des Kapitalismus und unsere Antworten
Im Februar 2022 machte die russische Invasion der Ukraine klar, dass Kriege auch in Europa wieder möglich sind. Seitdem haben sich die kolonialistischen Invasionen und ethnischen Vertreibungen (Bergkarabach, Rojava, Palästina) in rasantem Tempo vervielfacht. Es drängt sich die Frage auf, ob wir derzeit eine Art Zeitenwende erleben. Gleichzeitig erstarken im Inneren vieler Staaten rechtspopulistische und offen rechtsextreme Parteien und Bewegungen. Beunruhigend ist, dass es diesen Bewegungen gelingt, sich als Vertreterinnen des «kleinen Mannes» und als eigentliche Verfechterinnen der Demokratie zu etablieren. Und das, obwohl ihre Politik die Ungleichheit zwischen den Klassen weiter verstärken wird, falls sie an die Macht gelangen.
Wir leben in einer Welt, in der die Mächtigen die Schwächeren ausbeuten und unterdrücken. Beispiele gibt es aus allen Lebensbereichen: So lässt die weltweite Inflation die Preise für Grundbedürfnisse in die Höhe schnellen und beschert einigen Kapitalist:innen enorme Extraprofite, während die Reallöhne sinken. Immobilienbesitzer:innen treiben die Mieten in immer neue Höhen, während viele Menschen nach bezahlbarem Wohnraum suchen. Und imperialistische Regierungen wetteifern um Einflusssphären und investieren massiv in Aufrüstung, während Menschen unter Kriegen leiden und zur Flucht gezwungen werden.
Die Verantwortlichen für all diese Verwerfungen, die Repräsentant:innen der grossen Unternehmen und mächtigen Staaten, treffen sich wie jeden Januar am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos.
An der Gegenveranstaltung zum WEF, dem Anderen Davos, welches am 19./20. Januar 2024 in Zürich stattfinden wird, bringen wir Aktivist:innen von der anderen Seite der Barrikade zusammen. Unter dem Motto «Krisen des Kapitalismus und unsere Antworten» diskutieren wir über antikolonialen, feministischen, ökologischen und abolitionistischen Widerstand, um dem gegenwärtigen System eine solidarische Alternative entgegenzustellen.
Als Gäste mit dabei sind unter anderem eine palästinensische Abolitionistin, die argentinische Feministin Lus Sbriller, der antifaschistische Journalist Miquel Ramos aus Valencia, der russische Sozialist und Putingegner Ilya Budraitskis (Russländische Sozialistische Bewegung), der ukrainische Gewerkschafter Artem Tivda (Sotsialnyi Rukh) und die in Lausanne lebende ukrainische Aktivistin Hanna Perekhoda (solidaritéS), Aktivist:innen der kurdischen Frauenbewegung, die Co-Autorin des IPCC-Berichts 2023 Yamina Saheb, der Wirtschaftsgeograf Christian Zeller (Autor von «Revolution für das Klima»), Simon Pirani (Autor von «Burning Up: A Global History of Fossil Fuel Consumption»), Anti-Gentrifizierungsaktivist:innen aus Deutschland (Deutsche Wohnen & Co. enteignen) und der Schweiz (Linkes Seeufer für alle) und viele weitere Aktivist:innen.
Die Konferenz wird organisiert von der Bewegung für den Sozialismus (BFS/MPS) und findet im Volkshaus Zürich statt. Die Diskussionen werden auf Deutsch, Englisch und Französisch übersetzt und teilweise live gestreamt (alle Plenen und Workshops im Weissen Saal werden auf Youtube gestreamt).
Programmübersicht
Freitag, 19. Januar 2024, 19-21:30 Uhr
Solidarische Perspektiven von unten gegen Krieg und Imperialismus
Imperialistische Kriege, ethnische Vertreibungen, kolonisatorische Expansionspolitik und Unterdrückung haben jüngst deutlich zugenommen. So führt das revanchistische Kreml-Regime seinen imperialistischen Angriffskrieg gegen die Ukraine fort. Die aserbaidschanische Diktatur vertrieb die gesamte armenische Bevölkerung Bergkarabachs. Das türkische Regime forcierte mit der Militäroffensive im Oktober 2023 ihr Ziel der Vertreibung der kurdischen Bevölkerung in Rojava. Der israelische Staat nimmt die brutalen antisemitischen Massaker durch die rechtsextreme und religiös-fundamentalistische Hamas nicht nur zum Anlass, um die Hamas zu zerschlagen, sondern eben auch um die palästinensische Bevölkerung mit einem brutalen Kriegszug aus dem Gazastreifen zu vertreiben.
Die einseitige Unterstützung der israelischen Militäroffensive zeigt, dass sich die bürgerlichen Machthaber nicht auf die Seite der Unterdrückten und Entrechteten stellen. Weltweit tun sich aber auch viele Linke schwer, eine antiimperialistische Position zu finden, verrennen sich oder schweigen. In diesem Abendplenum möchten wir einen solidarischen Antiimperialismus entwickeln, der sich nicht auf die Seite der einen oder anderen Regional- oder Weltmacht stellt. Wir wollen so den Aufbau einer internationalen Antikriegsbewegung unterstützen, die sich mit den jeweiligen Unterdrückten und Entrechteten solidarisiert und keinem Lagerdenken verfällt.
Abolitionistische Aktivistin der Migrantifa Berlin.
Artem Tivda, Gewerkschaftsbeauftragter der ukrainischen sozialistischen Organisation Sotsialnyi Rukh.
Simon Pirani, Autor von «Burning Up: A Global History of Fossil Fuel Consumption»; Honorarprofessor, Universität Durham.
Aktivist:innen der Bewegung für den Sozialismus.
Samstag, 20. Januar 2024, 10:30-13:00 Uhr
Wie weiter mit dem feministischen Streik? Internationale Perspektiven
In den letzten zehn Jahren ist die feministische Bewegung zu neuer Stärke und Grösse angewachsen. Weltweit setzen sich Millionen FLINTA für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen ein – und haben dafür den Streik als politisches Kampfmittel wiederentdeckt und sich angeeignet.
Bereits am 8. März 2018 wurde zu einem International Women Strike aufgerufen. Und in Argentinien war Streiken Teil der Massenproteste gegen Feminizide und für das Recht auf Abtreibung. Auch in der Schweiz wurde am 14. Juni 2019 aufgrund der internationalen und historischen Vorbilder wieder feministisch gestreikt.
Da gegenwärtig Krieg, Klimakrise, Pandemiefolgen und Rechtsrutsch unsere Welt prägen, ist es wichtiger denn je, die Stärke der feministischen Bewegung aufrechtzuerhalten. Der 14. Juni 2023 in der Schweiz war ein starkes Zeichen dafür.
Doch wie sieht es bei den feministischen Bewegungen in anderen Ländern aus? Lus Sbriller war 2018 und Tithi Bhattacharya 2020 bei uns am Anderen Davos. Dieses Jahr werden sie berichten, wie sich die Situation bei ihnen heute gestaltet und was ihre Perspektiven sind. Gemeinsam besprechen wir, was wir voneinander für die Kontinuität unserer feministischen Arbeit lernen können. Wie können wir eine global emanzipatorische Kraft bleiben und genug Druck aufbauen, um tatsächliche Verbesserungen zu erkämpfen und das patriarchal-kapitalistische System zu überwinden?
Lus Sbriller, Aktivistin von Ni una menos in Argentinien.
Aktivistinnen der feministischen Streikbewegung in der Schweiz.
Samstag, 20. Januar 2024, 10:30-13:00 Uhr
Rojava: Zivilgesellschaftlicher Aufbau als revolutionäre Praxis
In den letzten Jahren war und ist Rojava – die selbstverwaltete, feministische, demokratische Region im Norden und Osten Syriens – meistens dann im Fokus der Aufmerksamkeit, wenn sich die Angriffe der Türkei verschärfen und die humanitäre Situation sich verschlechtert.
Denn das revolutionäre Projekt der Autonomen Administration Nord- und Ostsyrien (AANES) wird von verschiedenen Seiten angegriffen: Nebst einem Wirtschaftsembargo führt die Türkei seit Jahren einen «Spezialkrieg», mit dem Ziel, die Selbstverwaltung zu zerstören und die Region zu besetzen. Und auch islamistische Kräfte wie der sogenannte Islamische Staat oder Proxy-Milizen der Türkei stellen weiterhin eine Gefahr für die Sicherheit der Bevölkerung dar.
Doch Rojava ist nicht nur ein Ort der Selbstverteidigung, nicht nur ein Ort des Krieges und der Krisen. Die Bevölkerung in Rojava arbeitet seit über zehn Jahren an einer Revolution, am Aufbau einer geschlechtergleichen, demokratischen, ökologischen und freien Gesellschaft.
Wir wollen uns im Workshop dieser perspektivenreichen und hoffnungsvollen Seiten der Revolution zuwenden. Wir legen den Fokus auf feministische Projekte und diskutieren zusammen, was wir für den politischen Kontext in der Schweiz von den aufgebauten Strukturen und Erfahrungen lernen können.
Aktivist:innen der Bewegung für den Sozialismus und des Rojava Komitees Zürich.
Samstag, 20. Januar 2024, 10:30-13:00 Uhr
Strategien im Kampf gegen Gentrifizierung
Gentrifizierung gehört europaweit zu den brennendsten sozialen Fragen im 21. Jahrhundert. Denn die profitorientierte Aufwertung von Wohnhäusern und Quartieren führt zu Wohnungsnot und der Verdrängung der ansässigen Wohnbevölkerung.
Europaweit gibt es Initiativen, die sich gegen diese Prozesse zur Wehr setzen. Die bekannteste war diejenigen von Deutsche Wohnen & Co. enteignen, welche zwar von einer Mehrheit der Berliner Bevölkerung angenommen, seither aber von den politisch Verantwortlichen verschleppt wird. Auch in der Schweiz gibt es Beispiele von vehementem Widerstand. So hat das Kollektiv Linkes Seeufer für Alle in Zürich erfolgreich den Bau von Luxuswohnungen mit privatem Seezugang verhindert. Es setzt sich für eine nachhaltige und bedürfnisorientierte Umnutzung des Kibag Areals am linken Zürichseeufer ein.
In diesem Workshop wollen wir aufzeigen, wie geringverdienende Haushalte verdrängt werden, der öffentliche Raum für Jugendliche schwindet sowie bestehende Gesetze den rassistischen Aspekt der Gentrifizierung befeuern können. Mit Genoss:innen von Deutsche Wohnen & Co. enteignen und des Zürcher Kollektivs Linkes Seeufer für Alle wollen wir über Strategien zur Vergesellschaftung des Wohnraums diskutieren und uns gegenseitig im Kampf gegen die Gentrifizierung stärken.
Deutsche Wohnen & Co. enteignen, Bürger:inneninitiative in Berlin zur Vergesellschaftung grosser Immobilienkonzerne.
Linkes Seeufer für Alle, Kollektiv aus Zürich, das sich gegen den Verlust von alternativem Kultur- und Freiraum in Zürich wehrt.
Samstag, 20. Januar 2024, 10:30-13:00 Uhr
Klimakrise, Energieversorgung & Degrowth
Die Erderhitzung schreitet schneller voran als bislang angenommen. Die Folgen sind verheerend. Kritiker:innen werfen dem Weltklimarat (IPCC) deshalb vor, zu sehr auf konservative Szenarien zu setzen. Auch das Wirtschaftswachstum stellt der Klimarat nicht infrage. Dabei wäre es nötig, Szenarien für einen reduzierten Energie- und Ressourcenverbrauch zu entwerfen und die Ungleichheit zwischen Nord und Süd anzugehen.
Gleichzeitig distanzieren sich immer mehr Regierungen vom Pariser Klimaabkommen. Fossile Brennstoffe stehen wieder hoch im Kurs. Unter dem Deckmantel der «Energiesicherheit» wird der fossile Entwicklungspfad verlängert und der imperialistische Kampf um günstige Energieträger nimmt zu. Zwar werden erneuerbare Energien ausgebaut, aber nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zu den fossilen.
Eine deutliche Verringerung des Gesamtenergieverbrauchs wäre der wirksamste Weg, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Wie könnten Wasser-, Sonnen- und Windenergie den reduzierten Energiebedarf der gesamten Gesellschaft decken? Welche Herausforderungen stellen sich bei der Transformation unseres Energiesystems? In diesem Workshop konkretisieren wir die Debatten um Klima und Degrowth an der Frage der Energieversorgung.
Yamina Saheb, Ingenieurin und Ökonomin für Energie- und Klimapolitik aus Algerien. Als Co-Autorin des IPCC-Berichts von 2023 setzt sie sich für eine suffiziente Wirtschaft ein.
Christian Zeller, Professor für Wirtschaftsgeografie in Salzburg und Autor von «Revolution für das Klima. Warum wir eine ökosozialistische Alternative brauchen».
Simon Pirani, Professor für Geschichte in Durham und Autor von «Burning Up: A Global History of Fossil Fuel Consumption».
Mittagspause
Samstag, 20. Januar 2024, 14:30-17:00 Uhr
Mit Quartierarbeit zur Revolution? Die Kiezarbeit der Migrantifa Berlin
Ein Grossteil der Arbeiter:innenklasse, vor allem in den prekären Niedriglohnsektoren, ist migrantisiert. Neben der Ausbeutung in der Lohnarbeit sind migrantische Arbeiter.innen mit einer Vielfalt weiterer Problemen konfrontiert: Diskriminierung im Alltag, strukturelle Benachteiligung im Bildungswesen und bei der Wohnungssuche, staatliche Gewalt, mörderische Angriffe von Rechtsradikalen.
Dagegen leisten selbstorganisierte migrantische Gruppen Widerstand. Eine davon ist die Migrantifa in Berlin. Sie versteht sich gleichzeitig als Selbstverteidigung und revolutionäres Aufbauprojekt sowie den Kampf gegen rassistische Ausgrenzung als integralen Teil des Bewegung gegen die kapitalistische Ausbeutung. Ziel ist es nicht nur den Status quo zu bekämpfen, sondern demokratische Strukturen der Selbstorganisation und dadurch letztendlich eine revolutionäre Gegenmacht aufzubauen.
Ihre Praxis bezeichnet die Gruppe als «revolutionäre Kiezarbeit». Neben dem Organisieren von Protesten leistet die Migrantifa community-Arbeit in verschiedenen Quartieren, bietet Beratungen an, organisiert Essensausgaben und antifaschistische Quartierspaziergänge, politisiert Entwicklungen in den Kiezen und begleitet lokale Arbeitskämpfe.
Welche Herausforderungen stellen sich bei dieser Form der politischen Praxis? Können solche Formen der politischen Selbstorganisierung und Basisarbeit revolutionäre Kämpfe vorantreiben und Perspektiven eröffnen? Was können wir als Sozialist:innen von diesen Organisierungsprozessen lernen? Diese und weitere Fragen möchten wir mit einer Delegation der Migrantifa Berlin diskutieren.
Aktivist:innen der Migrantifa Berlin.
Samstag, 20. Januar 2024, 14:30-17:00 Uhr
Ukraine: Widerstand gegen Krieg und Neoliberalisierung
Der imperialistische Angriffskrieg des revanchistischen Kreml-Regimes auf die Ukraine jährt sich bald zum zweiten Mal. Die ukrainischen Bevölkerungen sind seither mit einer doppelten Herausforderung konfrontiert: mit der militärischen Aggression Russlands auf der einen und dem Liberalisierungskurs der ukrainischen Regierung unter Selenskyj auf der anderen Seite.
Die Antwort auf die erste Herausforderung ist klar: Der russische Angriffskrieg muss sofort gestoppt und die russischen Truppen abgezogen werden. Die zweite Frage ist komplizierter: Ohne die westliche Unterstützung des ukrainischen Widerstands wäre die Ukraine rasch von Russland überrannt worden. Allerdings befördern die westlichen Unterstützer:innen auch den Liberalisierungskurs der ukrainischen Regierung. Die ukrainischen Lohnabhängigen sind gezwungen, sich darauf einzulassen, um die nationale Integrität der Ukraine und die damit zusammenhängende Freiheit der ukrainischen Bevölkerungen zu bewahren.
Vor diesem Hintergrund wagen wir in diesem Workshop einen Blick in die Zukunft. Wir diskutieren darüber, was während und nach dem Krieg nötig ist, um eine soziale Ukraine aufzubauen: Wie kann dem neoliberalen Kurs Einhalt geboten werden? Wie kann die Klasse der Lohnabhängigen wieder mobilisiert werden, nachdem das Kriegsrecht die freie Opposition gegen den Staat eingeschränkt hat?
Artem Tivda, Gewerkschaftsbeauftragter der ukrainischen sozialistischen Organisation Sotsialnyi Rukh.
Hanna Perekhoda, aus Donezk, Politikwissenschaftlerin an der Universität Lausanne, Aktivistin von SolidaritéS und des Komitees Ukraine-Schweiz.
Samstag, 20. Januar 2024, 14:30-17:00 Uhr
Faschistische Gefahren im 21. Jahrhundert und Antworten von links
Die Normalisierung von rechtsextremem Gedankengut ist beängstigend. Rechtspopulistische und faschistische Parteien sind salonfähig geworden und erzielen an vielen Orten der Welt besorgniserregende Wahlergebnisse.
Rechtsextreme Regime wie die von Putin, Erdogan oder Netanjahu können Kriege führen, dabei die Leben von Millionen Menschen zerstören, und dies beschert gleichzeitig den rechten Hardliner:innen in europäischen Ländern Zulauf. Nationalismus, Rassismus, Aufrüstung und eine Militarisierung der Grenzen sind unter anderem Folgen der Konflikte und schränken linke, emanzipatorische Spielräume immer weiter ein.
Exemplarisch lässt sich dies im Spanischen Staat beobachten. Im Zuge der Wirtschaftskrise 2007/08 konnten die sozialen Mobilisierungen das Kräfteverhältnis für einige Jahre nach links verschieben. In den letzten Jahren änderte sich dies. Der Aufstieg der rechtsextremen Partei Vox steht sinnbildlich für diese Entwicklung.
Im Workshop diskutieren wir über die globalen Ursachen der Zuspitzung der politischen Verhältnisse, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der verschiedenen rechtsextremen Bewegungen und antifaschistische Politik im 21. Jahrhundert.
Miquel Ramos, antifaschistischer Aktivist und investigativer Journalist aus Valencia, Autor zahlreicher Texte über die extreme Rechte und die Geschichte des Antifaschismus im Spanischen Staat.
Ilya Budraitskis (online), Historiker und exilierter Aktivist der Russländischen Sozialistischen Bewegung (RSD), Mitarbeiter der Antikriegszeitschrift Posle.
Samstag, 20. Januar 2024, 14:30-17:00 Uhr
Fussballfans als revolutionäre Subjekte?
Fussball ist für viele Menschen und besonders Intellektuelle ein Produkt der Unterhaltungsindustrie, nichts anderes als Opium des Volkes eben. Dabei haben Ultras, also organisierte Fans, zum Beispiel in der Türkei und in Ägypten Aufstände mitorganisiert und angeführt. Sie waren massgeblich an politischen Umstürzen beteiligt und haben gesellschaftliche Veränderungen ermöglicht. Viele Staaten bekämpfen die Ultra-Bewegung aktiv.
Es stellt sich also die Frage, was passiert, wenn man den Fussball und seine Fans ernst nimmt, sich nicht auf Vorurteile verlässt, sondern die emanzipatorische Seite des Fan-Seins betrachtet. Was lässt sich aus den Erfahrungen in Ägypten und der Türkei lernen? Welche Bedeutung haben Fussballfans für soziale Bewegungen und warum werden sie so bekämpft? Im Workshop diskutieren wir mit Fans aus Berlin-Köpenick, warum Fussball eben mehr ist als ein Produkt der Unterhaltungsindustrie und nicht nur dazu dient, das Bewusstsein der arbeitenden Menschen zu vernebeln.
Oder wie Ultras des algerischen Vereins USM Algier singen: «Wir sind das Hindernis für dich, oh Regierung – und unser Feuer wird nie erlöschen!»
Lara Schauland, Politikwissenschaftlerin und Fussballfan aus Berlin-Köpenick.
Raphael Molter, Politikwissenschaftler, Fussballfan aus Berlin-Köpenick und Autor von «Frieden den Kurven. Krieg den Verbänden».
Pause
Samstag, 20. Januar 2024, 18:00-19:00 Uhr
Plenum: Feministische und ökosozialistische Antworten auf die kapitalistischen Verwüstungen
Kriegsausbrüche, ethnische Vertreibungen, faschistische Wahlerfolge und gravierende Umweltzerstörungen häufen sich mittlerweile mit einer angsteinflössenden Geschwindigkeit. Das bürgerlich-kapitalistische System ist offensichtlich unfähig, den Lohnabhängigen ein Leben in Sicherheit und Würde auf einem intakten Planeten zu ermöglichen.
Die aus der Konkurrenzwirtschaft erwachsenden imperialistischen Konflikte führen die Menschheit an den Abgrund: Trotz gegenteiliger Beteuerungen, endlich die Klimaerwärmung zu bekämpfen, ist im Jahr 2023 wohl das erste Mal die 1,5 Grad-Grenze auf globalem Niveau überschritten worden. Gleichzeitig schaffen es rechtsextreme Kräfte, die Unzufriedenheiten und Ängste in Teilen der Bevölkerungen zu instrumentalisieren, indem sie einen Kulturkampf heraufbeschwören. So prägen sie den Diskurs und verbuchen politische Erfolge, die letztlich zu Lasten der Lohnabhängigen gehen.
All dies macht eine internationale, emanzipatorische Bewegung, die auf einen Bruch mit dem profitorientierten, patriarchalen und umweltzerstörerischen kapitalistischen System abzielt, umso dringender. Diese Notwendigkeit steht allerdings im krassen Gegensatz zum gegenwärtigen Organisierungsgrad und Bewusstseinsstand der Ausgebeuteten und Unterdrückten.
Die feministische Bewegung und die Klimabewegung waren in den letzten Jahren die beständigsten und populärsten sozialen Bewegungen in Europa. Sie waren fähig, der kapitalistischen Individualisierung und der rechten Hetze eine solidarische Perspektive als Alternative entgegenzustellen. Vor diesem Hintergrund fragen wir uns, welche Strategien wir benötigen, um diese Erfahrungen zu verallgemeinern und eine gesellschaftliche Gegenmacht zum kapitalistischen Chaos aufzubauen.
Miquel Ramos, antifaschistischer Aktivist und investigativer Journalist aus Valencia.
Yamina Saheb, Ingeneurin und Ökonomin aus Algerien und Co-Autorin des IPCC-Berichts 2023.
Lus Sbriller, Aktivistin von Ni una menos in Argentinien.
Aktivist:innen der Bewegung für den Sozialismus (BFS).