Wann/Wo
Freitag, 17. Januar 2025
19:00-21:30 Uhr
Samstag, 18. Januar 2025
10:30-19:00 Uhr
Volkshaus Zürich
Stauffacherstrasse 60, 8004 Zürich
Soliparty
Am Samstag, ab 21:00 Uhr: Tanzen und Trinken in der ZWZ
Kinderbetreuung
Am Samstag in der Spielbaracke auf dem Kanzleiareal.
Spenden für das Andere Davos
Um das Andere Davos seit 1999 als Gegenveranstaltung zum WEF durchführen und damit einen Beitrag zur internationalen Vernetzung und zum Weiterdenken gesellschaftlicher Alternativen leisten zu können, sind wir auf Spenden angewiesen. Besonders ins Gewicht fallen die Saalmieten, die Reisekosten der Gäste und die Dolmetschkosten. Wir freuen uns über jede Spende, unabhängig von ihrer Höhe.
Antifa! Strategien gegen Rechts
Wenn die Repräsentant:innen der grossen Konzerne und der mächtigen Staaten am Weltwirtschaftsforum (WEF) im Januar 2025 in Davos über die krisengeprägte Weltlage diskutieren, wird nichts dabei herauskommen. Dabei wären stabile politische Verhältnisse die Voraussetzung dafür, um zum von ihnen gewünschten «business as usual» zurückzukehren. Währenddessen spitzen sich Klimakrise, ökonomische Verwerfungen und Verarmung, Care-Krise, innerimperialistische Spannungen, Kriege und Völkermord zu. Noch nie seit dem 2. Weltkrieg gab es so viele bewaffnete Konflikte wie heute. Der Spagat zwischen Wirtschaftswachstum und wirksamer Klimapolitik, Profitstreben und sozialem Ausgleich, imperialistischer Konkurrenz und Frieden, ist im Kapitalismus unmöglich – die Krisen und Kriege sind die Konsequenz des kapitalistischen Funktionierens.
Die Wiederwahl von Trump zum US-Präsidenten ist gleichzeitig Ausdruck und Folge dieser Situation. Anstatt Lösungen auf die multiplen Krisen birgt der Kapitalismus gegenwärtig viel mehr die Gefahr, wieder eine faschistische Herrschaft hervorzubringen. Der Aufstieg rechtsextremer Parteien in Europa nimmt ein erschreckendes Ausmass an. Die Behörden sind unfähig und die Polizei ist unwillig gegen die Faschist:innen vorzugehen. Liberale und Konservative wiederum setzen zentrale Forderungen der extremen Rechten bereitwillig um.
Aus diesen Gründen muss die Antwort auf die Rechtsentwicklung von links kommen und auf die Überwindung des Kapitalismus zielen. Nur so kann dem Faschismus der Nährboden entzogen werden. Diese strategische Erkenntnis beantwortet aber noch nicht die Frage, in welchen Bündnissen wir eine kollektive Basis aufbauen können im Kampf gegen Rechts und mit welchen Mitteln wir die faschistische Bedrohung stoppen können. Diese Frage steht im Zentrum des Anderen Davos, das am 17. und 18. Januar 2025 in Zürich stattfinden wird.
An der alljährlichen Gegenveranstaltung zum WEF bringen wir Aktivist:innen von der richtigen Seite der Barrikade zusammen. Unter dem Motto «Antifa! Strategien gegen Rechts» diskutieren wir über antifaschistischen, antikolonialen, feministischen und ökologischen Widerstand, um eine solidarische Alternative zu Kapitalismus und Faschismus zu entwickeln.
Als Gäst:innen mit dabei sind Joseph Daher, Aktivist von solidaritéS und Autor von Palestine and Marxism, Aktivistinnen der Migrantifa Berlin, die Aktivistin Emma Inglis von Socialist Resistance aus Glasgow, Antifas der Nouveau Parti Anticapitaliste aus Frankreich, der antifaschistische Journalist Sebastian Bähr aus Berlin, die feministischen Forscherinnen Nadine Gerner und Sarah Schilliger, die antikolonialen Kollektive We Smell Gas und Don’t Gas Africa, die palästinensische Klimaaktivistin Manal Shqair, antifaschistische Fussballfans aus Jena, der antirassistische Rapper Pero Rosandić aus Wien und der ehemalige Trainer des afghanischen Frauenfussballteams Ibrahim Rasooul, Aktivist:innen von Bleiberecht für alle (Bfa!) aus Bern, der Wirtschaftsgeograf Christian Zeller (Autor von Revolution für das Klima), sowie ökosozialistische Aktivist:innen der Interventionistischen Linken, Klima und Klasse und der GKN-Allianz aus Italien.
Die Konferenz wird organisiert von der Bewegung für den Sozialismus (BFS/MPS) und findet im Volkshaus Zürich statt. Die Diskussionen werden auf Deutsch, Englisch und Französisch übersetzt. Die Plenen und die Workshops im Weissen Saal werden live auf Youtube gestreamt.
Programmübersicht
Freitag, 17. Januar 2025, 19-21:30 Uhr
Plenum: Rechtsentwicklung im globalen Krisenkontext und die Herausforderungen einer solidarischen Alternative
Von Deutschland über die USA bis nach Argentinien: Die rassistische und autoritäre Rechte ziehen in die Parlamente ein oder bilden sogar Regierungen. Vom Iran über Afghanistan bis in den Sudan: Islamistische Kräfte gewinnen an Stärke. Von der Ukraine über Palästina bis nach Kurdistan: Kolonialistische Kriege zerstören ganze Gesellschaften.
Die Kontexte sind weltweit unterschiedlich. Was die reaktionären Kräfte aber gemeinsam haben, sind ihre menschenverachtenden, patriarchalen und gewalttätigen Antworten auf die aktuellen Krisen. Während der räuberische Kapitalismus das globale Ökosystem zerstört und die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird, sind die Antworten der Rechten spaltend, unsozial und entmenschlichend.
Es gibt weltweit aber auch Bewegungen, die eine menschliche, egalitäre und ökosoziale Alternative anstreben. Aktivist:innen, die den Schutz der Ökosysteme mit antirassistischen und antikolonialen Kämpfen verbinden. Feminist:innen, die dem patriarchalen Backlash konsequent eine feministische, fürsorgerische Kollektivität entgegenstellen. Genoss:innen, die der Zunahme von Repression, Gewalt und Abwertung mit solidarischen Antworten begegnen.
Am Eröffnungsplenum des Anderen Davos widmen wir uns zunächst den ökonomischen und politischen Ursachen dieser Krisen und den Ursachen der Rechtsentwicklung. Anschliessend diskutieren wir mit unseren Gäst:innen, wie unsere Antworten aussehen können und welchen Herausforderungen wir dabei begegnen.
Simin Jawabreh, Aktivistin der Migrantifa Berlin, engagiert sich in der Palästina-Bewegung.
Emma Inglis, Aktivistin von Socialist Resistance aus Glasgow.
Joseph Daher, Aktivist von solidaritéS, Gastprofessor an der Universität Lausanne und Autor von Palestine and Marxism.
We Smell Gas ist ein nordeuropäisches Kollektiv von Forscher:innen, Aktivist:innen und Filmemacher:innen, das die imperialistischen Praktiken der EU im Energiebereich beleuchtet.
Aktivist:innen der Bewegung für den Sozialismus (BFS).
Samstag, 18. Januar 2025, 10:30-13:00 Uhr
Aufstieg der extremen Rechten und antifaschistischer Widerstand
Das Erstarken rechtsextremer und faschistischer Parteien und Bewegungen in Europa und weltweit ist erschreckend. Trumps Wiederwahl ist der jüngste Ausdruck davon. Als Antwort auf politische Instabilitäten und soziale Probleme, welche die Rechten zu einem grossen Teil selbst zu verantworten haben, schürt die extreme Rechte einen aggressiven Kulturkampf gegen die Wokeness als vermeintliche Ursache allen Übels.
Die rechtsextremen und faschistischen Parteien und Bewegungen hetzen im Namen angeblicher Frauenrechte gegen Migrant:innen und propagieren ethnonationalistische und ultraautoritäre Scheinlösungen. Und sie haben damit Erfolg.
In vielen europäischen Ländern sind Rechtsextreme nämlich bereits stärkste Partei, stellen die Regierung oder stehen kurz davor. In ihrem Fahrwasser treten faschistische Bewegungen selbstbewusst in der Öffentlichkeit auf und werden zur Gefahr für viele Menschen.
Die revolutionäre Linke steht vor der Herausforderung, solidarische Antworten auf die Verwerfungen des Kapitalismus anzubieten und antifaschistische Strategien zu entwickeln. Denn im Kampf gegen den Faschismus ist weder auf Staat und Polizei noch auf liberale und konservative Kräfte Verlass. Im Gegenteil: Es sind genau diese, die die kapitalistischen Krisen verwalten und der rechtsextremen und faschistischen Entwicklung in vorauseilendem Gehorsam den Weg ebnen. Es ist deshalb die Linke, die den rechten Vormarsch stoppen muss.
Wir diskutieren über diese Herausforderung mit Aktivist:innen aus Grossbritannien, Frankreich und Deutschland. In Grossbritannien kam es im Sommer 2024 zu tagelangen rassistischen Hetzjagden auf Migrant:innen durch faschistische Mobs. In Frankreich konnte die Nouveau Front Populaire einen Wahlsieg des rechtsextremen Rassemblement National vorerst verhindern. In Deutschland hingegen gewinnt die Alternative für Deutschland Wahl um Wahl.
Emma Inglis, Aktivistin von Socialist Resistance und der Scottish Socialist Youth aus Glasgow.
Bernard, Antifaschist und Mitglied der Nouveau Parti Anticapitaliste (NPA-l‘Anticapitaliste) in Frankreich.
Sebastian Bähr, antifaschistischer Journalist (Neues Deutschland, Analyse&Kritik) aus Berlin.
Samstag, 18. Januar 2025, 10:30-13:00 Uhr
Antirassismus: GEAS-Reform und Solidarität entlang der Fluchtrouten in Europa
Die Rechtsentwicklung in Europa zeigt sich am deutlichsten an den Aussengrenzen der EU. Die Möglichkeiten für Geflüchtete, nach Europa zu kommen, werden immer weiter eingeschränkt. An den Aussengrenzen fürchten Geflüchtete illegale Zurückweisungen, Inhaftierung in Gefängnissen oder sogar den Tod.
Die 2019 vom Rapper Kid Pex gegründete Menschenrechts- und Hilfsorganisation SOS Balkanroute unterstützt Menschen auf den „vergessenen Fluchtrouten“. Sie organisiert Spendensammlungen und -transporte entlang der Balkanroute. Ausserdem leistet sie medizinische Versorgung und hat ein Netzwerk von lokalen Helfer:innen aufgebaut.
Die Situation für Menschen auf der Flucht wird sich in den kommenden Jahren durch das Erstarken rechtsextremer Parteien in Europa und GEAS-Reform (Gesamteuropäisches Abschottungssystem) weiter verschlimmern. Mit der GEAS-Reform führt die EU verkürzte Asylverfahren in Haftlagern an den EU-Aussengrenzen ein, erleichtert Abschiebungen in unsichere Drittstaaten und verschärft die Dublin-Regeln weiter. Das Recht auf Asyl wird damit praktisch abgeschafft.
Gemeinsam mit Pero Rosandić (Kid Pex), Ibrahim Rasool und einer Aktivistin von Bfa! (Bewegungsfreiheit für Alle) sprechen wir im Workshop über die aktuelle Situation an den europäischen Aussengrenzen und möglichen Widerstand gegen die GEAS-Reform.
Pero Rosandić ist ein Rapper aus Wien, der 2019 SOS-Balkanroute gegründet hat und seitdem mit Geflüchteten in Österreich, Bosnien und Kroatien arbeitet.
Ibrahim Rasooul ist ehemaliger FIFA-Trainer der afghanischen Frauen-Nationalmannschaft und heute Co-Trainer der Frauenmannschaft des SK Austria Klagenfurt.
Aktivistin von Bfa! (Bleiberecht für alle!).
Samstag, 18. Januar 2025, 10:30-13:00 Uhr
Antifaschismus und Fankultur in Thüringen
Fussballstadien sind umkämpfte soziale Räume, in denen Rechtsradikale seit jeher Anschluss für ihre Propaganda suchen. Es gibt aber auch immer wieder Ultras, die Widerstand gegen den Einfluss von rechten Kräften im Stadion leisten.
Die Südkurve Jena des FC Carl Zeiss Jena ist eine solche ernstzunehmende antifaschistische Kraft. Sie positioniert sich gegen den Rechtsruck im ostdeutschen Thüringen, wo die AFD unter Björn Höcke über 30 Prozent der Stimmen geholt hat. Nach innen leisten die Jenenser Ultras politische Aufklärungsarbeit und schaffen es so, linke Themen und Positionen an Jugendliche heranzutragen, die sonst wenig Zugang zu progressiver Politik haben.
Überregional arbeitet die «Horda Azzuro» – so der Name der führenden Jenenser Ultragruppe – mit zahlreichen anderen Szenen zusammen, um gegen die zunehmenden Repressalien gegen die Ultrabewegung und die Strafpolitik der Verbände (bzw. deren Unantastbarkeit) zu kämpfen sowie um Traditionsvereine vor dem Ausverkauf durch Investoren zu schützen.
In diesem Workshop diskutieren wir mit Mitgliedern der «Horda Azzuro» über ihr antifaschistisches Engagement in einem der rechtsoffensten Bundesländer Deutschlands, sowie über ihr Selbstverständnis innerhalb der Kurve, des Vereins und der Region. Ausserdem tauschen wir uns über die Möglichkeiten aus, trotz politischer Differenzen mit anderen Ultras zusammenzuarbeiten, um eine kritische und rebellische Fankultur zu erhalten.
Mitglieder der Gruppierung «Horda Azzuro» aus Jena.
Samstag, 18. Januar 2025, 10:30-13:00 Uhr
Ökosozialistische Strategien 1: Erfahrungen
Sechs Jahre lang hat die Klimabewegung Millionen Menschen auf die Strassen gebracht, Kohlegruben und Banken blockiert und Regierungen zum Handeln aufgefordert. Trotzdem steigen die CO2-Emissionen und andere Formen der Umweltzerstörung weiterhin rasant an. Während neue Ölfelder erschlossen und Kohlekraftwerke gebaut werden, generieren Demos und ziviler Ungehorsam immer weniger Mobilisierung und Aufmerksamkeit.
Angesichts dieser Schwierigkeiten haben Teile der Klimabewegung begonnen, in der Arbeitswelt zu intervenieren. Sie versuchen eine ökologische Klassenpolitik aufzubauen und zu unterstützen, um gemeinsam mit Arbeiter:innen den sozialökologischen Umbau unserer Gesellschaften zu erkämpfen. Beispiele dafür sind die Kampagnen «Wir fahren zusammen» in Deutschland und «Wir fahren gemeinsam» in Österreich, wo Klimaaktivist:innen gemeinsam mit Angestellten des öffentlichen Nahverkehrs für bessere Arbeitsbedingungen und eine Mobilitätswende kämpfen. Auch die Auseinandersetzung um die Autozulieferer-Fabrik von GKN in Florenz inspiriert die Bewegung europaweit: Arbeiter:innen kämpfen seit drei Jahren gegen ihre Entlassung und dafür, Solarpanels und Lastenvelos statt Autoteile zu produzieren.
Im ersten Teil dieses Workshops berichten unsere Gäst:innen von ihren Erfahrungen aus diesen ökologischen Arbeitskämpfen. Wir erfahren dabei, inwiefern eine ökologische Klassenpolitik eine Antwort auf rechte Politik sein kann, die Klimafragen auf individuelle Konsumentscheide reduziert und die fossile Wirtschaft um jeden Preis ausbauen möchte.
Aktivist:innen von Interventionistische Linke aus Leipzig und Berlin, Klima & Klasse aus Jena, Fridays For Future Turin und der GKN Allianz, und Bewegung für den Sozialismus (BFS).
Mittagspause
Samstag, 18. Januar 2025, 14:30-17:00 Uhr
Palästina-Solidarität zwischen Ohnmacht und Widerstand
Doch die internationale Gemeinschaft und die Institutionen entschärfen die Situation nicht und stoppen die israelische Regierung nicht. Auch die weltweiten Proteste und Universitätsbesetzungen haben nicht zu Sanktionen gegen Israel geführt. Die westlichen Regierungen halten an ihrer Unterstützung Israels fest.
Daran ändert auch der Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs gegen Netanjahu nichts. Im Gegenteil: Die Palästina-Solidaritätsbewegung ist weltweit massiver staatlicher und gesellschaftlicher Repression ausgesetzt. Umso wichtiger ist es, nicht in Ohnmacht zu verfallen, sich weiterhin solidarisch mit der vom Krieg betroffenen Bevölkerung zu zeigen und für ein sofortiges Ende des Krieges einzutreten.
Im Workshop wollen wir die Hintergründe des Konflikts, die Interessen hinter der Besatzungspolitik sowie Perspektiven und Strategien der Befreiung diskutieren. Ein Schwerpunkt wird auf den Herausforderungen für die Palästina-Solidaritätsbewegung und ihrer Bedeutung innerhalb der Linken liegen.
Joseph Daher, Aktivist von solidaritéS, Gastprofessor an der Universität Lausanne und Autor von Palestine and Marxism.
Aktivist:innen der Migrantifa Berlin, die sich in der Palästina-Solidarität engagieren.
Samstag, 18. Januar 2025, 14:30-17:00 Uhr
Antirassismus: Energie dekolonisieren, Festung Europa bekämpfen
Die Klimakrise treibt immer mehr Menschen in die Flucht. Die Europäische Union militarisiert ihre Grenzen und baut die Festung Europa aus. Gleichzeitig greifen kapitalistische Konzerne und Staaten auf neokoloniale Praktiken zurück, um ihren immensen Energieverbrauch mit Ressourcen aus dem globalen Süden zu decken.
Gerechtfertigt wird die Ausbeutung des globalen Südens mit der Energiewende in Europa und der Schaffung von Arbeitsplätzen im Bereich der Green Economy. Energiegiganten und imperialistische Staaten eignen sich mit allen Mitteln Bodenschätze und Anbauflächen im Globalen Süden an. Dieser Raubbau befeuert nicht nur Kriege und die Vertreibung der lokalen Bevölkerung, sondern verschärft auch die Klimakrise.
Dieser Workshop beleuchtet die Rolle Europas im globalen Energiesystem und stellt die Frage: Wie hängen Kapitalismus und koloniale Machtstrukturen mit der Klimakrise zusammen? Wie können wir den Kampf für Klimagerechtigkeit mit dekolonialen Kämpfen verbinden?
We Smell Gas ist ein nordeuropäisches Kollektiv von Forscher:innen, Aktivist:innen und Filmemacher:innen, das die imperialistischen Praktiken der EU im Energiebereich beleuchtet.
Don’t Gas Africa ist eine von afrikanischen Aktivist:innen geführte Kampagne, die sich der europäischen Expansion zur Gewinnung fossiler Energieträger entgegenstellt.
Manal Shqair ist eine palästinensische Klimaaktivistin und Wissenschaftlerin. Sie promoviert derzeit in Soziologie an der Queen Margaret University in Schottland.
Samstag, 18. Januar 2025, 14:30-17:00 Uhr
Care-Arbeit: Krise der sozialen Reproduktion und die Perspektive der Vergesellschaftung
Die prekären Arbeitsbedingungen in den Care-Berufen in Kita oder Pflege sind bekannt: Die Arbeitszeiten sind lang, die Belastungen hoch und die Bezahlung schlecht. Das liegt daran, dass dieses Berufsfeld feminisiert und migrantisch geprägt ist. Frauen seien «von Natur aus» besser für Sorgearbeit geeignet; Menschen mit Migrationserfahrung sind aufgrund ihres Aufenthaltsstatus leichter in prekären Arbeitsverhältnissen ausbeutbar.
Die Südkurve Jena des FC Carl Zeiss Care-Arbeit wird im Kapitalismus als eine Art natürliche, endlos ausbeutbare Ressource betrachtet, obwohl die bezahlte und unbezahlte Fürsorgearbeit und der Bereich der sozialen Reproduktion die Grundlage der Gesellschaft und der wirtschaftlichen Produktion bilden. Der reaktionäre Kulturkampf rechter Parteien schafft ein ideologisches Klima, welches die Arbeitsbedingungen der Care-Arbeiter:innen zusätzlich erschwert und die bezahlte und unbezahlte Fürsorgearbeit weiter abwertet.
In diesem Workshop berichten die Forscher:innen und Aktivist:innen Nadine Gerner und Sarah Schilliger von ihren Erfahrungen im Kampf um die Vergesellschaftung der Fürsorgearbeit. Gemeinsam untersuchen wir die strukturellen Probleme von bezahlter und unbezahlter Care-Arbeit im internationalen Kontext. Wir eröffnen Perspektiven für widerständiges Handeln, zeigen alternative Sorgepraxen auf und diskutieren, wie Sorgearbeit entprivatisiert, demokratisiert und in sorgende Infrastrukturen überführt werden kann.
Nadine Gerner, Mitautorin von Ökofeminismus, Lehrbeauftragte an den Universitäten Münster und Frankfurt, engagiert sich in der Kampagne „Sorge ins Parkcenter“ und für feministische Vergesellschaftungskonzepte.
Sarah Schilliger, Forscherin zu prekären Verhältnissen in der bezahlten und unbezahlten Care-Arbeit und zu feministischen Care-Bewegungen, Lehrbeauftragte an der Universität Bern und der ETH Zürich, am Aufbau des “Büro für Feminismus” beteiligt.
Samstag, 18. Januar 2025, 14:30-17:00 Uhr
Ökosozialistische Strategien 2: Diskussion
Im zweiten Teil des Workshops diskutieren wir offen über ökosozialistische Strategien für die nächsten Jahre. Unter Ökosozialismus verstehen wir den Kampf für eine Gesellschaft, die auf soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Demokratie ausgerichtet ist und die die Bedürfnisse der Menschen auf eine ökologisch nachhaltige Weise befriedigt.
Wir diskutieren, was nach den Erfolgen der Klimabewegung 2019 bleibt. Das 1,5-Grad-Ziel wurde lange als rote Linie politisiert, doch nun ist diese Erhitzung praktisch erreicht. Die Forderung nach netto Null CO2-Emissionen bis 2030 ist heute, zur Halbzeit, unrealistischer denn je. Offensichtlich lassen es die Kräfteverhältnisse nicht zu, den Regierungen und multinationalen Konzernen Zugeständnisse abzuringen.
Gleichzeitig macht sich in der Breite der Bevölkerung eine Feindseligkeit gegen Klimapolitik und die Klimabewegung breit. Die Grünen werden als radikale Verbotspartei wahrgenommen, obwohl sie eine bürgerliche und wenig einflussreiche Partei sind. An «Klima-Klebern» entladen Autofahrer:innen spontane und massive Gewalt. Der Staat erklärt selbst moderate Gruppen wie die «Letzte Generation» für verfassungsfeindlich. Und ihre Liebe für Kohle, Öl und Gas verhilft rechtsextremen Parteien zu neuen Wahlerfolgen.
Welche Strategien sollten ökosozialistische Kräfte in dieser unmöglichen Situation verfolgen? Die Diskussion findet sowohl im Plenum als auch in Kleingruppen mit den anwesenden Kollektiven statt. Ziel ist dabei weniger eine strategische Einigung als eine Annäherung und Konkretisierung.
Aktivist:innen aus dem ersten Teil des Workshops und der Klimabewegung in der Schweiz.
Christian Zeller, Redakteur bei emanzipation. Zeitschrift für ökosozialistische Strategie und Autor von Revolution für das Klima.
Pause
Samstag, 18. Januar 2025, 18:00-19:00 Uhr
Plenum: Feministisch, ökologisch und antirassistisch gegen Rechts!
Zum Abschluss unserer Veranstaltung wollen wir die verschiedenen Perspektiven als Antwort gegen Rechts und rechte Gewalt zusammenbringen und gemeinsam überlegen, wie diese Kämpfe zusammengeführt werden können. 2024 wurden in verschiedenen Ländern neue Regierungen und Parlamente gewählt. An den meisten Orten haben rechte bis rechtsextreme Parteien den öffentlichen Diskurs geprägt und die politische Agenda dominiert. Von Indien über Deutschland, Frankreich und Österreich bis in die USA – überall steht menschenverachtende Politik auf der Tagesordnung.
Umso wichtiger sind linke, solidarische Perspektiven wie die feministische Organisierung gegen patriarchale Gewalt. Gleichzeitig ist der feministische Kampf untrennbar mit antirassistischen Bewegungen verbunden, denn patriarchale und rassistische Unterdrückungssysteme können nur gemeinsam überwunden werden.
Die menschenverachtende, fossile Politik rechter Parteien zeigt, wie eng soziale Gerechtigkeit und der Kampf gegen die Klimakrise zusammenhängen, da diese besonders benachteiligte Gruppen trifft und ökologische Verantwortung soziale Gerechtigkeit erfordert.
Am Abschlussplenum diskutieren wir, wie wir handlungsfähig werden und uns antifaschistisch organisieren können. Gemeinsam mit den Redner:innen erarbeiten wir Perspektiven für eine solidarische Zukunft und das Gute Leben für Alle – gegen Nationalismus, Rechtsradikalismus und Kapital.
Don’t Gas Africa, afrikanische Aktivist:innen, die sich der europäischen Expansion zur Gewinnung fossiler Energieträger entgegenstellen.
Aktivist:in der Interventionistischen Linken aus Deutschland.
Aktivist:innen der Bewegung für den Sozialismus (BFS).
Soliparty in der ZWZ, ab 21 Uhr. Eintritt Soli: 15 CHF, nur Barzahlung möglich