Unter Care Arbeit versteht man bezahlte und unbezahlte Pflege-, Betreuungs- und Hausarbeit für Kinder und Pflegebedürftige. Eine Arbeit, die nur sehr wenig gesellschaftliche Wertschätzung bekommt. Sie wird entweder gar nicht entlöhnt – z.B. Arbeit im eigenen Haushalt – oder ist mit extrem prekären Anstellungsbedingungen verbunden. Davon sind in erster Linie Frauen betroffen.
BFS Jugend Zürich
Ausbeutung von Migrant*innen
Im Care-Sektor zeigt sich die Ausbeutung von neu zugewanderten Arbeiter*innen besonders krass. Die flankierenden Massnahmen, welche die Personenfreizügigkeit zwischen der Schweiz und der EU begleiten, schützen die Rechte der Arbeiter*innen nicht. Im Care-Sektor kommen diese vor allem aus Mittel- und Osteuropa. Sie werden von privaten, der Spitex ähnlichen Firmen an Pflegebedürftige vermittelt. Dadurch sind sie nicht offiziell gemeldet und haben deshalb lediglich einen informellen Arbeitsvertrag ohne Anspruch auf Sozialversicherungen, bezahlte Ferien oder gesicherte Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall. Oftmals bleiben sie nur für ein paar Monate in der Schweiz und wohnen bei der von ihnen betreuten Person. Dadurch leisten sie praktisch 24h-Betreuung und müssen ständig verfügbar sein. Und zwar sieben Tage die Woche. Wochenenden gibt es nicht. Weil Wohnort und Arbeitsplatz nicht getrennt sind, ist die emotionale, persönliche Abgrenzung fast unmöglich. Meist wird nur ein 8-Stunden-Tag bezahlt, obwohl die tatsächliche Arbeitszeit viel höher ist. Der Lohn beträgt selten mehr als 3000 Franken monatlich. Für die Arbeitgeber*innen, also die Vermittlungsagenturen, ist das Ganze ein profitables Geschäft. Sie verlangen von den Betreuungsbedürftigen bis zu 12’000 Franken pro Monat.
Mehrfachbelastung der Frauen
Unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen leiden Frauen immer besonders. Wenn sie sowohl für das finanzielle Einkommen, als auch die unbezahlte Arbeit in Haushalt und Kinderbetreuung zuständig sind, sind sie doppelt und mehrfach belastet. Ein extremes Beispiel für diesen Irrsinn sind die Arbeitsbedingungen in Kindertagesstätten. Dort betreuen grösstenteils Frauen Kinder zu Dumpinglöhnen Kinder. Nur am Abend bleibt ihnen dann Zeit für Freizeit und ihre eigenen Kinder, welche sie den Tag durch wiederum von anderen betreuen lassen müssen. Diese Verteilung der Kinderbetreuung zwischen Frauen verschiedener Klasse und Herkunft wirkt spalterisch.
Angriffe auf SansPapiers
Arbeiter*innen ohne geregelten Aufenthaltsstatus – SansPapiers – erfahren diese prekären Arbeits- und Lebensbedingungen noch extremer. Aktuell droht ihnen eine weitere Verschärfung: Ende Januar 2018 wurde im Nationalrat durch die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit (SGK) eine repressive Motion eingereicht, die die Rechte der SansPapiers massiv einschränken würde. Es wird beispielsweise der Ausschluss der Sanspapiers aus dem Sozialversicherungssystem (AHV, Krankenkasse etc.) gefordert. Ausserdem sollen Lehrer*innen aufgefordert werden, Kinder von SansPapiers den Behörden zu melden – was einer Denunziation gleichkommt. Arbeitgeber*innen, die Personen ohne Aufenthaltsbewilligung einstellen sowie Vermieter*innen, die SansPapiers eine Wohnung vermieten, sollen stärker bestraft werden. Die Stossrichtung ist klar: Die Bevölkerung soll weiter gespalten werden – in Illegale und Legale. Den „Illegalen“ sollen etliche Grundrechte, wie das Recht auf Bildung oder Obdach, genommen werden, damit sie schnellstmöglich wieder aus der Schweiz verschwinden.
Um eine weitere Spaltung von Arbeiter*innen zu verhindern ist es daher absolut grundlegend, diese Motion zu verhindern! Wir fordern gleiche Lebens- und Arbeitsbedingungen für alle! Kein Mensch ist illegal – hier und jetzt und überall!