Die Stahlbranche ist global in einer Krise, was sich auch in der Schweiz zeigt. Die Entlassungen bei Stahl Gerlafingen konnten vorübergehend abgewendet werden. Doch nun drohen beim zweiten Stahlwerk der Schweiz die nächsten Entlassungen. Der internationale Konzern Swiss Steel will global 800 Stellen abbauen, 130 davon beim Werk des Tochterkonzerns Steeltec in Emmenbrücke. Unter dem Strich hiesse das, dass hier in Emmenbrücke etwa 80 Arbeiter:innen ihren Job verlieren.
von BFS Zürich
Profitlogik vs. Bedürfnisse der Arbeiter:innen
Die Arbeit der Stahlwerker:innen ist unverzichtbar, heute und zukünftig. Denn Stahl wird wegen seiner überlegenen Eigenschaften auch in einer ökologischen Gesellschaft ein grundlegender Werkstoff bleiben. Deindustrialisierung stellt also keine Lösung dar, denn die energieintensive Produktion würde dann einfach andernorts anfallen und der Stahl müsste über weitere Strecken transportiert werden. Stattdessen muss die Stahlproduktion hier vor Ort möglichst ökologisch gestaltet werden. Was es dafür braucht, sind lokale Produktionskapazitäten und das Fachwissen der Arbeiter:innen. Wir stellen uns deshalb gegen jede einzelne Entlassung!
Staatliche Hilfen sind jetzt nötig, um die Entlassungen zu verhindern. Um anständige Jobs und eine lebenswerte Zukunft langfristig zu sichern, braucht es aber auch grundlegende Veränderungen. Es braucht mehr Demokratie in den Fragen, was, wie viel, in welcher Weise und wofür produziert wird und was mit den Gewinnen geschieht. Denn momentan entscheiden darüber die Eigentümer sowie die kapitalistische Marktlogik, was zu den bekannten Problemen führt.
Milliardäre vs. Arbeiter:innen
In Emmenbrücke werden heute unter anderem spezialisierte Stahlteile für die Autobranche und die Luftfahrt hergestellt. Es ergibt keinen Sinn, Stahlteile für Branchen ohne Zukunft zu produzieren. Schon gegenwärtig steckt die europäische Autoindustrie in der Krise. Im Wochentakt werden Massenentlassungen publik, allein bei VW droht 30’000 Beschäftigten der Jobverlust. Ob nun weiter Stahlteile für Verbrenner oder doch für E-Autos produziert werden, oder ob die Produktion gleich ganz eingestellt wird – die Profitlogik entscheidet im Endeffekt über das Schicksal der Arbeitenden. Deshalb brauchen wir eine demokratische Kontrolle über die Produktion. Bezeichnenderweise ist der Mehrheitsaktionär der Swiss Steel Group der Milliardär Martin Haefner, der Besitzer der AMAG, der grössten Unternehmensgruppe der Schweizer Autobranche (z.B. VW). Grossaktionär war bis vor Kurzem auch Peter Spuhler, ebenfalls Milliardär, Hauptaktionär von Stadler Rail und ehemaliger SVP-Nationalrat. Milliardäre entscheiden also über das Schicksal der Arbeitenden.
Vergesellschaftung statt Stellenabbau
Wir fordern deshalb die Vergesellschaftung des Stahlwerkes. Der Staat soll das Werk für einen symbolischen Preis übernehmen und den Arbeiter:innen in Selbstverwaltung zur Verfügung stellen. Die Arbeitenden sollen in einem Gremium zusammen mit Wissenschaftler:innen und Bürger:innen gemeinsam über ihre Produktion entscheiden. So wird das produziert, was für eine sozial-ökologische Veränderung der Gesellschaft benötigt wird. Wie das gehen kann, zeigen die Arbeiter:innen im Werk des Automobilzulieferers GKN in Florenz beispielhaft. Seit über drei Jahren kämpfen sie gegen ihre Entlassung und für einen sozial-ökologischen Umbau der Produktion. Statt Autoteile wollen sie bald Lastenvelos und Photovoltaik-Anlagen bauen. Auch hier bleibt Stahl unverzichtbar.
Solidarität mit den Arbeiter:innen
Deshalb gilt unsere Solidarität den Arbeiter:innen von Steeltec Emmenbrücke. Es darf keine Entlassungen geben! Der Staat muss jetzt die nötigen Massnahmen zum Erhalt der Produktionskapazitäten treffen. Falls die Kapazitäten nicht nachgefragt werden, braucht es eine Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohn. Für uns ist jedoch auch klar: Nur eine demokratische, von den Arbeitenden kontrollierte Wirtschaft wird eine Produktion ermöglichen, die langfristig Arbeitsplätze und eine lebenswerte Zukunft sichert.