Was studierst du?
Geschichte und Politikwissenschaft
Wie wirkt sich dein Geschlecht auf deinen Bildungsweg aus?
Meinen Bildungsweg habe ich unabhängig von meinem Geschlecht gewählt. Ich hatte die Möglichkeit, zwischen allen Bildungswegen zu wählen, die es in der Schweiz gibt. Ein grosses Privileg. Jedoch finde ich es schwierig zu beurteilen, wie meine verinnerlichtes Geschlechterbild vielleicht doch auch eine Rolle gespielt haben könnte. Wäre ich als Junge sozialisiert worden, hätten sich meine Interessen ja vielleicht anders ausgeprägt.
Siehst du eine Zukunftsperspektive in der Forschung und was hat das vielleicht mit deinem Geschlecht zu tun?
Ich sehe durchaus eine Zukunftsperspektive in der Forschung, da es auch viele bekannte Historikerinnen* gibt. Ich stelle es mir allgemein schwierig vor sich als Akademiker*in durchzusetzen. Vermutlich ist es aber als Frau* noch schwieriger, Respekt gegenüber der eigene Arbeit zu erhalten, als als Mann*.
Wie erlebst du die Geschlechterverhältnisse an deiner Bildungsinstitution?
Spezifisch im Historischen Seminar finde ich toll, dass wir mehr Lehrstuhlinhaberinnen* als Lehrstuhlinhaber* haben. Ich erlebe dort bis jetzt auch einen relativ reflektierten Umgang mit den Geschlechterverhältnissen. Hoffentlich auch, als Geisteswissenschaft. Ich denke jedoch, dass dies nicht auf die gesamte Universität Zürich übertragbar ist.
Auch Nebenjobs gehören meistens zu einem Studium dazu. Welchen Nebenjob machst du und wie erlebst du Sexismus/die Geschlechterverhältnisse auch dort?
Ich arbeite als Verkaufspersonal. Von der Betriebsleitung erlebe ich keine klare Bevorzugung oder Benachteiligung aufgrund des Geschlechts. Jedoch besteht der internalisierte Sexismus natürlich auch dort. Im Umgang von uns Angestellten untereinander oder auch im Umgang von Kunden mit uns. Ein Beispiel wäre der Unterschied in der respektvollen Behandlung. Mir gegenüber werden von Kunden Sprüche gemacht, die sich männliche Mitarbeiter niemals anhören müssen.
Machst du inner- und außerhalb deiner Bildungsinstitutionen Diskriminierungserfahrungen als Frau?
Ich denke das macht jede Frau*. Die Frage ist ja auch wie weit du sie wahrnimmst. An der Uni als Institution habe ich mich noch nie aufgrund meines Geschlechts diskriminiert gefühlt. In meinem Alltag mache ich aber oft Diskriminierungserfahrungen. Und sie fallen mir auch noch viel mehr auf, seit ich mich mit Feminismus beschäftige. Beziehungsweise fällt mir auf, wie ich gewisses Verhalten früher einfach entschuldigt und hingenommen habe, was ich heute nicht mehr tue.
Wieso wirst du am 14. Juni streiken?
Weil ich will, dass sich die Situation der Frauen* in der Schweiz und auf der ganzen Welt bessert! Ich will Gleichberechtigung! Ich will, dass das Geschlecht keine Rolle mehr spielt; ich will eine Aufhebung des binären Geschlechterbildes.
Ich streike auch um zu zeigen, wir sind viele! Wir sind die Hälfte der Menschheit! Ihr, die Ungerechtigkeit, Gewalt und Diskriminierung erfahrt, seid nicht allein!
Was muss der Frauenstreik fordern? Was sind deine feministischen Ziele?
Ich denke der Frauenstreik sollte eine möglichst grosse Bandbreite an feministischen Zielen abdecken. Natürlich Gleichberechtigung, Lohngleichheit und bessere Bezahlung und Aufwertung von «Frauen*berufen». Hierbei sollte es nicht nur um die Gleichberechtigung der weissen Cis-Frau, auch genannt Karrierefrau, mit dem weissen Mann gehen, denn die geschieht oft auf Kosten anderer Frauen*. Es geht um die Gleichberechtigung aller! Auch die Aufhebung des binären Geschlechterbildes, also nicht nur Gleichberechtigung von Mann* und Frau* sondern aller Geschlechter und eine Bewegung dahin, dass das Geschlecht überhaupt keine Rolle mehr spielt. Ein persönlicher Schwerpunkt von mir ist auch die Enttabuisierung und Thematisierung von Gewalt an Frauen*. Und natürlich das Vorgehen dagegen. Wir glauben wir sprechen darüber. Aber warum haben dann in meinem Umfeld so viele Frauen (sexuelle) Gewalt erlebt, aber keine davon hat diese Männer tatsächlich angezeigt. Wahrscheinlich aus vielen verschiedenen Gründen. Um diesen besser entgegenzuwirken ist es wichtig noch offener darüber zu kommunizieren. Gewalt (in all ihren Formen) aufgrund unseres Geschlechts erfahren so viele, wenn nicht alle, Frauen*. Wir sind nicht alleine, ich denke das müssen noch viele begreifen. Wir sind viele, und wir wollen uns das nicht mehr gefallen lassen.