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Interview mit Tithi Bhattacharya. Was ist Social Reproduction Theory?

Von den Protesten gegen das Abtreibungsverbot in Polen über die Kämpfe gegen Gewalt an Frauen* in Argentinien bis zum Women’s March in den USA: die feministische Bewegung erstarkt weltweit. Neben Diskriminierung und Gewalt an Frauen* stehen Arbeitsbedingungen und Fragen der sozialen Reproduktion im Zentrum. Die Bewegung orientiert sich nicht an den Bedürfnissen einer privilegierten Schicht einzelner Frauen*, die Führungspositionen in Wirtschaft und Politik innehaben, sondern geht von den konkreten Lebensbedingungen der grossen Mehrheit aus. Im Gegensatz zum (neo-)liberalen Feminismus, der Frauen* dazu anhält, Karriere zu machen, fordern die Aktivist*innen eine Gesellschaft, in der alle Frauen* ein selbstbestimmtes Leben führen können: ein Feminismus für die 99%.

Interview mit Tithi Bhattacharya

Tithi Bhattacharya, Co-Autorin des feministischen Manifest „Feminism for the 99%“ und Mitorganisatorin des Frauen*streiks in den USA war bei uns zu Besuch am Anderen Davos 2020 und hat mit uns über die Social Reproduction Theory (SRT) gesprochen. Diese Theorie verortet die Ursache der Unterdrückung der Frauen* in der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung: Produktive Arbeit wird in der kapitalistisch-patriarchalen Gesellschaft Männern* zugewiesen, reproduktive Arbeit Frauen*. Soziale Reproduktion umfasst alle Arbeit, die es alltäglich braucht, damit Arbeiter*innen weiterhin produktive Arbeit leisten, also zum Beispiel Dinge wie Ernährung oder Wohnraum, aber auch Erziehung von Kindern oder Freundschaft. Diese Dinge ermöglichen konkret die (Wieder-)Herstellung des Lebens, der Menschen an sich. Soziale Kategorien wie Klasse, Geschlecht und Ethnizität interagieren dabei und sind ein Ausdruck der gesamtgesellschaftlichen Verhältnisse.

Weil die soziale Reproduktion ein zentrales Standbein des kapitalistischen Wirtschaftssystem ist, liegt also die Möglichkeit zum Widerstand auch in der Niederlegung genau dieser Arbeiten. Danz nach der Parole: «Wenn Frau* will, steht alles still!» 

Genau deshalb werden wir am 8. März streiken! Der 8. März wie auch der 14. Juni – stay updated – sind dieses Jahr Sonntage. Doch gerade Frauen* leisten eben auch am Sonntag unheimlich viel Arbeit – die Reproduktionsarbeit. Aber wir leisten diese Arbeiten nicht nur im Privaten, sondern wir gehen auch Lohnarbeit nach und das meistens in stark feminisierten Branchen, wie Pflege, Betreuung, Reinigung, Nahrungsversorgung etc. Und genau in diesen Branchen ist es normal, dass wir auch Sonntags arbeiten. Wir haben also mehr als genug Gründe, an diesem 8. März zu streiken – für unsere Bedürfnisse, in Solidarität mit den streikenden Frauen* weltweit und gegen die kapitalistische Ausbeutung. 

Das feministische Streikkollektiv Zürich ruft daher zu einem Streik- und Aktionstag auf. Aber nicht erst am 8. März sondern schon jetzt beginnt unser feministischer Aufstand. 

Hier eine unvollständige Auflistung der Aktionen in Zürich: 

Feministische Aktionswoche an den Hochschulen Zürich 24.-28- Februar 2020

Mehr Infos gibt es hier.

Queerfeministische Aktionswoche 2.-8. März
mehr Infos gibt es hier.

Frauen*Demo zum 8. März 
Samstag, 7. März 13.30 Hechtplatz

Caregruppe
Alles am 8. März:
. Streikzmorgen, 10.00 Uhr, Spielplatz Lutherwiese 
. Kinderwagenspaziergang, 11.00 Uhr, Spielplatz Lutherwiese
. Kinder für FTIQ* und Kinder, 12.00 Uhr, Streikhaus (Sihlquai 115)
. Kafi-Treffpunkt für FTIQ*, 13.00 Uhr, Streikhaus (Sihlquai 115)

Performance «Un violador en tu camino”
. Tanztraining, 1. März, 16.00 Uhr, Streikhaus (Sihlquai 115)
. Tanztraining 5. März 18.00 Uhr, Streikhaus (Sihlquai 115)
. Masken basteln, 1. März, 11.00 – 20.00 Uhr, Streikhaus (Sihlquai 115)
. Aufführung, 8. März, 11.00 Uhr, Streikhaus (Sihlquai 115)

Gemeinsamer Treffpunkt für alle FTIQ*/FLINT* am 8. März
15.00 Uhr auf dem Sechseläutenplatz! 

Weitere Infos findet ihr auf: https://frauenstreikzuerich.ch

* weist auf die Konstruiertheit von Geschlechter hin.

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