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Gegen die Initiative „für ein Verhüllungsverbot“

Am 7. März 2021 wird in der Schweiz über die Initiative „für ein Verhüllungsverbot“ abgestimmt. Diese ist zutiefst rassistisch und antifeministisch. An dieser stelle veröffentlichen wir einen Auszug aus dem Argumentarium der feministischen Organisation „Les Foulards Violets“. Das Bild oben stammt vom 14. Juni 2019 in Genf.

von Les Foulards Violets

Die Initiative stärkt die Gleichstellung der Geschlechter nicht. Im Gegenteil, sie behindert die Fortschritte der feministischen Bewegung.

Eine sexistische, rassistische, paternalistische und zutiefst anti-feministische Initiative

  • Das Vorurteil, wonach muslimische Frauen, und insbesondere Nikabträgerinnen, unterdrückt und in ihrer Wahl- freiheit eingeschränkt würden, ist stark verankert. Es ist sexistisch und rassistisch zugleich, wird aber von einem Teil der Politiker*innen aufgenommen und instrumentalisiert, um von aufkommenden Emotionen zu profitieren und an Sichtbarkeit zu gewinnen.
  • Eine solche Interpretation des Nikabs ist nur möglich, wenn über die Köpfe von muslimischen Frauen hinweg gesprochen wird und ihre Denk- und Handlungsfähigkeit verneint wird. Ihnen wird die demokratische Teilhabe abgesprochen.
  • Diese Frauen als unterdrückt und als zu ‘etwas gezwungen worden’ zu betrachten, bedeutet ihnen den Status eines politischen Subjekts abzusprechen. Sie werden damit zu Objekten des politischen Diskurses reduziert. Beides können wir in der Initiative und in der dazugehörigen Debatte beobachten.
  • Wer dieses Vorurteil akzeptiert und es benutzt, tendiert dazu die Situation der Frauen in der Schweiz im Vergleich zu idealisieren, auch wenn diese jeden Tag Lohnungleichheit, Feminiziden und anderen Formen der Unterdrückung ausgesetzt sind. Die Feministinnen in der Schweiz fordern reale Antworten auf ihre Kämpfe.
  • Der Vorwand der «Befreiung der Frauen» wurde bereits früher als Rechtfertigung einer politischen Agenda missbraucht (z.B. als die USA die militärische Intervention in Afghanistan moralisch als Befreiung von Burkaträgerinnen zu rechtfertigen versuchte). Frauen und die Kleidung von Frauen dürfen nicht als Rechtfertigung für politische und strategische Ziele missbraucht werden.

Intersektionalität: Muslimische Frauen in der Schweiz erfahren verschiedene Arten von Unterdrückung.

Um das Ziel einer gerechteren und solidarischeren Gesellschaft zu erreichen, müssen alle bekämpft werden.

Die Intersektionalität ist eine Matrix für das Verständnis von Unterdrückungen. Sie versteht Unterdrückungen und Privilegien als das Resultat der Kombination aller Identitäten, die eine Person zugeschrieben werden (Ethnizität, Klasse, Geschlecht, sexuelle Orientierung etc.). Muslimische Frauen sind zugleich von Sexismus, Rassismus und Islamophobie betroffen. Es ist daher unmöglich, die feministischen Probleme von muslimischen Frauen zu lösen, ohne zugleich die Islamophobie zu bekämpfen.

Es kommt vor, dass es für eine Mehrheit unmöglich ist, anhand ihrer eigenen Kriterien die Gründe für eine durch eine einer Minderheit angehörigen Person getroffene Entscheidung zu verstehen. Unverständnis kann das Dasein einer Wahlmöglichkeit nicht verneinen, egal wie kontra-intuitiv die Entscheidung selbst erscheinen mag. Jede Person ist das Produkt ihrer Erfahrungen. Ihre Kriterien und Entscheidungen sind legitim. Folglich ist Islamophobie auch ein feministisches Thema ist.

Hier geht es zum Argumentarium in voller Länge.

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2 Kommentare

  1. Pingback:Schweiz: Das Egerkinger Komitee und die Gleichstellung

  2. Pingback:| Schweiz: Das Egerkinger Komitee und die GleichstellungMaulwuerfe

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