Im Rahmen der Vorbereitungen auf den feministischen Streik am 14. Juni 2023 in der Schweiz haben wir mit verschiedenen FINTAs gesprochen, die sich an ihren Arbeitsplätzen organisieren. Es sind Menschen aus der Gastronomie, der Gesundheitsversorgung, der Reinigungsbranche und der Betreuung/Bildung. Dass gerade in diesen Bereichen der Druck auf die Angestellten imens ist und dass die Arbeitenden FINTAs sind hat einen Zusammenhang.
von BFS Zürich
Der Zusammenhang ist: es sind Arbeiten im Bereich der sozialen Reproduktion. Und diese Bereiche befinden sich im Kapitalismus in einem ständigen Widerspruch zwischen möglichst hohen Profiten und guter Qualität. Aktuell spitzt sich dieser Widerspruch – im Kontext von Finanzkrisen/Klimakrise/Pandemien – zu einer regelrechten Krise der sozialen Reproduktion zu. Dies führt dazu, dass wir weder privat Zeit und Kraft, um für uns und unsere Nächsten zu sorgen, noch gesellschaftlich genug Geld aufgewendet wird, um den Care-Bereich nachhaltig zu finanzieren. Was zu einer ständigen Verschlechterung der Versorgungslage sowie zur Doppel- und Dreifachbelastung von Care-Gebenden führt sowohl in der bezahlten als auch in der unbezahlten Arbeit, die hauptsächlich von FINTAs geleistet wird. Die Arbeiter:innen mit denen wir gesprochen haben spüren das im (Arbeits-)Alltag und organisieren sich deshalb hinsichtlich des 14.6.2023
Autonomia:
Autonomia ist eine Kooperative von Arbeitenden in der Reinigungsbranche. Reiniger:innen sind hohen Unsicherheiten, miserablen Löhnen und schlechten Arbeitsbedingungen ausgesetzt. So sind die Absicherung durch Unfall- oder Sozialversicherung in der Branche oft mangelhaft oder fehlen komplett. Einsätze auf Abruf und weite Arbeitswege erschweren den Berufsalltag zusätzlich. Der gesetzlich vorgeschriebene Mindestlohn von 19.20 Franken wird laut SECO häufig unterschritten. Autonomia hat sich mit der Gründung ihrer Kooperative zum Ziel gesetzt, mit fairen Arbeitsbedingungen und guten Löhnen und selbstverwaltet der Reingungsarbeiten jenen Wert zu geben, den sie verdienen.
Gesundheit vor Profit:
Das Netzwerk «Gesundheit vor Profit» besteht aus Gesundheitsfachpersonen verschiedener Berufsgruppen, welche sich gemeinsam für ein menschenwürdiges Gesundheitssystem einsetzen. Dabei steht das Wohl der Patient*Innen und der Arbeitnehmenden im Vordergrund, nicht die Gewinnmaximierung. Gerade in der Pflege von kranken und/oder alten Menschen wird in den letzten Jahren ständig versucht noch mehr Profit herauszuholen. Das drückt auf die Qualität der Pflege und wird mitunter Lebensgefährlich für die Patient:innen. Ausserdem erhöht es den onehin schon grosse Druck auf die Angestellten in den Spitälern und Heimen, was zu einer hohen Asustiegsquote und ständigem Personalmangel führt.
Gastra-Kollektiv:
Das Gastra-Kollektiv ist ein Zusammenschluss aus FINTAs aus der Gastronomie: Spüler*innen, Köch*innen, Barkeeper*innen, Kellner*innen, die es satt haben, nicht mitreden zu können und schlechten Arbeitsbedingungen sowie Sexismus und Rassismus am Arbeitsplatz ausgesetzt zu sein. Auch Gastronomie ist eine Branche, in der prekäre Arbeitsverhältnisse, schlechte Löhne und unsägliche Arbeitszeiten die Norm darstellen. Und gerade FINTAs sind Belästigung im Nachtleben, hinter dem Tresen oder im Service besonders ausgesetzt.
Kollektiv Kritische Lehrpersonen:
Das Kollektiv Kritische Lehrpersonen (kollektiv krilp) setzt sich aus Menschen zusammen, die sich mit dem Bildungssystem und ihrer Rolle darin auseinandersetzen. Gerade FLINTA-Lehrpersonen leisten an den Schulen neben dem Unterrichten sehr viel unbezahlte Care-Arbeit. Viele kämpfen mit Burn-Out und Überlastung. Diese Arbeit wird viel zu wenig Wertgeschätzt, stattdessen müssen sich Lehrer*innen noch ständig mit Sexismus an den Schulen und in den Lehrmittelinhalten herumschlagen. Deshalb organisieren sie sich auch am 14. Juni für eine inklusive Schule ohne Barrieren, Diskriminierung und Gewalt. Eine solche Schule benötigt mehr Ressourcen und Anerkennung in der Gesellschaft. Gleichzeitig braucht es für ein gerechteres und besseres Bildungssystem auch einen gesellschaftlichen Wandel hin zu einem sozialen, solidarischen und ökologisch nachhaltigen Zusammenleben. Das heisst auch, dass Bildungsinstitutionen nicht nach marktwirtschaftlicher Profitlogik funktionieren dürfen.
Da wir es sind, die arbeiten, gibt dies uns aber auch die Macht, mit der Arbeit aufzuhören, zu streiken und dadurch Veränderungen in den Eigentumsverhältnissen, der Produktion und Reproduktion in Gang zu setzen. Aus diesem Grund organisieren wir uns an unseren Arbeitsplätzen und unseren Lebensorten für den feministischen Streik am 14.6 und darüber hinaus.
Kommt alle in den Care-Block an der feministischen Streikdemo am 14. Juni in Zürich.
Der Treffpunkt ist um 17.30 Uhr auf dem Bürkliplatz Zürich!

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