Die Sphären der Lohnarbeit und der Altersvorsorge sind nicht nur eine Frage der Klasse, sondern Folgen einer geschlechtsspezifischen Diskriminierung. Für allzu viele FINTAs (Frauen, intergeschlechtliche, nonbinäre, trans- und agender Personen) in der Schweiz gehören Lohnarbeitsausfall durch Geburt oder Erziehung, unter- und unbezahlte Care-Arbeit, Arbeiten im Niedriglohnsektor oder im Teilzeitpensum zum Leben dazu. Sie sind betroffen vom Tag an, an dem sie geboren werden, bis zum Leben nach der Pension. Unsere Gesellschaft baut zwar fundamental auf der von FINTAs geleisteten Arbeit auf, diese bleibt aber oft unsichtbar, abgewertet und ausgebeutet. Von dieser klassen- und geschlechterspezifischen Diskriminierung von Arbeit und Altersvorsorge profitieren allen voran das bürgerliche Lager, Grossbanken, Versicherungen oder Pensionskassen, die kommerzialisiertes Wohnen, Gentrifizierung, steigende Mieten und die stark feminisierte Armut im Alter weiter antreiben.
von BFS Zürich
Internationaler feministischer Kampftag
Der 8. März als internationaler feministischer Kampftag gibt es bereits seit über 100 Jahren und er steht in einer revolutionären und sozialistischen Tradition. Deshalb nehmen wir uns auch dieses Jahr wieder weltweit die Strassen: wir stehen in queerfeministischer und internationalistischer Solidarität gegen Krieg, Krise, Kapital und Patriarchat – schliess dich uns an im arbeitskämpferischen, emanzipatorischen und feministischen Kampf gegen ein System, das schon viel zu lange überfällig ist und endgültig gestürzt gehört.
Ein Leben lang arbeiten – und danach was?
FINTA kümmern sich Tag für Tag um die Familie, betreuen Kinder und pflegen Angehörige. Sie sorgen dafür, dass es sauber ist, dass eingekauft wurde und dass am Ende des Tages auch noch das Essen auf dem Tisch steht. Ohne diese Arbeit steht unsere Gesellschaft still. Doch die von FINTA geleistete Sorgearbeit bleibt zu oft unsichtbar, schlecht bezahlt oder gar unbezahlt. Deshalb sind FINTA in der Schweiz überproportional von Armut betroffen – insbesondere im Alter.
Altersarmut ist weiblich
Ungleichheiten in der Altersvorsorge sind nicht nur eine Frage der Klasse, sondern haben auch eine geschlechtsspezifische Dimension:
- Frauen*[1] erhalten einen Drittel weniger Rente als Männer*
- Jede fünfte Rentnerin* lebt in Armut
- Über 11% aller Frauen* beantragen direkt mit dem Renteneintritt Ergänzungsleistungen.
Während Frauen* in der AHV fast gleich hohe Renten erhalten, sind es bei der 2. Säule ein Drittel weniger. Die Hälfte der aktuellen Rentnerinnen* erhält überdies nicht einmal eine Pensionskassenrente. Mit der Geburt und dem Grossziehen eines Kindes geht häufig ein Lohnarbeitsausfall oder eine Reduzierung dieses Pensums von FINTA einher, die trotz der geleisteten Care-Arbeit eine Lücke in der beruflichen Vorsorge hinterlässt. Auch die Sphäre der Lohnarbeit ist von einer geschlechtsspezifischen Diskriminierung geprägt. FINTA erhalten einen tieferen Lohn für gleichwertige Arbeit und sind häufiger in Niedriglohnsektoren und Teilzeitpensen beschäftigt. Aufgrund der Eintrittsschwelle in die obligatorische berufliche Vorsorge (BV) ab einem Einkommen von Fr. 22`000.- pro Jahr und dem Koordinationsabzug, der vom Jahreslohn abgezogen wird und den versicherten Lohnanteil der 2. Säule bestimmt, fallen viele Menschen, insbesondere Frauen*, aus dem gesetzlichen Obligatorium der BV heraus.
Pensionskassen sind sexistische und unsichere Abzocker
In der Diskussion um die 13. AHV wurde von Seiten der Bürgerlichen die AHV schlecht geredet. Entgegen dem bürgerlichen Mantra zeigen die Zahlen: Die Finanzierung der AHV ist gesichert. In den nächsten Jahren wird die AHV einen jährlichen Überschuss von rund 3 Milliarden Franken erzielen. Das Vermögen der AHV wird bis zum Ende 2030 auf 67 Milliarden anwachsen, also 20 Milliarden mehr als heute. Die tiefen Renten der AHV mit der Pensionskasse zu ergänzen, ist zwar derzeit notwendig, stellt aber keine langfristige Lösung dar. Von der bürgerlichen Panikmache profitieren vor allem Grossbanken und Versicherungen, die das individuelle Sparen in der 3. Säule propagieren.
Auch die 2. Säule ist ein lukratives Geschäft, denn jeder siebte einbezahlte Franken stecken die Pensionskassen selber ein. Zudem sind die Rentenbeiträge der Pensionskassen abhängig von Spekulationen auf dem Finanzmarkt. Die Pensionskassen sind ein relevanter Faktor in der Kommerzialisierung des Wohnens. Sie legen einen grossen Anteil ihres verwalteten Geldes in Immobilien an, womit sie die Gentrifizierung antreiben. Somit schliesst sich der Kreis wieder und die Spirale dreht sich weiter: Teilzeitarbeitende und im Niedrigsegment arbeitende FINTA können sich keine private Vorsorge leisten und werden durch die ständig steigenden Mieten weiter in die Armut gedrängt.
Alle für alle statt jede:r für sich
Die AHV funktioniert nach dem Prinzip der Generationensolidarität: die Berufstätigen finanzieren die Pensionierten, und die AHV verteilt Reichtum: 90% der Versicherten erhalten mehr aus der AHV ausbezahlt, als sie je eingezahlt haben. Nur die AHV ist solidarisch und erkennt die unbezahlte Sorgearbeit von FINTA an. Die AHV ist damit die einzige soziale Säule: Zwischen den Generationen, zwischen den Geschlechtern und durch die Umverteilung von Reichtum von oben nach unten. Diese gehört gestärkt! Mit der 13. AHV gab’s endlich einmal good news an einem Abstimmungssonntag.
Schluss mit dem Rentenabbau – Her mit dem schönen Leben nach der Pension auch für FINTAs!
Wir fordern gute Arbeitsbedingungen und Löhne in feminisierten Berufen! Betreuung, Pflege und Reinigung sollen endlich aufgewertet werden. Wir fordern die gerechte Aufteilung der Sorgearbeit unter allen Teilen der Gesellschaft. Unbezahlte Care-Arbeit soll als notwendig für den Erhalt unserer Gesellschaft anerkannt und kollektiviert werden. Und wir fordern das Ende der Gewalt in all seinen Formen und Facetten gegen FINTAs, das Ende häuslicher Gewalt und von Feminiziden. Denn die Geschlechterverhältnisse sind Teil der sozialen Verhältnisse im Kapitalismus. FINTAS sind gleichzeitig von patriarchalen und kapitalistischen Strukturen betroffen. Diese Verhältnisse sind untrennbar miteinander verwoben.
Unser Feminismus ist antikapitalistisch und revolutionär. Für uns sind deshalb emanzipatorische Kämpfe gegen unterdrückerische, ausbeuterische und rassistische Verhältnisse immer auch feministische Kämpfe. Dafür organisieren wir uns seit Jahren in feministischen Netzwerken und tragen den feministischen Streik mit. Mach mit und schliess dich uns an – damit der arbeitskämpferische feministische Streik am 14. Juni 2027 gross und stark wird!
P.S. Free Palestine – Ceasefire now!!
[1] Wir sprechen hier von Frauen und Männer, da sich die Zahlen auf binäre Statistiken beziehen.