Heute, am 25. November, ist der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen*, der internationale Tag gegen Gewalt an FLINTAS, der internationale Tag gegen patriarchale Gewalt. Überall auf der ganzen Welt stehen heute Menschen auf die Strassen um diesen Tag gemeinsam zu begehen – in geteilter Trauer um diejenigen, die wir wegen patriarchaler Gewalt verloren haben und in geteiler Wut gegen diese Gewalt. (Red.).
FLINTA-Gruppe der BFS Zürich
Gemeinsam sind wir heute auf der Strasse gegen Gewalt an Frauen, Lesben, inter* Menschen, nonbinäre und agender Personen (FLINTA). Wir gedenken den 18 FLINTA, die im Jahr 2024 in der Schweiz durch ihren Partner, Expartner oder Familienangehörigen getötet wurden.
1. Als Feminizid bezeichnet man die Ermordung von FLINTA aufgrund ihres Geschlechtes. In den meisten Fällen werden FLINTA von ihrem Partner oder Expartner umgebracht. Die Enge der vier Wände, die Enge der heteronormativen Kleinfamilie kann tödlich sein. Somit ist für viele FLINTA das Zuhause der gefährlichste Ort. Dabei sind Feminizide nur die Spitze des Eisbergs täglicher patriarchaler Gewalt. Für 2023 sind nicht weniger als 19‘918 Delikte häuslicher Gewalt registriert, wobei alle Anlaufstellen darauf hinweisen, dass die Grosszahl der Übergriffe – aus berechtigten Gründen – gar nicht erst angezeigt wird. Es lässt sich also voller Schrecken erahnen, wie viele FLINTA tagtäglich in ihrer körperlichen und psychischen Unversehrtheit verletzt werden.
2. Wenn wir die patriarchale Gewalt, die Gewalt, die Männer vor allem im privaten, aber auch im öffentlichen Raum an FLINTA ausüben, als Stütze des bestehenden Systems begreifen, zeigt sich, wie funktional verstrickt Kapitalismus und Patriarchat sind. Der zentrale Grundbaustein des Kapitalismus ist die Aneignung der un- oder schlecht bezahlten Sorge- und Pflegearbeit von FLINTA. Dies führt zu ökonomischer Abhängigkeit und dazu, dass gewaltbetroffene FLINTA nicht einfach so die Möglichkeit haben, eine gewaltvolle Beziehung zu verlassen. Deshalb braucht es bezahlbare Wohnungen und gute Löhne, damit FLINTA schneller und einfacher gewaltvolle Beziehungen verlassen können.
3. Es waren und sind feministische Organisationen und Kollektive, welche überhaupt ein Bewusstsein für das Problem geschlechtsspezifischer Gewalt schaffen. Seit Jahrzehnten kämpfen Feminist:innen in der Schweiz und weltweit für die Anerkennung patriarchalen Gewalt wie beispielsweise durch offizielle Statistiken zu Feminiziden. Jede feministische Errungenschaft, alle Gewaltschutzmassnahmen sind nur auf Druck von Aktivist:innen zustande gekommen. Wir können uns also nicht einfach auf den patriarchalen Staat verlassen, welcher nicht nur kein Interesse an unserem Schutz hat und unsere Ermordung in Kauf nimmt, sondern oftmals noch rassistischer Mittäter ist.
4. Unsere Stärke und Schutz ist die feministische Solidarität. Wir glauben allen von Gewalt Betroffenen, wir lassen keine:n allein. Unsere Solidarität reicht über Landesgrenzen hinaus. Wenn wir uns nicht auf den Staat verlassen können, ist unsere gemeinsame Organisierung und Solidarität unser stärkstes Mittel. Denn nur gemeinsam schaffen wir eine gesellschaftliche Alternative aus dem kapitalistisch rassistisch-patriarchalen System – die Voraussetzung, um die Gewalt zu durchbrechen!
5. Mit dieser Demonstration gedenken wir den Getöteten und Überlebenden von Feminiziden und geschlechtsspezifischer Gewalt weltweit.
Wir schliessen uns den Forderungen der Ni-Una-Menos-Bewegung Schweiz an:
- Die Anerkennung des politischen Begriffs Feminizid und dadurch die Anerkennung systematischer Gewalt an FLINTA
- Die Anerkennung geschlechtsspezifischer Gewalt als Flucht- und Migrationsgrund
- Den Ausbau von Beratungs- und Unterstützungsangeboten, wie bsp. ein flächendeckendes Netzwerk von Schutzhäusern.
- Umfassende Prävention geschlechtsspezifischer Gewalt