Care-Arbeit ist fundamental für das Funktionieren von patriarchal-kapitalistischen Gesellschaften. Trotzdem wird sie in diesem System abgewertet. Um das Patriarchat zu stürzen, müssen wir die zugrundeliegende geschlechtsspezifische Arbeitsteilung überwinden. Am 14. Juni kämpfen wir für eine Welt, in der Fürsorge statt Profitmaximierung im Zentrum der Gesellschaft steht. Für eine Welt in der Geschlecht keine Rolle mehr spielt.
von BFS Zürich
Am 14. Juni stehen wir ein für eine Welt, in der Care-Arbeit von allen für alle geleistet wird – für eine Revolution unseres Systems. Als BFS setzen wir uns für die Anerkennung und Wertschätzung von Care-Arbeit ein, weil sie ein unerlässlicher sozialer und wirtschaftlicher Grundpfeiler unserer Gesellschaft ist. Care-Arbeit, die oft unsichtbar und unbezahlt geleistet wird, ist unverzichtbar für das Wohl unserer Gemeinschaften. Sie betrifft uns alle! Eine faire Verteilung und angemessene Anerkennung sind das Mindeste für eine gerechte und funktionierende Gesellschaft.
Momentan befindet sich unsere Gesellschaft in einer Care-Krise! Es gibt einen Mangel an Personal und Ressourcen in Spitälern, Altersheimen, Kitas, psychiatrischen Kliniken, bei der Spitex, im Bildungswesen und in der sozialen Arbeit. Diese Arbeit wird oft von Frauen, Inter, Non-Binär, Trans und Agender (FINTA) Personen, geleistet. Diese Arbeit ist fundamental für unsere Gesellschaft, aber oft unsichtbar und unterbezahlt oder sogar unbezahlt.
Care-Arbeit umfasst Hausarbeit, Kinderbetreuung, Pflege von älteren und kranken Menschen sowie emotionale Unterstützung. Gut bezahlte Jobs gibt es im Bereich der Care-Arbeit nicht, was wiederum zu den schlechten Arbeitsbedingungen beiträgt. Trotz harter Arbeit und einer 13. AHV haben sie am Ende des Berufslebens oft eine schlechte Rente. Altersarmut ist weit verbreitet und stark weiblich. Die Arbeitsbelastung ist extrem hoch, die Löhne sind unzureichend, die Arbeitsbedingungen schlecht und viele Menschen leiden darunter oder brennen aus. Im Spital beispielsweise sind die Mitarbeitenden stets um das Wohl der Patient:innen bemüht, aber wie hoch ist ihr Stresspegel? Wie viele Patient:innen betreuen sie täglich und wie viel Zeit haben sie dazu? Oder habt ihr selbst mal erlebt, wie anstrengend es ist, in der Kita oder im Hort für 20-30 Kinder verantwortlich zu sein?
FINTA-Personen arbeiten übermäßig viel in schlecht bezahlten Branchen, in Teilzeit-Anstellungen oder leisten unbezahlte Care-Arbeit. Das nicht, weil sie es besser könnten, oder dies natürlich wäre, wie vielfach behauptet wird. Auch cis-Männer können genauso gut sorgen, pflegen, betreuen. FINTA-Personen arbeiten überproportional in diesen Bereichen, weil das Patriarchat uns und unsere Arbeit abwertet, nicht zuletzt auch mit psychischer und physischer Gewalt. Diese Abwertung ermöglicht es erst, dass die Care-Arbeit unter so miserablen Bedingungen und fast gratis verrichtet wird und das ist es schliesslich, was im kapitalistischen Profitzwang zählt.
Die Probleme im Bereich der Care-Arbeit hängen eng mit dem kapitalistischen System zusammen. Unsere heutige Gesellschaft funktioniert nur dann, wenn Arbeiter:innen ihre Energie bei der Arbeit aufwenden und zu Hause wieder auftanken. Aber die Arbeit hört nicht auf, wenn der Arbeitstag endet. Hausarbeit, Kochen, Putzen, Kinderbetreuung, Wäsche waschen und Einkaufen sind notwendige Tätigkeiten, die oft als selbstverständlich angesehen werden. Diese sogenannte Haus- und Reproduktionsarbeit muss verrichtet werden und soll möglichst wenig kosten.
Im Kapitalismus werden Pflege- und Betreuungsdienste darüber hinaus als Ware betrachtet, die zu möglichst geringen Kosten produziert werden sollen. Die Bedürfnisse von Pflegenden und Betreuten werden immer stärker vernachlässigt, und die Arbeitsbedingungen verschlechtern sich. Der Wettbewerb um Profit führt dazu, dass unbezahlte Care-Arbeit oft von FINTA-Personen verübt wird. Der patriarchale Kapitalismus basiert auf Ungleichheit und Ausbeutung.
Wenn wir das Patriarchat in seinen Grundfesten angreifen wollen, müssen wir für bessere Arbeitsbedingungen in der Care-Arbeit kämpfen. Das kapitalistische System priorisiert Profit über Fürsorge und unseren grundlegenden Bedürfnissen. Daher müssen wir nicht nur auf Reformen innerhalb des bestehenden Systems setzen, sondern auf eine grundlegende Umgestaltung hin zu einem System, das die Care-Arbeit wertschätzt und unterstützt hinarbeiten. Weltweit kämpfen Menschen in feministischen Bewegungen und Streiks im Bereich der Care-Arbeit. Diese Bewegungen kämpfen gegen traditionelle Machtstrukturen, für bessere Arbeitsbedingungen und Klimagerechtigkeit. Zusammen können wir gegen Unterdrückung und Ausbeutung vorgehen und eine alternative Welt gestalten – feministisch, antirassistisch und ökologisch.
Wir fordern eine Umverteilung von oben nach unten! Ressourcen weg von der Militärindustrie hin zur Care-Ökonomie! Gerechte Löhne und gute Arbeitsbedingungen für Pflegende, Reinigungsfachpersonal, Verkäuferinnen, Lehrerinnen, Kinderbetreuerinnen und alle, die unsere Gesellschaft tagtäglich am Laufen halten.
Lasst uns die Mitbestimmung und Organisation unserer Gesellschaft selbst in die Hand nehmen und die Fürsorge für- und miteinander ins Zentrum stellen! Heute ist unser Tag – organisiert euch und lauft mit uns für eine bessere Welt!