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Die Scham muss die Seite wechseln 

Gemeinsam gehen wir am 8. März auf die Strassen gegen Vereinzelung, Krieg und Patriarchat. Die jährliche Demo ist einer der wichtigste Tage der internationalen femininstischen Bewegung, den wir auch auf den Strassen Zürichs gemeinsam begehen und unsere Stärke als antikapitalistische, internationalistische Feminist:innen demonstrieren. Wir organisieren uns gegen patriarchale Gewalt, gegen Kriege und gegen ein System, dass uns in die Vereinzelung treibt. Wir kämpfen für eine feministische Zukunft, die die Sorge um Menschen und unsere (Um)Welt ins Zentrum stellt.

von BFS FINTA-Gruppe

Ein Rückblick auf das letzte Jahr ist ein Rückblick auf ein (weiteres) Jahr sexualisierter Gewalt. Gisèle Pelicot führte in Avignon einen öffentlichen Prozess gegen ihren Ex-Ehemann und die über 50 bekannten Täter, welche sie über 10 Jahre hinweg systematisch vergewaltigt hatten. Den Prozess zu beobachten und mitzuverfolgen war für viele mit Schmerz, Wut und (re-)Traumatisierung verbunden. Aber auch mit der unendlichen Stärke Pelicots und vor allem mit der Wucht der Offenlegung der Täter. Die Scham muss die Seite wechseln, das war Gisèle Pelicot wichtig. Die Täter sollen sich schämen und alle sollen wissen, wer sie sind. Denn gerade die bisher fast garantierte Anonymität und der Schutz von Tätern in juristischen Verfahren führen dazu, dass Täter viel zu selten verurteilt werden und Männer sich nicht vor Konsequenzen für ihr übergriffiges Verhalten fürchten. Viel zu oft werden Täter auch in ihrem eigenen sozialen Umfeld geschützt. 

Rape Culture: Der Nährboden der Gewalt

Diese verstörenden Fälle sind nur die Spitze des Eisbergs. Die meisten FINTAs (Frauen, Inter-, non-binary, Trans-, Agender-Personen) erleben in ihrem Leben sexualisierte Gewalt – und das mehrfach. Die Täter sind überwiegend cis-Männer. Es ist ein Ausdruck der Geschlechterhierarchie unserer Gesellschaft. Von Kindesalter an wird uns mitgegeben, es gäbe nur und ausschliesslich zwei Geschlechter – Mann und Frau – und zwischen ihnen bestehe eine Hierarchie: Der Mann ist die Norm und die Frau die Abweichungen davon, ihr Wert ein niedrigerer. Über den Körper von Frauen zu verfügen, wird als männliches Recht angenommen und Gewalt so legitimiert. Menschen, welche nicht in eines dieser zwei Geschlechter passen oder sich aktiv keinem dieser Geschlechter zuordnen wollen, erleben massive Gewalt aufgrund dieser Nicht-Zuordenbarkeit. Die Opfer müssen sich vor den Gerichten rechtfertigen, Verhöre sind retraumatisierend und oft reicht es nicht einmal zu einer Verurteilung der Täter. Gerade einmal zwei von zehn Frauen melden sich bei sexualisierter Gewalt bei der Polizei; davon kommt es nur bei vier von 100 angezeigten Vergewaltigungen zur Verurteilung des Täters (vgl. brava-ngo.ch). Gelingt es einer Person, aus einer gewaltvollen Situation oder Beziehung zu flüchten, ist sie mit weiteren Problemen konfrontiert: In der Schweiz gibt es zu wenig Schutzplätze und aufgrund zu wenig bezahlbarem Wohnraum keine Anschlussmöglichkeiten; trotz Ratifizierung der Istanbuler Konvention haben Frauenhäuser zu wenig Ressourcen und nicht alle Gewaltbetroffenen erhalten die benötigte Unterstützung – sei dies auf psychischer, finanzieller oder rechtlicher Ebene; auch ein fehlender Aufenthaltstitel kann davon abhalten, aus gewalttätigen Beziehungen zu fliehen.

Patriarchale Gewalt: Durchsetzung gesellschaftlicher Hierarchien

Die Gewalt gegen Frauen, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen (FINTAs) ist ein klares Zeichen dafür, dass wir in einer patriarchalen Gesellschaft leben. Dieses Patriarchat ist eng mit dem Kapitalismus und Rassismus verbunden – sie stützen sich gegenseitig. Der Kapitalismus funktioniert durch Ungleichheit, Hierarchien und die Ausbeutung derer, die weniger Macht haben. Damit diese Ungleichheit bestehen bleibt, wird die Gesellschaft immer wieder in Gruppen eingeteilt und bestimmte Menschen abgewertet – sei es aufgrund ihrer Hautfarbe, Herkunft oder ihres Geschlechts. Frauen werden dabei nicht nur wirtschaftlich benachteiligt, indem ihre Arbeit schlechter bezahlt oder kostenlos erwartet wird (z. B. Haus- und Sorgearbeit), sondern auch auf ihre Körper wird wie auf Eigentum zugegriffen. Die Gewalt dient dann als Ausübung und Erhalt von männlicher Macht und Dominanz.

Wir sind der Meinung: Sexualisierte Gewalt hat keinen Platz – nur ja heisst ja. Wie Gisèle Pelicot sagte: DIE SCHAM MUSS DIE SEITE WECHSELN! Nicht die Opfer, sondern die Täter sollen sich für ihre Taten schämen. Deshalb organisieren wir uns antikapitalistisch und stehen für eine feministische Solidarität ein, in der wir allen Gewaltbetroffenen glauben und uns gegenseitig unterstützen! Wenn du uns kennenlernen willst, komm ans FINTA-Treffen am 14. März. Für weitere Infos schreibe uns auf Instagram (sozialismus_ch) oder über das Kontaktformular auf unserer Webseite.

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