Der diesjährige 8. März wurde in Zürich unter der Parole „Kämpfe verbinden – gemeinsam gegen Vereinzelung, Krieg und Patriarchat“ begangen. Wir haben uns auf dem Paradeplatz versammelt und sind nach einer kurzen Platzbesetzung in einer grossen, lauten Demo durch die Stadt gezogen. Es gab verschiedene Aktionen, ein Theater auf dem Dach des Paradeplatz-Kioskhaus und viele Reden.





Vereint in Schmerz und Wut versammelten wir uns, um gegen die abscheulichen Männderbündeleien und ihre Täter schützenden, patriarchalen Strukturen zu erheben! Sexualisierte Gewalt durchzieht immer noch Freund*innenschaften, Staat, aber auch Fussball und Rap.
Die Demo zum 8. März gibt uns aber auch immer wieder so viel Mut uns gegen diese Strukturen zu wehren, anzukämpfen und uns zu organisieren – am 8. März und darüber hinaus!
Weil so viele Kollektive Rede und Aktionen gemacht haben, wurde unsere Rede leider nicht live gehalten. Wir drucken sie deshalb hier noch ab!
"Es ist so ermutigend und bestärkend, heute hier mit euch allen auf den Strassen zu sein. Heute, am 8. März dem internationalen feministischen Kampftag sind wir nicht alleine. Wir sind gemeinsam auf den Strassen in Zürich, in Basel, Athen, Warschau, Dehli, in Istanbul und in Amed, in Kiev und in St.Petersburg, Buenos Aires, London und so weiter. Dass wir heute hier gemeinsam stehen im Wissen um unsere Genoss:innen auf der ganzen Welt ist gut, tut gut! Denn die letzten Monate habe ich mich oft alleine gefühlt– und ich bin mir sicher, vielen von euch ging es gleich. Alleine angesichts der Gewalt, welche im Zuge von Kriegen und patriarchalen Antworten auf Krisen zuzunehmen scheint.
Auch wenn wir wissen, dass Täter sexualisierter Gewalt oftmals im nächsten Umfeld sind, habe ich mich alleine gefühlt, als der Fall von Gisèle Pelicot an die Öffentlichkeit kam. Auch wenn wir wissen, dass es online unzählige Netzwerke voll von Incels und Maskulinisten gibt, habe ich mich alleine gefühlt angesichts der Enthüllung von Vergewaltigungschats auf Telegram mit mehreren tausend Nutzer. Und ich fühle mich allzuoft hilflos angesichts der unzähligen Meldungen über Vergewaltigungen und Schändungen als Kriegswaffen.
Aber heute stehen wir gemeinsam auf den Strassen und das gibt Mut. Es gibt Mut zu sehen, wie viele tausend Frauen Gisele in ihrem Prozess gegen ihren gewalttätigen Exmann unterstützt haben und wie die Protestwelle auch in die Schweiz übergeschnappt ist. Es gibt Mut, dass die jahrelange Organisierung feministischer Strukturen im Sudan dazu führte, dass jetzt während dem Bürgerkrieg, von Frauen geführte Schutzhäuser bestehen. Es gibt Mut, dass im Iran weiterhin Frauen gegen das Regime protestieren.
Denn wir stehen jetzt hier auf der Strasse. Aber wir alle spinnen auch tagtäglich an widerständigen Bewegungen. Wir kämpfen tagtäglich für die Beendigung von Gewalt. Wir schaffen tagtäglich gemeinschaftliche Sorgenetzwerke. Wir organisieren uns tagtäglich in unterschiedlichen Orten für eine feministische, antikapitalistische und antirassistische Zukunft. Denn wir wissen, Rassismus, Sexismus und Kapitalismus hängen voneinander ab und bekräftigen sich gegenseitig.
Kapitalismus funktioniert nur durch Ungleichheit, durch Hierarchien und durch die Ausbeutung derer, die in der Hierarchie unten stehen. Damit diese Ungleichheiten bestehen bleiben, wird die Gesellschaft immer wieder in Gruppen eingeteilt und bestimmte Menschen abgewertet – sei es aufgrund von Hautfarbe, Herkunft oder Geschlecht. Und Gewalt dient in dieser hierarchischen Welt als Stabilisator. Die Gewalt stabilisiert die Hierarchien, stabilisiert die Macht, stabilisiert die Abwertung. Die Gewalt ist also ein wichtiger Bestandteil kapitalistischer Gesellschaften.
Indem wir also antikapitalistisch aktiv sind, indem wir uns gegen sexistische und rassistische Abwertung und Ausbeutung wehren, indem wir für eine ökologische und lebenswerte Zukunft kämpfen, legen wir Grundsteine für eine gewaltfreiere Welt. Für eine Welt, in der wir uns nicht alleingelassen fühlen müssen. Für eine Welt in der wir uns umeinander Sorgen, uns in gegenseitigem Respekt begegnen und uns gegenseitig bestärken statt abwerten.
Das Wissen, dass wir und all unsere Genoss:innen weltweit heute in unterschiedlichen Kontexten und doch gemeinsam den 8. März begehen. Das Wissen, dass wir international mit unterschiedlichen Mitteln gemeinsam für eine solche Zukunft kämpfen. Gibt mir Mut und Kraft und ich hoffe, es geht euch allen auch so!
Angelehnt an die Resolution der Kommunarden würde ich daher sagen:
In Erwägung, die Gewalt wird dauern während Kapitalismus fortbesteht, haben wir beschlossen nun dafür zu schauen, dass die Welt nicht mehr Profit nachstrebt."




Auch das Communique des 8mrzunite Bündnis, welches die Demo jedes Jahr organisiert, wollen wir hier veröffentlichen!
Heute, am Samstag 8. März 2025 dem internationalen feministischen Kampftag / Frauenkampftag haben wir und auf dem Paradeplatz - dem Herzen des Kapitals - versammelt, um uns selbstbestimmt zum die Stadt zu nehmen. Wir waren viele und wir waren entschlossen. Über 4000 Frauen, Lesben, inter, trans, nonbinäre, agender und genderqueere Personen (FLINTAQ) haben lautstark und kämpferisch ihren Widerstand auf die Strasse getragen. Einmal mehr haben wir gezeigt, dass wir als feministische Bewegung hier und weltweit immer stärker werden.
Unter der Parole: «8.März UNITE - Kämpfe verbinden weltweit! Gemeinsam gegen Vereinzelung, Krieg und Patriarchat» hat das Bündnis 8MRZUNITE zu dieser Demonstration aufgerufen, die seit jeher ohne Bewilligung und mit einer revolutionären und antikapitalistischen Stossrichtung stattfindet.
Mit einer Aktion auf dem Tramhaus haben wir symbolisch gezeigt, wie wir die verschiedenen Kämpfe verbinden, die weltweit geführt werden. Kämpfe, bei denen Frauen und genderqueere Personen an der Spitze stehen und gemeinsam gegen die imperialistischen Kriege der Herrschenden, gegen faschistische und reaktionäre Hetze und gegen Patriarchat und Kapitalismus kämpfen. Auf dass all dies sobald wie möglich auf dem Müllhaufen der Geschichte landet!
Wie immer war auch die Staatsgewalt in Form von einem grossen Polizeiaufgebot präsent. Sie nahmen ihr Aufgabe – das System der Herrschend zu schützen - sehr ernst, denn sie wissen, dass wir viele sind und dass wir auf ihre Gesetze und Regeln pfeifen. Denn unser Widerstand muss unbequem sein!
Unser Weg wurde so immer wieder blockiert von Wasserwerfern und Gitterwägen, unserer Stimmung tat dies aber keinen Abbruch, im Gegenteil! Wir fanden unsere Wege... Als konkretes Zeichen gegen die faschistische Normalisierung und all die rechtskonservativen Regierungen, haben wir mit der Demo das italienische Konsulat mit Farbe angegriffen. Wie zu erwarten haben die Bullen sich schützend davor gestellt. Mit Pfefferspray, Knüppeln und semiprofessionellen Kicks 😉 gingen sie gegen uns vor. Wir haben uns kämpferisch und geschlossen entgegengestellt.
Auf der weiteren Route wurden Reden gehalten, es wurde gesprayt und gesungen. Wir alle erhoben unsere Hände zu Parolen wie "Siamo tutti antisexiste" und kämpften so gemeinsam gegen Vereinzelung. Beim multinationalen Versicherungsriesen Axa haben wir ebenfalls ein Zeichen mit Farbe gesetzt. Die Axa pflegt seit Jahrzehnten eine Verbindung mit dem Pensionskassenfond der türkischen Offiziere und ist ein mächtiges Werkzeug in den Händen des türkischen Militärs. Zudem hat sie 150 Millionen USD in 11 Unternehmen, die Israel während des Genozids in Gaza mit Waffen versorgen. Weiter haben wir die Krankenversicherung Sanitas angegriffen, welche Stimmung gegen die Gesundheitsversorgung von trans Personen macht.
Der Kapitalismus baut darauf auf, dass wir Arbeiterinnen, der überwiegende Teil der Gesellschaft, anhand von rassistischen und sexistischen Spaltungen gegeneinander ausgespielt werden. So wird sichergestellt, dass wir gegeneinander kämpfen statt mit- und füreinander. Die bürgerlichen Kräfte wollen uns weismachen, dass Kriege notwendig sind, um die «Demokratie» zu verteidigen obwohl in allen Regierungen Kriegsprofiteure und Kapitalisten sitzen.
Die Kriege der herrschenden Klasse dienen schlussendlich ihrem Profit und der Aufrechterhaltung des herrschenden Systems. Auch der bürgerliche Feminismus dient dazu, dieses System der Ausbeutung aufrechtzuerhalten. So werden sogenannte "feministische" Argumente genutzt, um rassistische und islamfeindliche Politik durchzusetzen. Auch auf die patriarchale Gewalt, die uns und unseren Freund*innen täglich angetan wird, ist der bürgerliche Feminismus keine Antwort.
Unsere Antwort heisst kollektive Selbstverteidigung, revolutionärer Widerstand und Organisierung. Dazu brauchen wir einen revolutionären Feminismus, der das gesamte System in Frage stellt - denn Patriarchat und Kapitalismus sind nicht reformierbar, sie müssen zerstört werden. Und unser Kampf ist ein kollektiver Kampf!
Wenn wir die Welt nach Krisen neu aufbauen, machen wir das mit einer feministischen Perspektive! So wie die Guerillakämpfer*innen in Chiapas, die neben ihrem zapatistischen Aufstand ein revolutionäres Frauengesetz durchsetzen. So wie die Frauen im Evin Gefängnis im Iran, die sich zusammenschliessen um kollektiv gegen die Todesstrafe ihrer Genoss*innen kämpfen. So wie die autonomen Frauenstrukturen in Rojava, die seit 2012 gegen den türkischen Faschismus, gegen den IS und für den demokratischen Konföderalismus kämpfen.
Ob am 8.März, 14. Juni oder 25. November:
Der Kampf für die Revolution muss feministisch sein! Ob Zuhause, im Betrieb, auf der Strasse oder in Gefangenschaft - unser Widerstand ist kollektiv. Hier und international!
Wir warten nicht darauf, dass uns der kapitalistische, patriarchale Staat ein Stück vom Kuchen abgibt - wir nehmen uns die ganze Bäckerei!
FRAUEN UND QUEERS UNITE - Kämpfe verbinden - weltweit!