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Grossbritannien: Neoliberale Realität in einer ehemaligen Labour Hochburg

Grossbritannien hat gewählt. Unter Führung einer der rechtesten Parteipräsidenten in ihrer Geschichte fuhren die konservativen Tories einen fulminanten Sieg ein. Der aktuelle Premierminister Boris Johnson wird nun während voraussichtlich fünf Jahren seinen «harten» Brexit-Kurs durchsetzen, die öffentliche Gesundheitsversorgung an private US-Firmen verscherbeln, zahlreiche Familien weiter in die Armut treiben, und allgemein seine rassistische, sexistische und gegen die Lohnabhängigen gerichtete Politik fortführen. Die oppositionelle Labour Partei hingegen erzielte ihr schlechtestes Wahlergebnis seit 1935. Obwohl das dezidiert linke Programm ihres Vorsitzenden Jeremy Corbyn grosse Popularität genoss, scheiterten sie in dieser vom Brexit dominierten Wahl. Der Sozialist Dan Evans-Kanu hat ausgehend von seinen Eindrücken bei der Wähler*innenmobilisierung in seinem walisischen Wahlkreis einige Schlussfolgerungen gezogen. (Red.)

von Dan Evans-Kanu; aus medium.com

Während zwei Tagen vor den Wahlen habe ich in meinem Heimatwahlkreis Bridgend in Wales für Labour mobilisiert, deren Sitz nun tragischerweise an die Tories fiel. Ich habe grosse Skepsis bezüglich der Kampagnenstrategie, bei welcher man an die Türen der Bewohnenden klopft und mit ihnen spricht. Denn in erster Linie ist es eine Form der Datenerfassung und nicht eine gross angelegte Kampagne mit dem Ziel, überzeugend mit Menschen zu interagieren. Ich zweifle auch an der Art und Weise, wie das «Türklopfen» im britischen politischen Diskurs mystifiziert wird. Grund dafür ist, dass es letztendlich der einzige Kontakt darstellt, den die meisten Journalist*innen und viele parlamentarische Abgeordnete mit ihren Wähler*innen haben – fairerweise trifft dies aber nicht für die abgewählte Abgeordnete meines Wahlkreises zu.

Ähnlich wie bei sonstigen Umfragen stellen diese kurzen, unangenehmen Gespräche nur eine Momentaufnahme dessen dar, was die Menschen glauben oder denken. Es erschliesst sich daraus keinen Zusammenhang, wie die Menschen zu ihren Meinungen gekommen sind, noch wird die Lebensrealität der Menschen oder die Strukturen, innerhalb derer die Menschen nachdenken, berücksichtigt.

Trotzdem: einmal Soziologe, immer Soziologe, und ich habe viel zum Nachdenken mitgenommen.

Propaganda

Das erste und meiner Meinung nach beunruhigendste Thema, welches beim Türklopfen aufkommt, ist das der Medien und deren Einflüsse. Menschen der arbeitenden Klasse werden offensichtlich und schmerzhaft getäuscht, um gegen ihr eigenes materielles Interesse zu stimmen. Sie werden getäuscht um zu glauben, dass Menschen wie Nigel Farage und Boris Johnson, von denen sie offen verachtet werden, tatsächlich auf ihrer Seite stehen.

Die grosse Mehrheit der Menschen betete wortgetreu die Angriffe der Medien gegen Labour und Corbyn nach. Viele leiteten dies mit Worten ein wie: «Ich habe in den Nachrichten gesehen, dass…» oder «sie sagen, dass Corbyn…». Zum ersten Mal in meinem Leben begegnete ich Menschen, von denen ich überzeugt war, dass sie nicht existieren – lebenslange Labour-Wähler*innen, die nun für die Tories stimmten. Das lag daran, dass sie absolut überzeugt davon waren, dass Corbyn ein Terrorist sei, dass er das Land bankrott machen würde und dass er ein Antisemit sei.

Cover der Boulevard Zeitung The Sun: Ein Beispiel der krassen Parteinahme durch die Medien

Ich fragte, ob sie Boris Johnson vertrauen. Natürlich sagten sie nein, aber andererseits wurde Boris nicht in eine Hassfigur verwandelt. Ganz im Gegenteil: sein sorgfältig gepflegtes Bild vom harmlosen, gutartigen Clown wurde von den Medien unerbittlich beworben, und diese Gemütlichkeit konnte nicht einmal von den seltenen Fällen durchbrochen werden, in denen seine Maske in der Öffentlichkeit fiel und den finsteren Tyrannen enthüllte, der darunter liegt.

In vielerlei Hinsicht glaube ich, dass Elemente der Kulturwissenschaften und der Postmoderne, indem sie die menschliche Handlungsfähigkeit angesichts der Medien betonen, das Ausmass des Einflusses der Medien auf die Menschen verschleiert. Meiner Meinung nach fungierten die Unternehmensmedien bei dieser Wahl als Arm der konservativen Tories; sie sind weitgehend für deren Sieg verantwortlich.

Die Medien erledigten Johnsons Arbeit für ihn – die Tories in Bridgend mussten nicht einmal eine Kampagne führen. Aktivist*innen von Labour waren hilflos; sie konnten das Sperrfeuer der Propaganda kaum durchbrechen.

Labour muss sich bewusst sein, dass diese Propaganda der Medien unabhängig davon geschieht, wer ihr*e Vorsitzende*r ist. Wenn sie für eine transformative sozialistische Politik kämpft, wird sie angegriffen[1]. Falls Labour nicht angegriffen wird, dann deshalb, weil sie keine Sozialist*innen sind und keine Bedrohung für die kapitalistische Hegemonie im Vereinigten Königreich darstellt.

Es wird fast unmöglich sein, den Sozialismus im Vereinigten Königreich ohne eine Reform der bestehenden Medien, nicht zuletzt der BBC, zu erreichen. Bis dahin müssen sich unabhängige linke Medienplattformen dringend darauf konzentrieren, aus ihrer aktuellen Blase auszubrechen und zu Menschen ausserhalb der Twittersphäre zu gelangen.

Vielleicht noch beunruhigender war die Tatsache, dass viele Menschen offensichtlich verzweifelt waren über die Flut von Informationen, die sie aus unbestätigten, unregulierten Quellen erhielten. Es war eine schiere Verwirrung darüber, was vor sich ging. Ich hatte zahlreiche Gespräche mit Leuten, die sehr verärgert waren und sagten, dass sie verwirrt seien, dass sie nicht verstanden hätten, was los ist, dass sie dies oder jenes auf Facebook gesehen hatten, was immer wieder als Nachrichtenquelle auftauchte.

Während es leicht ist, Carole Cadwallader [Journalistin, welche den Cambridge Analytica Skandal aufdeckte, Anm. d. Red.] zu verspotten, ist Facebook unglaublich schädlich als ein Prisma, durch welches viele Menschen Gesellschaft und Politik verstehen.

Wir brauchen dringend eine Massenkampagne der politischen und medialen Bildung, welche die Menschen in die Lage versetzt, mit den endlosen Wellen des Bullshits umzugehen, in denen sie eindeutig ertrinken. Das ist übrigens etwas, was wir morgen in Wales tun könnten, was die walisische Labour-Regierung jedoch ablehnt.

Ich war besonders erschüttert über einen Vorfall, der exemplarisch darlegt, wie Menschen dazu verleitet werden, gegen ihre materiellen Interessen zu stimmen. Ich klopfte an die Tür einer Dame in Brackla, die damit beschäftigt war, das Abendessen für ihre beiden Kinder zu kochen. In ihrer Arbeitsuniform war sie zunächst zurückhaltend und behauptete, dass sie Politik nicht verstehe, dass sie nicht wisse, ob es sich lohne zu wählen, da sich sowieso nichts ändere. Sie sagte auch, dass sie von Corbyn nichts hielt.

Als ich mich schon umdrehte um zu gehen, fragte ich sie, ob sie die NHS [öffentliche Gesundheitsversorgung, Anm. d. Red.] schätzte. Das weckte ihr Interesse und nach einem kurzen Gespräch über das Risiko, welches die Tories für die NHS darstellen, lud sie mich ein und zeigte mir ihre kleine Lounge an der Rückseite des Hauses. In der Ecke befand sich eine grosse Maschine, deren Hightech-Leuchttasten unpassend in einem Raum voller Kinderspielzeug erschienen. Es sah aus, als ob ein riesiger Roboter in einem Sessel sass.

Es war eine Dialysemaschine. Die Nieren ihres Mannes versagen.

Sie arbeitete Vollzeit am Mindestlohn, zog zwei Kinder auf und kümmerte sich um ihren Mann. Sie war auf die NHS angewiesen. Trotz ihrer anfänglichen Skepsis bin ich zuversichtlich, dass ich sie schliesslich gewonnen habe für Labour zu stimmen, aber es war wieder einmal äusserst beunruhigend zu sehen, wie jemand, der so viel von einer Tory-Regierung zu verlieren (und von einer Labour-Regierung zu profitieren) hatte, so nahe kam, gegen ihre Klasseninteressen zu wählen.

Wie sich neue soziale Beziehungen im Neoliberalismus auf die Politik auswirken

Weiter wurde mir beim Türklopfen klar, dass wir, wenn wir eine Massenbewegung der Arbeiter*innenklasse aufbauen wollen, ernsthaft darüber nachdenken müssen, wie sich die Klasse entwickelt und wie sie im Alltag verstanden wird. Vor allem müssen wir über die sich verändernden Strukturen nachdenken, die unser Verhältnis zur Wirtschaft und letztlich zueinander und damit zur «Politik» bestimmen.

Während der Mobilisierungskampagne hatten wir eine bizarre Begegnung mit einer Paketzustellerin, die immer wieder auf derselben Strasse zulieferte, wie wir waren. Sie war hilfreich und teilte uns mit, in welchen Häusern jemand zu Hause war. Eine meiner Kolleginnen begann mit ihr zu sprechen und fragte, ob sie abstimmen würde. Sie sagte ja, für Boris, und dass sie Corbyn nicht mochte. Als meine Kollegin weiter nachhakte, sagte sie, sie habe drei Jobs zu Nullstundenverträgen [sog. zero hours contracts, Anm. d. Red.]. Meine Kollegin sagte ihr, dass Labour dafür kämpfen würde, Nullstundenverträge zu verbieten. Sie sagte, dass sie selbständig sei und es ihr gut gehe.

Keine Arbeitsplatzsicherheit, keine gewerkschaftliche Vertretung, keine Rechte. Dennoch sagte sie, dass sie selbstständig (sehr unternehmerisch) sei und deshalb Tory wählen würde. Sie sagte dies so natürlich, als wäre sie eine traditionelle Kleinunternehmerin.

Neben dem Einfluss der Medien müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass dieses isolierte, unerbittliche Arbeitsumfeld und die Kultur der «Flexibilität» ein Klassenbewusstsein, gemeinsames Handeln und Solidarität verhindern. Tatsache ist, dass dies die Arbeitsrealität für viele Menschen in Südwales darstellt. Es ist das Gegenteil der Arbeitsformen, die zu den sozialen Beziehungen geführt haben, aus denen sich die Arbeiter*innenbewegung entwickelt hat.

Mit dem baldigen Wegzug von Ford werden die letzten Überreste der traditionellen Industrie Bridgend verlassen, und die Arbeitswelt wird bald ausschliesslich so aussehen – Kuriere, Callcenter, Lagerarbeiterinnen. Keine Stundenverträge, unsoziale Schichtarbeit, keine gewerkschaftliche Präsenz, keine Freundschaft mit Arbeitskolleg*innen.

Eine dringende Herausforderung für die Linke in den kommenden Jahren besteht darin sicherzustellen, dass die Gewerkschaftsbewegung mit dieser massenhaften Veränderung der Arbeitswelt und der gelebten Lebenswirklichkeit der Menschen Schritt hält. Sie muss flexibel genug sein, um auf diese Herausforderung zu reagieren, und aufhören so zu tun, als ob jede*r noch in grossen Fabriken oder in gewerkschaftlich organisierten Sektoren arbeitet, was ihr aktueller Ansatz zu sein scheint. Wir müssen uns bemühen, Wege zu finden, um uns mit den Arbeiter*innen in Branchen zu verbinden, in denen sie ermutigt werden, sich wie «selbständige» Unternehmer*innen zu verhalten, mit all dem ideologischen Ballast, der mit diesem schädlichen Begriff verbunden ist, und eine Sprache des Klassenkonflikts zu formulieren, die diese atomisierten Arbeitsbedingungen überwindet.

Ebenso beeindruckt hat mich, wie riesige Stadtsiedlungen in Bridgend wie Wild Mill, Cefn Glas und Brackla, die früher einheitlich aus Sozialwohnungen bestanden, heute eine komplexe Mischung sind aus Wohnungsbaugesellschaften, Stadteigentum, nun privat aufgekaufte Stadthäuser und desaströse Neubauten.

Menschen in Sozialwohnungen wohnen nun neben privaten Mieter*innen, die neben jungen Hausbesitzenden wohnen, die nach Cardiff pendeln. Das Muster innerhalb der Anwesen ist bizarr ungleichmässig: offensichtliche Armut in der einen Strasse, die nächste voller Häuser mit Landrovern und BMWs in der Einfahrt.

Diese soziale Mischung hat sich eindeutig auf ein Gefühl der Solidarität und Gemeinschaft ausgewirkt. Wahlkreise, die einst Labour Hochburgen waren, werden heute von den «strebsamen» und stolzen Kleinbürgerlichen dominiert, einer Klassenfraktion, die traditionell tief konservativ ist und Angst davor hat, wieder in die Arbeiter*innenklasse abzusinken.

Symbolisch für diese Entwicklungen wurde der legendäre Labour Club in Bryntirion geschlossen und durch neue Wohnungen ersetzt. Der Eigentumsfetischismus, eine der Säulen von Thatchers Bestreben, die «Seele» der Gesellschaft zu transformieren, ist in der gebauten Umgebung dieser Siedlungen spürbar. Wir müssen realistisch sein, was die soziale Mobilität und ihre heimtückischen Auswirkungen auf das Gefühl der Solidarität und Gemeinschaft der Menschen in der heutigen neoliberalen Gesellschaft betrifft.

Während viele ehemalige bürgerliche Berufe wie Lehre, Hochschule und Krankenpflege offensichtlich proletarisiert und prekär geworden sind, sind viele Arbeiter*innen, insbesondere Handwerker*innen, aufgestiegen. In den Regionalstädten ist es heute nicht ungewöhnlich, dass Menschen mit Hochschulabschluss zu Hause bei ihren Eltern in Cafés oder im Einzelhandel arbeiten, während Junge, die mit 16 Jahren eine Ausbildung absolviert haben, wesentlich besser dran sind und oft eine eigene Immobilie besitzen. Genauso wie Thatcher Essex Man artikulierte, kann Johnson vielleicht auf einen jüngeren ‚Bridgend man‘ oder auf den älteren ‚Workington man‘ zählen.

Ebenso opfern viele der Arbeiter*innenklasse ihre Rechte bei der Arbeit und die Arbeitsplatzsicherheit, um das Glück zu haben, eines Tages in die geheiligten Reihen der «Hausbesitzenden» aufgenommen zu werden. Gleichzeitig jedoch werden sie unerbittlich von Medienerzählungen bombardiert, die Menschen ermutigen, nach dem kleinbürgerlichen Lebensstil zu streben. Shows wie Towie und Love Island fördern dies, sie definieren sich gegen diejenigen, die das Pech haben keine gute Anstellung zu besitzen.

Natürlich ist die Klassenvielfalt der Labour-Kernwahlkreise nur für diejenigen neu, die nicht von hier sind und denken, dass jede*r Arbeiter*in noch unter der Erde arbeitet. Aber es ist dennoch notwendig, sich bewusst zu sein, wie sich die sich verändernden wirtschaftlichen Strukturen auf das politische Bewusstsein der Menschen auswirken. Insbesondere müssen wir auf diese neue, schleichende Kultur des individualistischen Atavismus [als überholt geltende, unvermittelt wieder auftretende menschliche Eigenschaften, Anm. d. Red.] achten, die online durch den «Fiat 500 Twitter» definiert wird, der ein bestimmendes Merkmal des kapitalistischen Realismus im Jahr 2019 ist.

Diese neuen sozialen Beziehungen, insbesondere in Bezug auf Eigentum und Arbeitswelt, stellen die Motoren des zeitgenössischen Konservatismus dar, der in den Kernländern der Labour-Region an Bedeutung gewinnt. Sie müssen zerschlagen und irgendwie durch einen kollektiven Willen ersetzt werden, welcher wieder auf Solidarität und Gemeinschaft basiert.

Die Hoffnung bleibt

Seit der Brexit-Abstimmung im Jahr 2016 habe ich viel Spott über die Arbeiter*innenklasse von liberalen Kommentator*innen und sogar ehemaligen Linken beobachtet. Die arbeitende Klasse wird als dicke, egoistische, dumme Rassist*innen verspottet. Diese Diffamierungen werden sich nun natürlich fortsetzen nach dem Fall vieler Labour Hochburgen an die Tories und die grosse Anzahl der Lohnabhängigen, die durch ihre Wahl von Boris Johnson weiter verunsichert sein werden.

Aber das Türklopfen gibt uns Einblicke in das Leben der Menschen und erinnert uns daran, dass wir wirklich nicht wissen, wie viel andere Menschen leiden, was sie durchmachen oder was hinter verschlossenen Türen vor sich geht. Ein älterer Herr informierte mich, dass er gleich zwei Frauen durch Krebskrankheiten verloren hatte. Hier war ein Mann, der eine unermessliche persönliche Tragödie erlebt hatte, aber jeden Tag aufstand und weiter kämpfte.

Trotz der unbestreitbaren Tragödie, den Sitz in meinem Wahlkreis zu verlieren, und dem Ausmass der Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind, fühle ich mich nach dem Türklopfen sehr motiviert und energisch. Denn trotz meiner schlimmsten Ängste waren die meisten Menschen, mit denen ich sprach, herzlich, freundlich und einladend. Trotz der unerbittlichen Erzählungen des Individualismus in den letzten 30 Jahren, und obwohl die meisten Menschen eindeutig desillusioniert, krampfend und verängstigt waren, scheinen sie gute Werte zu haben, für sozialistische Politik offen zu sein und gegenseitig füreinander zu sorgen.

Nachdem ich mich mit den Menschen eine Basis für ein Gespräch erreicht hatte, stiess ich auf keine Vorurteile und einen wenig schroffen Individualismus. Ich habe dies getan, indem ich eine Klassensprache gesprochen habe. Dies ist etwas, was die Linke nicht gut gemacht hat, selbst unter Corbyn. Als ich sie nach öffentlichen Dienstleistungen, nach dem Labour-Manifest und seinen Versprechungen fragte, waren sie sehr begeistert, und ja, sogar diejenigen, die Tory gewählt hatten oder sich der Stimme enthielten, weil sie «alle Politiker hassten» (Corbyn in diesem Sinne erntete unbestreitbar die Ernüchterung, die von Blair und Mandelson gesät wurde).

Das zeigt mir, dass es durchaus möglich ist, Menschen für den Sozialismus zu gewinnen, wenn die Linke den Medienscheiss durchbrechen, sich wieder in diesen Gemeinschaften verankern und Politik und Klasse für die Menschen relevant machen kann. Solange die Menschen noch freundlich zueinander sind, haben wir eine Chance.

Und letztlich haben wir als Sozialist*innen keine andere Wahl. Wir wussten, dass es nie einfach werden würde. Wir können nicht erwarten, dass die Menschen unter den Bedingungen des Neoliberalismus ein perfektes Klassenbewusstsein oder eine perfekte politische Einstellung haben.

Unsere Aufgabe ist es nicht, Menschen abzuschreiben, sondern sie in ihrer Selbstorganisation zu fördern und zu stärken. Vor allem aber sind wir es Menschen wie der Frau schuldig, deren Mann sich der Dialyse unterziehen muss, weiter für eine bessere Welt zu kämpfen.

Übersetzung durch die Redaktion.


[1] Corbyns Wahlprogramm beinhaltete 2019 unter anderem: Abschaffung der horrenden Studiengebühren, kostenlose Altenpflege und Kinderkrippen, Ausbau der kostenlosen Gesundheitsversorgung NHS inklusive zahnärztliche Kontrollen, Verstaatlichung von Eisenbahnen, Wasser, Gas und der Post, Breitbandanschlüsse für alle, mehr sozialer Wohnungsbau und einiges mehr. Die Besteuerung der Reichen, der Unternehmen, von Dividenden und Grundstücken sollte drastisch erhöht werden.

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