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Islamistischer Terror: Eine mörderische Ideologie schlägt erneut zu

Am 2. November 2020 kam es sowohl in Kabul als auch in Wien zu Terroranschlägen. In der afghanischen Hauptstadt starben dabei mindestens 22 Studierende der Universität, als drei Attentäter das Gelände stürmten. In Wien wiederum schoss vermutlich ein einzelner Täter auf Passant*innen, ermordete mehrere und verletzte dutzende. Bei beiden Attacken dürften islamistische Tatmotive ausschlaggebend gewesen sein. Diese reaktionäre Ideologie bedroht das Leben von Menschen, zum einen in Europa, aber in viel stärkerem Aussmass auch in Ländern wie Syrien oder Afghanistan.

von Matthias Kern (BFS Zürich)

Allzu viel ist noch nicht bekannt über die Angriffe in Wien in der Nacht auf Dienstag, als in der Innenstadt mehrere Menschen erschossen wurden. Es kursieren Videos, die einen mit einer Kalashnikow bewaffneten Mann zeigen, der auf zufällig ausgewählte Menschen schiesst. Verschiedene Medien berichten übereinstimmend, dass es sich beim Täter um einen Sympathisanten des selbsternannten Islamischen Staates (IS) handeln dürfte. Auch in Kabul übernahm der IS bereits die Verantwortung für den grausamen Angriff auf junge Menschen an der Universität. Dort stürmten drei Attentäter das Gelände, einer detonierte einen Sprengstoffgürtel, während die anderen beiden auf fliehende Studierende schossen.

Beide Taten, die sich in eine lange Reihe ähnlicher Anschläge einreihen, schockieren uns. Es gibt keine Entschuldigung für diese feigen Angriffe auf unschuldige Menschen. Sie basieren auf einer zutiefst reaktionären Ideologie. Die Feindbilder des Islamismus beinhalten sehr viel von dem, für was wir stehen: Feminismus, Gleichberechtigung, Solidarität und auch Glaubens- und Religionsfreiheit. Der Islamismus teilt sich zudem mit dem Rechtsextremismus einen tief verwurzelten Antisemitismus und die Vorstellung eines „Kampfes der Kulturen“. 

Wie gegen den Islamismus kämpfen?

Der Linken wird oft zum Vorwurf gemacht, sie spiele den islamistischen Terror runter, während sie die pauschale Stigmatisierung von Muslim*innen überbetone. Dem muss vehement widersprochen werden.

Es ist für uns absolut klar, dass dem Islamismus etwas entgegengesetzt werden muss. Wie wir Nazis und anderen Hetzer*innen entgegentreten, so treten wir auch den Islamist*innen entschieden entgegen. Dass dies nicht nur leere Worte sind, hat sich in den letzten Jahren in verschiedenen Kampagnen der politischen Linken gezeigt.

Gerade die Unterstützung der kurdischen Selbstverteidigungseinheiten YPG/YPJ in ihrem Kampf gegen die Mörderbanden des IS in Nordsyrien, oder die Unterstützung von progressiven linken Kräften im arabischen Frühling gegen reaktionäre und ultra-konservative Gruppierungen waren zentrale Momente der linken Solidarität in den letzten Jahren.

Was in solchen Momenten des gemeinsamen Kampfes gegen den islamistischen Terror besonders deutlich zum Vorschein kommt: Islamistische Mordanschläge werden weder aus einer „fremden Kultur“ noch aus dem muslimischen Glauben importiert, sondern sind Ausdruck einer mörderischen Ideologie. Beim Kampf gegen diese ist für Rassismus oder Islamfeindlichkeit, die alle Muslim*innen im Lichte terroristischer Einzeltäter pauschalisiert, kein Platz. Allzu oft werden zudem in einer öffentlichen Debatte Gewaltakte aus islamistischen Motiven als Terror bezeichnet, während rechtsradikale Gewalttäter als psychisch kranke Einzeltäter bezeichnet werden.

Gerade in Europa dürfte es aufgrund der Anschläge erneut zu antimuslimischen Wellen und Verfolgungen kommen. Diesen müssen wir entschieden entgegentreten. Unsere Positionierung gegen islamistischen Terror ist nämlich keine Positionierung in einem „Kampf der Kulturen“, den es als solchen nicht gibt, sondern basiert auf gegenseitiger Solidarität und einem gemeinsamen Kampf um mehr Selbstbestimmung für alle Ausgebeuteten, Unterdrückten und Marginalisierten, egal ob in Europa, in Syrien oder anderswo, egal ob gegen religiöse oder völkische Fanatiker*innen.

Wir trauern um die Opfer der Anschläge und hoffen, dass sich die Verletzten schnell erholen mögen. Wir stehen gerade auch im Gedenken an die Opfer dafür ein, dass die Anschläge nicht von rechtsextremen und anderen reaktionären Kräften instrumentalisiert werden, um Keile in die Gesellschaft zu treiben und den Rassismus anzuheizen. 

Stattdessen müssen wir gemeinsam reaktionäre Ideologien im Sinne eines antifaschistischen Selbstverständnisses bekämpfen. Mögen solche unfassbaren Taten wenn möglich nie wieder geschehen. Weder in Wien oder Nizza, noch in Kabul oder anderswo.

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