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Fossile Gegenoffensive – Grüner Kapitalismus ist nicht in Sicht (Teil 2)

von Christian Zeller; aus emanzipation.org.

Dies ist der zweite Teil des Artikels. Klicke hier für den ersten Teil.

Investitionen in fossile Energieträger steigen

Die Nettoeinnahmen der weltweiten Öl- und Gasindustrie erreichten im Jahr 2022 ein Rekordhoch von 4 Billionen USD. Demgegenüber entwickelten sich diese von 2015 bis 2021 im Vergleich zum Zeitraum 2008 bis 2014 unterdurchschnittlich. Die Produzent:innen fossiler Brennstoffe erzielten 2022 aufgrund höherer Preise sogenannte Windfall profits in der Höhe von 2 Billionen USD über ihre üblichen Nettoeinnahmen von 2021 hinaus (IEA 2023b: 61-62).

ExxonMobil, Shell, Chevron, TotalEnergies und BP konnten 2022 ihre Profite jeweils mehr als verdoppeln und erzielten zusammen einen Überschuss in der Höhe von 200 Milliarden USD. ExxonMobil setzte sich mit einem Profit von 59,2 Milliarden USD als Branchenprimus durch. Shell erzielte den höchsten Profit der 115-jährigen Unternehmensgeschichte. Diese Profite flossen in Form von Aktienrückkäufen und Dividendenzahlungen weitgehend zum finanziellen Anlagekapital (Sharma 2023).

Die Regierungen, vor allem in den reichen Volkswirtschaften, stellten angesichts befürchteter Energieknappheit und der hohen Preise bisher weit über 500 Mrd. USD bereit, um die Verbraucher:innen vor den unmittelbaren Auswirkungen zu schützen. Das heißt die Subventionen fossiler Treibstoffe sind massiv angestiegen (IEA 2022: 19).

Ein Blick auf die Investitionen im Energiesektor erlaubt es, die Entwicklung in den kommenden Jahren einzuschätzen. Gemäß dem World Energy Investment Report der IEA sollen im Jahr 2023 weltweit etwa 2,8 Billionen USD in Energie investiert werden. Davon werden voraussichtlich mehr als 1,7 Billionen USD in angeblich „saubere“ Technologien fließen. Dazu zählt die IEA erneuerbare Energien, Elektrofahrzeuge, Netze, Speicherung, Effizienzsteigerungen und Wärmepumpen, aber auch sogenannte emissionsarme Kraftstoffe und Kernenergie. Etwas mehr als 1 Billion USD werden für Kohle, Gas und Öl ausgegeben. Die Organisation erwartet, dass die jährlichen Investitionen in sogenannte „saubere Energien“ (die allerdings ressourcenintensiv sind) zwischen 2021 und 2023 um 24 % steigen werden, angetrieben durch erneuerbare Energien und Elektrofahrzeuge. Fatih Birol, der Vorsitzende der Internationalen Energieagentur (IEA) meint, dass die Investitionen in die Solarenergie in diesem Jahr erstmals die Ausgaben für die Ölförderung übertreffen würden. Das werde dazu beitragen, die globalen Emissionen zu senken. Doch das vermittelte Bild einer Energietransition täuscht.

Die Investitionen in fossile Energieträger – und zwar sowohl in Kohle, Öl als auch Gas – haben seit 2020 stark zugenommen. Die hohen Preise haben zu einem Anstieg der Investitionen in fossile Brennstoffe geführt, die in den Jahren 2021-23 voraussichtlich um 15% ansteigen werden. Die IEA erwartet, dass die großen und mittleren Öl-, Gas- und Kohleunternehmen ihre Investitionen in neue fossile Brennstoffe im Jahr 2023 um 6 % auf 950 Mrd. USD steigern werden. Die Ausgaben für die vorgelagerte (upstream) Öl- und Gasförderung werden 2023 voraussichtlich um 7 % auf über 528 Milliarden USD anwachsen und damit wieder das Niveau von 2019 erreichen. 2022 stiegen sie bereits um 11% an. Vor allem Ölkonzerne im Mittleren Osten werden sogar mehr investieren als vor der Pandemie. (IEA 2023b: 9, 12-13, 60-62).

Zu Beginn der 2010er Jahre wurden in der Spitze 900 Milliarden Dollar pro Jahr in die Öl- und Gasförderung investiert. Aus Unsicherheit über die künftige Entwicklung und um die Preise hochzuhalten, fuhren dann die Konzerne die Investitionen zurück. Vor diesem Hintergrund forderten beispielsweise US-Präsident Biden und andere Regierungen die Öl- und Gaskonzerne auf, ihre Investitionen wieder zu erhöhen

Ob die Investitionen der Konzerne genügen, um der Nachfrage zu entsprechen und den Ölpreis stabil zu halten, sind sich die Expert:innen von WoodMackenzie und Goldman Sachs nicht einig. Eine Studie von Goldman Sachs argumentiert, die Industrie habe seit 2014 nicht genügend investiert. Darum müsse die Welt bis 2025 mit zehn Millionen Barrel Öl pro Tag weniger auskommen. Das entspricht der Tagesproduktion des weltweit zweitgrößten Ölproduzenten Saudi-Arabien. Demgegenüber meinen. Autor:innen von WoodMackenzie, dass unter der Annahme eines Erhitzungspfades von +2,5° C Investitionen in der Höhe von jährlich 500 Milliarden USD in den nächsten zehn Jahren reichen würde, um die Nachfrage zu decken und den Preis zu halten (Goldman Sachs 2023; McKay, et al. 2023; Witsch 2023).

Im Jahr 2022 floss der Großteil des von den Konzernen erzielten Cashflows in Dividenden, Aktienrückkäufe und Rückzahlung von Schulden. Nur ein winziger Teil des freien Cashflows wurde für Investitionen in saubere Energien verwendet. Das finanzielle Anlagekapital eignete sich also einen Großteil dieser Profite an (IEA 2023b: 61-62). Mit den sinkenden Ölpreisen sind 2023 auch die Konzerngewinne wieder etwas zurückgegangen. Doch sie sind höher als 2014 bei einem höheren Ölpreis. Die Ölkonzerne blicken zuversichtlich auf die kommenden Jahre.

Infolgedessen dürften sie den im letzten Jahr eingeführten Rhythmus der vierteljährlichen Aktienrückkäufe beibehalten, um ihre Aktien, die sie nach wie vor als unterbewertet ansehen, in die Höhe zu treiben. Shell beispielsweise schüttete im vergangenen Jahr 26 Mrd. USD an seine Aktionär:innen aus, davon 18 Mrd. USD in Form von Aktienrückkäufen, was fast 10 % des Marktwerts des Konzerns entspricht. Shell hat bereits Pläne für den Rückkauf von Aktien im Wert von mindestens 13,5 Mrd. USD im Jahr 2023 vorgestellt. Das entspricht ungefähr dem Dreifachen des Betrags, den er für sogenannte kohlenstoffarme Energien wie Wasserstoff und erneuerbare Energien ausgeben will (10 bis 15 Mrd. USD in den nächsten drei Jahren) (Wilson und Hook 2023). Die fünf Ökonzerne Exxon Mobil, Shell, BP, Total Energies und Chevron kauften zusammen 2022 Aktien im Wert von 58,4 Milliarden USD zurück. Shell will die Ausschüttungen an die Aktionäre von bislang 20 bis 30 Prozent auf 30 bis 40 Prozent des operativen Cashflows steigern. Auch Total und BP kündigten erneut milliardenschwere Rückkaufprogramme an (Witsch 2023).

Das finanzielle Anlagekapital, also beispielsweise Investmentsfonds, ist der zentrale Profiteur dieser Praxis. Nicht zu vergessen ist, dass die Erträge vieler Pensionsfonds auf dem Erfolg der Kohle-, Öl- und Gaskonzerne beruhen. Die Alterssparguthaben von Abermillionen von Lohnabhängigen auf der Welt sind teilweise von der Performance des fossilen Kapitals abhängig. Dieser Zusammenhang ist nicht zu unterschätzen, obwohl die Staaten allfällige Verluste für die Lohnabhängigen bei einer kontrollierten Entwertung des fossilen Kapitals teilweise auffangen könnten (vgl. Semieniuk, et al. 2023).

Ins Gewicht fällt, dass die Ölindustrie in den letzten Jahren günstigere Ölquellen erschloss und die Effizienz ihrer Explorations- und Förderinvestitionen beträchtlich steigern konnte. Sie vermochte die Erschließungskosten für neue Ölfelder um 60% gegenüber 2014 zu senken. Gegenwärtig fördern Schieferölbohrungen in den USA bei gleichem Kapitaleinsatz fast dreimal so viel wie 2014. Neue Technologien, Kapitaleffizienz, Modularisierung und effizientere Arbeitsprozesse sowie die Lockerung von Umweltvorschriften und eine restriktive Lohnpolitik haben die Produktivität enorm gesteigert. Der größte Teil der Investitionen im laufenden Jahrzehnt werde leicht zu gewinnende Öl- und Gasressourcen anpeilen. Diese Möglichkeiten werden sich erst in den 2030 erschöpfen und somit die Erschließungs- und Förderkosten in die Höhe treiben, was dann den Ölpreis ansteigen lassen werde (McKay, et al. 2023: 4). Trotz der Regierungssubventionen für fossile Treibstoffe und den Rekordgewinnen, weigern sich die meisten fossilen Konzerne Pläne für den Klimaschutz und den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas aufzulegen. Sie investieren weiterhin kaum in erneuerbare Energien (WBA 2023).

Eine nähere Betrachtung offenbart, dass die Investitionen in weniger rentable Netzinfrastruktur seit 2015 weitgehend auf dem gleichen Niveau geblieben sind. Das bedeutet, dass die „grünen“ Investitionen einseitig sind und die weniger profitable Netzinfrastruktur mangelhaft bleibt und ein Engpassfaktor werden wird. Das trifft auch in Deutschland zu. Stephan Lowis, Vorstandsvorsitzende von enviaM und Vorsitzender der Mitgas, beklagte sich, dass der Bund den Netzausbau vergesse und damit einen Flaschenhals für den Zubau der erneuerbaren Energien provoziere. Da dieses Feld nicht profitabel ist, forderte er steuerfinanzierte Infrastruktinvestitionen (Dunte und Lowis 2023).

Die IEA warnt: „Wenn die Politik und die Regulierungsbehörden nicht die notwendigen Anreize für Investitionen in die Netze setzen, könnte dies ein erhebliches Hindernis für die saubere Energiewende darstellen.“ Im Gegensatz dazu haben die Investitionen in Batteriespeicher in den letzten Jahren massiv zugenommen, wobei China für einen erheblichen Teil dieses Engagements verantwortlich war (IEA 2023b: 8, 27, 49, 51, 52).

Eine zentrale Komponente der fossilen Wirtschaft ist die Finanzierung. Die 60 größten Banken der Welt platzierten seit der Pariser Klimakonferenz 2015 rund 5,5 Billionen USD in die Förderung und Herstellung fossiler Brennstoffe. Die Platzierung von Finanzkapital in fossile Treibstoffe stabilisierte sich 2020, stieg 2021 erneut an und ging 2022 wieder etwas zurück (669 Mrd. USD). Der Rückgang lag an den unsicheren geopolitischen und wirtschaftlichen Aussichten, nicht an einer Veränderung der Strategie der Banken. Angesichts der Rekordgewinne der Konzerne im Bereich der fossilen Treibstoffe in Höhe von 4 Billionen US-Dollar 2022 konnten sich viele problemlos selbst finanzieren. Exxon Mobil und Shell PLC verzichteten deshalb 2022 auf Finanzierungen durch Banken (Rainforest Action und et.al. 2023: 4, 16).

Bemerkenswert ist allerdings, dass die Finanzplatzierungen in Unternehmen, die in den Bereichen Fracking und LNG tätig sind, deutlich anstiegen. Die 30 größten Unternehmen, die LNG ausbauen, erhielten 2022 23 Mrd. USD Finanzmittel, 50 % mehr als im Vorjahr. Die Finanzmittel für die top 30 Frackingunternehmen beliefen sich 2022 auf 67 Mrd. USD, 8% mehr als 2021. Derzeit gibt es weltweit 170 Verflüssigungs- und Regasifizierungsterminals. Mindestens gleich viele weitere Terminals befinden sich im Projektstadium (Rainforest Action und et.al. 2023: 5, 72).

Die sogenannte Transition der Konzerne findet nicht statt. Die Gesamtinvestitionen der Öl- und Gasindustrie in emissionsarme Energiequellen machen gemäß einer IEA-Analyse weniger als 5 % der Gesamtausgaben für die Produktion fossiler Brennstoffe aus. Daher ist es nicht überraschend, dass die weltweiten energiebezogenen Kohlenstoffemissionen 2022 um 0,9 Prozent auf einen Rekordwert von 36,8 Milliarden Tonnen anstiegen, auch wenn die Konzerne durchaus mehr Geld für sogenannte „saubere Energien“ ausgaben (Wilson 2023).

Die fossile Industrie setzt auf Technologien zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS). Der Öl- und Gassektor sieht sich mit seinen Kompetenzen in einer idealen Position, um in diesem hochspekulativen, teuren und unsicheren Feld die Führung zu übernehmen. WoodMackenzie sieht ein enormes Potential für die fossilen Konzerne. Autor:innen des Beratungsunternehmens meinen, dass die Investitionsrate für CCS-Projekte im Bereich Transport und Speicherung gemäß ihrem 2,5° C-Erhitzungszenario in den kommenden zehn Jahren jährlich 10 Milliarden US-Dollar erreichen könnte. Bei einem schnelleren Netto-Null-Pfad mit einer weitaus stärkeren Abhängigkeit von der Kohlenstoffsequestrierung müssten die Investitionen im gleichen Zeitraum sogar 50 Milliarden US-Dollar pro Jahr erreichen (McKay, et al. 2023: 8). Die Öl- und Gaskonzerne als zentrale Verursacher der Treibhausgasemission spekulieren darauf, mit CCS-Technologien den fossilen Entwicklungspfad zu verlängern. Sie werden allerdings nur investieren, wenn ihnen die Staaten durch gigantische Vorleistungen, regulatorische Erleichterungen und Subventionen ein profitables Geschäftsfeld ermöglichen.

5. Großprojekte verlängern den fossilen Pfad um Jahrzehnte

Eine umfassende Analyse dieser fossilen Gegenoffensive, vor allem unter Berücksichtigung ungleichen imperialistischen Verhältnisse und der Entwicklungsanstrengungen in den sich industrialisierenden Ländern, bleibt noch zu leisten. Ich verdeutliche hier die jüngere Entwicklung anhand einiger Beispiele in Nordamerika und Europa.

Öl- und Gasförderung in Texas und Golf von Mexiko

Das Management von ExxonMobil verkündete im Dezember 2022, es erwarte, dass sich das Ertragspotenzial im Upstream-Bereich (also bei der Öl- und Gasförderung) bis 2027 gegenüber 2019 verdoppeln werde. Das sei auf Investitionen in Projekte mit hoher Rendite und niedrigen Förderkosten zurückzuführen. Der Konzern werde mehr als 70% der Kapitalinvestitionen in strategische Entwicklungen im Perm Becken in Texas, in Guyana, Brasilien und in LNG-Projekte auf der ganzen Welt stecken. Die Upstream-Produktion werde bis 2027 voraussichtlich um 500.000 Barrel Öläquivalente auf 4,2 Millionen Barrel Öläquivalente pro Tag ansteigen. Mehr als 50 % des Gesamtvolumens würden von diesen wichtigen Wachstumsgebieten kommen. Bei einem Preis von bis zu 35 US-Dollar pro Barrel dürften ungefähr 90 % der Upstream-Investitionen in die neue Öl- und Gasproduktionsstätten eine Rendite von mehr als 10 %, erzielen. Allerdings werden die Ölpreise und entsprechend auch die Renditen höher sein. Die angekündigte Reduktion der Treibhausgas-Intensität der Upstream-Operationen um 40 bis 50% bis 2030 verglichen mit 2016 führt nicht zwingend zu einer Reduktion der CO2-Emissionen (ExxonMobil 2022). Die Konzernstrategie betreibt das Gegenteil eines auch nur gemäßigten Ausstiegs aus den fossilen Treibstoffen.

Ein Blick auf British Petroleum (BP) ist noch interessanter, weil dieser Konzern vor einiger Zeit den Anschein zu erwecken versuchte, als wolle er sich in Richtung beyond petroleum transformieren. Doch im Februar 2023 kündigte CEO Bernard Looney an, dass das Unternehmen seine Öl- und Gasproduktion bis 2030 nur noch um 25 Prozent reduzieren wolle. Das im Jahr 2020 während einer historischen Ölpreisflaute formulierte Ziel sah eine 40 % Reduktion vor. Diese Strategieänderung von BP zeigt beispielhaft, dass das fossile Kapital energisch seinen Entwicklungspfad verlängern will.

BP verabschiedete sich von seinem Vorhaben, Öl- und Gasproduktion zu reduzieren, nachdem die steigenden Preise für fossile Brennstoffe dem britischen Energiekonzern zum höchsten Jahresgewinn – 28 Mrd. USD – in seiner 114-jährigen Geschichte verholfen haben. CEO Bernard Looney schiebt die Verantwortung hierfür allerdings ab. “Governments and societies around the world are asking companies like ours to invest in today’s energy system,” teilte er der Financial Times (7. Februar 2023) mit. Der Konzern ist jedoch primär gegenüber dem platzierten Finanzkapital verantwortlich. Und dieses meldete Handlungsbedarf an. Denn die Gesamtrendite für die Aktionäre war seit Februar 2020 die niedrigste unter den westlichen Energiekonzernen, von denen sich keiner ein formuliertes Ziel für die Reduzierung der Öl- und Gasproduktion setzte. Viele Anleger argumentieren, dass eine Umstellung auf erneuerbare Energien die Gewinne schmälerte und deshalb die Performance der Aktien des Unternehmens hinter denen der Konkurrenz zurückbliebe. Die Wall Street bevorzugte die Strategien von ExxonMobil und Chevron, die erklärtermaßen am Öl festhalten. Das Anlagekapital will also, dass auch BP an renditestarken Projekten im Bereich der fossilen Brennstoffe festhält (Wilson und Dunkley 2023; Jacobs 2023; Jacobs, et al. 2023).

BP begann im April dieses Jahres im Golf von Mexiko Rohöl durch die neue 9 Mrd. USD teure Argos Offshore-Plattform zu pumpen. Das ist die erste neue Plattform und größte Investition von BP in dieser Region seit der Explosion und Ölpest von Deepwater Horizon im Jahre 2010, die 11 Menschen das Leben nahm und die größte Umweltkatastrophe in der Geschichte der USA bewirkte. Mit der Inbetriebnahme der riesigen Argos Ölplattform markiert BP den Abschied von der zuvor kommunizierten angeblichen Transition zu einem beyond petroleum Konzern (Jacobs 2023).

Argos kann täglich 140.000 Barrel Öl sowie Gas aus Feldern unter Tausenden von Metern Wassertiefe pumpen. Die Plattform wird die Produktionskapazität des Unternehmens in der Region auf 400.000 Barrel pro Tag erhöhen, was fast 20 % der weltweiten Gesamtproduktion des Konzerns entspricht. CEO Looney bekräftigte, die Inbetriebnahme von Argos zeige, dass das Unternehmen „in das heutige Energiesystem investiert“. Diese Plattform werde die Position des Unternehmens im Golf von Mexiko, wo es der größte Produzent sei, in den kommenden Jahren stärken (Jacobs 2023). „Der Golf von Mexiko verfügt über einige der besten Barrel, die wir haben, und wir wollen noch mehr erkunden und entwickeln“, sagte Starlee Sykes, Vorsitzende von BP Gulf of Mexico, in einem Interview mit der Financial Times (Jacobs 2023). BP sehe die Möglichkeit, die Ölförderung in dieser Region noch jahrzehntelang zu steigern, fügte sie hinzu, selbst wenn das Unternehmen das Ziel verfolge, bis 2050 netto null Emissionen zu erreichen. Die Ölförderung jetzt zu stoppen, wäre „einfach unpraktisch“, meinte Looney vor dem Economic Club of Washington, DC, und deutete an, dass ein solcher Schritt eine erneute Wirtschaftskrise riskieren würde (Jacobs, et al. 2023). BP setzt diese Gegenoffensive tatkräftig um. Als der Konzern Anfang 2023 seine Klimaziele aufgab, kündigte er zugleich einen drastischen Anstieg der Investitionen in fossile Brennstoffe und einen aggressiven Plan zur Steigerung der US-Ölproduktion an. Seit dieser Ankündigung entwickelten sich die BP-Aktien besser als jene von Exxon (Jacobs, et al. 2023).

Entgegen ihrem Wahlversprechen gab die Regierung Biden am 13. März 2023 zudem grünes Licht für das Willow-Projekt von ConocoPhillips am North Slope von Alaska. Nach Angaben von ConocoPhillips wird Willow in der Spitze 180.000 Barrel Öl pro Tag fördern – etwa 1,5 % der derzeitigen US-Produktion. Der Konzern wird die Produktion allein in diesem Jahr auf nationaler Ebene um mehr als das Doppelte steigern (Brower, et al. 2023).

Diese aktuellen Meldungen dürfen nicht vergessen machen, dass die Öl- und Gasförderung seit Jahren im Permbecken in Texas, eine der ertragreichsten Ölförderregionen der Welt, gigantisch ausgeweitet wird. Allein zwischen 2018 und 2019 erhöhte sich hier die Ölproduktion laut der US-amerikanischen Firma Chevron um 44 Prozent. Die Region ist auch ein wichtiger Lieferant von Erdgas. Rund 17 % der US-Gasproduktion kommen mittlerweile aus dem Permbecken. Nicht überraschend werden die Exportkapazitäten für LNG massiv ausgebaut. Die hohen Preise für Erdöl und Gas haben die Konzerne ermuntert, ihre Investitionen massiv zu steigern. Unkonventionelle Fördermethoden wie Fracking erlauben es, Öl in tieferen Schichten zu fördern (Streeck 2023).

LNG in den USA und Deutschland

Der Aufbau einer gigantischen Infrastruktur für Flüssiggas (LNG) ist ein weiteres Feld der fossilen Offensive. Venture Global LNG gab am 13. März 2023 bekannt, die zweite Phase eines riesigen Flüssiggas-Exportprojekts in Louisiana in Angriff zu nehmen. Das Unternehmen will die bereits im Bau befindliche Plaquemines-Exportanlage an der US-Golfküste massiv erweitern. Die Gesamtkosten der Anlage belaufen sich angeblich auf 21 Mrd. USD. Sie hat die Kapazität, um etwa 2,6 Mrd. Kubikfuß Gas pro Tag oder 2,5 % der Gasproduktion der USA in 20 Mio. Tonnen LNG pro Jahr für den Export umzuwandeln. Die Anlage wird zu den größten LNG-Exportanlagen der Welt gehören. Mit der Genehmigung für die Erweiterung von Plaquemines wird die gesamte LNG-Exportkapazität der USA in den nächsten Jahren mit den bereits zugesagten Projekten 20 Mrd. Kubikmeter pro Tag übersteigen. Damit werden die USA der mit Abstand größte LNG-Exporteur der Welt sein (Brower, et al. 2023).

„Es ist ein freier Markt, und wir werden ihm nicht im Wege stehen“, sagte US-Energieministerin Granholm in einem Exklusivinterview mit der Zeitschrift Energy Source und verwies auf die riesigen Exportkapazitäten, die derzeit gebaut werden. „Es ist gut, dass wir unsere Fähigkeit, zur Energiesicherheit beizutragen, ausbauen“, so Granholm. Tatsächlich hat das nichts mit einem freien Markt zu tun. Vielmehr fahren Konzerne abgestimmt mit der Regierung ihre Kapazitäten planvoll hoch.

ExxonMobil und Cheniere Energy treiben weitere große Expansionsprojekte voran. Cheniere Energy will seine LNG-Anlage Sabine Pass in Louisiana, die bereits die größte in den USA ist, erweitern. Auch hier treiben die Anlageerwartungen des Finanzkapitals den Ausbau voran. Venture Global LNG hat nach eigenen Angaben 7,8 Mrd. USD für die Erweiterung von Plaquemines von einer Vielzahl von Kreditgebern, darunter Goldman Sachs, Bank of China, JPMorgan Chase, MUFG und Natixis, erhalten (Brower, et al. 2023).

Ein kurzer Blick auf Deutschland deutet eine ähnliche Tendenz an. In der Folge des russischen Kriegs gegen die ukrainische Bevölkerung und der Ängste um Energiesicherheit stiegen die europäischen Importe von LNG im Jahr 2022 um 66 % von 73.746 Millionen Kubikmeter im Jahr 2021 auf 122.785 Millionen Kubikmeter an (BdEW 2023). Deutschland verfügte bislang über keine LNG-Infrastruktur, weil es seit den frühen 1970er Jahren vom viel günstigeren Pipelinegas aus der UdSSR und ab 1991 aus Russland profitierte, was ein zentraler Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie war (Zeller 2023).

Doch bereits vor dem russischen Krieg gegen die Ukraine legte die deutsche Regierung den Grundstein für ein massives Expansionsprogramm im LNG-Bereich. Seit Kriegsbeginn hat die deutsche Bundesregierung die LNG-Offensive erweitert und treibt diese rasch voran. Bis Ende 2026 will die Regierung insgesamt acht schwimmende und drei feste LNG-Terminals errichten lassen. Die Importkapazität aller elf Anlagen wird sich auf rund 73 Milliarden Kubikmeter belaufen. Damit könnte Deutschland etwa 50 % mehr Erdgas einführen als die 46 Milliarden Kubikmeter, die es 2021 aus Russland bezog. Das deutet darauf hin, dass diese Investitionen weit über den Ersatz des russischen Gases hinausreichen und darauf zielen Deutschland zu einer europäischen Gasdrehscheibe mit der entsprechenden Macht auszubauen. Die Bundesregierung geht also davon aus, dass der Gasverbrauch massiv steigen wird. Sie denkt selber nicht mehr daran, die Treibhausgasemissionen im Gassektor in erforderlichem Maße zu senken (Höhne, et al. 2022: 5, 8). Das Bundeswirtschaftsministerium plant mit 77 Milliarden Kubikmetern Importkapazität für Flüssiggas. Aber nur gerade die Kapazität von 7 Milliarden Kubikmetern – also gerade Mal die Menge eines Terminalschiffs – entsprächen den „Klimazielen.“ (Schlund, et al. 2023; Lohmann 2023).

In diese allgemeine Tendenz fügt sich das Beispiel des im Bereich der Ölfeldausrüstung tätigen Unternehmens Schoeller-Bleckmann Oilfield (SBO) im niederösterreichischen Ternitz ein. Der Auftragseingang lag bereits 2022 auf einem Allzeithoch, wie das Unternehmen am 24. November 2022 mitteilte. Firmenchef Gerald Grohmann erwartete, dass das Kerngeschäft seines Unternehmens „noch viele Jahrzehnte” stark bleibe, auch wenn SBO schon seit einiger Zeit am Aufbau eines alternativen Standbeins arbeite. Dazu komme, dass im vergangenen Jahrzehnt aus verschiedenen Gründen weniger investiert worden sei, als eigentlich notwendig gewesen wäre. „Wir wachsen in allen Regionen und Produktbereichen und sehen die beste Entwicklung seit rund einem Jahrzehnt“, schreibt Grohmann in der Mitteilung des Unternehmens zum Ergebnis des dritten Quartals 2022: „Damit steuern wir auf ein extrem starkes Jahr zu“. (Die Presse 2022)

Die Öl- und Gaskonzerne sitzen in Form von Öl und Gas auf unermesslich viel Kapital. Sie werden freiwillig nicht bereit sein, dieses Kapital entwerten zu lassen. Sie werden weiterhin die Erträge aus diesen Lagerstätten beanspruchen. Die fossile Offensive wird von den meisten Regierungen angeführt und angeheizt, die bestrebt sind, für ansässigen Konzerne wettbewerbsfähige Bedingungen zu schaffen. US-Präsident Joe Biden beispielsweise forderte die einheimischen Ölproduzenten auf, ihre Produktion zu steigern. Alle Regierungen in Europa bauen energisch eine Infrastruktur für Flüssiggas auf oder halten am Bezug russischen Gases fest, was dem Putin-Regime hilft, den Eroberungskrieg gegen die ukrainische Bevölkerung zu finanzieren. Die garantierte Versorgung mit verhältnismäßig günstigen fossilen Energieträgern bleibt eine Priorität der herrschenden Politik.

6. Fazit: Fossiles Kapital entmachten und enteignen

Die Konzerne im Öl- und Gasgeschäft sowie die nachgelagerten und mit diesen eng verwobenen Sektoren wie beispielsweise die Automobilindustrie und Energiewirtschaft gehören zu den wichtigsten und mächtigsten Kapitalfraktionen. Die Kohle-, Öl- und Gaslagerstätten der Konzerne sind Kapital, das auf seine Verwertung wartet. Die Konzerne werden auch bei großem politischem Druck nicht bereit sein, auf die Verwertung dieses Kapitals und die erwarteten Profite zu verzichten.

Die Analyse des globalen Energieverbrauchs und des Investitionsverhaltens großer fossiler Konzerne lässt sich auf drei Befunde verdichten:

Erstens zeigt sich, dass die fossilen Konzerne nicht einmal ihren Lippenbekenntnissen zu einer Transitionsstrategie folgen. Ölkonzerne verteilen ihre immensen Gewinne lieber an die Aktionär:innen anstatt in nennenswertem Umfang in erneuerbare Energien zu investieren. Die deutliche Zunahme erneuerbarer Energien geht nicht mit einer Defossilisierung der Ökonomie einher. Vielmehr ergänzen die erneuerbaren Energien die fossile Grundlage des Kapitals. Der Anteil fossiler Energieträger wird unter den gegebenen ökonomischen und politischen Verhältnissen auch in naher Zukunft kaum merklich unter 80% sinken.

Zweitens ergibt sich der fossile Backlash durch das Zusammenspiel zwischen den Konzernstrategien, der Politik der Regierungen und den gesellschaftlichen Kräfteverhältnissen. Die Verwässerung der ohnehin ungenügenden Energiewende durch die Regierungen, die zunehmend härtere Repression gegen die Klimabewegung und der Aufstieg nationalkonservativer und faschistischer Parteien in zahlreichen Ländern führen dazu, dass Teile der klassischen Linken ihre Ansprüche an den industriellen Umbau mäßigen. In Verkennung der Veränderungen des Erdsystems und gestützt auf ein schematisches Verständnis sozialer Klassen stellen sie die „sozialen Anliegen“ vor die Notwendigkeit des industriellen Um- und Rückbaus. Ungeachtet der realen Machtverhältnisse stilisieren einige die grünen Parteien als Hauptfeinde hoch. Das heißt, der fossile Backlash vollzieht sich auch durch linke Organisation hindurch. Obwohl die ruckartigen Veränderungen im Erd- und Klimasystem immer offensichtlicher werden und bereits in wenigen Jahren die Lebensbedingungen von Milliarden von Menschen grundlegend gefährden werden, finden sich Teile der Linken mit „fossilen Lebensweise“ und der Macht des fossilen Kapitals ab.

Drittens offenbart diese Entwicklung, dass wir weit entfernt von einem grünen Kapitalismus sind. Die Hypothese eines grünen Kapitalismus oder eines „grünen Akkumulationsregimes“ beziehungsweise einer auch nur ansatzweise ökologisch verträglichen Regulation des Kapitalismus verliert jede Grundlage. Das wirft die theoretisch und politstrategisch im Hinblick auf eine gesellschaftliche Alternative ungemein wichtige Frage auf, ob die kapitalistische Produktionsweise auch in den kommenden Jahrzehnten zwingend auf fossilen Energieträgern beruhen muss. Ein nichtfossiler Kapitalismus scheint bis auf Weiteres eine unmögliche Entwicklungsperspektive zu sein. Das bedeutet, dass sich die Erderhitzung und die durch sie ausgelösten Brüche im Erd- und Klimasystem nur durch einen antikapitalistischen Bruch – einen revolutionären ökosozialistischen Aufbruch – auf ein Maß beschränken lassen, der das Abgleiten in die globale Barbarei und die Zerstörung ganzer Gesellschaften verhindert.

Diese Befunde unterstreichen, wie wichtig es ist, die Frage der politischen und gesellschaftlichen Macht offensiv zu stellen. Die Klimagerechtigkeitsbewegung allein wird diese Machtfrage nicht zu ihren Gunsten entscheiden können. Nur eine gesellschaftlich breite Bewegung, welche die Mehrheit der Lohnabhängigen einschließt, wird in der Lage sein, ein gesellschaftliches und politisches Kräfteverhältnis aufzubauen, das es erlaubt, die fossilen Konzerne gesellschaftlich anzueignen und deren Macht zu zerschlagen.

Da die Kohle, das Öl und das Gas unter dem Boden bleiben müssen, wird das Kapital der vergesellschafteten Energiekonzerne eine umfassende Entwertung erfahren. Nur wenn es gelingt, die Energiekonzerne gesellschaftlich anzueignen, wird es möglich sein, diese Entwertung gegen die Vermögenden und im Sinne der breiten lohnabhängigen Mehrheit der Bevölkerung durchzusetzen, ohne massenhafte Arbeitslosigkeit und Verarmung.

Interessanterweise hätte der Verlust von Vermögenswerten aus fossilen Brennstoffen nur geringe Auswirkungen auf die breite Masse der Lohnabhängigen, da diese kaum über Finanzanlagen verfügen. Den Großteil der unvermeidlichen Entwertung müssten die Wohlhabenden tragen. Eine kürzlich publizierte Studie ergab, dass in Ländern mit hohem Einkommen zwei Drittel der finanziellen Verluste von den 10% der Wohlhabendsten getragen würden. Die Regierungen könnten die Auswirkungen auf die mittleren und unteren Einkommensschichten leicht kompensieren. In den USA würden zwei Drittel der finanziellen Verluste durch den Verlust von Vermögenswerten aus fossilen Brennstoffen die obersten 10 % der Vermögensinhaber betreffen. Die Hälfte davon entfiele auf die obersten 1 %. Lediglich 3,5 % der finanziellen Verluste durch gestrandete und entwertete Anlagen würden die ärmste Hälfte der US-Amerikaner:innen betreffen. Der Staat könnte diese ausgleichen. Allerdings steigt die gesellschaftliche Betroffenheit in den Ländern mit kapitalgedeckten Altersvorsorgesystemen (Semieniuk, et al. 2023). Die Datenlage über die gesellschaftlichen Konsequenzen dieses erforderlichen Entwertungsprozesses ist unbefriedigend. Allerdings zeigt sich, dass die kapitalgedeckten Rentensysteme ein zentraler Pfeiler des fossilen Kapitals sind. Die Defossilierung geht zwingend mit dem Umbau der zu öffentlichen umlagefinanzierten Altersvorsorgesysteme einher. Diese Befunde zeigen auch, warum die Kapitalbesitzer:innen und die Vermögenden sich einer Defossilierung der Wirtschaft entgegenstellen. Sie müssten umfangreiche Wertverluste akzeptieren.

Doch mit der gesellschaftlichen Aneignung des gesamten Energiesektors sind die Probleme noch nicht gelöst, sondern nur die Voraussetzungen dafür geschaffen, um eine umfassende Entfossilisierung überhaupt durchzusetzen. Da das fossile Kapital ausgesprochen stark zentralisiert und in großen transnationalen Konzernen organisiert ist, gerät die gesellschaftliche Aneignung zur umfassenden Herausforderung. Öffentliches Eigentum allein garantiert in keiner Weise eine sozialökologische Konversion. Wir stehen also vor der Aufgabe eine wirkliche demokratische Vergesellschaftung zu verwirklichen. Diese kann vor den Grenzen der Nationalstaaten nicht halt machen. So stellt sich die Frage, ob und wie wir beispielsweise in Europa kontinental koordiniert und gemeinsam die erforderliche Entmachtung des fossilen Kapitals, den Um- und Rückbau der fossilen Infrastruktur und den Aufbau einer ökologisch verträglichen und gesellschaftlich gerechten Energieinfrastruktur in die Wege leiten können. Die unmittelbar dringlichste Aufgabe ist es jetzt allerdings, die Klimagerechtigkeitsbewegung zu einer umfassenden sozialen Bewegung für einen sozialökologische Umbau zu verbreitern. Sie muss sich alle wesentlichen Anliegen der Lohnabhängigen an ihrem Arbeitsplatz, am Wohnort und im Alltagsleben zu eigen machen, allerdings in einer Weise, die auf einen ökologisch verträglichen gesellschaftlichen Stoffwechsel mit der Natur zielt. Um diese Orientierung voranzutreiben, gilt es eine starke revolutionäre ökosozialistische Strömung aufbauen, die diese Herausforderungen annimmt und dazu beiträgt die Bewegung zu verbreitern und radikalisieren. Ein strategisch wichtiger Schritt in diese Richtung besteht im Aufbau eines breiten gesellschaftlichen Bündnisses, um eine europäische Kampagne für die gesellschaftliche Aneignung der Energiesektors von der Erzeugung bis zur Verteilung an Unternehmen und Haushalte zu starten. Die ökosozialistischen Kräfte und Strömungen in den verschiedenen Ländern sollten sich gemeinsam für ein solches Bündnis und eine gemeinsame europäische Kampagne für die gesellschaftliche Aneignung des gesamten Energiesektors einsetzen.

Literatur & Referenzen

Titelbild: Foto von Chris LeBoutillier auf Unsplash.

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