Der Landesmantelvertrag (LMV) regelt die Arbeitsbedingungen von über 80’000 Arbeitenden auf dem Bau und hat grossen Einfluss auf die Verträge von weiteren 200’000 Beschäftigten in handwerklichen Berufen. Dieser Vertrag wird aktuell zwischen dem Baumeisterverband (SBV) und den Gewerkschaften Unia und Syna neu verhandelt. Die bisherigen Errungenschaften des LMV (z.B. Mindestlohn, Frühpensionierung und 13. Monatslohn) sind der Beweis dafür, dass sich Arbeiter:innen mehr Gerechtigkeit erstreiten können, wenn sie sich kollektiv organisieren.
Arbeit am Limit: Alltag auf dem Bau
Bauarbeiter:innen errichten Fundamente unseres Lebens – durch sie haben wir eine funktionierende Infrastruktur und ein Zuhause. Die Arbeit ist körperlich stark belastend – dazu kommen lange Arbeitstage, Wochenendarbeit, oder Schichtarbeit.
In der Baubranche herrscht hoher Termindruck – Bauarbeiter:innen berichten von immer enger getakteten Zeitplänen, mehr Stress, gestrichenen Pausen und spontan verlängerten Arbeitstagen.
Die Klimaerhitzung wirkt sich direkt auf die Arbeit auf dem Bau aus. Besonders die zunehmenden Hitzetage sind für die Bauarbeiter:innen enorm anstrengend und gefährlich. Erschöpfung und abnehmende Konzentration erhöhen zudem die Unfallgefahr.
Wer zahlt den Preis für die Klimakrise?
Da die Arbeiten wetterabhängig sind, führen die zunehmenden Extremwetter im Baugewerbe aufgrund geringerer Planbarkeit und häufigerer Verzögerungen zu Mehrkosten. Unter Termindruck werden dabei Profite über die Gesundheit der Bauarbeiter:innen gestellt. Bei sich häufenden Extremwetterereignissen wird es zunehmend darum gehen, wer für den Klimawandel bezahlt – Bauunternehmen und Bauherren oder Bauarbeiter:innen. Der Baumeisterverband möchte, dass Bauarbeiter:innen einfach an den Tagen, an denen es noch möglich ist, besonders viel arbeiten, ohne dabei für die Ausfälle kompensiert zu werden.Das bedeutet neben finanziellen Risiken noch weniger Zeit für Freund:innen und Familien und weniger Planbarkeit des Alltags.
Unternehmen dürfen die Last der Klimakrise nicht auf Arbeiter:innen abwälzen – stattdessen beginnt eine soziale und ökologische Wirtschaft bei den Bauarbeiter:innen und Handwerker:innen, die in der Lage sind, sie zu erschaffen.Deshalb unterstützen wir die gewerkschaftlichen Forderungen:
- Abschaffung der unbezahlten Reisezeiten, eine faire Lohnerhöhung und ein automatischer Teuerungsausgleich
- Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich – für die Gesundheit und als effektive klimapolitische Massnahme
- Ausgebauter Gesundheitsschutz – statt gefährlicher Arbeit unter Extrembedingungen
Wir brauchen einen Bausektor, der ökologisch sinnvoll und nachhaltig baut und nicht für die Profite!
Bauen für Profite – statt für Menschen und Klima
Die Baubranche gehört zu den klimaschädlichsten Sektoren der Wirtschaft. Sie verbraucht viele Ressourcen, verursacht hohe Mengen an Abfall und CO2-Emissionen und hinterlässt eine zubetonierte Landschaft. Dabei bestimmen Unternehmen und der Finanzmarkt was und wie gebaut wird. Die steigende Wohnungsnot wird instrumentalisiert, um Deregulierungen zu fordern und noch mehr profitable Neubauprojekte mit überteuerten Mieten zu bauen. Für den ökologischen Umbau des Bausektors, der den Bedürfnissen der arbeitenden Bevölkerung dienen soll, muss dieser stärker der demokratischen Kontrolle der Gesellschaft und den Bauarbeiter:innen unterstellt werden.
Wenn wir streiken, steht alles still
Gerechte Veränderungen für eine sozial-ökologische Zukunft brauchen aber nicht nur gute Ideen – sondern reale Macht. Arbeiter:innen können die Arbeit niederlegen, Infrastruktur blockieren und Wandel erzwingen. Sie haben das praktische Wissen und die Kraft, ihre Forderungen auch durchzusetzen. Wenn die Politik versagt, braucht es Bewegung – von unten, organisiert und streikfähig.
Bauarbeiter:innen haben unsere Solidarität! Wenn sie streiken, stehen wir an ihrer Seite.
Was du tun kannst:
- Du arbeitest selbst auf dem Bau? Melde dich bei uns – organisieren wir uns gemeinsam.
- Unterstütze Bauarbeiter:innen bei Demos und Streiks im Rahmen der LMV-Verhandlungen.
- Teile diesen Artikel und sprich mit anderen über das Zusammengehören von Klimagerechtigkeit und guten Arbeitsbedingungen.