Menu Schließen

Debatte: Das Verhältnis der BFS zur SchülerInnenbewegung in Zürich

Im neu gegründeten Magazin „Ajour“ wurde vor einigen Wochen ein Artikel mit dem Titel „Die Selbstorganisation der Schüler*innen ist das Wichtigste!“ veröffentlicht, in welchem Schüler*innen die heute politisch aktiv sind mit ehemaligen aktiven Schüler*innen diskutieren. Mit Interesse wurde dieses Interview von uns gelesen und diskutiert. In einer Aussage wird die Bewegung für den Sozialismus (BFS/MPS) als Organisation direkt angesprochen, positiv und kritisch. Deswegen wollen wir hier eine Erklärung liefern und einige grundsätzliche Gedanken zu dieser Thematik zur Diskussion stellen.
von BFS Jugend Zürich
Seit Januar 2016 arbeiten wir in unterschiedlichen Zusammenhängen mit Schüler*innen zusammen, um den Protest gegen Bildungs- und Sozialabbau im Kanton Zürich zu organisieren. Das hat zu unterschiedlichen Reaktionen und Bewertungen unserer Organisation durch Exponent*innen der Bewegung geführt. Ein Beispiel ist das erwähnte Interview im ajour-magazin. Direkt angesprochen wird die BFS darin in der folgenden Interviewstelle von Clara:
„Es gibt politische Gruppen, die sich sehr dafür interessieren, mit uns zusammenzuarbeiten, unter anderem die BFS (Bewegung für den Sozialismus). Das ist spannend und bringt uns weiter, aber es führt manchmal auch zu merkwürdigen Situationen. Ich will niemandem böse Absichten unterstellen, aber teilweise haben wir schon das Gefühl, dass wir vor allem als potentieller Nachwuchs interessant sind. Das hatte bei uns vor einiger Zeit zu Unstimmigkeiten in der Gruppe geführt.“
Der Aussage im Titel des Artikels, dass die Selbstorganisation der Schüler*innen das wichtigste sei, können wir uns nur anschliessen. Selbstorganisation bedeutet für uns jedoch nicht, dass keine Zusammenarbeit stattfinden soll. Eine solche Zusammenarbeit zwischen den (selbst-)organisierten Schüler*innen und der BFS (Jugend) fand im Zuge des Kampfes gegen die Sparmassnahmen im Kanton Zürich in den letzten eineinhalb Jahren statt. Es gab gemeinsame Aktionen und Veranstaltungen in verschiedenen Kontexten. Clara bewertet die Zusammenarbeit zwischen uns und den Schüler*innen zu einem grossen Teil positiv („ist spannend und bringt uns weiter“). Zu „merkwürdigen Situationen“ kam es unserer Meinung nach hauptsächlich dadurch, dass gegenseitige Erwartungen nicht genügend kommuniziert wurden und gewisse Handlungen von Schüler*innen wohl anders aufgenommen wurden, als sie von uns gemeint waren. Wir hoffen, dass dieser Text einen Beitrag dazu leisten kann, in Zukunft weniger Merkwürdigkeit und mehr Klarheit zu haben.
Aber um auf den Punkt zu kommen; es gibt keine geheime Strategie oder Ähnliches, welche die BFS verfolgt, um im Rahmen einer Zusammenarbeit mit Schüler*innen möglichst viele neue Leute anzuwerben. Natürlich ist die BFS einer linken Strömung zuzuordnen, die das Wachstum der eigenen Organisation befürwortet. Wäre dies anders würde kaum „Bewegung“ in unserem Namen stehen und wir wären keine schweizweite Organisation, die auch international vernetzt ist.

Was will die BFS Jugend von der Schüler*innenbewegung?

Die BFS Jugend hat sich im Jahr 2011 gebildet, mit dem Anspruch, jungen, linken Leuten eine Möglichkeit zu bieten sich zu organisieren und sich gemeinsam zu engagieren. Sie ist als Jugendorganisation natürlich ein Stück weit mit der Bewegung für den Sozialismus (BFS/MPS) verbunden, ist in ihren politischen Entscheidungen aber grundsätzlich unabhängig. Das heisst für die BFS Jugend, dass grundsätzlich jede und jeder sich bei der BFS Jugend engagieren, oder an Diskussionen teilnehmen kann. Deshalb wäre es gelogen, zu behaupten, wir würden es nicht gerne sehen, wenn junge Schüler*innen sich neben den Aktivitäten an den Schulen auch an unserer Jugendgruppe beteiligen. Im Gegenteil, wir begrüssen es. Doch das heisst noch lange nicht, dass wir andere Organisationen oder Gruppierungen aus dem Grund unterstützen, weil wir in ihnen vor allem potentiellen Nachwuchs sehen würden.
Wenn wir sehen, dass sich Schüler*innen an den Kantis organisieren, sich auflehnen gegenüber dem schulischen (Scheiss-)Alltag und gegen Bildungsabbau kämpfen, dann sehen wir darin einen sehr wichtigen politischen Ausdruck. Über unsere Mitglieder an den Gymis und den Vorteilen, die eine seit längerem funktionierende politische Organisation bietet, konnten wir in den letzten Monaten immer wieder wichtige Unterstützung und Solidaritätsarbeit für die Schüler*innenbewegung leisten. So sieht es  zumindest aus unserer Perspektive aus. Zusammenarbeit wo und wann es sinnvoll und möglich ist, ist für uns die logische Konsequenz unserer politischen Haltung. Die Linke ist stark, wenn sie vereint kämpft. Ob wir uns dazu in einem Bündnis zusammentun oder alle zur selben Organisation gehören, halten wir für zweitrangig. Wir wollen die Organisationsfrage nicht ins Zentrum stellen.
Anscheinend hat unsere Haltung bei manchen dazu geführt anzunehmen, dass wir geheime Absichten hegen würden, Leute abzuwerben. Wir sagen eigentlich immer offen, wer wir sind. Natürlich weisen wir in gewissen Gesprächen auch darauf hin, dass die BFS Jugend eine offene Gruppierung ist, an deren Sitzungen man gerne kommen kann. Doch diese Offenheit und Ehrlichkeit pflegen wir sehr bewusst. Denn es wäre unserer Ansicht nach sehr intransparent, wenn wir zwar in einer Bewegung aktiv sind, aber über unsere politische Aktivität ausserhalb der Bewegung einfach schweigen, sprich nicht offen sagen, wie wir organisiert sind.

Politik an den Schulen und darüber hinaus

Wir haben festgestellt, dass es uns hemmt, wenn wir uns zu sehr auf Dinge ausserhalb der Schule konzentrieren. Darum befassen wir uns wieder mehr mit eigenen Themen.“
Diese Aussage von Clara im ajour-Interview können wir absolut nachvollziehen. Eine Schüler*innenbewegung kann unserer Meinung nach dann erfolgreich sein, wenn sie sich den Belangen der Schüler*innen annimmt und an dem Ort politisch aktiv ist, wo Schüler*innen einen grossen Teil ihrer Zeit verbringen: An den Schulen.
Gleichzeitig wird schnell deutlich, dass zum Beispiel ein Kampf gegen Abbau im Sozialwesen, Bildungswesen usw. nicht gewonnen werden kann, wenn alle in ihrem Bereich ihr eigenes Süppchen kochen. Die Proteste im letzten Herbst, insbeondere der Aktionstag „Abbau stoppen!“ am 28. Septmeber 2016 waren deshalb darauf ausgelegt, möglichst viele verschiedene Sektoren im Kampf gegen den Sozialabbau zusammenzubringen. In den Bereichen Gesundheit, Bildung und öffentlicher Verkehr wurde auf die drohenden Sparmassnahmen aufmerksam gemacht. Das hat dem Protest viel Legitimität gegeben und zu spannenden Verbindungen, beispielsweise zwischen Lehrpersonen und Schüler*innen geführt. Wir haben den Eindruck, dass auch die Schüler*innenbewegung schlussendlich stark von diesen Erfahrungen profitieren konnte.
Wir hoffen deshalb, dass es nicht das letzte Mal war, wo wir zusammen sektorenübergreifend aktiv werden können.

Die Perspektiven der Schüler*innenbewegung

Die aktuelle Schüler*innenbewegung steht unserer Meinung nach vor einer ähnlichen Problematik, wie das Schüler*innennetzwerk 2006, das im Interview oft erwähnt wird. Die Schulzeit eines grossen Teils der aktiven Personen neigt sich dem Ende zu. Was kommt danach? Sowohl für die derzeit aktiven Schüler*innen, als auch für die Bewegung und die Organisationen an den Schulen scheint dies alles andere als klar. Es wäre eigentlich sehr schade, wenn die gemachten Erfahrungen, die Resultate aus den Kämpfen und der Widerstand gegen die Kürzungspolitik im Kanton Zürich einfach verloren gingen. Wir hoffen sehr, dass die Schüler*innenbewegung Wege findet, neue, jüngere Leute einzubinden und dass die politischen Projekte an den Schulen weitergeführt werden. Denn: wahrscheinlich hätte keine*r der Sparpolitiker*innen anfangs 2016 gedacht, dass das Sparpaket einen solchen Widerstand auslösen würde. Und daran haben die Kanti-Schüler*innen den grössten Anteil.
Möglicherweise wäre es auch sinnvoll, zusammen mit Studierendenorganisationen dem Widerstand eine gewisse Kontinuität zu geben. Denn wahrscheinlich sind viele jetzige Schüler*innen bereits in 1-2 Jahren selbst an einer Universität oder Hochschule.
Wie auch immer, wir werden auch weiterhin versuchen, mit möglichst vielen aktiven Menschen weiterhin an gemeinsamen politischen Zielen zu arbeiten. Dabei ist es für uns, wie bereits erwähnt, sekundär, ob diese dabei in anderen Organisationen und Gruppierungen aktiv sind oder sich in der BFS (Jugend) engagieren.
Über Stocker und Steiner, gegen Sozialabbau!
Solidarisch,
BFS Jugend Zürich

Verwandte Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert