Dieses Jahr wird das World Economic Forum (WEF) wieder wie gewohnt im Januar in Davos organisiert. Die grösste politische Gegenkonferenz – das Andere Davos –, welches seit 1999 durchgeführt wird, wird am 13.&14. Januar 2023 im Volkshaus Zürich stattfinden.
von BFS Zürich
Die Pandemie ist noch nicht überwunden, da wird die Welt bereits von neuen Krisen erschüttert. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine versetzte Europa in einen Schockzustand und brachte überwunden geglaubte Bedrohungen zurück. Zugleich führte uns der Sommer 2022 mit Hitzewellen, Waldbränden und Überschwemmungen auf der ganzen Welt drastisch vor Augen, dass die Klimakatastrophe Realität ist. Die damit verbundene Inflation verschärft die Armut in Europa und anderswo massiv.
Die Antworten der Regierenden und der Konzernleitungen, die nach Davos pilgern werden, ignorieren die Bedürfnisse der Menschen. Die Massnahmen gegen Putins Regime sind halbherzig, die Solidarität mit ukrainischen Geflüchteten ist längst verflogen, und die Inflation kann ungebremst ihren Lauf nehmen. Schliesslich sind sie nicht gewillt die Klimakatastrophe einzudämmen. Das hat der Weltklimagipfel COP27 in Sharm El-Sheikh anfangs November 2022 erneut deutlich gemacht.
In dieser schwierigen Situation ist die Revolte der iranischen Bevölkerung gegen die islamische Diktatur ein Hoffnungsschimmer. Entgegen den Gepflogenheiten des WEF diskutieren wir am Anderen Davos nicht mit Vertreter:innen des Regimes, sondern mit iranischen Aktivist:innen, welche sich trotz allen Gefahren für den Sturz der Mullah-Diktatur einsetzen.
Die Linke in West- und Osteuropa steht vor der Herausforderung, die Solidarität mit der iranischen Bevölkerung, dem ukrainischen und russischen Widerstand gegen den Krieg sowie den Kampf gegen die Klimakatastrophe, Energiekrise und Inflation zusammenzudenken. Deshalb steht das Andere Davos 2023, das seit 1999 stattfindet, unter dem Motto «Solidarisch gegen Inflation, Klimakatastrophe & Krieg».
Internationale Gäste
Das Ziel des Anderen Davos ist es, der Vernetzung der Herrschenden am WEF unsere solidarischen Ideen und die kollektive Organisierung von unten entgegenzusetzen. Wir laden länderübergreifend Aktivist:innen aus unterschiedlichen politischen und ökologischen Zusammenhängen nach Zürich ein, um gemeinsam ökosozialistische Perspektiven zu entwickeln und Anstösse für eine solidarische Welt zu gewinnen. Dieses Jahr als Gäste mit dabei sind unter anderem:
- Yuliya Yurchenko, ukrainische Soziologin und Dozentin für Politische Ökonomie an der Universität Greenwich (UK), Autorin des Buches «Ukraine and the Empire of Capital: From Marketisation to Armed Conflict».
- Tasha Lomonosova, Leitungsmitglied der ukrainischen Organisation Soziale Bewegung (Sotsialnyi Rukh); im März 2022 aus Kyiv nach Berlin geflüchtet.
- Hanna Perekhoda, aus Donezk, Politikwissenschaftlerin an der Universität Lausanne.
- Ilya Matveev, exilierter Politikwissenschaftler (bis zum Kriegsbeginn in St. Petersburg) und Mitarbeiter der Antikriegszeitschrift Posle.
- Niloofar Rasooli, iranische Aktivistin.
- Simon Pirani, Honorarprofessor an der Universität Durham (UK) und Autor von «Burning Up: a global history of fossil fuel consumption».
- Christian Zeller, Professor für Wirtschaftsgeografie in Salzburg und Autor von «Revolution für das Klima. Warum wir eine ökosozialistische Revolution brauchen».
- Eliana Como, italienische Gewerkschafterin und Aktivistin von Sinistra Anticapitalista.
- Anna Jikhareva, Journalistin der WOZ.
Leider ist unklar, ob Mina Khani, eine iranische Publizistin und Queerfeministin aus Berlin, nach Zürich kommen kann. Auch unsere Freund:innen der antikapitalistischen deutschen Monatszeitschrift analyse&kritik sowie die antirassistische Aktivistin Simin Jawabreh mussten leider absagen. Die Workshops, in denen Sie referiert hätten, finden aber trotzdem und mit Ersatz statt.
Organisatorische Infos
Die Konferenz wird organisiert von der Bewegung für den Sozialismus (BFS/MPS) und findet im Volkshaus Zürich statt. Wir tragen Masken (FFP2). Am Samstag gibt es in der Spielbaracke auf dem Kanzleiareal eine kostenlose Kinderbetreuung.
Die Diskussionen werden auf Deutsch, Englisch und Französisch übersetzt und teilweise live gestreamt. Auf unseren Social Media-Kanälen informieren wir laufend über das Andere Davos 2023: Twitter, Instagram, Telegram, Facebook.
Alle Infos zu Programm, Durchführung und Streams gibt es hier.
Das Titelbild stammt aus dem Jahr 2020. Die drei darauf zu sehenden Transparente sind aber brandaktuell. Einziger Unterschied ist, dass die Anti-WEF-Demo dieses Jahr am 17. Januar 2023 in Zürich (Helvetiaplatz) stattfindet. Mehr Infos zur Demo finden sich hier.