Die Aufwertung von Wohnvierteln in Zürich führt zu steigenden Mieten und der Verdrängung einkommensschwacher Haushalte. Besonders betroffen sind Bevölkerungsgruppen, die mehrfach diskriminiert und ausgebeutet werden. Dabei werden die Mechanismen der Verdrängung, die Rolle von Immobilienbesitzenden und staatlichen Institutionen sowie die daraus resultierende soziale Ungleichheit deutlich. Zusätzlich kommt es zur verstärkte polizeiliche Kontrolle und Schikane. Die zur weiteren Verschärfung der Situation beitragen. Wie kann unsere Perspektive aussehen?
von BFS Zürich
Verdrängung
Die Aufwertung von Wohnvierteln geht mit steigenden Mieten einher, was dazu führt, dass einkommensschwache Haushalte aus Wohnvierteln verdrängt werden. Besonders davon betroffen sind Bevölkerungsgruppen, die aufgrund ihrer Lebenssituation, ihrem Aussehen, ihrer Herkunft oder ihres Geschlechts mehrfach diskriminiert und ausgebeutet werden. Bspw. im Arbeits- und Wohnmarkt, durch die Regelung der Altersvorsorge oder wegen Sprachbarrieren. Viele der betroffenen Personen verlieren durch die Verdrängung nicht nur Lebensqualität, sondern auch einen wichtigen Teil des sozialen Netzwerks, dass sie sich in der Schweiz aufgebaut haben. Verdrängungsprozesse fördern soziale Ungleichheit und die Mehrfachausbeutung von Menschen, die ohnehin kaum viele Möglichkeiten haben.
Racial Profiling und polizeiliche Schikane
Wenn Firmen und Bonzen Quartier ins Visier nehmen, werden verschiedene Prozesse in Gang gesetzt. Offensichtlich ist, dass die Mieten erhöht und für die dort lebenden Bewohner:innen unbezahlbar werden. Weniger offensichtlich ist, wie die Polizei beginnt, das Quartier zu “säubern”: Zuerst wird eine höhere Anzahl von Polizeibeamt:innen im Quartier positioniert, die dann Menschen, die den reichen Zugezogenen nicht passen, immer wieder gezielt kontrolliert. Das trifft vor allem rassifizierte Menschen, prekarisierte Menschen, Sexarbeiter:innen, Obdachlose oder Jugendliche. Durch die ständigen Schikanen wird der Aufenthalt für die alt-eingesessenen Bewohner:innen unaushaltbar. Die Stadtteile werden immer einheitlicher und für immer weniger Leute zugänglich. Es ging nie um eine sicherere Stadt für alle, sondern um eine für wenige Reiche.
Analyse und Perspektive
Die Immobilien in Zürich gehören grösstenteils reichen Erb:innen, Pensionskassen, Versicherungen, Banken, und Immobilienkonzerne. Der Anteil an Wohnungen, die renditeorientierten Investor:innen gehören, ist in der Schweiz seit 1946 schrittweise von 20.8% auf 56.3% angestiegen. Verdrängung durch Aufwertung ist ein gemeinsames Projekt von diesen Besitzenden und dem Staat. Sie wollen mehr Geld aus den Mieter:innen pressen, das Quartier- und Stadtbild verändern, den Konsum fördern und so globale Konzerne und gutbezahlte Expats anlocken. Anstatt, dass die Bewohner:innen über die Entwicklung ihres Quartiers entscheiden, ist es im Kapitalismus so, dass das profittreibende Immobilienhaie, Stadträte und die Polizei tun. Leute, die das Quartier jahrelang geprägt und belebt haben, werden vertrieben und verdrängt. Wir wollen eine Wohnpolitik, in der nicht Besitzende über Stadtentwicklung entscheiden, sondern die Bewohner:innen. Wir wollen, dass Wohnraum dem Markt entzogen wird und uns allen gehört, so dass wir gemeinsam entscheiden können.
Wohnungsnot und Verdrängung in Zahlen
Die Mieten in der Stadt Zürich sind seit 2005 stark angestiegen: um 15 Prozent bei bestehenden Mietverträgen und um 39 Prozent bei Neumieten. Leute, die in Zürich verdrängt werden, ziehen mehrheitlich in die Kreise 11 und 12 (Oerlikon, Schwamendingen) oder in die Umgebung der Stadt (z.B Regensdorf, Bülach, Schlieren, Dietikon oder Adliswil). Jedoch werden auch die Stadtteile, die lange noch tiefe Mieten hatten, werden nach und nach verteuert: In den letzten 20 Jahren wurden rund 6200 Stadtzürcher Häuser, also etwa jedes neunte Gebäude, um- oder neugebaut und verteuert; in Schwamendingen verlieren wegen zwei Bauprojekten innerhalb kurzer Zeit rund 600 Leute ihr Zuhause!