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Jüdische Antifaschist:innen: «Wir wollen, dass alle überall frei und sicher sind»

Rund 3000 Personen nahmen am Samstag, 13. Januar, in Basel an der Nationalen Palästina Demonstration teil und drückten ihre Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung aus. Die folgende Rede wurde von befreundeten jüdischen Antifaschist:innen an der Demonstration gehalten. Wir veröffentlichen sie hier, weil wir sie für einen wertvollen Beitrag zur antirassistischen Solidarität hier in der Schweiz halten.

von jüdischen Antifaschist:innen

Auch als jüdische Personen stehen wir heute hier, um unsere Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung zu bekunden und uns zudem klar von der Instrumentalisierung von Antisemitismus zu distanzieren. Die schreckliche Lage in Palästina-Israel hat auch Auswirkungen auf das jüdische und muslimische Leben hier in der Schweiz. Vermehrt sind unsere Familien, Freund:innen, Bekannte und wir selbst mit Antisemitismus bzw Rassismus konfrontiert. Wir wollen uns gegen rassistische Angriffe wehren, egal wen es trifft, und wir fordern eine breite antirassistische Solidarität! Wir wehren uns dagegen, dass der Genozid genutzt wird, um Minderheiten zu spalten und gegeneinander aufzuhetzen. Denn auch jüdische Menschen können im Nahen Osten nur dann wirklich frei und selbstbestimmt leben, wenn es alle anderen können. Die Forderung nach freiem jüdischem Leben geht für uns einher mit der Forderung nach Freiheit für Palästina!

Wir wehren uns gegen die Behauptung, dass eine Unterstützung der israelischen Politik und der derzeitigen Kriegshandlungen eine Form von Antisemitismusbekämpfung sei. In der Schweiz und in unseren Nachbarländern geben sich viele grosse Mühe, Antisemitismus auf migrantische Menschen zu externalisieren. Wir distanzieren uns entschieden von Politiker:innen, die antisemitische Vorfälle als Vorwand nutzen, um gegen Muslim:innen und Migrant:innen zu hetzen. Denn wir haben nicht vergessen, erst 78 Jahre sind seit der Shoah vergangen. Mit der blinden Unterstützung der rechtsextremen israelischen Politik kann sich die Schweiz nicht von der profitablen Kooperation mit den Nazis und dem mörderischen Schliessen der schweizer Grenzen reinwaschen. Antisemitismus ist nicht importiert. Das Abschieben von Muslim:innen in Krisen- und Kriegsgebiete hilft nicht gegen Antisemitismus. Sondern es befeuert Rassismus. Und nicht die Kritik an israelischer Politik ist der Nährboden für Antisemitismus, sondern der Rassismus in unseren Köpfen, Gesetzen, Zeitungsartikeln, Schulbüchern und Filmen.

Solidaritätsdemo mit Palästina am 13. Januar 2024 in Basel

Wir wollen frei und sicher sein, wo immer wir sind und wo immer wir hingehen! Und dasselbe fordern wir für unsere palästinensischen Geschwister! Wir wollen, dass alle überall frei und sicher sind, unabhängig von Religion, Herkunft, Nationalität, Race und Gender. Wir sind antirassistisch, und das gilt absolut. Never Again for Anyone!

Wir wehren uns gegen alle, die von Krieg und Unterdrückung profitieren. Der genozidale Angriff der israelischen Regierung auf die Bevölkerung von Gaza wäre nicht denkbar ohne die politische, ökonomische und militärische Unterstützung durch die westliche Welt. Die Schweiz ist da munter am mitgeschäften: Sei es das Schweizer Militär, Elbit in Bern oder Rheinmetall in Zürich, die Rüstungsindustrie muss blockiert und zur Verantwortung gezogen werden. Wir lassen nicht zu, dass die schweizer Rüstungskonzerne diese Verbrechen ungehindert ankurbeln und Tag für Tag davon Profit schlagen!

Unsere Gedanken sind bei allen Menschen, die im Gazastreifen durch die israelische Armee, im Westjordanland durch die Siedlergewalt und in Israel durch das Massaker der Hamas getötet oder verletzt wurden und unter den grausamen Bedingungen leiden. Die Hoffnung und den Einsatz für ihre Freiheit dürfen wir niemals aufgeben!

Zudem senden wir all den linken, mutigen Menschen und Organisationen vor Ort viel Kraft und schicken solidarische Grüsse. Z.B. an Mesarvot, eine Unterstützungsstruktur für junge Erwachsene die den israelischen Militärdienst verweigern. Und an Free Jerusalem, eine Gruppe von Aktivist*innen, die sich gegen die Besatzung von Ostjerusalem einsetzen oder auch an al Qaws und Asawat, palästinensische queerfeministische und antikoloniale Organisationen. Danke für eure Arbeit, sie ist unbeschreiblich wertvoll und gibt uns einen Funken Hoffnung.

Zusammen mit ihnen fordern wir einen sofortigen und permanenten Waffenstillstand, die Freilassung aller politischen Gefangenen und Geiseln in Israel und Gaza. Wir fordern ein Rückkehrrecht für alle palästinensischen geflüchteten Personen. Wir fordern gleiche Rechte für alle Menschen, die in Palästina-Israel leben. Wir fordern ein selbstbestimmtes Leben für die gesamte Bevölkerung vom Jordan bis zum Mittelmeer.

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