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Schwyz: Kein Fussbreit den Nazis – gegen jeden Rassismus

Wir veröffentlichen an dieser Stelle unseren Flyer für die heute stattfindende Demo “Schwyz ist bunt”. Es ist erfreulich, dass es in Schwyz als Reaktion auf den widerwärtigen Fasnachtsauftritt der Neonazis in ihren KKK-Kutten eine breite antirasstische Demo gibt. Man darf solche Aktionen von Rechtsaussen auf keinen Fall als harmlosen Scherz verstehen. Wir müssen uns dieser offen rassistischen und menschenverachtenden Gesinnung entschieden entgegenstellen – und das ab dem kleinsten Aufmucken von Seiten der Faschos.

von BFS Jugend Zürich und BFS Zürich

Wenn Nazis als Ku-Klux-Klan herumlaufen, ist das kein geschmackloser Scherz, sondern brandgefährlich.

Zum Glück sind die Zeiten vorbei, als der Ku-Klux-Klan (KKK) in den USA People of Colour erhängen konnte und damit unbescholten davon kam. Doch die US-amerikanische Gesellschaft ist bis heute stark von Rassismus geprägt. Dies äussert sich nicht nur durch gewalttätige Übergriffe, sondern auch durch rassistisches Verhalten bei der Vergabe von Jobs und Wohnungen, oder in den Medien, die seit jeher das Stereotyp der angeblich kriminellen People of Colour hochhalten. Und der bis heute existierende KKK als Geheimbund zur Wahrung der Interessen von weisser Herrschaft ist dabei nur die Spitze des Eisbergs.

Mit den rassistischen Polizeimorden an Trayvon Martin (2012 in Florida), Michael Brown (2014 in Ferguson) und Freddie Gray (2015 in Baltimore) bekam diese Thematik neue Aufmerksamkeit und die #BlackLivesMatter Bewegung entstand. Rassistisch motivierte Morde durch Polizei und Privatpersonen sind auch über 50 Jahre nach den Morden an Martin Luther King und Malcolm X Alltag in den USA. Welche Gefahr von Neofaschisten in den USA ausgeht, ist spätestens seit den Ereignissen in Charlottesville (2017) klar: Ein Neonazi fuhr mit seinem Auto in eine friedliche Demo gegen Rassismus und tötete dadurch die Aktivistin Heather Heyer. Der KKK-Auftritt in Schwyz ist also mehr als ein misslungener Scherz, denn diese verkleideten Neonazis kennen diesen Kontext ihrer Verkleidungen auch und stehen dafür ein.

Schweizer Neonazis sind international vernetzt.

Presseberichte darüber, dass niemand der KKK-Fascho-Fasnächtler bisher wegen Rechtsextremismus bei der Polizei aktenkundig ist, helfen da auch wenig. Man muss nicht vorbestraft sein, um ein aktiver Neonazi zu sein. Es ist sogar von Vorteil, an seinem Wohnort einen ruhigen Rückzugsort zu haben während man andernorts öffentlich von «arischer Rasse» und die «Volksgemeinschaft» schwadroniert. Die «Partei National orientierter Schweizer», sozusagen der legale Flügel der Schweizer-Faschoszene, ist in der Zentralschweiz gut verankert. Andere Organisationen haben einschlägige Namen wie «Kameradschaft Heimattreu», «Brigade 8 Schwyz» oder «Rednecks Roadclub Muotathal» (‘Rednecks’ ist eine Anspielung auf rassistisch-ultrakonservative Verteidiger der früheren Sklavereigesellschaft in den US-Südstaaten).

Ausserdem sind die Schweizer-Neonazis international bestens vernetzt. Da die Gesetze in der Schweiz im Vergleich mit Deutschland und anderen Ländern eher lasch sind, nutzen Faschos die Schweiz seit Jahren als ruhiges Hinterland für internationale Treffen. Unter anderem werden durch das faschistische Musiknetzwerk «Blood and Honour» immer wieder Konzerte organisiert. 2016 kam es zu einem medialen Aufschrei, als in Unterwasser (Toggenburg) ein Konzert mit 5000 Neonazis aus ganz Europa stattfand, die Polizei das Konzert aber weder verboten hat noch danach gegen die Organisator*innen vorging. Mit von der Partie war die Band Amok, deren Sänger verurteilt wurde, weil er 2015 in Zürich einen orthodoxen Juden attackierte und den «Hitlergruss» zeigte.

Wenn wir in Schwyz und andernorts eine offene, antirassistische Gesellschaft haben wollen, in der alle – und das heisst auch Geflüchtete, People of Colour, Jüd*innen und Muslim*as vor solchen Angriffen sicher sind, müssen wir uns den Nazis entschieden entgegenstellen.

Neonazis fallen nicht vom Himmel herab. Sie sind die Folge einer fremdenfeindlichen Politik.

Hört man, es solle eine breite Demonstration gegen Nazis geben, bei der alle mitmachen können, fragt man sich wer diese «alle» genau sein sollen. Kann man die SVP wählen und an einer Demo gegen Rassismus mitlaufen? Natürlich geht das und wird wohl auch gemacht. Aber es ist schon ziemlich seltsam. Man unterstützt eine Partei, die massgeblich für die rassistische Schweizer Politik der letzten Jahrzehnte verantwortlich ist, empört sich dann aber wegen KKK-Kutten an der Fasnacht. Komisch …

Kann es sein, dass sich die Neonazis trauen, öffentlich aufzutreten, weil sie sich in einer latent fremdenfeindlichen Umgebung pudelwohl fühlen? Bürgerliche Abschottungspolitik und rechtspopulistische Parolen gegen Burkas, Minarette und die angeblichen «kriminellen Ausländer» sind der Nährboden für faschistisches Gedankengut. Wer zulässt, dass Leute im eigenen Umfeld unbehelligt erzählen, «die Ausländer» würden uns die Jobs wegnehmen (Was ja im übrigen nicht stimmt: Wer welche Jobs bekommt oder verliert, entscheiden die Firmenchefs), muss sich nicht wundern wenn manche Leute gegenüber Geflüchteten gewalttätig werden. Eine breite, bunte Demo ist wichtig. Aber man muss sich fragen, ob man mit denen demonstrieren will, die kommenden Herbst wieder die Partei von Andreas Glarner und anderen begnadeten Volksverhetzern wählen werden.


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