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Am Rande vermerkt: Zalando zahlt 17 Franken auf die Stunde

Der deutsche Online-Versandhändler Zalando verarbeitet zurückgesendete Textilien und Schuhe neu in Arbon (TG). Wie das St. Galler Tagblatt publik machte, zahlt das mit der Verarbeitung beauftragte Unternehmen MS Direct AG dabei einen Einstiegslohn von 17 Franken auf die Stunde. Und wird dafür auch noch gelobt. Die Verantwortlichen der Stadt Arbon, die in den letzten Jahren durch Privatisierungen und Verkäufe von zentralen Liegenschaften und Grundstücken ihre Finanzen in den Griff zu kriegen versuchte – und sich dabei nur noch mehr ins Abseits beförderte – sind für die geschaffenen Arbeitsplätze (60 Neustellen) „dankbar“. „Natürlich ist der Lohn tief, aber was ist die Alternative? Es braucht Arbeitsplätze für Menschen wie Sozialhilfebezüger“ lässt sich der Arboner Stadtrat Hans Ulrich Züllig (FDP) zitieren und kreiert damit schonmal einen eigenen Typ Mensch, den „Sozialhilfebezüger“. Und der Arboner Unternehmensberater André Mägert schiebt nach: „Natürlich ist das kein Superlohn, anhand der Bewerbungen [angeblich 400] war aber schnell sichtbar, wie viele für dieses Angebot dankbar sind.“
Klar ist: Arbon hat eine vergleichsweise hohe Sozialhilfe-Quote (4.3%). Klar ist aber auch, dass seit Jahren gegen die sozial Schwachen gehetzt wird und die Sozialhilfe, die IV und die ALV schweizweit erodiert werden. Dies wiederum wird von Unternehmen schamlos ausgenutzt. Die können nun von der aufgeheizten Stimmung profitieren, Menschen für Hungerlöhne arbeiten lassen und sich dabei auch noch auf anerkennendes Nicken der politisch Verantwortlichen freuen. 17 Franken auf die Stunde – die genauen Modalitäten sind nicht bekannt – dürften ungefähr 3000.- CHF netto ergeben. Ohne Ferienkompensation, ohne 13. Monatslohn – versteht sich. Solche Dumpinglöhne gehören eigentlich bekämpft. Das ehemalige „rote Arbon“ hätte da gute Voraussetzungen, ist es schliesslich immer noch ein kleines Zentrum der Gewerkschaften, in einer Region, in der die Linke nicht allzu viel zu vermelden hat (Thurgauer Grosser Rat: SVP 32.5%, SP 13.1%).

Die Kritik der Unia auf die Verhältnisse bleibt aber harmlos. Man sei froh, dass Personen den Einstieg in den Arbeitsmarkt schaffen würden. Man Fände den Lohn schon nicht korrekt, gerade von einem grossen Unternehmen wie Zalando würde man erwarten, dass diese faire Löhne zahlen würden. Mindestens 22 Franken müssten es schon sein. Es wird bei diesen Worten bleiben, Konkreteres scheint nicht geplant. Also müssen wir vielleicht einfach wieder vermehrt daran denken, wenn wir bei Zalando bestellen wollen, dass die gratis Lieferung und die tiefen Preise jemand bezahlt. Und Zalando ist es nicht.
von Matthias Kern

[Am Rande vermerkt] ist eine Serie von Kurzartikeln. Wir wollen damit tagesaktuelles Geschehen kommentieren, einordnen, auf Veränderungen aufmerksam machen. Eine konsequente linke, antikapitalistische Politik zeichnet sich unseres Erachtens nicht nur dadurch aus, die grossen Analysen abzuliefern. Vielmehr gehört es für uns dazu, auch kleinere, unscheinbare Entwicklungen, skandalöse Aussagen und Auffälliges einordnen zu können.

Die kurze Form, der eher flüchtige Charakter und die zeitliche Nähe, die allesamt diese Artikelserie ausmachen, führen dazu, dass die hier geäusserten Einschätzungen vorübergehend sein können und nicht zwangsläufig mit den Ansichten unserer Organisation übereinstimmen müssen. Die Autor*innen und die verwendeten Quellen sind deshalb jeweils gekennzeichnet. Textvorschläge sind jederzeit herzlich willkommen.

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3 Kommentare

  1. .....jdjjf

    Wen ihr wüsstet es gibt noch einen. 2 standort der Retouren verarbeitet in der Schweiz und dort arbeiten 280 arbeiter für Zalando und 180 davon für 17 fr und die andern 3400 mal 12 und mehr erzähl ich besser nicht sonst vergeht euch das lachen

  2. Pingback:Schweiz: Das System Zalando – miese Löhne auch im Aargau

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