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Am Rande vermerkt: Wieso ein gutes Gewissen keine Rendite bringt

Im heutigen Zeitalter des Neoliberalismus ist der Kapitalismus für viele Menschen die einzige denk- und vorstellbare Wirtschaftsform. Marktlogiken durchdringen sämtliche Lebensbereiche. Auch Ziele wie Nachhaltigkeit, Umweltschutz oder soziale Gerechtigkeit sollen dabei am liebsten durch Investitionen, wie beispielsweise in Aktien, umgesetzt und verwirklicht werden.
Doch funktioniert das wirklich? Nein! Denn wie der «Tages-Anzeiger» in einem Ratgeber-Artikel vor kurzem feststellte: «Ein gutes Gewissen bringt keine Rendite.» Darin beschreibt der Autor die Geschichte der Beteiligungsgesellschaft Sustainable Performance Group (SPG) – laut eigener Aussage bei ihrer Gründung 1997 die weltweit erste kotierte Investmentgesellschaft für nachhaltige Anlagen.
Doch 14 Jahre nach ihrer Gründung musste die Gesellschaft ihre Aktien in einen Luxemburger Fonds überführen. Die Firma ging pleite und musste liquidiert werden. Und schon seit ihrer Gründung hatten sich die Kurse der «nachhaltigen» und «fairen» Aktien nie sonderlich gut entwickelt. Die Papiere verloren immer wieder deutlich an Wert.
Die Realität für die Investoren war somit: Die Anlagen mit dem «positiven sozialen und ökologischen Footprint» rentierten nicht. Unter dem Strich blieb ein gewaltiger Buchverlust – genau das, was Aktionäre unter allen Umständen vermeiden wollen.
Privatanleger, die meinen, die Welt verbessern zu können, indem sie an den Märkten «ihr Geld für sich arbeiten lassen», sind somit zumindest naiv. Weil immer ein Anlagerisiko besteht, werden die allermeisten Anleger an den Märkten niemals auf «nachhaltige», sondern auf rentable Strategien setzen. Dies war schon immer so und wird es auch bleiben. Ungeklärt bleibt dabei ausserdem die Frage, inwiefern die sogenannt «nachhaltigen» Anlagen diesen Namen überhaupt verdient haben.
Für die Linke bleibt aus der Geschichte insgesamt nur die wenig erstaunliche Erkenntnis: Die Welt verbessert man nicht durch die richtige Anlagestrategie im Rahmen der bestehenden kapitalistischen Verhältnisse, sondern durch deren Abschaffung.
von Georg Lobo
[Am Rande vermerkt] ist eine Serie von Kurzartikeln. Wir wollen damit tagesaktuelles Geschehen kommentieren, einordnen, auf Veränderungen aufmerksam machen. Eine konsequente linke, antikapitalistische Politik zeichnet sich unseres Erachtens nicht nur dadurch aus, die grossen Analysen abzuliefern. Vielmehr gehört es für uns dazu, auch kleinere, unscheinbare Entwicklungen, skandalöse Aussagen und Auffälliges einordnen zu können.
Die kurze Form, der eher flüchtige Charakter und die zeitliche Nähe, die allesamt diese Artikelserie ausmachen, führen dazu, dass die hier geäusserten Einschätzungen vorübergehend sein können und nicht zwangsläufig mit den Ansichten unserer Organisation übereinstimmen müssen. Die Autor*innen und die verwendeten Quellen sind deshalb jeweils gekennzeichnet. Textvorschläge sind jederzeit herzlich willkommen.

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