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Am Rande vermerkt: Kitas am Limit und das sozialdemokratische Elend

In einem gut recherchierten Artikel weist die Republik nach, wie die private Kitabetreiberin Globegarden innert weniger Jahren die grösste, auf Profit ausgerichtete Kitakette in der Schweiz aufgebaut hat. Mittlerweile arbeiten 730 Angestellte für Globegarden. In den 54 mehrheitlich stadtzürcherischen Kitas werden 2600 Kinder betreut. Die Gründerinnen – allesamt Abkömmlinge reicher Eltern und Abgängerinnen der neoliberalen Kaderschmiede HSG – stellen sich seit 2007 als innovative Unternehmerinnen und Wohltäterinnen dar und erhielten Lob und Auszeichnungen von verschiedenen Unternehmergremien. Dabei beruht ihr «Erfolgsmodell» vor allem auf vier Faktoren: a) der Ausbeutung der Kitaarbeiter*innen, welche unter miesesten Arbeitsbedingungen zu leiden haben, b) einem zusammengesparten Betreuungsangebot, welche den Kindern nicht mal genügend Essen garantiert, c) staatlichen Subventionen und d) ihren reichen Eltern. Trotz staatlicher Subventionen und prekärer Arbeitsbedingungen können die privaten Kitas nur auf dem Markt bestehen, weil die Eltern den grössten Teil der Kosten selbst tragen.

Das ganze Unternehmensmodell von Globegarden ging von Beginn weg zu Lasten der Arbeitenden sowie der betreuten Kinder. Dies trifft allerdings nicht nur auf Globegarden, sondern nahezu alle Kitas zu. Darauf machen die kämpferischen Kinderbetreuer*innen der TrΩtzphase schon seit Jahren aufmerksam.

Und nun setzt der sozialdemokratische Stadtzürcher Sozialvorsteher Raphael Golta noch einen drauf: Ebenfalls in einem Interview mit der Republik leugnet er stinkfrech die unhaltbaren Zustände in den Globegarden-Kitas und redet sich aus seiner Verantwortung heraus. Auf die Frage, warum die Stadt Kitas subventioniert, welche den Arbeitenden – illegalerweise – automatische Essensabzüge macht, meint er: Die Stadt würde die Mindestlohnbestimmmungen kontrollieren lassen. Mal abgesehen davon, dass diese Antwort der eigentlichen Frage ausweicht, gibt es in der Kinderbetreuung gar keine Mindestlöhne! Und solche charakterlosen Leute glauben noch, dass sie links sind.

Um dieser ganzen Problematik gerecht zu werden, greifen die Forderungen nach höheren Subventionen oder der Verlängerung des Impulsprogramms des Bundes (Anschubfinanzierung von Kitas) zu kurz. Die einzige nachhaltige Lösung, welche sowohl gute Arbeits- als auch Betreuungsbedingungen garantieren kann, ist die Überführung des gesamten Kitawesen in den öffentlichen Dienst. Alles andere ist eine neoliberale Ausrede, egal ob sie von Unternehmerseite oder von der SP kommt.

von Philipp Gebhardt (BFS Zürich)

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1 Kommentar

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