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Frauen kämpfen weltweit!

Ende Januar 2019 versammeln sich Sexisten und Frauen*feinde aller «Herren Länder» in Davos am World Economic Forum (WEF). Dies in Zeiten, wo feministische Bewegungen weltweit einen Aufschwung erleben. Überall organsieren sich Frauen* gegen die unterschiedlichen Formen von patriachaler Unterdrückung und Bevormundung. Auch in der Schweiz arbeiten Frauen*kollektive unter Hochdruck auf den Frauen*streik hin, der am 14. Juni 2019 stattfinden wird. Die feministischen Bewegungen stehen derzeit in vielen Ländern an der Spitze des Widerstands gegen den alltäglichen kapitalistischen und partriarchalen Irrsinn.

von BFS Zürich

Frauen* reicht‘s!

In allen Ländern protestieren Frauen* gegen verschiedene, gleichzeitig wirksame Unterdrückungsformen wie Sexismus, Rassismus und Ausbeutung am Arbeitsplatz und stellen entsprechende Forderungen: In den USA z.B. streikten sowohl die mehrheitlich afroamerikanischen Hotel- als auch die McDonalds-Arbeiterinnen im Herbst 2018. Sie forderten höhrere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen, aber auch ein Ende der sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz («Hands off, Pants on»). Die verschiedenen sozialen Bewegungen der letzten Jahre in den USA inspirieren und ermutigen sich dabei gegenseitig: Die BlackLivesMatter-Bewegung stärkte das Selbstbewusstsein der afroamerikanischen Frauen*; die Womens Marches, an denen sich 2017 und 2018 Millionen von Frauen* in den ganzen USA beteiligten, befeuerten die #metoo-Proteste. Und diese erkämpfte Selbstermächtigung der Frauen* bot schliesslich die Grundlage sowohl für die Streiks in den Hotel- und Fastfoodketten, als auch für die Arbeitsniederlegungen der meist weiblichen Lehrer*innen ab Februar 2018, welche in verschiedenen Bundesstaaten für besser Lehr- und Lernbedingungen und ein Ende der neoliberalen Sparpolitik kämpften.

Diese genuine Intersektionalität ist die grösste Stärke der weltweiten Frauen*bewegungen.

Frauen*streik im Spanischen Staat 2018

Der wohl stärkste Ausdruck dieser weltweiten Entwicklung war der feministische Streik am 8. März 2018 im Spanischen Staat. Die Frauen* legten sowohl die Lohn- als auch die unbezahlte Sorgearbeit nieder und konsumierten nicht. Sie zeigten so, was für einen essentiellen Beitrag Frauen* an der Gesellschaft leisten. Dieser ist oft unsichtbar, findet im Privaten statt, und führt kaum zu Wertschätzung. Am Abend des 8. März 2018 demonstrierten im Spanischen Staat sechs Millionen Frauen* und solidarische Männer*, nachdem schon den ganzen Tag tausende Aktionen in Quartieren, Bildungsinstitutionen und an Arbeitsplätzen stattgefunden hatten. Aufgrund des riesigen Erfolgs wurde dieser Frauen*streik international zum Vorbild für sich organisierende Frauen* – so auch in der Schweiz.

Diskriminierung von Frauen* in der Schweiz

Der Kampf für die Rechte der Frauen* in der Schweiz hat eine lange und zähe Geschichte. Das Wahlrecht für Frauen* auf nationaler Ebene wurde in der Schweiz erst 1971 (als letztes europäisches Land!) eingeführt; die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruches im Jahr 2002 und das Recht auf Mutterschutz nach der Geburt tatsächlich erst im Jahr 2005. Von einer wirklichen Gleichberechtigung von Männern* und Frauen* sind wir heute immer noch weit entfernt, was sich nicht nur an der Lohnungleichheit zeigt, sondern auch darin, dass Frauen* stärker von Altersarmut und vom Abbau des Sozialstaates betroffen sind.

Zudem geraten die bereits erkämpften Rechte zunehmend unter Beschuss durch hiesige neokonservative und reaktionäre Kreise. Bestes Beispiel ist das Recht auf Abtreibung, welches ständig infrage gestellt wird. Dabei bekommen die Abtreibungsgegner*innen Schützenhilfe vom Papst persönlich, der im Oktober 2018 Schwangerschaftsabbrüche mit Auftragsmorden gleichsetzte. Obwohl das Recht auf Abtreibung gesetzlich verankert ist, dürfen Ärzte in der Schweiz nach wie vor Abtreibungen verweigern. Dies führt dazu, dass es für Frauen* in gewissen Regionen unmöglich ist, dieses Recht wahrzunehmen – mitsamt allen persönlichen, psychologischen und finanziellen Konsequenzen.

Frauen*streik in der Schweiz am 14. Juni 2019

Dass Verfassungsartikel und Gesetze mitnichten der sozialen Realität entsprechen, wissen Frauen* in der Schweiz schon lange. Deshalb hatten bereits am 14. Juni 1991 eine halbe Million Frauen unter der Parole «Wenn Frau will, steht alles still» gestreikt, um endlich die Umsetzung des zehn Jahre zuvor in Kraft getretenen Gleichstellungsartikels einzufordern.

Seither hat sich einiges geändert. Mittlerweile sind 80% der Frauen* erwerbstätig – die Mehrheit allerdings Teilzeit. Die oftmals unfreiwillige Teilzeitarbeit, sowie die weitverbreitete Arbeit auf Abruf zwingt Frauen* in prekäre Arbeitsverhältnisse. Dazu kommt, dass Frauen* meistens nicht in den gleichen Sektoren arbeiten wie Männer* und somit ganze Berufsfelder feminisiert und abgewertet werden. Diese geschlechtsspezifische Arbeitsteilung ist die wichtigste Ursache für die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern.

Auch 28 Jahre später scheint die gesellschaftliche Gleichstellung von Frauen* also in weiter Ferne. Deshalb wird für den 14. Juni 2019 erneut zum Frauen*streik aufgerufen. Dabei gehen die Forderungen über die Gleichstellung auf dem Papier und eine bessere politische Vertretung hinaus: Frauen* fordern die Vergesellschaftung der Sorge- und Reproduktionsarbeit, das Ende der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung, das Recht über den eigenen Körper zu bestimmen, die Bekämpfung von sexualisierter Gewalt, Schluss mit der Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder der Geschlechtsidentität, und eine Gesellschaft ohne Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Diese Forderungen entstehen aus den konkreten Arbeits- und Lebensrealitäten der Frauen*. Deshalb werden diese Forderungen ständig ergänzt und ausgebaut.

Frauen- und Umweltfeinde in den Schweizer Alpen

In diesen Tagen versammeln sich Sexisten und Frauen*feinde aller «Herren Länder» in Davos am World Economic Forum (WEF). Eingeladen ist auch der neue faschistische Präsident Brasiliens Jair Bolsonaro. Letzterer erklärte anlässlich seiner Antrittsrede am 1. Januar 2019, er werde in seiner Amtszeit «die [weisse] Familie retten» und die «Gender-Ideologie bekämpfen». Erste Massnahmen hat er bereits getroffen. Per Dekret hat er die Kompetenz zur Definition des Territoriums von Indigenen der bisher zuständigen «Behörde für die indigenen Völker» entrissen und dem Landwirtschaftsministerium übertragen. Damit stärkt er nicht nur den Einfluss der mächtigen, korrupten und gewaltvollen Agrarlobby, sondern greift direkt die Rechte indigener Frauen* an und bedroht den Schutz des Amazonasgebietes, den grössten CO2-Speicher der Welt.

Diese unsozialen Massnahmen sind nur im Interesse einiger weniger und machen deutlich, dass es nichts hilft mit solch reaktionären Leuten zu reden oder gar zusammenzuarbeiten, wie es das WEF tut.

Für einen intersektionalen, internationalistischen und ökosozialistischen Feminismus!

Es ist unsere Aufgabe, die verschiedenen sozialen Bewegungen zusammenzubringen und die Forderungen nach einer feministischen, solidarischen und ökosozialistischen Gesellschaft miteinander zu verbinden. Die Frauen* in den USA und in vielen anderen Ländern haben es uns vorgemacht.

In den im Dezember 2018 plötzlich entstandenen Klimastreiks in der Schweiz, an denen sich spontan Tausende Schüler*innen in verschiedenen Städten angeschlossen haben, müssen auch feministische Forderungen präsent sein. Denn global betrachtet sind Frauen*, unter anderem als Versorgerinnen der Familien in Ländern des globalen Südens, speziell von der Klimakatastrophe betroffen. Der Women’s March und der Frauen*streik am 14. Juni 2019 bieten Gelegenheit diese Verbindung herzustellen.

Eine solidarische Welt ist nicht nur möglich, sondern dringend nötig.
Smash WEF!
Für den Frauen*streik 2019 – und darüber hinaus!

Flyertext für den Women’s March am 19. Januar 2019 in Zürich.

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