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Ökologische Implikationen der Schweizer Pensionskassen

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Pensionskasse (BVG) funktioniert nach dem Kapitaldeckungsverfahren (KDV) und nicht nach dem Umlageverfahren wie die AHV.
  • Gefahren der Pensionskassen – Klimaschädliche Investitionen: Eingezahlte Gelder werden am Finanzmarkt investiert, unter anderem in klimaschädliche Branchen und Unternehmen. Laut einer Untersuchung der Klima-Allianz-Schweiz von 420 Vorsorgeeinrichtungen der 2. Säule (was 90% des Pensionskassen-Anlagekassenvolumens von 1,4 Bio. CHF entspricht) investierten Ende 2023 64% davon in CO2-intensive Unternehmen. 
  • Gefahren der Pensionskassen – Unsichere Renten: Investment von Geldern in ökologisch nicht-nachhaltige Unternehmen und Branchen gefährlich. Die Renten von Pensionskassen mit einem hohen Anteil an klimariskanten Aktien und Obligationen könnten innert 15 Jahren um bis zu 32% einbrechen.
  • Pensionskassen im Kapitalismus: Pensionskassen verknüpfen die Interessen der Schweizer Bevölkerung mit denjenigen des Kapitals, weil Pensionskassen ihre Anlagen am Finanzmarkt gewinnbringend investieren müssen, um ihr Rentenversprechen einzulösen.

Wie sich Pensionskassen finanzieren

Die Pensionskasse (BVG) funktioniert nach dem Kapitaldeckungsverfahren (KDV). Das KDV unterscheidet sich vom sogenannten Umlageverfahren der AHV, bei dem einbezahlte Beiträge unmittelbar zur Finanzierung von anderen Leistungsberechtigten aufgewendet werden (Einzahlungen der Arbeitstätigen werden auf die Pensionierten umverteilt). Beim KDV werden hingegen die eingezahlten Gelder für die jeweiligen Einzahlenden am Kapitalmarkt angelegt. Die 2. Säule funktioniert beim KDV also im Prinzip wie ein Sparkonto, wo einem alle Beiträge gutgeschrieben werden, die man im Laufe seines Lebens einbezahlt. 

Die Gefahren mit der Pensionskasse am Finanzmarkt

Was zunächst positiv klingt, ist tatsächlich in zweifacher Sicht problematisch. Zum einen werden gewisse dieser Investissements durch eine Anlage in klimafeindlichen Branchen und Unternehmen getätigt. Zum anderen ist das Investment von Geldern nicht zwingend gewinnbringend. Banken oder Versicherungsanstalten können sich auch an die Wand fahren. Denn die Deregulierung der Finanzmärkte in den letzten Jahrzehnten machen Spekulationsgeschäfte um ein Vielfaches einfacher und Kapitalverkehrskontrollen extrem schwierig. Die Realisierung der von Pensionskassen gutgeschriebenen individuellen Einzahlungen ist also vom Gelingen am Finanzmarkt abhängig. 

Pensionskassen investieren in ökologisch nicht nachhaltige Unternehmen

Laut einer Untersuchung der Klima-Allianz-Schweiz von 420 Vorsorgeeinrichtungen der 2. Säule (was 90% des Pensionskassen-Anlagekassenvolumens von 1,4 Bio. CHF entspricht) investierten Ende 2023 64% davon in CO2-intensive Unternehmen. Aufgrund der mangelnden Transparenz und der fehlenden Informationen, welche die Pensionskassen und die Unternehmen, bei denen sie anlegen, in ihre Geschäfte gewähren, lässt sich leider nicht genau sagen, in welche Bereiche des fossilen Sektors das Pensionskassengeld investiert wird. Dennoch: Die 2. Säule bedeutet nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine aktive Gefährdung der Welt, die wir unseren Nachkommen und angesichts der Dringlichkeit, die uns etwa der aktuelle IPCC-Bericht suggeriert, bereits uns selbst hinterlassen. 

Wenn sich Pensionskassen leer spekulieren

Zudem drängt sich mit einer näher rückenden Klimakatastrophe immer mehr das Risiko auf, dass Energieunternehmen nicht mehr frei über fossile Energieträger verfügen können werden, wenn fossile Energieträger aufgrund dereinst nicht abzuwendender politischer Entscheide stärker reduziert werden müssen. Vor diesem Hintergrund veröffentlichte die Klima-Allianz Schweiz 2021 eine Studie, die auch das gefährliche Spekulationsspiel der Schweizer Pensionskassen mit Anlagen in ökologisch nicht-nachhaltige Unternehmen anspricht. Die Prognose: die Renten von Pensionskassen mit einem hohen Anteil an klimariskanten Aktien und Obligationen könnten innert 15 Jahren um bis zu 32% einbrechen.

Des Pudels Kern

Dahinter schlummert aber ein noch grundlegenderes Problem: Die Schweizer Bevölkerung wird über Pensionskassen, die am Finanzmarkt in gewinnbringende Anlagen investieren müssen, um ihr Rentenversprechen einzulösen, mit den Interessen des Kapitals verknüpft. Die Bevölkerung wird gewissermassen für die Logik des ständigen Wachstums eingespannt, die zur Ausbeutung der menschlichen Arbeit und zum Raubbau an der Natur führt. Eine nachhaltige Wirtschaft und Gesellschaft ist innerhalb der wachstumsgetriebenen Logik des Kapitalismus nicht möglich. Auf dem Weg dorthin können eine Umstrukturierung der Pensionskassen zu einem Anlagemodell und eine Verstaatlichung der Pensionskasse ein wichtiger Schritt sein. Aber die Entkoppelung der Altersvorsorge vom Finanzmarkt löst das Grundproblem nicht: die Ausbeutung des Menschen und der Raubbau an der Natur sind die logischen Konsequenzen einer profitorientierten Wirtschaftsform – selbst sie eine verstaatlichte wäre. 

Deshalb bekämpfen wir die Pensionskassen und plädieren für eine solidarische Alternative, die nicht in fossile Energien investiert, die keine Ausbeutung des globalen Südens vorantreibt, die nicht die Mieten in die Höhe treibt. Wir wollen eine (schrittweise) Auflösung der zweiten und dritten Säule bei gleichzeitigem Ausbau der ersten Säule zu einer Volkspension, die einer progressiven Wohnpolitik nicht im Weg steht und allen ein würdiges Leben im Alter garantiert. Ein erster Schritt dazu kann die 13. AHV sein.

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