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Bärn-Räp: Umverteilig (zu üs) – BLING, BLING, BLING

«D’ Revolution startet dä Friti, u wenn nid, ischs immerhin e geili Ziit gsi.»[1]

Das 15-köpfige Rap-Kollektiv «Chaostruppe» aus Bern veröffentlichte an seinem Muttertag, dem 1. Mai, das Album «Umverteilig (zu üs)» und lässt bei der Hörer*innenschaft nostalgische Gefühle aufkommen. Die vielseitigen Beats lassen von lauten Konzerten träumen, die uns momentan so fern wie nie zuvor sind, die Texte regen zum Nachdenken und Diskutieren an. Das Album weckt, in dieser aussergewöhnlichen Zeit, einerseits das Gefühl und den Wunsch nach Rückkehr zur Normalität, in der Musik das Chillen in einem Park, eine Demo oder Clubbesuche begleiten kann. Andererseits ist klar, dass die Rückkehr zur kapitalistischen ‘Normalität’, in der die oben beschriebenen Momente nur kurz erhaschte Pausen zwischen Lohnarbeit und Leistungsdruck darstellen, keine Option sind. Die Revolution solle diesen 1. Mai starten und uns endlich die langersehnte Utopie bescheren. Und dazu kann dieses Album ganz klar animieren: Trotz inhaltlicher, politischer Relevanz bleiben die Aussagen verständlich, auch ohne Literatur oder Philosophie studiert zu haben.

von Theo Vanzetti und Paula Rodrigues (BFS Zürich)

Städte wie Bern und Biel haben in der Rapszene der Schweiz schon lange eine prägende Rolle eingenommen. Beispielsweise wird das Bieler Kulturzentrum Chessu (französisch: Coupole) bis heute als eine der Keimzellen des europäischen Hip-Hops gehandelt. Schon in den 90er-Jahren, als Hip-Hop und Rap noch eine Nische waren, gaben sich dort die Grössen der internationalen Hip-Hop-Szene die Klinke in die Hand. Es überrascht also nicht, dass viele prägende Projekte von Rap auf Schweizerdeutsch aus dem Kanton Bern stammen. Nach wegbereitenden Crews wie Chlyklass und Eldorado FM, sind es heute unter anderem Acts und Rapkollektive wie Nativ oder eben die Chaostruppe, die von sich reden machen und politisch relevanten Rap abliefern. Man kann musikgeschichtlich auch noch weiter zurückgehen und festhalten, dass Bern-Rap die konsequente Fortsetzung einer kulturellen Tradition ist, die sich auf Mani Matter oder Patent Ochsner abstützt. Schliesslich sangen letztere mit «W.Nuss vo Bümpliz» 1997 ja gewissermassen schon über die Hood-Realität. Also noch bevor Rap, das Genre, welches für sein Story-Telling aus der Hood[2] bekannt ist, im deutschsprachigen Raum richtig gross geworden ist.

Fette Beats und dicke Ketten – zumindest metaphorisch

Auf dem neuen Album der Chaostruppe sind nicht nur die Rap-Parts divers und abwechslungsreich, sondern auch die Beats, die von verschiedenen Produzenten stammen. Diese Vielfalt ist gut hörbar, von Dancehall über Reggaeton, hin zu trappigen und klassischen Hip-Hop-Beats und geschmacksvoll umgesetzten Samples von bekannten Pop-Liedern ist alles dabei. Zwischen den 16 Tracks finden sich Skits der Künstler*innen, welche die Absurditäten unserer vom Selbstoptimierungswahn geprägten Arbeitswelt auf humorvolle Art und Weise darstellen.

Auf dem Track «Gold Chain» zeigt sich die Kritik an individuellem Weltverbesserungstum und Selbstoptimierung gut, und wird von der Chaostruppe gehörig auf die Schippe genommen. Was zunächst nicht wirklich neu ist, ist der Spott gegen konsumkritische Yuppies, die sich vegan ernähren, absurde pseudoökologische Fortbewegungsmittel wählen, im Song exemplarisch durch einen Helikopter mit Bioantrieb verbildlicht, zur Beruhigung des schlechten Gewissens eine Gorilla-Patenschaft übernehmen und sich dann doch völlig der marktwirtschaftlichen Logik hingeben und Start-ups gründen. Dem wird folgende Aussage entgegengestellt: «I bi nid abghobe wäg mire Goudchetti. I blibe am Bode wäg mire Goudchetti»[3], die wohl wie folgt verstanden werden kann: Der Stereotyp der dicken, protzigen Ketten als Ausdruck von Rap-Ästhetik ist weitgehend bekannt. Seit es Rap gibt, gibt es auch elitäre, (vermeintlich) intellektuelle Kritiker*innen, die Hip-Hop offensichtlich nicht verstanden haben, aber sich anmassen Rapper*innen für ihren Style zu kritisieren. Um auszuführen, inwiefern Goldketten und andere Statussymbole eingeordnet werden können, ohne sich in arroganter Weise über die Träger*innen hinwegzusetzen, fehlt hier der Platz. Aber es sei einfach mal so viel gesagt: Welche Handlung trägt mehr zur Zementierung sozialer Gegensätze bei? Die Gründung eines Start-ups, woraus in der Regel resultiert, dass man andere Leute für sich schuften lässt, oder das Tragen von dicken Goldketten? Auf dem Abschlusssong des Albums kontern die Rapper*innen mit Aussagen wie: «Mir hei viu kämpft, s het nie glängt, figg d’ Wäut»[4], und holen einen fast kaltherzig auf den Boden der Realität zurück. Es wird nichts beschönigt, sondern nochmals klar aufgezeigt, was sie von dieser Welt halten und wie aussichtslos der Kampf für unsere Utopie manchmal scheinen mag.

Rap darf nicht zynisch sein. Will er sich von belanglosem Pop-Gesülze abheben, muss er es.

Die Frage ist zwar berechtigt, weshalb das Album der Chaostruppe derart zynisch ist und im Verhältnis zu anderen linken Kulturprodukten wenige Perspektiven auf Veränderung des Status quo aufzeigt, aber wer sich dies von Rap wünscht, hat zwei Optionen: Entweder mehr Conscious-Rap hören oder sich mal damit auseinandersetzen, warum das auf diesem Album und ansonsten vor allem im Subgenre Gangsta-Rap[5] so ist. Dazu lohnt sich die Lektüre des Artikels «Die höchste Form von Gangster ist der Revolutionär» von Tommy Vercetti. Kurz: Tommy argumentiert, Rap leiste vor allem einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft, da eben gerade aufgezeigt werde, wie kaputt die Welt ist, und nicht, wie sie sein sollte. Wer Friede-Freude-Eierkuchen-Berieselung hören möchte, könne sich ja auch Helene Fischer reinziehen.

Das 2014 in Bern gegründete Hip-Hop-Kollektiv besteht aus den Mitgliedern Dubios, Iroas, Jahmool, Migo, MQ, Pit, Rapaze, Roumee, Sam, Sophie, Tarick One, Theo Äro, Tiggr, 200BPM und Tilt.

In Tracks wie dem «Wuetbürger-Riddim» präsentiert die Truppe nochmals eine geballte Ladung Ironie. Durch die sarkastischen Rollenwechsel wird aber genauso stark eine Message rübergebracht. Wir Hörer*innen beginnen automatisch unser eigenes Verhalten zu hinterfragen. Die Truppe rappt unter anderem davon, dass der Mensch ja kein Egoist sei, aber alles Grenzen habe. Grenzen sind in diesem Zusammenhang eine schöne Metapher für ganz viele Limitationen, denen wir ausgesetzt sind. Seien es die unzählig physischen Grenzen oder eben auch die psychischen, mit denen wir uns vor der Realität ‘schützen’, indem wir um uns selbst eine metaphorische Mauer aufbauen. Auch der «Wuetbürger-Riddim» sticht musikalisch mit seinem Beat heraus, der mehr mit Dancehall und Autotune gemeinsam hat, als mit klassischem Rap.

Alles oder Nix

Die Interpretation der Inspirationsquellen eines Kunstwerkes sind bekanntlich eine hochspekulative Angelegenheit. Aber das Schöne an Kunst ist ja, dass es verschiedene Wege gibt, ein Werk zu verstehen und nicht einfach den einen richtigen. Die Kernbotschaft auf dem Track «Verlore» erinnert nicht nur daran, wie zentral das Thema ‘Alles oder Nichts’ im Rap ist, sondern beispielsweise auch an das Label «Alles oder Nix Records» der Bonner Strassenrap-Legende Xatar. Für Xatar selbst war Musik die Möglichkeit, sich von seiner kriminellen Karriere zu verabschieden. Die Einstellung Alles oder Nichts, oder auch das themenverwandte Hip-Hop-Motto «making something out of nothing», war für diese Kultur immer wichtig. Darin können wir auch die Ideologie der Eigenverantwortung des Neoliberalismus wiedererkennen. Denn Rap ist der Sound der Generationen, die im neoliberalen Kapitalismus aufgewachsen sind. Ständig wird uns gesagt, wir seien selbst für unseren Erfolg oder unser Versagen verantwortlich. Dementsprechend findet sich im Rap auch oft die klassische «from rags to riches»-Erzählung wieder, also dass es hochemanzipatorisch sei, aus Nichts etwas zu machen. Praktisch alle Stars des internationalen Rap-Games kommen ursprünglich von ganz unten und sind Held*innen für ganze Generationen. Aber da diese «rags-to-riches-», respektive Tellerwäscher*innen-Biografien, nur einen individuellen Ausweg aus der Misere aufzeigen, bleibt die Perspektive auf kollektive Selbstbefreiung oftmals aus. Und in etwa das will die Chaostruppe wohl ausdrücken, wenn darauf hingewiesen wird, dass man sich mit Geld alles kaufen könne ausser eben die eigentliche Freiheit:

«Aues oder nüt (…) hie chasch aues choufe, aues usser d Freiheit»[6]

Es wäre aber verkehrt, Rapper*innen diese mangelnde Perspektive auf Emanzipation anzukreiden. Vielmehr sind es die asozialen Strukturen unserer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, die automatisch Einzelkämpfer*innen hervorbringen. Und ausserdem: Lernt zum Beispiel jemand Freestylen, ist das immer emanzipatorisch. Das Problem ist ja nur, dass es – genauso wie beim Profisport – nur die wenigsten schaffen, sich dadurch auch materiell selbst befreien zu können. Und genau deshalb braucht es eine radikale Umverteilung von Produktionsmitteln hin zu unserer Klasse.

Kunst machen und davon leben können? The struggle is real

Auf dem Titeltrack «Umverteilig» wird die Ökonomisierung von Musik aufs Korn genommen. Schliesslich befinden sich alle Musiker*innen, die nicht in erster Linie Berühmtheit und Geld wollen, in einem Dilemma: Bleiben sie unabhängig, können sie theoretisch machen, was sie wollen, aber es herrscht finanzielle Flaute. Möchten sie legitimerweise für ihre Kunst auch mal etwas Geld sehen, wird das eigene Schaffen rasch von Profitlogik gelenkt.[7] Was sich durch das ganze Album durchzieht, ist der ironische Umgang damit, dass über angeblich vorhandene Reichtümer gerappt wird, die in Wahrheit nur im Traum existieren. Damit bedient sich die Chaostruppe in einer weiteren Rap-Tradition; die Zurschaustellung von Luxus, der vielleicht gar nicht wirklich vorhanden ist.

Hier kannst du das Album “Umverteilig (zu üs)” als CD oder als Download kaufen.

Auch das hat mit der Sozialgeschichte dieser Kultur und einer spezifischen Einstellung zu tun. Diese lässt sich vielleicht wie folgt ausdrücken: Die bürgerliche Gesellschaft lebt uns Lohnabhängigen und somit auch 99 % aller Hip-Hopper*innen vor, dass es wichtig ist, möglichst ein grosses Haus, zwei Autos und eine private Altersvorsorge zu besitzen. Aber wie sollen wir das kaufen? Mit dem Geld, das wir für unsere Arbeitskraft nicht erhalten? Viele denken sich deshalb: «Fuck you all! Wisst ihr was? Luxus, das können wir auch. Und wenn’s nicht für den AMG im Eigenbesitz und die dritte Säule reicht, dann rappen wir halt über Autos und den Schuhkarton, den wir mit Bargeld füllen.»

Neben dem Anschneiden dieser fatalistischen Gangstarap-Einstellung wird die Truppe dann bei folgender Line klassenkämpferisch:

«Figg d’Burger- mir gründe d’Chaostruppegmeind»[8]

Die Berner Burgergemeinde ist ein feudales Überbleibsel, das mit den Zürcher Zünften oder den Zuger Kooperationen vergleichbar ist und parallel zur politischen Stadt Bern existiert. Es stellt also ein Symbol für Standesdünkel sowie elitäre und patriarchale Strukturen dar. Bezeichnenderweise tritt die Burgergemeinde Bern in der Öffentlichkeit heutzutage vorwiegend als Geldgeberin für Kultur und wohltätige Zwecke in Erscheinung. Sollen sich linke Künstler*innen also bei solchen Leuten anbiedern? Natürlich nicht! Dann wohl doch lieber seinen Brot-Job haben und sich irgendwie genug Zeit für Musik ermöglichen. Hoffen wir, dass innerhalb der Unterhaltungsindustrie zukünftig genauso radikal umverteilt wird, wie in allen anderen Wirtschaftssektoren.

Ein Gefängnis mit Tag-Stiften und Spraydosen

Durch seinen Beat hat der Song «Tuusig Farbe» vermutlich das Potential zum Club Banger zu werden.[9]Doch auch in diesem Lied steckt weit mehr als toller Sound zum Feiern. Unter anderem wird unsere Gesellschaft mit einem Gefängnis verglichen, das wir vielleicht ein wenig mit Spraydose und Tag-Stift verschönern, aber nicht einfach verlassen können. Weiter wird argumentiert, rappen sei eine Notwendigkeit: «I rap nid wüi wott, I rappe wüui muess.»[10] Betrachten wir Rap als Form von Aktivismus, leuchtet das ein. Schliesslich sind wir auch aus Notwendigkeit politisch aktiv und wollen mit Klassengegensätzen, Patriarchat und Rassismus brechen, weil wir dies als unabdingbar betrachten und nicht, weil wir gerade Lust auf ein cooles Hobby haben. Wir hoffen aber trotzdem durch diese aktivistische Arbeit eine Grundlage mitzugestalten, mit der wir irgendwann aus dem sinnbildlichen Gefängnis ausbrechen können.

Logo der Chaostruppe

Zu dieser Gefängnis-Metapher und der kaputten Struktur unserer Gesellschaft passt auch diese Line:

«Mi haub Fründeskreis isch es Chrankekasserisiko»[11].

In zweierlei Hinsicht drückt der Rap-Part, aus dem diese Aussage stammt, unsere gesellschaftlichen Probleme aus. Erstens: Viele Leute kommen nur mit Drogen klar; manche begehen in letzter Konsequenz sogar Suizid. Zweitens: Es ist völlig absurd, dass Menschen überhaupt ein Risiko für Krankenkassen darstellen können. Aber so ist das leider in einer profitorientieren Gesundheitsindustrie.

Bruch mit Zynismus als roter Faden

Im Gegensatz zum sonst fast durchwegs ironisch bis zynischen Ton der Texte, was angesichts des Zustandes unserer Welt nichts als verständlich ist, brechen die Songs «Las la guet si» und «Ufenang ufpasse» aus diesem Muster aus. «Las la guet si» ist ein Song, der Hoffnung gibt und die Hörer*innen in Revolutionssehnsucht schwelgen lässt. Mit «Ufenang ufpasse» wird auf dem ganzen Album am deutlichsten ein politischer Appell formuliert: Es ist besonders asozial und unmenschlich, jene Leute der puren Eigenverantwortung zu überlassen, die in irgendeiner Weise Unterstützung oder einfach nur ein bisschen sozialen Austausch brauchen. Und gewalttätige (sexualisierte) Übergriffe im öffentlichen Raum verlangen nach entschiedenem Einschreiten.

Katerstimmung und Desillusionierung

Der Track «Geils Läbe» beschreibt die Ernüchterung, mit der man nach einer durchzechten Nacht wieder in diese kalte Welt mit ihrer knallharten Realität zurückkehrt. Auf den Punkt, was diese «Arschloch-Figg-Wäut»[12] in vielerlei Hinsicht auszeichnet, bringt es die Aussage: «Was Droge? I stirbä are Überdosis Realität»[13]. Ausserdem wird argumentiert, dass es verständlich sei, sich lieber einem Drogen-Trip hinzugeben oder sich mit Fail-Videos zu amüsieren, als beispielsweise eine Doku über Kinderarbeit im Bergbau anzuschauen und sich dabei darüber klar zu werden, dass die in der Doku geschürften seltenen Erden das Funktionieren des eigenen Laptops überhaupt erst ermöglichen. Abschliessend folgt das Statement:

«Was fürne nice Wäut, bi avocado-topfit, wünsche mim Sohn e dicki Huut und mir chli meh Hoffnig»[14].

Unbedingt hören!

«Umverteilig (zu üs)» ist ein politisch hochrelevantes Album, das es schafft, viele Dinge umzusetzen, die wir als linke Rap-Fans erwarten: Coole Beats mit Potential zum Abgehen, inhaltliche Relevanz, die unsere eigenen Lebensrealitäten und die politischen Themen unseres Aktivismus durchaus ansprechen. Gleichzeitig kommen die Texte des Albums aber mehrheitlich ohne plumpes Dreschen immer gleicher linker Parolen aus. Deshalb hat die Chaostruppe die Schubladisierung «Polit-Rap» definitiv nicht verdient, sondern hat das Potential, Solidarität, Antikapitalismus und Wut auf die weltweite Ungleichheit auch Leuten näher zu bringen, die (noch) nicht jeden Samstag auf eine Demo rennen, aber genau wissen, wie der Jay-Z-Klassiker «Hard Knock Life»[15] gemeint ist. Das Album wirkt sehr durchdacht und wurde wohl in unzähligen Stunden und durchzechten Nächten mit viel Liebe zum Detail produziert. Der Aufwand hat sich auf jeden Fall gelohnt. Es sollte klar sein, was ab jetzt zur Heavy Rotation aller Rap-Fans da draussen gehören sollte.


[1]               «Die Revolution startet diesen Freitag, und wenn nicht ist, war es immerhin eine geile Zeit.» aus: Las la guet si

[2]               Es wirkt immer etwas hölzern, wenn man versucht Slang-Ausdrücke zu erklären. Wir machen es trotzdem, da wir gerade auch Leser*innen für Rap begeistern wollen, die sich (noch) nicht für das Genre interessieren. «Hood» leitet sich vom Englischen «Neighbourhood» (Nachbarschaft) ab. Rap erlangte zuerst in den USA und später weltweit Beachtung, da unter anderem die Lebenswelten der Marginalisierten und Prekarisierten dargestellt und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Insbesondere aus den USA hört man oft den Begriff «Ghetto», welcher die räumliche Segregation in verschiedene Wohngegenden, anhand einer Verschränkung von Klassen- und Ethnizitätsdimensionen, ausdrückt. Die Widersprüche und Dynamiken, die im globalen Kapitalismus Ungleichheit produzieren, sind in der Schweiz natürlich anders als beispielsweise in Los Angeles. Aber wir gehen davon aus, dass sie aufgrund ähnlicher Dynamiken entstehen, ohne durch einen Vergleich mit der privilegierten Schweiz die Zustände anderswo verharmlosen zu wollen. Doch man kann sich ja auch fragen, wer in Bern-Bümpliz und wer (noch) im Lorraine-Quartier wohnt.

[3]               «Ich bin nicht abgehoben wegen meiner Goldkette. Ich bleib’ am Boden wegen meiner Goldkette.» aus: Gold Chain

[4]               «Wir haben viel gekämpft, es hat nie gereicht, fick die Welt.» aus: F.T.W.

[5]               Wir verzichten hier auf ein Urteil, zu welchem Subgenre das Album «Umverteilig (zu üs)» gehören könnte.

[6]               «Alles oder Nichts (…) hier kannst du alles kaufen, alles ausser der Freiheit.» aus: Verlore

[7]               In der Schweiz sprechen wir auch bei sehr berühmten Rap-Acts von beschämend kleinen Beträgen. Siehe dazu: Lyrics Magazin: So viel verdienen Schweizer Rapper

[8]               «Fick die Burger- wir gründen die Chaostruppen-Gemeinde» aus: Umverteilig

[9]               Anmerkung von Paula: «Uh, wie kannst du das im Kontrast zu «Umverteilig» sagen? Der wird der Club Song!» Antwort von Theo: «Schreiben wir doch einfach, dass wir uns deswegen fast geprügelt hätten ;-)»

[10]             «Ich rappe nicht, weil ich will. Ich rappe, weil ich muss.» aus: Tuusig Farbe

[11]             «Mein halber Freundeskreis ist ein Krankenkassenrisiko.» aus: Verlore

[12]             «Arschloch-Fick-Welt» aus: Geils Läbe

[13]             «Was Drogen? Ich sterbe an einer Überdosis Realität.» aus: Geils Läbe

[14]             «Was für eine nice Welt, bin avocado-topfit, wünsche meinem Sohn eine dicke Haut und mir selbst etwas mehr Hoffnung.» aus: Geils Läbe

[15]             Sinngemäss übersetzt: «Es ist ein hartes Leben». Song über das Leben in Brooklyn, New York.

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3 Kommentare

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